Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831.

Bild:
<< vorherige Seite

Zwölfter Brief.

Geliebteste!

Ich habe gestern die 60 Meilen hierher sehr schnell,
und in der angenehmsten Trägheit, ohne nur aufzu-
blicken, zurückgelegt, denn man muß auch manchmal
wie ein vornehmer Engländer reisen.

Es scheint hier eine bessere Temperatur als in dem
übrigen Nebellande zu herrschen, der glänzendste Son-
nenschein weckte mich wenigstens heute früh schon um
9 Uhr.

Bald darauf gieng ich aus, zuvörderst auf die Ma-
rineparade, die sich weit dem Meere entlang erstreckt,
machte dann eine Tour durch die große reinliche und
sehr heitere Stadt, die mit ihren breiten Straßen den
neuesten Quartieren Londons ähnlich ist, und schloß
mit Visiten bei verschiedenen Londner Bekannten.
Nachher ritt ich spazieren, denn meine Pferde wurden
bei Zeiten vorausgeschickt. Vergebens sah ich mich
dabei nach einem Baum um. Die Gegend ist voll-


Zwoͤlfter Brief.

Geliebteſte!

Ich habe geſtern die 60 Meilen hierher ſehr ſchnell,
und in der angenehmſten Trägheit, ohne nur aufzu-
blicken, zurückgelegt, denn man muß auch manchmal
wie ein vornehmer Engländer reiſen.

Es ſcheint hier eine beſſere Temperatur als in dem
übrigen Nebellande zu herrſchen, der glänzendſte Son-
nenſchein weckte mich wenigſtens heute früh ſchon um
9 Uhr.

Bald darauf gieng ich aus, zuvörderſt auf die Ma-
rineparade, die ſich weit dem Meere entlang erſtreckt,
machte dann eine Tour durch die große reinliche und
ſehr heitere Stadt, die mit ihren breiten Straßen den
neueſten Quartieren Londons ähnlich iſt, und ſchloß
mit Viſiten bei verſchiedenen Londner Bekannten.
Nachher ritt ich ſpazieren, denn meine Pferde wurden
bei Zeiten vorausgeſchickt. Vergebens ſah ich mich
dabei nach einem Baum um. Die Gegend iſt voll-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0393" n="[347]"/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Zwo&#x0364;lfter Brief</hi>.</hi> </head><lb/>
        <div n="2">
          <opener>
            <dateline> <hi rendition="#et">Brighton, den 7ten Februar 1827.</hi> </dateline><lb/>
            <salute>Geliebte&#x017F;te!</salute>
          </opener><lb/>
          <p>Ich habe ge&#x017F;tern die 60 Meilen hierher &#x017F;ehr &#x017F;chnell,<lb/>
und in der angenehm&#x017F;ten Trägheit, ohne nur aufzu-<lb/>
blicken, zurückgelegt, denn man muß auch manchmal<lb/>
wie ein vornehmer Engländer rei&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>Es &#x017F;cheint hier eine be&#x017F;&#x017F;ere Temperatur als in dem<lb/>
übrigen Nebellande zu herr&#x017F;chen, der glänzend&#x017F;te Son-<lb/>
nen&#x017F;chein weckte mich wenig&#x017F;tens heute früh &#x017F;chon um<lb/>
9 Uhr.</p><lb/>
          <p>Bald darauf gieng ich aus, zuvörder&#x017F;t auf die Ma-<lb/>
rineparade, die &#x017F;ich weit dem Meere entlang er&#x017F;treckt,<lb/>
machte dann eine Tour durch die große reinliche und<lb/>
&#x017F;ehr heitere Stadt, die mit ihren breiten Straßen den<lb/>
neue&#x017F;ten Quartieren Londons ähnlich i&#x017F;t, und &#x017F;chloß<lb/>
mit Vi&#x017F;iten bei ver&#x017F;chiedenen Londner Bekannten.<lb/>
Nachher ritt ich &#x017F;pazieren, denn meine Pferde wurden<lb/>
bei Zeiten vorausge&#x017F;chickt. Vergebens &#x017F;ah ich mich<lb/>
dabei nach einem Baum um. Die Gegend i&#x017F;t voll-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[347]/0393] Zwoͤlfter Brief. Brighton, den 7ten Februar 1827. Geliebteſte! Ich habe geſtern die 60 Meilen hierher ſehr ſchnell, und in der angenehmſten Trägheit, ohne nur aufzu- blicken, zurückgelegt, denn man muß auch manchmal wie ein vornehmer Engländer reiſen. Es ſcheint hier eine beſſere Temperatur als in dem übrigen Nebellande zu herrſchen, der glänzendſte Son- nenſchein weckte mich wenigſtens heute früh ſchon um 9 Uhr. Bald darauf gieng ich aus, zuvörderſt auf die Ma- rineparade, die ſich weit dem Meere entlang erſtreckt, machte dann eine Tour durch die große reinliche und ſehr heitere Stadt, die mit ihren breiten Straßen den neueſten Quartieren Londons ähnlich iſt, und ſchloß mit Viſiten bei verſchiedenen Londner Bekannten. Nachher ritt ich ſpazieren, denn meine Pferde wurden bei Zeiten vorausgeſchickt. Vergebens ſah ich mich dabei nach einem Baum um. Die Gegend iſt voll-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/393
Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. [347]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/393>, abgerufen am 21.11.2024.