oft frappanter als die Portraits der berühmten Maler W. und S . . . . .
Man lebt hier weit wohlfeiler als in andern Städ- ten Englands, besonders in den sogenannten boar- dinghouses, wo man für zwei bis drei Guineen wöchentlich, ganz vortrefflich bewirthet, und gut logirt wird, auch eine angenehme und ungenirende Gesell- schaft findet. Equipage braucht man nicht, da Porte- chaisen üblich sind.
Den 25sten.
Acht und "vierzig Stunden" haben endlich den Himmel versöhnt, und der heutige Tag war, was man hier "a glorious day" nennt, nämlich ein solcher, an dem zuweilen die Sonne hinter den Wol- ken hervortritt. Du ahnest ohne Zweifel, daß ich ihn nicht unbenutzt ließ. Ich erstieg einen Berg neben der Stadt, von dem man das ganze Weichbild der- selben, und fast jedes einzelne Haus übersehen kann. Die Abteikirche liegt, wie der Kern, in der Mitte; nach allen Seiten steigen die Straßen gleich Strah- len in die Höhe, und im tiefsten Grunde schlängelt sich das Silberband des Avon durch sie hin. Hier- auf setzte ich meinen Weg, auf einer schönen Prome- nade, bis Prior-Park fort, eine große und ehemals glänzende Besitzung, die ein stolzer Lord erbaut hat,
oft frappanter als die Portraits der berühmten Maler W. und S . . . . .
Man lebt hier weit wohlfeiler als in andern Städ- ten Englands, beſonders in den ſogenannten boar- dinghouses, wo man für zwei bis drei Guineen wöchentlich, ganz vortrefflich bewirthet, und gut logirt wird, auch eine angenehme und ungenirende Geſell- ſchaft findet. Equipage braucht man nicht, da Porte- chaiſen üblich ſind.
Den 25ſten.
Acht und „vierzig Stunden“ haben endlich den Himmel verſöhnt, und der heutige Tag war, was man hier „a glorious day“ nennt, nämlich ein ſolcher, an dem zuweilen die Sonne hinter den Wol- ken hervortritt. Du ahneſt ohne Zweifel, daß ich ihn nicht unbenutzt ließ. Ich erſtieg einen Berg neben der Stadt, von dem man das ganze Weichbild der- ſelben, und faſt jedes einzelne Haus überſehen kann. Die Abteikirche liegt, wie der Kern, in der Mitte; nach allen Seiten ſteigen die Straßen gleich Strah- len in die Höhe, und im tiefſten Grunde ſchlängelt ſich das Silberband des Avon durch ſie hin. Hier- auf ſetzte ich meinen Weg, auf einer ſchönen Prome- nade, bis Prior-Park fort, eine große und ehemals glänzende Beſitzung, die ein ſtolzer Lord erbaut hat,
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oft frappanter als die Portraits der berühmten Maler
W. und S . . . . .
Man lebt hier weit wohlfeiler als in andern Städ-
ten Englands, beſonders in den ſogenannten boar-
dinghouses, wo man für zwei bis drei Guineen
wöchentlich, ganz vortrefflich bewirthet, und gut logirt
wird, auch eine angenehme und ungenirende Geſell-
ſchaft findet. Equipage braucht man nicht, da Porte-
chaiſen üblich ſind.
Den 25ſten.
Acht und „vierzig Stunden“ haben endlich
den Himmel verſöhnt, und der heutige Tag war,
was man hier „a glorious day“ nennt, nämlich ein
ſolcher, an dem zuweilen die Sonne hinter den Wol-
ken hervortritt. Du ahneſt ohne Zweifel, daß ich
ihn nicht unbenutzt ließ. Ich erſtieg einen Berg neben
der Stadt, von dem man das ganze Weichbild der-
ſelben, und faſt jedes einzelne Haus überſehen kann.
Die Abteikirche liegt, wie der Kern, in der Mitte;
nach allen Seiten ſteigen die Straßen gleich Strah-
len in die Höhe, und im tiefſten Grunde ſchlängelt
ſich das Silberband des Avon durch ſie hin. Hier-
auf ſetzte ich meinen Weg, auf einer ſchönen Prome-
nade, bis Prior-Park fort, eine große und ehemals
glänzende Beſitzung, die ein ſtolzer Lord erbaut hat,
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe02_1830/304>, abgerufen am 30.12.2024.
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