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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] würde. Wenn sie nun soll gebrauchet
werden, muß man sie zuvor rein ab-
schaben, und den Kern heraus neh-
[Spaltenumbruch] men, darnach um einen Stock win-
den, damit sie krumm werde, und also
trocknen.

[Ende Spaltensatz]
Das vierzehende Capitel.
Von der Thymelaea.
[Beginn Spaltensatz]

DJß ist eine geringe Wurtzel, unter-
schiedener Länge und Dicke, aus-
wendig röthlicht, inwendig weiß, hol-
tzicht und fasicht, schmeckt süsse, im An-
fang, wenn sie aber ein wenig im Mun-
de gehalten wird, empfindet man den
saporem causticum, daß sie wie Feuer
brennet, bevoraus, wenn sie noch frisch
ist.

Siehe Fig. 57.

Aus dieser Wurtzel wachsen grüne,
dicke, klebrichte Blätter, fast wie die Lein-
blätter, und Früchte, wie die Pfeffer-
körner, welche zu anfangs grüne, wenn
sie aber reiff worden, schön roth sind,
und werden im Lateinischen Coccus cni-
dius,
auch granum cnidium genennet.
Das Kraut wird gar wenig, hingegen
die Wurtzel desto öfter gebrauchet, ab-
sonderlich zu Lion und Paris/ allwo
sie ein Stücklein davon in die mit Fleiß
durchbohrte Ohren stecken, um also die
scharffen Flüsse des Hauptes, welche
auf die Augen fallen, abzuziehen. Hier-
zu aber dienet diejenige, welche aus Lan-
guedoc
gebracht wird, viel besser, als
die so aus Burgund kommt.

Von der Pareira brava.
Siehe Fig. 58.

Seit etlichen Jahren her hat man ei-
ne Wurtzel zu Paris gesehen, welche
der Thymeläa in allen ähnlich siehet, aus-
ser daß sie viel härter und schwärtzer ist.

Der erste, der sie nach Paris gebracht,
war des Königs Gesandter nach Por-
tugall/
Monsieur Amelot, und nach ihm
der Herr Tournefort/ welcher mir
[Spaltenumbruch] auch das Stücke, welches ich besitze, ver-
ehret hat. Mich haben sonst etliche ver-
sichert, daß diese Wurtzel Rancken trie-
be, an denen die Blätter wie Weinlaub
sehen; dieselben kröchen die Mauren und
Bäume hinan.

Und um deswillen haben sie auch die
Portugiesen, als welche sie zu erst aus
Mexico gebracht, Pareira brava genen-
net, welches soviel heißt als ein wilder
und unächter Weinstock.

Seit dem sie der Herr Amelot nach
Paris gebracht, hat sie der Herr The-
ward
Medicus Facultatis, nebst andern,
als ein specificum und gantz sonderliches
Mittel wider den Stein gebraucht. Es
wird früh nüchtern, als ein Pulver, in
weissem Weine genommen.

Jhre Wahl betreffend, davon hat
mich der Herr Thevard versichert, daß
die Mexicanische weit besser sey, als die
Portugallische; und in einem Briefe,
den ich am 16. October 1692. aus Lissa-
bon
empfangen, wird folgendes ange-
mercket: Die Pareira brava, die aus
Jndien und Brasilien kommt, ist eine
Wurtzel, viel gemeiner als die Jpecacu-
anha, und wird fast in allen Gärten,
hiesiges Landes, wiewohl in nicht gar zu
grosser Menge angetroff en. Sie ver-
kauffen das Pfund um 10 Testons, welche
ohngefehr fünff Frantzösische Pfund be-
tragen. Und dieses ist alles, was ich
von dieser Wurtzel, die nur ohnlängst in
Franckreich bekannt geworden, habe er-
fahren können.

[Ende Spaltensatz]
Das funffzehende Capitel.
Von der weissen Nieswurtz.
[Beginn Spaltensatz]

HElleborus albus, auch Veratrum album,
die weisse Nieswurtz, wächst auf
dem Gebirge in Dauphine und Bur-
gund/
hat eine weisse Wurtzel, die vol-
ler langen Zasern, von gleicher Farbe,
ist; und breite Blätter, die anfangs
grün sind, endlich aber gelb werden, in
Siehe Fig. 59.deren Mitten ein holer Stengel mit
gesternten Blumen empor wächset.

Die Wurtzeln werden allein zu uns
gebracht, und sollen dicke und schön seyn,
[Spaltenumbruch] voll Zasern, aussen her gelb, inwendig
weiß; und scharff, unangenehme schme-
cken. Etliche halten mehr davon, wenn
die Zasern herabgerissen, welches ich
auch eben nicht widersprechen will, be-
voraus, wenn sie sollen zu Pulver gestos-
sen werden.

Diese Wurtzel macht einen niesen,
wird aber meistentheils für die Pferde,
und räudige Schafe gebraucht.

Von

Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] wuͤrde. Wenn ſie nun ſoll gebrauchet
werden, muß man ſie zuvor rein ab-
ſchaben, und den Kern heraus neh-
[Spaltenumbruch] men, darnach um einen Stock win-
den, damit ſie krumm werde, und alſo
trocknen.

[Ende Spaltensatz]
Das vierzehende Capitel.
Von der Thymelæa.
[Beginn Spaltensatz]

DJß iſt eine geringe Wurtzel, unter-
ſchiedener Laͤnge und Dicke, aus-
wendig roͤthlicht, inwendig weiß, hol-
tzicht und faſicht, ſchmeckt ſuͤſſe, im An-
fang, wenn ſie aber ein wenig im Mun-
de gehalten wird, empfindet man den
ſaporem cauſticum, daß ſie wie Feuer
brennet, bevoraus, wenn ſie noch friſch
iſt.

Siehe Fig. 57.

Aus dieſer Wurtzel wachſen gruͤne,
dicke, klebrichte Blaͤtter, faſt wie die Lein-
blaͤtter, und Fruͤchte, wie die Pfeffer-
koͤrner, welche zu anfangs gruͤne, wenn
ſie aber reiff worden, ſchoͤn roth ſind,
und werden im Lateiniſchen Coccus cni-
dius,
auch granum cnidium genennet.
Das Kraut wird gar wenig, hingegen
die Wurtzel deſto oͤfter gebrauchet, ab-
ſonderlich zu Lion und Paris/ allwo
ſie ein Stuͤcklein davon in die mit Fleiß
durchbohrte Ohren ſtecken, um alſo die
ſcharffen Fluͤſſe des Hauptes, welche
auf die Augen fallen, abzuziehen. Hier-
zu aber dienet diejenige, welche aus Lan-
guedoc
gebracht wird, viel beſſer, als
die ſo aus Burgund kommt.

Von der Pareira brava.
Siehe Fig. 58.

Seit etlichen Jahren her hat man ei-
ne Wurtzel zu Paris geſehen, welche
der Thymelaͤa in allen aͤhnlich ſiehet, auſ-
ſer daß ſie viel haͤrter und ſchwaͤrtzer iſt.

Der erſte, der ſie nach Paris gebracht,
war des Koͤnigs Geſandter nach Por-
tugall/
Monſieur Amelot, und nach ihm
der Herr Tournefort/ welcher mir
[Spaltenumbruch] auch das Stuͤcke, welches ich beſitze, ver-
ehret hat. Mich haben ſonſt etliche ver-
ſichert, daß dieſe Wurtzel Rancken trie-
be, an denen die Blaͤtter wie Weinlaub
ſehen; dieſelben kroͤchen die Mauren und
Baͤume hinan.

Und um deswillen haben ſie auch die
Portugieſen, als welche ſie zu erſt aus
Mexico gebracht, Pareira brava genen-
net, welches ſoviel heißt als ein wilder
und unaͤchter Weinſtock.

Seit dem ſie der Herr Amelot nach
Paris gebracht, hat ſie der Herr The-
ward
Medicus Facultatis, nebſt andern,
als ein ſpecificum und gantz ſonderliches
Mittel wider den Stein gebraucht. Es
wird fruͤh nuͤchtern, als ein Pulver, in
weiſſem Weine genommen.

Jhre Wahl betreffend, davon hat
mich der Herr Thevard verſichert, daß
die Mexicaniſche weit beſſer ſey, als die
Portugalliſche; und in einem Briefe,
den ich am 16. October 1692. aus Liſſa-
bon
empfangen, wird folgendes ange-
mercket: Die Pareira brava, die aus
Jndien und Braſilien kommt, iſt eine
Wurtzel, viel gemeiner als die Jpecacu-
anha, und wird faſt in allen Gaͤrten,
hieſiges Landes, wiewohl in nicht gar zu
groſſer Menge angetroff en. Sie ver-
kauffen das Pfund um 10 Teſtons, welche
ohngefehr fuͤnff Frantzoͤſiſche Pfund be-
tragen. Und dieſes iſt alles, was ich
von dieſer Wurtzel, die nur ohnlaͤngſt in
Franckreich bekannt geworden, habe er-
fahren koͤnnen.

[Ende Spaltensatz]
Das funffzehende Capitel.
Von der weiſſen Nieswurtz.
[Beginn Spaltensatz]

HElleborus albus, auch Veratrum album,
die weiſſe Nieswurtz, waͤchſt auf
dem Gebirge in Dauphine und Bur-
gund/
hat eine weiſſe Wurtzel, die vol-
ler langen Zaſern, von gleicher Farbe,
iſt; und breite Blaͤtter, die anfangs
gruͤn ſind, endlich aber gelb werden, in
Siehe Fig. 59.deren Mitten ein holer Stengel mit
geſternten Blumen empor waͤchſet.

Die Wurtzeln werden allein zu uns
gebracht, und ſollen dicke und ſchoͤn ſeyn,
[Spaltenumbruch] voll Zaſern, auſſen her gelb, inwendig
weiß; und ſcharff, unangenehme ſchme-
cken. Etliche halten mehr davon, wenn
die Zaſern herabgeriſſen, welches ich
auch eben nicht widerſprechen will, be-
voraus, wenn ſie ſollen zu Pulver geſtoſ-
ſen werden.

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wird aber meiſtentheils fuͤr die Pferde,
und raͤudige Schafe gebraucht.

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[0086] Der Spezereyen und Materialien wuͤrde. Wenn ſie nun ſoll gebrauchet werden, muß man ſie zuvor rein ab- ſchaben, und den Kern heraus neh- men, darnach um einen Stock win- den, damit ſie krumm werde, und alſo trocknen. Das vierzehende Capitel. Von der Thymelæa. DJß iſt eine geringe Wurtzel, unter- ſchiedener Laͤnge und Dicke, aus- wendig roͤthlicht, inwendig weiß, hol- tzicht und faſicht, ſchmeckt ſuͤſſe, im An- fang, wenn ſie aber ein wenig im Mun- de gehalten wird, empfindet man den ſaporem cauſticum, daß ſie wie Feuer brennet, bevoraus, wenn ſie noch friſch iſt. Aus dieſer Wurtzel wachſen gruͤne, dicke, klebrichte Blaͤtter, faſt wie die Lein- blaͤtter, und Fruͤchte, wie die Pfeffer- koͤrner, welche zu anfangs gruͤne, wenn ſie aber reiff worden, ſchoͤn roth ſind, und werden im Lateiniſchen Coccus cni- dius, auch granum cnidium genennet. Das Kraut wird gar wenig, hingegen die Wurtzel deſto oͤfter gebrauchet, ab- ſonderlich zu Lion und Paris/ allwo ſie ein Stuͤcklein davon in die mit Fleiß durchbohrte Ohren ſtecken, um alſo die ſcharffen Fluͤſſe des Hauptes, welche auf die Augen fallen, abzuziehen. Hier- zu aber dienet diejenige, welche aus Lan- guedoc gebracht wird, viel beſſer, als die ſo aus Burgund kommt. Von der Pareira brava. Seit etlichen Jahren her hat man ei- ne Wurtzel zu Paris geſehen, welche der Thymelaͤa in allen aͤhnlich ſiehet, auſ- ſer daß ſie viel haͤrter und ſchwaͤrtzer iſt. Der erſte, der ſie nach Paris gebracht, war des Koͤnigs Geſandter nach Por- tugall/ Monſieur Amelot, und nach ihm der Herr Tournefort/ welcher mir auch das Stuͤcke, welches ich beſitze, ver- ehret hat. Mich haben ſonſt etliche ver- ſichert, daß dieſe Wurtzel Rancken trie- be, an denen die Blaͤtter wie Weinlaub ſehen; dieſelben kroͤchen die Mauren und Baͤume hinan. Und um deswillen haben ſie auch die Portugieſen, als welche ſie zu erſt aus Mexico gebracht, Pareira brava genen- net, welches ſoviel heißt als ein wilder und unaͤchter Weinſtock. Seit dem ſie der Herr Amelot nach Paris gebracht, hat ſie der Herr The- ward Medicus Facultatis, nebſt andern, als ein ſpecificum und gantz ſonderliches Mittel wider den Stein gebraucht. Es wird fruͤh nuͤchtern, als ein Pulver, in weiſſem Weine genommen. Jhre Wahl betreffend, davon hat mich der Herr Thevard verſichert, daß die Mexicaniſche weit beſſer ſey, als die Portugalliſche; und in einem Briefe, den ich am 16. October 1692. aus Liſſa- bon empfangen, wird folgendes ange- mercket: Die Pareira brava, die aus Jndien und Braſilien kommt, iſt eine Wurtzel, viel gemeiner als die Jpecacu- anha, und wird faſt in allen Gaͤrten, hieſiges Landes, wiewohl in nicht gar zu groſſer Menge angetroff en. Sie ver- kauffen das Pfund um 10 Teſtons, welche ohngefehr fuͤnff Frantzoͤſiſche Pfund be- tragen. Und dieſes iſt alles, was ich von dieſer Wurtzel, die nur ohnlaͤngſt in Franckreich bekannt geworden, habe er- fahren koͤnnen. Das funffzehende Capitel. Von der weiſſen Nieswurtz. HElleborus albus, auch Veratrum album, die weiſſe Nieswurtz, waͤchſt auf dem Gebirge in Dauphine und Bur- gund/ hat eine weiſſe Wurtzel, die vol- ler langen Zaſern, von gleicher Farbe, iſt; und breite Blaͤtter, die anfangs gruͤn ſind, endlich aber gelb werden, in deren Mitten ein holer Stengel mit geſternten Blumen empor waͤchſet. Siehe Fig. 59. Die Wurtzeln werden allein zu uns gebracht, und ſollen dicke und ſchoͤn ſeyn, voll Zaſern, auſſen her gelb, inwendig weiß; und ſcharff, unangenehme ſchme- cken. Etliche halten mehr davon, wenn die Zaſern herabgeriſſen, welches ich auch eben nicht widerſprechen will, be- voraus, wenn ſie ſollen zu Pulver geſtoſ- ſen werden. Dieſe Wurtzel macht einen nieſen, wird aber meiſtentheils fuͤr die Pferde, und raͤudige Schafe gebraucht. Von

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/86>, abgerufen am 03.12.2024.