Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831.dieser tölpische Lord, würde gewiß keinem gebildeten Den 21sten. Ich besuchte gestern früh L . . . . ., um Deine *) Laß mich hier ein für allemal bemerken, daß wer England
nur nach seinem Aufenthalte daselbst im Jahre 1813 beur- theilt, sich ganz darüber irren muß, denn damals war eine Epoche des Enthusiasmus, eine gränzenlose Freude der ganzen Nation von ihrem gefährlichsten Feinde durch uns befreit worden zu seyn, die sie zum ersten, und viel- leicht letztenmale allgemein liebenswürdig machte. dieſer tölpiſche Lord, würde gewiß keinem gebildeten Den 21ſten. Ich beſuchte geſtern früh L . . . . ., um Deine *) Laß mich hier ein fuͤr allemal bemerken, daß wer England
nur nach ſeinem Aufenthalte daſelbſt im Jahre 1813 beur- theilt, ſich ganz daruͤber irren muß, denn damals war eine Epoche des Enthuſiasmus, eine graͤnzenloſe Freude der ganzen Nation von ihrem gefaͤhrlichſten Feinde durch uns befreit worden zu ſeyn, die ſie zum erſten, und viel- leicht letztenmale allgemein liebenswuͤrdig machte. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0159" n="119"/> dieſer tölpiſche Lord, würde gewiß keinem gebildeten<lb/> Mann auf dem ganzen Kontinent möglich ſeyn. <note place="foot" n="*)">Laß mich hier ein fuͤr allemal bemerken, daß wer England<lb/> nur nach ſeinem Aufenthalte daſelbſt im Jahre 1813 beur-<lb/> theilt, ſich ganz daruͤber irren muß, denn damals war<lb/> eine Epoche des Enthuſiasmus, eine graͤnzenloſe Freude<lb/> der ganzen Nation von ihrem gefaͤhrlichſten Feinde durch<lb/> uns befreit worden zu ſeyn, die ſie zum erſten, und viel-<lb/> leicht letztenmale allgemein liebenswuͤrdig machte.</note></p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <opener> <dateline> <hi rendition="#et">Den 21ſten.</hi> </dateline> </opener><lb/> <p>Ich beſuchte geſtern früh L . . . . ., um Deine<lb/> Kommiſſion zu beſorgen, fand ihn jedoch nicht zu<lb/> Haus, ſtatt ſeiner aber zu meiner großen Freude ei-<lb/> nen Brief von Dir, den ich ſo ungeduldig zu leſen<lb/> war, daß ich gleich in ſeiner Stube blieb, um ihn<lb/> zwei bis dreimal emſig durchzuforſchen. Deine Liebe,<lb/> die mir ſo viel wie möglich alles Unangenehme zu er-<lb/> ſparen ſucht, und mich nur von dem unterhält, was<lb/> ich gern höre, erkenne ich gar dankbar, dennoch mußt<lb/> Du mich nicht mehr ſchonen, als Du ohne Gefahr<lb/> für die Geſchäfte thunlich glaubſt. Du machſt übri-<lb/> gens eine weit beſſere Schilderung vom Inhalt mei-<lb/> ner Briefe, als dieſe ſelbſt darzubieten im Stande<lb/> ſind, und es iſt ein ſehr liebenswürdiger Fehler von<lb/> Dir, mich ſo artig zu überſchätzen. Liebe malt mit<lb/> Zauberfarben das Geringſte herrlich, aber wohl mag<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [119/0159]
dieſer tölpiſche Lord, würde gewiß keinem gebildeten
Mann auf dem ganzen Kontinent möglich ſeyn. *)
Den 21ſten.
Ich beſuchte geſtern früh L . . . . ., um Deine
Kommiſſion zu beſorgen, fand ihn jedoch nicht zu
Haus, ſtatt ſeiner aber zu meiner großen Freude ei-
nen Brief von Dir, den ich ſo ungeduldig zu leſen
war, daß ich gleich in ſeiner Stube blieb, um ihn
zwei bis dreimal emſig durchzuforſchen. Deine Liebe,
die mir ſo viel wie möglich alles Unangenehme zu er-
ſparen ſucht, und mich nur von dem unterhält, was
ich gern höre, erkenne ich gar dankbar, dennoch mußt
Du mich nicht mehr ſchonen, als Du ohne Gefahr
für die Geſchäfte thunlich glaubſt. Du machſt übri-
gens eine weit beſſere Schilderung vom Inhalt mei-
ner Briefe, als dieſe ſelbſt darzubieten im Stande
ſind, und es iſt ein ſehr liebenswürdiger Fehler von
Dir, mich ſo artig zu überſchätzen. Liebe malt mit
Zauberfarben das Geringſte herrlich, aber wohl mag
*) Laß mich hier ein fuͤr allemal bemerken, daß wer England
nur nach ſeinem Aufenthalte daſelbſt im Jahre 1813 beur-
theilt, ſich ganz daruͤber irren muß, denn damals war
eine Epoche des Enthuſiasmus, eine graͤnzenloſe Freude
der ganzen Nation von ihrem gefaͤhrlichſten Feinde durch
uns befreit worden zu ſeyn, die ſie zum erſten, und viel-
leicht letztenmale allgemein liebenswuͤrdig machte.
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