und die geschäftige Menge eilt auf dem Quai rastlos durcheinander, dessen Rand mit himmelhohen Rüstern geschmückt ist, die wahrscheinlich schon zu Erasmus Zeiten hier gepflanzt wurden. Nach einem kleinen Spaziergang unter diesen Bäumen nahm ich eine gute Mahlzeit ein, und schrieb dann an diesem ellen- langen Brief, der leider mehr Porto kosten wird, als er werth ist. Mit meiner Gesundheit geht es immer noch nicht ganz nach Wunsch, obgleich von Tag zu Tage besser. Vielleicht kurirt mich völlig das Meer, und einige Gläser Seewasser, welches ich zu mir neh- men werde, sobald ich auf seinen Wellen schaukele.
Den 26sten.
Die Lebensart nähert sich hier den englischen Sit- ten. Man steht spät auf, ißt an table d'hote um 4 Uhr, und trinkt Abends Thee. Uebrigens ist für Fremde in der großen Stadt wenig Abwechselung vor- handen, da sich nicht einmal ein stehendes Theater hier befindet. Nur zuweilen geben die Schauspieler vom Haag einige Vorstellungen in einem schlechten Lokal. Alles scheint mit dem Handel beschäftigt, und findet seine Erholung nachher, sehr angemessen, nur in häuslichen Freuden, an denen aber ein blos Durch- reisender freilich keinen Theil nehmen kann. Um ei- niges englische Geld einzuwechseln, ging ich in das Comtoir eines jüdischen Banquiers, der sich, ohnge-
und die geſchäftige Menge eilt auf dem Quai raſtlos durcheinander, deſſen Rand mit himmelhohen Rüſtern geſchmückt iſt, die wahrſcheinlich ſchon zu Erasmus Zeiten hier gepflanzt wurden. Nach einem kleinen Spaziergang unter dieſen Bäumen nahm ich eine gute Mahlzeit ein, und ſchrieb dann an dieſem ellen- langen Brief, der leider mehr Porto koſten wird, als er werth iſt. Mit meiner Geſundheit geht es immer noch nicht ganz nach Wunſch, obgleich von Tag zu Tage beſſer. Vielleicht kurirt mich völlig das Meer, und einige Gläſer Seewaſſer, welches ich zu mir neh- men werde, ſobald ich auf ſeinen Wellen ſchaukele.
Den 26ſten.
Die Lebensart nähert ſich hier den engliſchen Sit- ten. Man ſteht ſpät auf, ißt an table d’hôte um 4 Uhr, und trinkt Abends Thee. Uebrigens iſt für Fremde in der großen Stadt wenig Abwechſelung vor- handen, da ſich nicht einmal ein ſtehendes Theater hier befindet. Nur zuweilen geben die Schauſpieler vom Haag einige Vorſtellungen in einem ſchlechten Lokal. Alles ſcheint mit dem Handel beſchäftigt, und findet ſeine Erholung nachher, ſehr angemeſſen, nur in häuslichen Freuden, an denen aber ein blos Durch- reiſender freilich keinen Theil nehmen kann. Um ei- niges engliſche Geld einzuwechſeln, ging ich in das Comtoir eines jüdiſchen Banquiers, der ſich, ohnge-
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und die geſchäftige Menge eilt auf dem Quai raſtlos
durcheinander, deſſen Rand mit himmelhohen Rüſtern
geſchmückt iſt, die wahrſcheinlich ſchon zu Erasmus
Zeiten hier gepflanzt wurden. Nach einem kleinen
Spaziergang unter dieſen Bäumen nahm ich eine
gute Mahlzeit ein, und ſchrieb dann an dieſem ellen-
langen Brief, der leider mehr Porto koſten wird, als
er werth iſt. Mit meiner Geſundheit geht es immer
noch nicht ganz nach Wunſch, obgleich von Tag zu
Tage beſſer. Vielleicht kurirt mich völlig das Meer,
und einige Gläſer Seewaſſer, welches ich zu mir neh-
men werde, ſobald ich auf ſeinen Wellen ſchaukele.
Den 26ſten.
Die Lebensart nähert ſich hier den engliſchen Sit-
ten. Man ſteht ſpät auf, ißt an table d’hôte um
4 Uhr, und trinkt Abends Thee. Uebrigens iſt für
Fremde in der großen Stadt wenig Abwechſelung vor-
handen, da ſich nicht einmal ein ſtehendes Theater
hier befindet. Nur zuweilen geben die Schauſpieler
vom Haag einige Vorſtellungen in einem ſchlechten
Lokal. Alles ſcheint mit dem Handel beſchäftigt, und
findet ſeine Erholung nachher, ſehr angemeſſen, nur
in häuslichen Freuden, an denen aber ein blos Durch-
reiſender freilich keinen Theil nehmen kann. Um ei-
niges engliſche Geld einzuwechſeln, ging ich in das
Comtoir eines jüdiſchen Banquiers, der ſich, ohnge-
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/74>, abgerufen am 21.11.2024.
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