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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831.

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es auch nur, wo man unschuldig, oder aus Liebe zu
einem Andern leidet. Du meine, theure Julie, haft
kaum andere Leiden gekannt, ich aber darf nicht so
stolz von mir sprechen.



Haymarket-Theater ist jetzt mit sehr guten Schau-
spielern besetzt, und das Rendezvous aller, nach be-
endigter Season vacant gewordener gai Ladies. Ich
saß gestern in meiner Loge, ganz aufmerksam auf
das Stück, als sich plötzlich der allerniedlichste Fuß,
in einen netten Schuh und perlfarbnen seidnen Strumpf
gehüllt, auf den Stuhl neben mir aufstützte. Ich sah
mich um, und ein paar prächtige braune Augen lä-
chelten mich schalkhaft aus einem Philinengesichte an,
das ein großer italienischer Strohhut halb verdeckte,
während ein ganz einfaches, sehr weißes Kleid, von
einem ponceaurothen Bande unter der züchtig ver-
deckten Brust zusammengehalten, den ganzen Putz
der kleinen Person ausmachte, welche kaum 18 Som-
mer zu zählen schien.

Alle Dandies, und auch viele junge Leute in der
großen Welt, die dies eben nicht sind, pflegen hier
Maitressen zu halten, denen sie ein eignes Haus
miethen, sie darin einrichten, und ihre müßigen Au-
genblicke dort zubringen, ganz wie ehemals die pe-
tites maisons
in Frankreich. Sie kommen bald auf

es auch nur, wo man unſchuldig, oder aus Liebe zu
einem Andern leidet. Du meine, theure Julie, haft
kaum andere Leiden gekannt, ich aber darf nicht ſo
ſtolz von mir ſprechen.



Haymarket-Theater iſt jetzt mit ſehr guten Schau-
ſpielern beſetzt, und das Rendezvous aller, nach be-
endigter Seaſon vacant gewordener gai Ladies. Ich
ſaß geſtern in meiner Loge, ganz aufmerkſam auf
das Stück, als ſich plötzlich der allerniedlichſte Fuß,
in einen netten Schuh und perlfarbnen ſeidnen Strumpf
gehüllt, auf den Stuhl neben mir aufſtützte. Ich ſah
mich um, und ein paar prächtige braune Augen lä-
chelten mich ſchalkhaft aus einem Philinengeſichte an,
das ein großer italieniſcher Strohhut halb verdeckte,
während ein ganz einfaches, ſehr weißes Kleid, von
einem ponceaurothen Bande unter der züchtig ver-
deckten Bruſt zuſammengehalten, den ganzen Putz
der kleinen Perſon ausmachte, welche kaum 18 Som-
mer zu zählen ſchien.

Alle Dandies, und auch viele junge Leute in der
großen Welt, die dies eben nicht ſind, pflegen hier
Maitreſſen zu halten, denen ſie ein eignes Haus
miethen, ſie darin einrichten, und ihre müßigen Au-
genblicke dort zubringen, ganz wie ehemals die pe-
tites maisons
in Frankreich. Sie kommen bald auf

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[105/0121] es auch nur, wo man unſchuldig, oder aus Liebe zu einem Andern leidet. Du meine, theure Julie, haft kaum andere Leiden gekannt, ich aber darf nicht ſo ſtolz von mir ſprechen. Den 23ſten. Haymarket-Theater iſt jetzt mit ſehr guten Schau- ſpielern beſetzt, und das Rendezvous aller, nach be- endigter Seaſon vacant gewordener gai Ladies. Ich ſaß geſtern in meiner Loge, ganz aufmerkſam auf das Stück, als ſich plötzlich der allerniedlichſte Fuß, in einen netten Schuh und perlfarbnen ſeidnen Strumpf gehüllt, auf den Stuhl neben mir aufſtützte. Ich ſah mich um, und ein paar prächtige braune Augen lä- chelten mich ſchalkhaft aus einem Philinengeſichte an, das ein großer italieniſcher Strohhut halb verdeckte, während ein ganz einfaches, ſehr weißes Kleid, von einem ponceaurothen Bande unter der züchtig ver- deckten Bruſt zuſammengehalten, den ganzen Putz der kleinen Perſon ausmachte, welche kaum 18 Som- mer zu zählen ſchien. Alle Dandies, und auch viele junge Leute in der großen Welt, die dies eben nicht ſind, pflegen hier Maitreſſen zu halten, denen ſie ein eignes Haus miethen, ſie darin einrichten, und ihre müßigen Au- genblicke dort zubringen, ganz wie ehemals die pe- tites maisons in Frankreich. Sie kommen bald auf

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/121>, abgerufen am 23.11.2024.