wieder auslösche, und der verirrten Seele von neuem das weiße Blatt zum glücklicheren Versuche darbiete. Wer aber hier schon das Heilige darauf geschrie- ben, dem wird wohl eine weitere seeligere Aufgabe werden! Die liebende Gerechtigkeit straft nicht wie der schwache Mensch, aber sie kann nur da belohnen, wo Lohn verdient, wo er als nöthige Folge des Ver- gangenen errungen wird. Darum vergrabt Euer Pfund nicht. Amen!
Den 24sten.
Es ist wieder recht kalt geworden, und das Kamin "wo Tag und Nacht die Kohle brennt" leider unzu- länglich eine warme Stube hervorzubringen, wie sie unsre zwar häßlichen, aber mir doch heute sehr zweck- mäßig vorkommenden Oefen gewähren.
Um das Blut in Umlauf zu bringen, reite ich desto fleißiger aus, und besah heute bei der Rückkunft, ei- nes der vielen hier aufgestellten Cosmoramas, die allerdings eine ganz angenehme Reise auf dem Zim- mer, wie man es in V. nennt, gewähren. So gab mir das Innere der Cathedrale von Rheims nebst der Krönungs-Darstellung der Krönung Carl des X. gewiß hier einen bequemern Anblick derselben, als er in dem Gedränge der Kirche selbst statt gefunden ha- ben mag. Aber welches geschmacklose Costume vom Könige bis zum letzten Hofmanne! Neues und Altes
wieder auslöſche, und der verirrten Seele von neuem das weiße Blatt zum glücklicheren Verſuche darbiete. Wer aber hier ſchon das Heilige darauf geſchrie- ben, dem wird wohl eine weitere ſeeligere Aufgabe werden! Die liebende Gerechtigkeit ſtraft nicht wie der ſchwache Menſch, aber ſie kann nur da belohnen, wo Lohn verdient, wo er als nöthige Folge des Ver- gangenen errungen wird. Darum vergrabt Euer Pfund nicht. Amen!
Den 24ſten.
Es iſt wieder recht kalt geworden, und das Kamin „wo Tag und Nacht die Kohle brennt“ leider unzu- länglich eine warme Stube hervorzubringen, wie ſie unſre zwar häßlichen, aber mir doch heute ſehr zweck- mäßig vorkommenden Oefen gewähren.
Um das Blut in Umlauf zu bringen, reite ich deſto fleißiger aus, und beſah heute bei der Rückkunft, ei- nes der vielen hier aufgeſtellten Cosmoramas, die allerdings eine ganz angenehme Reiſe auf dem Zim- mer, wie man es in V. nennt, gewähren. So gab mir das Innere der Cathedrale von Rheims nebſt der Krönungs-Darſtellung der Krönung Carl des X. gewiß hier einen bequemern Anblick derſelben, als er in dem Gedränge der Kirche ſelbſt ſtatt gefunden ha- ben mag. Aber welches geſchmackloſe Coſtume vom Könige bis zum letzten Hofmanne! Neues und Altes
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wieder auslöſche, und der verirrten Seele von neuem
das weiße Blatt zum glücklicheren Verſuche darbiete.
Wer aber hier ſchon das Heilige darauf geſchrie-
ben, dem wird wohl eine weitere ſeeligere Aufgabe
werden! Die liebende Gerechtigkeit ſtraft nicht wie
der ſchwache Menſch, aber ſie kann nur da belohnen,
wo Lohn verdient, wo er als nöthige Folge des Ver-
gangenen errungen wird. Darum vergrabt Euer
Pfund nicht. Amen!
Den 24ſten.
Es iſt wieder recht kalt geworden, und das Kamin
„wo Tag und Nacht die Kohle brennt“ leider unzu-
länglich eine warme Stube hervorzubringen, wie ſie
unſre zwar häßlichen, aber mir doch heute ſehr zweck-
mäßig vorkommenden Oefen gewähren.
Um das Blut in Umlauf zu bringen, reite ich deſto
fleißiger aus, und beſah heute bei der Rückkunft, ei-
nes der vielen hier aufgeſtellten Cosmoramas, die
allerdings eine ganz angenehme Reiſe auf dem Zim-
mer, wie man es in V. nennt, gewähren. So gab
mir das Innere der Cathedrale von Rheims nebſt
der Krönungs-Darſtellung der Krönung Carl des X.
gewiß hier einen bequemern Anblick derſelben, als er
in dem Gedränge der Kirche ſelbſt ſtatt gefunden ha-
ben mag. Aber welches geſchmackloſe Coſtume vom
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/377>, abgerufen am 22.12.2024.
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