Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831.

Bild:
<< vorherige Seite

Achter Brief.


Liebe Getreue!

Heute früh ging es endlich fort, leider bei schlechtem,
regnigtem Wetter. Zehn Meilen von London began-
nen wir schon, in dem freundlichen Flecken Stran-
more, unser Geschäft mit Besichtigung zweier Villen
und eines größern Parks. Die erste Villa war durch-
gängig im gothisch-ländlichen Styl, mit spitzen
verzierten Ziegeldächern, aufgebaut, ein genre, worin
die englischen Architekten sehr glücklich, und ich möchte
sagen, gemüthlich sind. Auch das Innere war aller-
liebst in demselben Styl durchgeführt, und doch höchst
wohnlich und einladend. Selbst die Thüren in den
Mauern, welche den Küchengarten umschließen, hat-
ten oben bunte alte Fenster, die im blühenden Ge-
büsch sich überraschend abzeichneten. Der kleine Blu-


Achter Brief.


Liebe Getreue!

Heute früh ging es endlich fort, leider bei ſchlechtem,
regnigtem Wetter. Zehn Meilen von London began-
nen wir ſchon, in dem freundlichen Flecken Stran-
more, unſer Geſchäft mit Beſichtigung zweier Villen
und eines größern Parks. Die erſte Villa war durch-
gängig im gothiſch-ländlichen Styl, mit ſpitzen
verzierten Ziegeldächern, aufgebaut, ein genre, worin
die engliſchen Architekten ſehr glücklich, und ich möchte
ſagen, gemüthlich ſind. Auch das Innere war aller-
liebſt in demſelben Styl durchgeführt, und doch höchſt
wohnlich und einladend. Selbſt die Thüren in den
Mauern, welche den Küchengarten umſchließen, hat-
ten oben bunte alte Fenſter, die im blühenden Ge-
büſch ſich überraſchend abzeichneten. Der kleine Blu-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0248" n="[204]"/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Achter Brief</hi>.</hi> </head><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <opener>
            <dateline> <hi rendition="#et">Watford, den 25. Dez. 1826.</hi> </dateline><lb/>
            <salute>Liebe Getreue!</salute>
          </opener><lb/>
          <p>Heute früh ging es endlich fort, leider bei &#x017F;chlechtem,<lb/>
regnigtem Wetter. Zehn Meilen von London began-<lb/>
nen wir &#x017F;chon, in dem freundlichen Flecken Stran-<lb/>
more, un&#x017F;er Ge&#x017F;chäft mit Be&#x017F;ichtigung zweier Villen<lb/>
und eines größern Parks. Die er&#x017F;te Villa war durch-<lb/>
gängig im gothi&#x017F;ch-<hi rendition="#g">ländlichen</hi> Styl, mit &#x017F;pitzen<lb/>
verzierten Ziegeldächern, aufgebaut, ein <hi rendition="#aq">genre,</hi> worin<lb/>
die engli&#x017F;chen Architekten &#x017F;ehr glücklich, und ich möchte<lb/>
&#x017F;agen, gemüthlich &#x017F;ind. Auch das Innere war aller-<lb/>
lieb&#x017F;t in dem&#x017F;elben Styl durchgeführt, und doch höch&#x017F;t<lb/>
wohnlich und einladend. Selb&#x017F;t die Thüren in den<lb/>
Mauern, welche den Küchengarten um&#x017F;chließen, hat-<lb/>
ten oben bunte alte Fen&#x017F;ter, die im blühenden Ge-<lb/>&#x017F;ch &#x017F;ich überra&#x017F;chend abzeichneten. Der kleine Blu-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[204]/0248] Achter Brief. Watford, den 25. Dez. 1826. Liebe Getreue! Heute früh ging es endlich fort, leider bei ſchlechtem, regnigtem Wetter. Zehn Meilen von London began- nen wir ſchon, in dem freundlichen Flecken Stran- more, unſer Geſchäft mit Beſichtigung zweier Villen und eines größern Parks. Die erſte Villa war durch- gängig im gothiſch-ländlichen Styl, mit ſpitzen verzierten Ziegeldächern, aufgebaut, ein genre, worin die engliſchen Architekten ſehr glücklich, und ich möchte ſagen, gemüthlich ſind. Auch das Innere war aller- liebſt in demſelben Styl durchgeführt, und doch höchſt wohnlich und einladend. Selbſt die Thüren in den Mauern, welche den Küchengarten umſchließen, hat- ten oben bunte alte Fenſter, die im blühenden Ge- büſch ſich überraſchend abzeichneten. Der kleine Blu-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/248
Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. [204]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/248>, abgerufen am 13.11.2024.