Wasser gehen, ohne zu brechen, obgleich man ge- stehen muß, daß diese Fehler in der englischen Con- stitution, gegen die Willkühr anderer Staaten ge- halten, immer unr Flecken in der Sonne bleiben, versteht sich, Irland ganz ausgenommen, das fast in jeder Hinsicht stiefmütterlich behandelt zu werden scheint, und doch fast den stärksten Beitrag zur Größe und der Macht des englischen Adels geben muß, ohne dafür einen einzigen Vortheil, wie Eng- land deren so viele, zurück zu erhalten.
Den 18ten.
Deine Briefe bleiben immer noch so trübe, gute Julie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Du siehst also, daß weniger das, was wirklich ge- schieht, als Deine älter werdende, daher sorgenvol- lere und hipochondrischere Ansicht Schuld an diesem Trübsinne sind. Aber freilich! dieses ist grade mehr als alles, ein unabwendbares Uebel! Man ist nicht mehr derselbe der man war, und es bleibt der ewige Irrthum in der Welt: daß man glaubt, man könne noch sich durch Kraftanstrengung helfen, wo die Kraft nicht mehr da ist -- eben so wenig wie wie-
Waſſer gehen, ohne zu brechen, obgleich man ge- ſtehen muß, daß dieſe Fehler in der engliſchen Con- ſtitution, gegen die Willkühr anderer Staaten ge- halten, immer unr Flecken in der Sonne bleiben, verſteht ſich, Irland ganz ausgenommen, das faſt in jeder Hinſicht ſtiefmütterlich behandelt zu werden ſcheint, und doch faſt den ſtärkſten Beitrag zur Größe und der Macht des engliſchen Adels geben muß, ohne dafür einen einzigen Vortheil, wie Eng- land deren ſo viele, zurück zu erhalten.
Den 18ten.
Deine Briefe bleiben immer noch ſo trübe, gute Julie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Du ſiehſt alſo, daß weniger das, was wirklich ge- ſchieht, als Deine älter werdende, daher ſorgenvol- lere und hipochondriſchere Anſicht Schuld an dieſem Trübſinne ſind. Aber freilich! dieſes iſt grade mehr als alles, ein unabwendbares Uebel! Man iſt nicht mehr derſelbe der man war, und es bleibt der ewige Irrthum in der Welt: daß man glaubt, man könne noch ſich durch Kraftanſtrengung helfen, wo die Kraft nicht mehr da iſt — eben ſo wenig wie wie-
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Waſſer gehen, ohne zu brechen, obgleich man ge-
ſtehen muß, daß dieſe Fehler in der engliſchen Con-
ſtitution, gegen die Willkühr anderer Staaten ge-
halten, immer unr Flecken in der Sonne bleiben,
verſteht ſich, Irland ganz ausgenommen, das faſt
in jeder Hinſicht ſtiefmütterlich behandelt zu werden
ſcheint, und doch faſt den ſtärkſten Beitrag zur
Größe und der Macht des engliſchen Adels geben
muß, ohne dafür einen einzigen Vortheil, wie Eng-
land deren ſo viele, zurück zu erhalten.
Den 18ten.
Deine Briefe bleiben immer noch ſo trübe, gute
Julie . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Du ſiehſt alſo, daß weniger das, was wirklich ge-
ſchieht, als Deine älter werdende, daher ſorgenvol-
lere und hipochondriſchere Anſicht Schuld an dieſem
Trübſinne ſind. Aber freilich! dieſes iſt grade mehr
als alles, ein unabwendbares Uebel! Man iſt nicht
mehr derſelbe der man war, und es bleibt der ewige
Irrthum in der Welt: daß man glaubt, man könne
noch ſich durch Kraftanſtrengung helfen, wo die
Kraft nicht mehr da iſt — eben ſo wenig wie wie-
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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 1. München, 1830, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe01_1830/194>, abgerufen am 21.11.2024.
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