Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Des Autoris Anmerckungen [Spaltenumbruch]
Kermes ist durchaus kein Korn, sonderndie Schale eines kleinen Würmleins, welches dieselbige wachsen machet, wann es die Rinde der Steineiche (Ilex) sticht, und sich in den Saft, der daraus laufft, verwickelt, als wie die Würmer, welche die Galläpfel auf den Steinei- chen, und die Eichäpfel auf den Eichen- laube zu verursachen pflegen. Der Sa- men oder die Frucht dieses Strauches ist auch kein Kermes, sondern eine Ei- chel, als wie an andern seines gleichen: und dieses ist unwidersprechlich wahr. Dannenhero solte man die Kermeskör- ner nicht mehr Körner, sondern Hülsen oder Bläslein nennen. Von den Krebssteinen. Jn meinem Buche, im Cap. von Vom Zinck in grossen Kuchen. Le Zainc en gros pains ist uns seit eini- Vom Wallrath. Jch habe zwar in meinem Buche, Vom Pockenstein und andern Steinen, deren weder in meinem ersten Buche, noch in meinem kleinen Catalogo ist erwähnet worden. Der Pockenstein ist eine Gattung worden,
Des Autoris Anmerckungen [Spaltenumbruch]
Kermes iſt durchaus kein Korn, ſonderndie Schale eines kleinen Wuͤrmleins, welches dieſelbige wachſen machet, wann es die Rinde der Steineiche (Ilex) ſticht, und ſich in den Saft, der daraus laufft, verwickelt, als wie die Wuͤrmer, welche die Gallaͤpfel auf den Steinei- chen, und die Eichaͤpfel auf den Eichen- laube zu verurſachen pflegen. Der Sa- men oder die Frucht dieſes Strauches iſt auch kein Kermes, ſondern eine Ei- chel, als wie an andern ſeines gleichen: und dieſes iſt unwiderſprechlich wahr. Dannenhero ſolte man die Kermeskoͤr- ner nicht mehr Koͤrner, ſondern Huͤlſen oder Blaͤslein nennen. Von den Krebsſteinen. Jn meinem Buche, im Cap. von Vom Zinck in groſſen Kuchen. Le Zainc en gros pains iſt uns ſeit eini- Vom Wallrath. Jch habe zwar in meinem Buche, Vom Pockenſtein und andern Steinen, deren weder in meinem erſten Buche, noch in meinem kleinen Catalogo iſt erwaͤhnet worden. Der Pockenſtein iſt eine Gattung worden,
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Es darff ſich auch<lb/> niemand uͤber die gewaltige Menge de-<lb/> rerſelbigen, die wir zu ſehen bekommen,<lb/> ſo ſehr verwundern, indem ſich zu gewiſ-<lb/> ſer Zeit ihrer eine ſo abſcheuliche Menge,<lb/> an dem Ufer der Fluͤſſe, und auch am<lb/> Seeſtrande ſelbſten, finden laͤſt, daß ſie<lb/> alsdann ſo haͤuffig zu haben, als wie<lb/> Sand, und man ſie handvoll weiſe auf-<lb/> leſen kan: welches daher kommt, daß<lb/> die Krebſe in daſiger Gegend dieſer Art<lb/> Stein ſehr unterworffen ſind, welche ſie<lb/> dann in December und Jenner, um<lb/> welche Zeit der groͤſte Sommer in Jn-<lb/> dien iſt, gemeiniglich ablegen. Dieſes<lb/> zu erweiſen, hat mir der Herr Surian,<lb/> ein <hi rendition="#aq">Medicus</hi> zu Marſeille, gewiß verſi-<lb/> chert, daß er in den Jnſeln, durch ſeinen<lb/> Sclaven, in einem Tage mehr als 50.<lb/> Pfund aufſammlen laſſen. 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Des Autoris Anmerckungen
Kermes iſt durchaus kein Korn, ſondern
die Schale eines kleinen Wuͤrmleins,
welches dieſelbige wachſen machet,
wann es die Rinde der Steineiche (Ilex)
ſticht, und ſich in den Saft, der daraus
laufft, verwickelt, als wie die Wuͤrmer,
welche die Gallaͤpfel auf den Steinei-
chen, und die Eichaͤpfel auf den Eichen-
laube zu verurſachen pflegen. Der Sa-
men oder die Frucht dieſes Strauches
iſt auch kein Kermes, ſondern eine Ei-
chel, als wie an andern ſeines gleichen:
und dieſes iſt unwiderſprechlich wahr.
Dannenhero ſolte man die Kermeskoͤr-
ner nicht mehr Koͤrner, ſondern Huͤlſen
oder Blaͤslein nennen.
Von den Krebsſteinen.
Jn meinem Buche, im Cap. von
Krebſen, pag. 613. habe ich vermeldet, wie
ich nicht erfahren koͤnnen, was eigent-
lich die Krebsſteine ſeyn moͤchten. Nun
aber kan ich gewiß verſichern, daß dasje-
nige, was wir unter dem Titel, Oculi
Cancri, Krebsaugen, zu verkauffen pfle-
gen, nichts anders ſey, als Steine, ſo in
den Koͤpfen der Krebſe in Oſtindien ge-
funden werden: dann daher bringen
ſie die Hollaͤnder. Es darff ſich auch
niemand uͤber die gewaltige Menge de-
rerſelbigen, die wir zu ſehen bekommen,
ſo ſehr verwundern, indem ſich zu gewiſ-
ſer Zeit ihrer eine ſo abſcheuliche Menge,
an dem Ufer der Fluͤſſe, und auch am
Seeſtrande ſelbſten, finden laͤſt, daß ſie
alsdann ſo haͤuffig zu haben, als wie
Sand, und man ſie handvoll weiſe auf-
leſen kan: welches daher kommt, daß
die Krebſe in daſiger Gegend dieſer Art
Stein ſehr unterworffen ſind, welche ſie
dann in December und Jenner, um
welche Zeit der groͤſte Sommer in Jn-
dien iſt, gemeiniglich ablegen. Dieſes
zu erweiſen, hat mir der Herr Surian,
ein Medicus zu Marſeille, gewiß verſi-
chert, daß er in den Jnſeln, durch ſeinen
Sclaven, in einem Tage mehr als 50.
Pfund aufſammlen laſſen. Der groͤſte
Unterſcheid aber zwiſchen denen Oſt-
und Weſtindianiſchen Krebsſteinen,
beſtehet alleine darinne, daß die letzteren
viel dicker ſind.
Vom Zinck in groſſen Kuchen.
Le Zainc en gros pains iſt uns ſeit eini-
gen Jahren her aus Holl- und England
zugeſendet worden, und anders nichts,
als was die Teutſchen Bauter, die Hol-
laͤnder aber Spauter zu nennen pflegen.
Dieſer Zinck wird aus dem geſchmoltze-
nen Marcaſit oder Zinck-Ertz bereitet.
Dem ſey nun wie ihm ſey, es iſt derſelbi-
ge den Handwercksleuten, z. E. den
Zinngieſſern, Rothgieſſern und andern
ihres gleichen, uͤber alle maſſen hinder-
lich: dann, da ſie den Zinck in kleinen
Stuͤcken und Stangen gar wohl ge-
brauchen koͤnnen, denſelbigen auch noͤ-
thig haben, ſo iſt dieſer ihnen deſto ſchaͤd-
licher, indem er ihre Arbeit alle mit ein-
ander verderbet. Deshalben moͤgen
ſich die Kauffleute warnen laſſen, und
ihn weder verſchreiben, noch einkauffen
und wiederum verkauffen, dieweil er
gar zu nichts nicht taug, als etwan fuͤr
diejenigen, die mit dem Lapide Philoſo-
phorum umgehen, und denſelbigen auf-
ſuchen; dann dieſe Leute ſind recht ſehr
darauf erpicht. Es iſt uͤberdiß dieſer
Zinck dermaſſen ſchlecht, daß bey dem
ſchmeltzen ein ſtinckender und ſehr ge-
faͤhrlicher Schwefel davon fleucht, ſo
daß, wann ihr ein Pfund ſolches Zincks
in einen Schmeltztiegel einſetzet, ihr
kaum ein halbes Pfund wiederum be-
kommet: dazu iſt er auch gar uͤbel zu
ſchmeltzen.
Vom Wallrath.
Jch habe zwar in meinem Buche,
im Cap. vom Wallrathe, pag. 583. ge-
meldet, daß der Wallrath, welcher gar
unrecht ſperma Ceti oder Nature de Ba-
leine, Samen des Wallfiſches, genennet
wird, wenig in der Medicin gebraͤuch-
lich ſey. Allein die Teutſchen brauchen
ihn vielfaͤltig und mit gutem Erfolg, in
mancherley Kranckheiten, z. E. im Sei-
tenſtechen und andern deſſen gleichen.
Schrœderus und andere Teutſche Scri-
benten handeln weitlaͤufftig gnug da-
von.
Vom Pockenſtein und andern
Steinen, deren weder in meinem erſten
Buche, noch in meinem kleinen Catalogo
iſt erwaͤhnet worden.
Der Pockenſtein iſt eine Gattung
gruͤnlichter Kieſelſteine, voller kleiner
Huͤbel, die gleicher geſtalt gruͤnlicht
ausſehen, ſind aber viel heller, und ſte-
hen drauf als wie Pocken, daher ihm
auch, allem Anſehen nach, ſein Name
worden,
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