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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Der Spezereyen und Materialien
Das neunte Capitel.
Vom Jngber.
[Spaltenumbruch]

DEr Jngber ist desjenigen Gewäch-
ses Wurtzel, welches von denen Bo-
tanicis
also genennet wird; Arundo hu-
milis, clavata, radice acri,
niedriges Kol-
benrohr, dessen Wurtzel einen scharf-
fen Geschmack hat.

Diese Wurtzel verkriecht sich nicht
tieff in die Erde, sondern spreitet sich
oben auf derselben die länge hin aus,
sieht an den Enden bald wie eine Hand
oder Pfote, und wird auch deswegen
von den Einwohnern der S. Christof-
fels-
und anderer Antillen-Jnseln
patte du Gingembre, Jngberpfote oder
Zehe genennet.

Siehe Fig. 47.
und 48.

Wann der Jngber annoch in der Er-
de liegt, dann stöst er einen Hauffen
Rohrstengel von sich, mit grossen, lan-
gen grünen Blättern, nach denen die
röthlichte mit etwas grün vermischte
Blüte folget: und zwar wächst aus dem
Stengel eine grüne Spitze heraus, die
nicht unfüglich mit einer Kolbe zu ver-
gleichen, weswegen ihm auch von den
Lateinern der Name Zingiber flore clava-
to
gegeben worden.

Vor diesem wurde der Jngber aus
Ostindien zu uns gebracht, seit dem er
aber auch in den Antillen-Jnseln er-
bauet worden, kommt nichts mehr, oder
doch sehr wenig, daselbst her.

Wenn die Americaner den Jngber
aus der Erde gezogen haben, so legen
sie ihn an die Luft und Sonne, damit er
trucken werde, und wenden ihn von Zeit
zu Zeiten um. Wenn sie aber geschwin-
der damit fertig seyn wollen, alsdann
treugen sie ihn im Ofen; und solchen be-
kommen wir auch unterweilen, wie-
wohl er über die massen dürre und tru-
cken ist.

Man soll den Jngber aussuchen, der
fein frisch, trucken, völlig und schwer-
lich zu brechen ist, der von aussen röth-
licht grau siehet, und inwendig hartzicht
ist, auch einen hitzigen und beissenden
Geschmack hat; hingegen soll man den
Englischen wegschmeissen, weil er
weich, fasicht, in- und auswendig weiß,
und mehrmahls wurmstichicht ist; eine
herrliche Beschaffenheit, die ihm gewiß-
lich beyzulegen, denn wenn ihn nicht
die Würme zerfressen, so ist er dennoch
[Spaltenumbruch] dergestalt voll Fasen, daß man ihn un-
möglich zu Pulver stossen kan.

Jn der Artzney wird der Jngber gar
selten gebrauchet, hergegen desto häuf-
figer von den Landkramern und Tabu-
letträgern unter den Pfeffer gemischet.
Wir aber stossen ihn zu Pulver, und
heissen diß hernach Epice blanche, so zu vie-
lerley Sachen, sonderlich zu Verferti-
gung der vier Spezereyen, pour la compo-
sition des quatres epices,
gebrauchet wird.

Vom eingemachten Jngber.

Die Americaner machen den erst
aus der Erde gezogenen Jngber mit
Zucker ein, nachdem sie ihn zuvor einge-
weichet, damit er nicht allein seine mei-
ste Schärffe verlieren möge, sondern
auch die oberste Haut fahren lasse. Wenn
er nun recht und wohl zugerichtet ist,
alsdann versenden sie ihn an viele Orte.
Sie machen auch eine Marmelade da-
raus, ingleichen allerhand truckne Tei-
ge, eben wie wir aus unsern Früchten
und Wurtzeln.

Dieses eingemachte wird darum ge-
brauchet, weil es sich über die See füh-
ren läßt, auch alten Leuten Wärme
mittheilet. Die Jndianer, Holl- und
Engländer/ desgleichen alle Nordi-
sche Völcker insgesamt gebrauchen es,
theils sich zu erwärmen, theils aber die
Däuung zu befördern, nicht weniger
sich vor Scorbut und Mundfäule/
welche nichts seltsames auf der See, zu
praeserviren und zu verwahren.

[Ende Spaltensatz]
Von der Wurtzel Zerumbeth, und
dem Zittwer.

Zerumbeth und Zittwer, Zedoaria,
sind zwey an Farbe und Gestalt gantz
unterschiedene Wurtzeln, welche nichts
destoweniger von einem Kraute oder
Gewächse, dessen Blätter den Blättern
des Jngbers nicht so gar ungleich sind,
und deswegen auch wilder Jngber ge-
nennet wird, ihren Ursprung haben.
Beyde werden aus Ostindien und der
Jnsel Laurentius gebracht, woselbst
sie in grosser Menge wachsen.

Zerumbeth heißt der Wurtzel run-
des Theil, und wir bekommen es, wie
die Jalappe, in Scheiben zerschnitten:
soll aus- und inwendig grau sehen,

schwer
Der Spezereyen und Materialien
Das neunte Capitel.
Vom Jngber.
[Spaltenumbruch]

DEr Jngber iſt desjenigen Gewaͤch-
ſes Wurtzel, welches von denen Bo-
tanicis
alſo genennet wird; Arundo hu-
milis, clavata, radice acri,
niedriges Kol-
benrohr, deſſen Wurtzel einen ſcharf-
fen Geſchmack hat.

Dieſe Wurtzel verkriecht ſich nicht
tieff in die Erde, ſondern ſpreitet ſich
oben auf derſelben die laͤnge hin aus,
ſieht an den Enden bald wie eine Hand
oder Pfote, und wird auch deswegen
von den Einwohnern der S. Chriſtof-
fels-
und anderer Antillen-Jnſeln
patte du Gingembre, Jngberpfote oder
Zehe genennet.

Siehe Fig. 47.
und 48.

Wann der Jngber annoch in der Er-
de liegt, dann ſtoͤſt er einen Hauffen
Rohrſtengel von ſich, mit groſſen, lan-
gen gruͤnen Blaͤttern, nach denen die
roͤthlichte mit etwas gruͤn vermiſchte
Bluͤte folget: und zwar waͤchſt aus dem
Stengel eine gruͤne Spitze heraus, die
nicht unfuͤglich mit einer Kolbe zu ver-
gleichen, weswegen ihm auch von den
Lateinern der Name Zingiber flore clava-
to
gegeben worden.

Vor dieſem wurde der Jngber aus
Oſtindien zu uns gebracht, ſeit dem er
aber auch in den Antillen-Jnſeln er-
bauet worden, kommt nichts mehr, oder
doch ſehr wenig, daſelbſt her.

Wenn die Americaner den Jngber
aus der Erde gezogen haben, ſo legen
ſie ihn an die Luft und Sonne, damit er
trucken werde, und wenden ihn von Zeit
zu Zeiten um. Wenn ſie aber geſchwin-
der damit fertig ſeyn wollen, alsdann
treugen ſie ihn im Ofen; und ſolchen be-
kommen wir auch unterweilen, wie-
wohl er uͤber die maſſen duͤrre und tru-
cken iſt.

Man ſoll den Jngber auſſuchen, der
fein friſch, trucken, voͤllig und ſchwer-
lich zu brechen iſt, der von auſſen roͤth-
licht grau ſiehet, und inwendig hartzicht
iſt, auch einen hitzigen und beiſſenden
Geſchmack hat; hingegen ſoll man den
Engliſchen wegſchmeiſſen, weil er
weich, faſicht, in- und auswendig weiß,
und mehrmahls wurmſtichicht iſt; eine
herrliche Beſchaffenheit, die ihm gewiß-
lich beyzulegen, denn wenn ihn nicht
die Wuͤrme zerfreſſen, ſo iſt er dennoch
[Spaltenumbruch] dergeſtalt voll Faſen, daß man ihn un-
moͤglich zu Pulver ſtoſſen kan.

Jn der Artzney wird der Jngber gar
ſelten gebrauchet, hergegen deſto haͤuf-
figer von den Landkramern und Tabu-
lettraͤgern unter den Pfeffer gemiſchet.
Wir aber ſtoſſen ihn zu Pulver, und
heiſſen diß hernach Epice blanche, ſo zu vie-
lerley Sachen, ſonderlich zu Verferti-
gung der vier Spezereyen, pour la compo-
ſition des quatres epices,
gebrauchet wird.

Vom eingemachten Jngber.

Die Americaner machen den erſt
aus der Erde gezogenen Jngber mit
Zucker ein, nachdem ſie ihn zuvor einge-
weichet, damit er nicht allein ſeine mei-
ſte Schaͤrffe verlieren moͤge, ſondern
auch die oberſte Haut fahren laſſe. Wenn
er nun recht und wohl zugerichtet iſt,
alsdann verſenden ſie ihn an viele Orte.
Sie machen auch eine Marmelade da-
raus, ingleichen allerhand truckne Tei-
ge, eben wie wir aus unſern Fruͤchten
und Wurtzeln.

Dieſes eingemachte wird darum ge-
brauchet, weil es ſich uͤber die See fuͤh-
ren laͤßt, auch alten Leuten Waͤrme
mittheilet. Die Jndianer, Holl- und
Englaͤnder/ desgleichen alle Nordi-
ſche Voͤlcker insgeſamt gebrauchen es,
theils ſich zu erwaͤrmen, theils aber die
Daͤuung zu befoͤrdern, nicht weniger
ſich vor Scorbut und Mundfaͤule/
welche nichts ſeltſames auf der See, zu
præſerviren und zu verwahren.

[Ende Spaltensatz]
Von der Wurtzel Zerumbeth, und
dem Zittwer.

Zerumbeth und Zittwer, Zedoaria,
ſind zwey an Farbe und Geſtalt gantz
unterſchiedene Wurtzeln, welche nichts
deſtoweniger von einem Kraute oder
Gewaͤchſe, deſſen Blaͤtter den Blaͤttern
des Jngbers nicht ſo gar ungleich ſind,
und deswegen auch wilder Jngber ge-
nennet wird, ihren Urſprung haben.
Beyde werden aus Oſtindien und der
Jnſel Laurentius gebracht, woſelbſt
ſie in groſſer Menge wachſen.

Zerumbeth heißt der Wurtzel run-
des Theil, und wir bekommen es, wie
die Jalappe, in Scheiben zerſchnitten:
ſoll aus- und inwendig grau ſehen,

ſchwer
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[0076] Der Spezereyen und Materialien Das neunte Capitel. Vom Jngber. DEr Jngber iſt desjenigen Gewaͤch- ſes Wurtzel, welches von denen Bo- tanicis alſo genennet wird; Arundo hu- milis, clavata, radice acri, niedriges Kol- benrohr, deſſen Wurtzel einen ſcharf- fen Geſchmack hat. Dieſe Wurtzel verkriecht ſich nicht tieff in die Erde, ſondern ſpreitet ſich oben auf derſelben die laͤnge hin aus, ſieht an den Enden bald wie eine Hand oder Pfote, und wird auch deswegen von den Einwohnern der S. Chriſtof- fels- und anderer Antillen-Jnſeln patte du Gingembre, Jngberpfote oder Zehe genennet. Wann der Jngber annoch in der Er- de liegt, dann ſtoͤſt er einen Hauffen Rohrſtengel von ſich, mit groſſen, lan- gen gruͤnen Blaͤttern, nach denen die roͤthlichte mit etwas gruͤn vermiſchte Bluͤte folget: und zwar waͤchſt aus dem Stengel eine gruͤne Spitze heraus, die nicht unfuͤglich mit einer Kolbe zu ver- gleichen, weswegen ihm auch von den Lateinern der Name Zingiber flore clava- to gegeben worden. Vor dieſem wurde der Jngber aus Oſtindien zu uns gebracht, ſeit dem er aber auch in den Antillen-Jnſeln er- bauet worden, kommt nichts mehr, oder doch ſehr wenig, daſelbſt her. Wenn die Americaner den Jngber aus der Erde gezogen haben, ſo legen ſie ihn an die Luft und Sonne, damit er trucken werde, und wenden ihn von Zeit zu Zeiten um. Wenn ſie aber geſchwin- der damit fertig ſeyn wollen, alsdann treugen ſie ihn im Ofen; und ſolchen be- kommen wir auch unterweilen, wie- wohl er uͤber die maſſen duͤrre und tru- cken iſt. Man ſoll den Jngber auſſuchen, der fein friſch, trucken, voͤllig und ſchwer- lich zu brechen iſt, der von auſſen roͤth- licht grau ſiehet, und inwendig hartzicht iſt, auch einen hitzigen und beiſſenden Geſchmack hat; hingegen ſoll man den Engliſchen wegſchmeiſſen, weil er weich, faſicht, in- und auswendig weiß, und mehrmahls wurmſtichicht iſt; eine herrliche Beſchaffenheit, die ihm gewiß- lich beyzulegen, denn wenn ihn nicht die Wuͤrme zerfreſſen, ſo iſt er dennoch dergeſtalt voll Faſen, daß man ihn un- moͤglich zu Pulver ſtoſſen kan. Jn der Artzney wird der Jngber gar ſelten gebrauchet, hergegen deſto haͤuf- figer von den Landkramern und Tabu- lettraͤgern unter den Pfeffer gemiſchet. Wir aber ſtoſſen ihn zu Pulver, und heiſſen diß hernach Epice blanche, ſo zu vie- lerley Sachen, ſonderlich zu Verferti- gung der vier Spezereyen, pour la compo- ſition des quatres epices, gebrauchet wird. Vom eingemachten Jngber. Die Americaner machen den erſt aus der Erde gezogenen Jngber mit Zucker ein, nachdem ſie ihn zuvor einge- weichet, damit er nicht allein ſeine mei- ſte Schaͤrffe verlieren moͤge, ſondern auch die oberſte Haut fahren laſſe. Wenn er nun recht und wohl zugerichtet iſt, alsdann verſenden ſie ihn an viele Orte. Sie machen auch eine Marmelade da- raus, ingleichen allerhand truckne Tei- ge, eben wie wir aus unſern Fruͤchten und Wurtzeln. Dieſes eingemachte wird darum ge- brauchet, weil es ſich uͤber die See fuͤh- ren laͤßt, auch alten Leuten Waͤrme mittheilet. Die Jndianer, Holl- und Englaͤnder/ desgleichen alle Nordi- ſche Voͤlcker insgeſamt gebrauchen es, theils ſich zu erwaͤrmen, theils aber die Daͤuung zu befoͤrdern, nicht weniger ſich vor Scorbut und Mundfaͤule/ welche nichts ſeltſames auf der See, zu præſerviren und zu verwahren. Von der Wurtzel Zerumbeth, und dem Zittwer. Zerumbeth und Zittwer, Zedoaria, ſind zwey an Farbe und Geſtalt gantz unterſchiedene Wurtzeln, welche nichts deſtoweniger von einem Kraute oder Gewaͤchſe, deſſen Blaͤtter den Blaͤttern des Jngbers nicht ſo gar ungleich ſind, und deswegen auch wilder Jngber ge- nennet wird, ihren Urſprung haben. Beyde werden aus Oſtindien und der Jnſel Laurentius gebracht, woſelbſt ſie in groſſer Menge wachſen. Zerumbeth heißt der Wurtzel run- des Theil, und wir bekommen es, wie die Jalappe, in Scheiben zerſchnitten: ſoll aus- und inwendig grau ſehen, ſchwer

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/76>, abgerufen am 13.11.2024.