aber auch, daß sie ungemein viele Fehler ma- chen, welches nicht wenig den Wissenschaf- ten schadet, und zu Irrthümern Gelegenheit giebt. Sie lesen das, was sie geschrieben ha- ben, nicht wieder durch, und geben auch gemei- niglich so wenig auf ihr vorliegendes Manu- script Acht, daß sie tausend Fehler machen, oh- ne einen einzigen zu bemerken. Oftmals erei- gnet sichs auch, daß fehlerhafte Manuscripte von einem andern abgeschrieben, und nochmals mit eben so vielen Fehler bereichert werden. Dergleichen Manuscripte nun, werden oft von gelehrten Leuten durchgesehen; und wenn sie die Fehler entdecken, so verdammen sie die Ab- schreiber oft dazu, daß sie würdig wären, die eine Hand zu verliehren.
Viertes Kapitel.
Von der Dichtkunst, Mathematik, Astro- nomie, Astrologie, und Philosophie der Perser.
Die Perser versichern, daß es in den älte- sten Zeiten Dichter gegeben habe, welche die gemeinnützigsten Wahrheiten in Versen abge- faßt haben, um sie dadurch ehrwürdiger und zugleich für das Volk angenehmer zu machen.
Man
aber auch, daß ſie ungemein viele Fehler ma- chen, welches nicht wenig den Wiſſenſchaf- ten ſchadet, und zu Irrthuͤmern Gelegenheit giebt. Sie leſen das, was ſie geſchrieben ha- ben, nicht wieder durch, und geben auch gemei- niglich ſo wenig auf ihr vorliegendes Manu- ſcript Acht, daß ſie tauſend Fehler machen, oh- ne einen einzigen zu bemerken. Oftmals erei- gnet ſichs auch, daß fehlerhafte Manuſcripte von einem andern abgeſchrieben, und nochmals mit eben ſo vielen Fehler bereichert werden. Dergleichen Manuſcripte nun, werden oft von gelehrten Leuten durchgeſehen; und wenn ſie die Fehler entdecken, ſo verdammen ſie die Ab- ſchreiber oft dazu, daß ſie wuͤrdig waͤren, die eine Hand zu verliehren.
Viertes Kapitel.
Von der Dichtkunſt, Mathematik, Aſtro- nomie, Aſtrologie, und Philoſophie der Perſer.
Die Perſer verſichern, daß es in den aͤlte- ſten Zeiten Dichter gegeben habe, welche die gemeinnuͤtzigſten Wahrheiten in Verſen abge- faßt haben, um ſie dadurch ehrwuͤrdiger und zugleich fuͤr das Volk angenehmer zu machen.
Man
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0108"n="88"/>
aber auch, daß ſie ungemein viele Fehler ma-<lb/>
chen, welches nicht wenig den Wiſſenſchaf-<lb/>
ten ſchadet, und zu Irrthuͤmern Gelegenheit<lb/>
giebt. Sie leſen das, was ſie geſchrieben ha-<lb/>
ben, nicht wieder durch, und geben auch gemei-<lb/>
niglich ſo wenig auf ihr vorliegendes Manu-<lb/>ſcript Acht, daß ſie tauſend Fehler machen, oh-<lb/>
ne einen einzigen zu bemerken. Oftmals erei-<lb/>
gnet ſichs auch, daß fehlerhafte Manuſcripte<lb/>
von einem andern abgeſchrieben, und nochmals<lb/>
mit eben ſo vielen Fehler bereichert werden.<lb/>
Dergleichen Manuſcripte nun, werden oft von<lb/>
gelehrten Leuten durchgeſehen; und wenn ſie<lb/>
die Fehler entdecken, ſo verdammen ſie die Ab-<lb/>ſchreiber oft dazu, daß ſie wuͤrdig waͤren, die<lb/>
eine Hand zu verliehren.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Viertes Kapitel.</hi></head><lb/><argument><p>Von der Dichtkunſt, Mathematik, Aſtro-<lb/><hirendition="#c">nomie, Aſtrologie, und Philoſophie<lb/>
der Perſer.</hi></p></argument><lb/><p><hirendition="#in">D</hi>ie Perſer verſichern, daß es in den aͤlte-<lb/>ſten Zeiten Dichter gegeben habe, welche<lb/>
die gemeinnuͤtzigſten Wahrheiten in Verſen abge-<lb/>
faßt haben, um ſie dadurch ehrwuͤrdiger und<lb/>
zugleich fuͤr das Volk angenehmer zu machen.<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Man</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[88/0108]
aber auch, daß ſie ungemein viele Fehler ma-
chen, welches nicht wenig den Wiſſenſchaf-
ten ſchadet, und zu Irrthuͤmern Gelegenheit
giebt. Sie leſen das, was ſie geſchrieben ha-
ben, nicht wieder durch, und geben auch gemei-
niglich ſo wenig auf ihr vorliegendes Manu-
ſcript Acht, daß ſie tauſend Fehler machen, oh-
ne einen einzigen zu bemerken. Oftmals erei-
gnet ſichs auch, daß fehlerhafte Manuſcripte
von einem andern abgeſchrieben, und nochmals
mit eben ſo vielen Fehler bereichert werden.
Dergleichen Manuſcripte nun, werden oft von
gelehrten Leuten durchgeſehen; und wenn ſie
die Fehler entdecken, ſo verdammen ſie die Ab-
ſchreiber oft dazu, daß ſie wuͤrdig waͤren, die
eine Hand zu verliehren.
Viertes Kapitel.
Von der Dichtkunſt, Mathematik, Aſtro-
nomie, Aſtrologie, und Philoſophie
der Perſer.
Die Perſer verſichern, daß es in den aͤlte-
ſten Zeiten Dichter gegeben habe, welche
die gemeinnuͤtzigſten Wahrheiten in Verſen abge-
faßt haben, um ſie dadurch ehrwuͤrdiger und
zugleich fuͤr das Volk angenehmer zu machen.
Man
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 1. Breslau, 1776, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik01_1776/108>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.