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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831.

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dem ziemlich galant war, von der bewiesenen Liebe
so gerührt, daß sie, nach der völligen Herstellung ih-
res desperaten Liebhabers, nicht länger grausam zu
bleiben vermochte, und ihm endlich ein belohnendes
Rendez-vous verhieß. Ich weiß nicht, wie ein teuflischer
Schadenfroh unter seinen Kameraden davon Kunde
bekam, und dem armen S ..., über dessen Todtste-
chen, so ernstlich es war, man doch nur gelacht hatte,
den abscheulichen Streich spielte, ihm einige Stunden
vor der bestimmten Zeit eine starkwirkende Medizin
beizubringen. Man kann sich den burlesken Erfolg
denken; indessen bekam er dem Spaßmacher doch übel.
S. tödtete ihn im Duell zwei Tage darauf, mußte
den S .... schen Dienst verlassen, und hat nun, wie
ich höre, unter Alexanders Fahnen sich ein besseres
Loos erkämpft. Gern hätte ich den drolligen Kauz
wieder gesehen, dessen Leidenschaften nun wohl auch
gleich seiner angebornen Possierlichkeit minder her-
vorstechend geworden seyn mögen!



Ich habe mich endlich aufgemacht, und die Stadt
mit L .... verlassen, der mich einige Tage begleiten
will, worauf ich allein weiter in's Land hineinreisen
werde. Der erste Ruhepunkt ist ein reizender Gast-
hof in der Nähe von Windsor, der der Villa eines
Vornehmen gleicht. Die lieblichste Veranda mit Ro-
sen und allen möglichen rankenden Pflanzen, so wie
mit Hunderten von Blumentöpfen geschmückt, nimmt

dem ziemlich galant war, von der bewieſenen Liebe
ſo gerührt, daß ſie, nach der völligen Herſtellung ih-
res desperaten Liebhabers, nicht länger grauſam zu
bleiben vermochte, und ihm endlich ein belohnendes
Rendez-vous verhieß. Ich weiß nicht, wie ein teufliſcher
Schadenfroh unter ſeinen Kameraden davon Kunde
bekam, und dem armen S …, über deſſen Todtſte-
chen, ſo ernſtlich es war, man doch nur gelacht hatte,
den abſcheulichen Streich ſpielte, ihm einige Stunden
vor der beſtimmten Zeit eine ſtarkwirkende Medizin
beizubringen. Man kann ſich den burlesken Erfolg
denken; indeſſen bekam er dem Spaßmacher doch übel.
S. tödtete ihn im Duell zwei Tage darauf, mußte
den S .... ſchen Dienſt verlaſſen, und hat nun, wie
ich höre, unter Alexanders Fahnen ſich ein beſſeres
Loos erkämpft. Gern hätte ich den drolligen Kauz
wieder geſehen, deſſen Leidenſchaften nun wohl auch
gleich ſeiner angebornen Poſſierlichkeit minder her-
vorſtechend geworden ſeyn mögen!



Ich habe mich endlich aufgemacht, und die Stadt
mit L .... verlaſſen, der mich einige Tage begleiten
will, worauf ich allein weiter in’s Land hineinreiſen
werde. Der erſte Ruhepunkt iſt ein reizender Gaſt-
hof in der Nähe von Windſor, der der Villa eines
Vornehmen gleicht. Die lieblichſte Veranda mit Ro-
ſen und allen möglichen rankenden Pflanzen, ſo wie
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[142/0158] dem ziemlich galant war, von der bewieſenen Liebe ſo gerührt, daß ſie, nach der völligen Herſtellung ih- res desperaten Liebhabers, nicht länger grauſam zu bleiben vermochte, und ihm endlich ein belohnendes Rendez-vous verhieß. Ich weiß nicht, wie ein teufliſcher Schadenfroh unter ſeinen Kameraden davon Kunde bekam, und dem armen S …, über deſſen Todtſte- chen, ſo ernſtlich es war, man doch nur gelacht hatte, den abſcheulichen Streich ſpielte, ihm einige Stunden vor der beſtimmten Zeit eine ſtarkwirkende Medizin beizubringen. Man kann ſich den burlesken Erfolg denken; indeſſen bekam er dem Spaßmacher doch übel. S. tödtete ihn im Duell zwei Tage darauf, mußte den S .... ſchen Dienſt verlaſſen, und hat nun, wie ich höre, unter Alexanders Fahnen ſich ein beſſeres Loos erkämpft. Gern hätte ich den drolligen Kauz wieder geſehen, deſſen Leidenſchaften nun wohl auch gleich ſeiner angebornen Poſſierlichkeit minder her- vorſtechend geworden ſeyn mögen! Salthill, den 25ſten. Ich habe mich endlich aufgemacht, und die Stadt mit L .... verlaſſen, der mich einige Tage begleiten will, worauf ich allein weiter in’s Land hineinreiſen werde. Der erſte Ruhepunkt iſt ein reizender Gaſt- hof in der Nähe von Windſor, der der Villa eines Vornehmen gleicht. Die lieblichſte Veranda mit Ro- ſen und allen möglichen rankenden Pflanzen, ſo wie mit Hunderten von Blumentöpfen geſchmückt, nimmt

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/158>, abgerufen am 23.11.2024.