Streifen Landes längst des Weges rigolt, und dicht an einander ein Gemisch verschiedener Bäume und Sträucher hineingepflanzt. Die am besten wachsenden Bäume läßt man später in die Höhe gehen, und die andern hält man als unregelmäßigen niedrigen Un- terbusch unter der Scheere, welches den Aussichten, zwischen der Krone der hohen Bäume und dem Ge- sträuch, eine schönere Einfassung giebt, das Ganze voller und üppiger macht, und den Vortheil gewährt, daß man, wo die Gegend uninteressant ist, die Laub- wand von unten bis oben dicht zuwachsen lassen kann.
Worcester, den 14ten
Entre la poire et le fromage erhielt ich gestern den schon zweimal abgelehnten Besuch des hiesigen Ceremonienmeisters, des Herren, welcher die honneurs des Bades macht, und in den englischen Badeörtern eine bedeutende Autoritat über die Gesellschaft aus- übt, wogegen er mit sonst ganz antienglischer Zuvor- kommenheit und Wortschwall die Fremden begrüßt, und für ihre Unterhaltung zu sorgen sucht. Ein sol- cher Engländer hat in der Regel übles Spiel, und erin- nert stark an den Martin der Fabel, welcher die Ca- ressen des Schooshundes nachmachen wollte. Ich konnte den meinigen nicht eher los werden, als bis er einige Bouteillen Claret bei mir ausgeschlürft, und alles Dessert, was das Haus lieferte, gekostet hatte. Dann empfahl er sich endlich, mir noch das Ver- sprechen abnehmend, den morgenden Ball ja gewiß
Streifen Landes längſt des Weges rigolt, und dicht an einander ein Gemiſch verſchiedener Bäume und Sträucher hineingepflanzt. Die am beſten wachſenden Bäume läßt man ſpäter in die Höhe gehen, und die andern hält man als unregelmäßigen niedrigen Un- terbuſch unter der Scheere, welches den Ausſichten, zwiſchen der Krone der hohen Bäume und dem Ge- ſträuch, eine ſchönere Einfaſſung giebt, das Ganze voller und üppiger macht, und den Vortheil gewährt, daß man, wo die Gegend unintereſſant iſt, die Laub- wand von unten bis oben dicht zuwachſen laſſen kann.
Worceſter, den 14ten
Entre la poire et le fromage erhielt ich geſtern den ſchon zweimal abgelehnten Beſuch des hieſigen Ceremonienmeiſters, des Herren, welcher die honneurs des Bades macht, und in den engliſchen Badeörtern eine bedeutende Autoritat über die Geſellſchaft aus- übt, wogegen er mit ſonſt ganz antiengliſcher Zuvor- kommenheit und Wortſchwall die Fremden begrüßt, und für ihre Unterhaltung zu ſorgen ſucht. Ein ſol- cher Engländer hat in der Regel übles Spiel, und erin- nert ſtark an den Martin der Fabel, welcher die Ca- reſſen des Schooshundes nachmachen wollte. Ich konnte den meinigen nicht eher los werden, als bis er einige Bouteillen Claret bei mir ausgeſchlürft, und alles Deſſert, was das Haus lieferte, gekoſtet hatte. Dann empfahl er ſich endlich, mir noch das Ver- ſprechen abnehmend, den morgenden Ball ja gewiß
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0034"n="10"/>
Streifen Landes längſt des Weges rigolt, und dicht<lb/>
an einander ein Gemiſch verſchiedener Bäume und<lb/>
Sträucher hineingepflanzt. Die am beſten wachſenden<lb/>
Bäume läßt man ſpäter in die Höhe gehen, und die<lb/>
andern hält man als unregelmäßigen niedrigen Un-<lb/>
terbuſch unter der Scheere, welches den Ausſichten,<lb/>
zwiſchen der Krone der hohen Bäume und dem Ge-<lb/>ſträuch, eine ſchönere Einfaſſung giebt, das Ganze<lb/>
voller und üppiger macht, und den Vortheil gewährt,<lb/>
daß man, wo die Gegend unintereſſant iſt, die Laub-<lb/>
wand von unten bis oben dicht zuwachſen laſſen kann.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="2"><opener><dateline><hirendition="#et">Worceſter, den 14<hirendition="#sup">ten</hi></hi></dateline></opener><lb/><p><hirendition="#aq">Entre la poire et le fromage</hi> erhielt ich geſtern<lb/>
den ſchon zweimal abgelehnten Beſuch des hieſigen<lb/>
Ceremonienmeiſters, des Herren, welcher die <hirendition="#aq">honneurs</hi><lb/>
des Bades macht, und in den engliſchen Badeörtern<lb/>
eine bedeutende Autoritat über die Geſellſchaft aus-<lb/>
übt, wogegen er mit ſonſt ganz antiengliſcher Zuvor-<lb/>
kommenheit und Wortſchwall die Fremden begrüßt,<lb/>
und für ihre Unterhaltung zu ſorgen ſucht. Ein ſol-<lb/>
cher Engländer hat in der Regel übles Spiel, und <choice><sic>er n-<lb/>
nert</sic><corr>erin-<lb/>
nert</corr></choice>ſtark an den Martin der Fabel, welcher die Ca-<lb/>
reſſen des Schooshundes nachmachen wollte. Ich<lb/>
konnte den meinigen nicht eher los werden, als bis<lb/>
er einige Bouteillen Claret bei mir ausgeſchlürft, und<lb/>
alles Deſſert, was das Haus lieferte, gekoſtet hatte.<lb/>
Dann empfahl er ſich endlich, mir noch das Ver-<lb/>ſprechen abnehmend, den morgenden Ball ja gewiß<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[10/0034]
Streifen Landes längſt des Weges rigolt, und dicht
an einander ein Gemiſch verſchiedener Bäume und
Sträucher hineingepflanzt. Die am beſten wachſenden
Bäume läßt man ſpäter in die Höhe gehen, und die
andern hält man als unregelmäßigen niedrigen Un-
terbuſch unter der Scheere, welches den Ausſichten,
zwiſchen der Krone der hohen Bäume und dem Ge-
ſträuch, eine ſchönere Einfaſſung giebt, das Ganze
voller und üppiger macht, und den Vortheil gewährt,
daß man, wo die Gegend unintereſſant iſt, die Laub-
wand von unten bis oben dicht zuwachſen laſſen kann.
Worceſter, den 14ten
Entre la poire et le fromage erhielt ich geſtern
den ſchon zweimal abgelehnten Beſuch des hieſigen
Ceremonienmeiſters, des Herren, welcher die honneurs
des Bades macht, und in den engliſchen Badeörtern
eine bedeutende Autoritat über die Geſellſchaft aus-
übt, wogegen er mit ſonſt ganz antiengliſcher Zuvor-
kommenheit und Wortſchwall die Fremden begrüßt,
und für ihre Unterhaltung zu ſorgen ſucht. Ein ſol-
cher Engländer hat in der Regel übles Spiel, und erin-
nert ſtark an den Martin der Fabel, welcher die Ca-
reſſen des Schooshundes nachmachen wollte. Ich
konnte den meinigen nicht eher los werden, als bis
er einige Bouteillen Claret bei mir ausgeſchlürft, und
alles Deſſert, was das Haus lieferte, gekoſtet hatte.
Dann empfahl er ſich endlich, mir noch das Ver-
ſprechen abnehmend, den morgenden Ball ja gewiß
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 1. München, 1830, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe01_1830/34>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.