Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 1. München, 1830.

Bild:
<< vorherige Seite

Verzeihung bitten, und sich ruhig der hereindringen-
gen Kühle erfreuen.

Die Ruinen von Adair erregten jetzt unsere Auf-
merksamkeit, und unterbrachen die Conversation. Spä-
ter gewährte der Shannon einen imposanten Anblick.
Er ist an manchen Stellen, gleich einem amerikani-
schen Fluß, bis über neun Meilen breit, und seine
Ufer herrlich bewachsen. In Lisdowel, einem kleinen
Ort, wo wir Mittag machten, versammelten sich, wie
gewöhnlich, hundert Bettler um den Wagen; was
mir aber neu vorkam, waren kleine Holzschalen an
langen Stäben, die sie, wie Klingelbeutel, in den
Wagen hineinreichten, um auf diese Art bequemer zu
den sollicitirten Pence's zu gelangen. Ein andrer
Bettler hatte sich an der Straße ein Schilderhaus
von losen Steinen erbaut, in welchem er für immer
zu bivouakiren schien.

Ich muß schließen, da die mail in wenig Stunden
wieder abfährt, und ich einiger Ruhe bedürftig bin.
Morgen mehr.



An dem heutigen Tage sah ich nach und nach zwölf
Regenbogen, ein übles Omen für die Beständigkeit
des Wetters, aber für mich nehme ich es als ein gu-
tes an. Es verspricht mir eine bunte Reise.

Verzeihung bitten, und ſich ruhig der hereindringen-
gen Kühle erfreuen.

Die Ruinen von Adair erregten jetzt unſere Auf-
merkſamkeit, und unterbrachen die Converſation. Spä-
ter gewährte der Shannon einen impoſanten Anblick.
Er iſt an manchen Stellen, gleich einem amerikani-
ſchen Fluß, bis über neun Meilen breit, und ſeine
Ufer herrlich bewachſen. In Lisdowel, einem kleinen
Ort, wo wir Mittag machten, verſammelten ſich, wie
gewöhnlich, hundert Bettler um den Wagen; was
mir aber neu vorkam, waren kleine Holzſchalen an
langen Stäben, die ſie, wie Klingelbeutel, in den
Wagen hineinreichten, um auf dieſe Art bequemer zu
den ſollicitirten Pence’s zu gelangen. Ein andrer
Bettler hatte ſich an der Straße ein Schilderhaus
von loſen Steinen erbaut, in welchem er für immer
zu bivouakiren ſchien.

Ich muß ſchließen, da die mail in wenig Stunden
wieder abfährt, und ich einiger Ruhe bedürftig bin.
Morgen mehr.



An dem heutigen Tage ſah ich nach und nach zwölf
Regenbogen, ein übles Omen für die Beſtändigkeit
des Wetters, aber für mich nehme ich es als ein gu-
tes an. Es verſpricht mir eine bunte Reiſe.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0314" n="290"/>
Verzeihung bitten, und &#x017F;ich ruhig der hereindringen-<lb/>
gen Kühle erfreuen.</p><lb/>
          <p>Die Ruinen von Adair erregten jetzt un&#x017F;ere Auf-<lb/>
merk&#x017F;amkeit, und unterbrachen die Conver&#x017F;ation. Spä-<lb/>
ter gewährte der Shannon einen impo&#x017F;anten Anblick.<lb/>
Er i&#x017F;t an manchen Stellen, gleich einem amerikani-<lb/>
&#x017F;chen Fluß, bis über neun Meilen breit, und &#x017F;eine<lb/>
Ufer herrlich bewach&#x017F;en. In Lisdowel, einem kleinen<lb/>
Ort, wo wir Mittag machten, ver&#x017F;ammelten &#x017F;ich, wie<lb/>
gewöhnlich, hundert Bettler um den Wagen; was<lb/>
mir aber neu vorkam, waren kleine Holz&#x017F;chalen an<lb/>
langen Stäben, die &#x017F;ie, wie Klingelbeutel, in den<lb/>
Wagen hineinreichten, um auf die&#x017F;e Art bequemer zu<lb/>
den &#x017F;ollicitirten Pence&#x2019;s zu gelangen. Ein andrer<lb/>
Bettler hatte &#x017F;ich an der Straße ein Schilderhaus<lb/>
von lo&#x017F;en Steinen erbaut, in welchem er für immer<lb/>
zu bivouakiren &#x017F;chien.</p><lb/>
          <p>Ich muß &#x017F;chließen, da die <hi rendition="#aq">mail</hi> in wenig Stunden<lb/>
wieder abfährt, und ich einiger Ruhe bedürftig bin.<lb/>
Morgen mehr.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <opener>
            <dateline> <hi rendition="#et">Killarney, den 24<hi rendition="#sup">&#x017F;ten.</hi></hi> </dateline>
          </opener><lb/>
          <p>An dem heutigen Tage &#x017F;ah ich nach und nach zwölf<lb/>
Regenbogen, ein übles Omen für die Be&#x017F;tändigkeit<lb/>
des Wetters, aber für mich nehme ich es als ein gu-<lb/>
tes an. Es ver&#x017F;pricht mir eine bunte Rei&#x017F;e.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[290/0314] Verzeihung bitten, und ſich ruhig der hereindringen- gen Kühle erfreuen. Die Ruinen von Adair erregten jetzt unſere Auf- merkſamkeit, und unterbrachen die Converſation. Spä- ter gewährte der Shannon einen impoſanten Anblick. Er iſt an manchen Stellen, gleich einem amerikani- ſchen Fluß, bis über neun Meilen breit, und ſeine Ufer herrlich bewachſen. In Lisdowel, einem kleinen Ort, wo wir Mittag machten, verſammelten ſich, wie gewöhnlich, hundert Bettler um den Wagen; was mir aber neu vorkam, waren kleine Holzſchalen an langen Stäben, die ſie, wie Klingelbeutel, in den Wagen hineinreichten, um auf dieſe Art bequemer zu den ſollicitirten Pence’s zu gelangen. Ein andrer Bettler hatte ſich an der Straße ein Schilderhaus von loſen Steinen erbaut, in welchem er für immer zu bivouakiren ſchien. Ich muß ſchließen, da die mail in wenig Stunden wieder abfährt, und ich einiger Ruhe bedürftig bin. Morgen mehr. Killarney, den 24ſten. An dem heutigen Tage ſah ich nach und nach zwölf Regenbogen, ein übles Omen für die Beſtändigkeit des Wetters, aber für mich nehme ich es als ein gu- tes an. Es verſpricht mir eine bunte Reiſe.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe01_1830
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe01_1830/314
Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 1. München, 1830, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe01_1830/314>, abgerufen am 22.12.2024.