könnte wohl die Folge davon seyn. Gewiß ist es, und ich schrieb Dir es bereits von London, daß die- ser Prinz Napoleon auffallend gleicht.
Den 13ten.
Die Gaite kam bei meiner heutigen Theater-In- spection an die Reihe, und ich wage zu bekennen: daß ich mich sehr gut dort unterhielt. Diese kleinen Melodramen- und Possen-Theater sind jetzt, die Franzosen mögen noch so vornehm dagegen thun, doch ihre eigentlichen National-Bühnen, welche sogar an dem so auffallenden Uebergang des Publikums zur Romantik nicht ganz unschuldig seyn mögen -- denn die Menschen waren der magern Kost herz- lich müde geworden, des ...... pathos tragique. Qui long tems ennuya en termes magnifiques.
Neulich als ich Dir den Theaterbericht des einen Abends schuldig blieb, geschah es deswegen, weil ich mich im theatre francais auf eine wahrhaft widrige Weise gelangweilt hatte. Mademoiselle Mars spielte nicht, und ich fand den Schauplatz der einsti- gen Größe Talma's und Fleury's, zur größten Er- bärmlichkeit herabgesunken. Ich will Dir jetzt eine ganz kurze Skizze beider Vorstellungen geben, von dem National- und dem Vorstadt-Theater, und obgleich bei dem letztern nur von einem Melodrame,
könnte wohl die Folge davon ſeyn. Gewiß iſt es, und ich ſchrieb Dir es bereits von London, daß die- ſer Prinz Napoleon auffallend gleicht.
Den 13ten.
Die Gaité kam bei meiner heutigen Theater-In- ſpection an die Reihe, und ich wage zu bekennen: daß ich mich ſehr gut dort unterhielt. Dieſe kleinen Melodramen- und Poſſen-Theater ſind jetzt, die Franzoſen mögen noch ſo vornehm dagegen thun, doch ihre eigentlichen National-Bühnen, welche ſogar an dem ſo auffallenden Uebergang des Publikums zur Romantik nicht ganz unſchuldig ſeyn mögen — denn die Menſchen waren der magern Koſt herz- lich müde geworden, des ...... pathos tragique. Qui long tems ennuya en termes magnifiques.
Neulich als ich Dir den Theaterbericht des einen Abends ſchuldig blieb, geſchah es deswegen, weil ich mich im théàtre français auf eine wahrhaft widrige Weiſe gelangweilt hatte. Mademoiſelle Mars ſpielte nicht, und ich fand den Schauplatz der einſti- gen Größe Talma’s und Fleury’s, zur größten Er- bärmlichkeit herabgeſunken. Ich will Dir jetzt eine ganz kurze Skizze beider Vorſtellungen geben, von dem National- und dem Vorſtadt-Theater, und obgleich bei dem letztern nur von einem Melodrame,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0382"n="260[360]"/>
könnte wohl die Folge davon ſeyn. Gewiß iſt es,<lb/>
und ich ſchrieb Dir es bereits von London, daß die-<lb/>ſer Prinz Napoleon auffallend gleicht.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="2"><opener><dateline><hirendition="#et">Den 13<hirendition="#sup">ten.</hi></hi></dateline></opener><lb/><p>Die Gait<hirendition="#aq">é</hi> kam bei meiner heutigen Theater-In-<lb/>ſpection an die Reihe, und ich wage zu bekennen:<lb/>
daß ich mich ſehr gut dort unterhielt. Dieſe kleinen<lb/>
Melodramen- und Poſſen-Theater ſind jetzt, die<lb/>
Franzoſen mögen noch ſo vornehm dagegen thun,<lb/>
doch ihre eigentlichen National-Bühnen, welche ſogar<lb/>
an dem ſo auffallenden Uebergang des Publikums<lb/>
zur Romantik nicht ganz unſchuldig ſeyn mögen —<lb/>
denn die Menſchen waren der <hirendition="#g">magern</hi> Koſt herz-<lb/>
lich müde geworden, des ...... <hirendition="#aq">pathos tragique.<lb/>
Qui long tems ennuya en termes magnifiques.</hi></p><lb/><p>Neulich als ich Dir den Theaterbericht des einen<lb/>
Abends ſchuldig blieb, geſchah es deswegen, weil<lb/>
ich mich im <hirendition="#aq">théàtre français</hi> auf eine wahrhaft<lb/>
widrige Weiſe gelangweilt hatte. Mademoiſelle Mars<lb/>ſpielte nicht, und ich fand den Schauplatz der einſti-<lb/>
gen Größe Talma’s und Fleury’s, zur größten Er-<lb/>
bärmlichkeit herabgeſunken. Ich will Dir jetzt eine<lb/>
ganz kurze Skizze beider Vorſtellungen geben, von<lb/>
dem National- und dem Vorſtadt-Theater, und<lb/>
obgleich bei dem letztern nur von einem Melodrame,<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[260[360]/0382]
könnte wohl die Folge davon ſeyn. Gewiß iſt es,
und ich ſchrieb Dir es bereits von London, daß die-
ſer Prinz Napoleon auffallend gleicht.
Den 13ten.
Die Gaité kam bei meiner heutigen Theater-In-
ſpection an die Reihe, und ich wage zu bekennen:
daß ich mich ſehr gut dort unterhielt. Dieſe kleinen
Melodramen- und Poſſen-Theater ſind jetzt, die
Franzoſen mögen noch ſo vornehm dagegen thun,
doch ihre eigentlichen National-Bühnen, welche ſogar
an dem ſo auffallenden Uebergang des Publikums
zur Romantik nicht ganz unſchuldig ſeyn mögen —
denn die Menſchen waren der magern Koſt herz-
lich müde geworden, des ...... pathos tragique.
Qui long tems ennuya en termes magnifiques.
Neulich als ich Dir den Theaterbericht des einen
Abends ſchuldig blieb, geſchah es deswegen, weil
ich mich im théàtre français auf eine wahrhaft
widrige Weiſe gelangweilt hatte. Mademoiſelle Mars
ſpielte nicht, und ich fand den Schauplatz der einſti-
gen Größe Talma’s und Fleury’s, zur größten Er-
bärmlichkeit herabgeſunken. Ich will Dir jetzt eine
ganz kurze Skizze beider Vorſtellungen geben, von
dem National- und dem Vorſtadt-Theater, und
obgleich bei dem letztern nur von einem Melodrame,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830, S. 260[360]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe02_1830/382>, abgerufen am 30.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.