[Spaltenumbruch]
mel geschehen, auch noch anderer unbe- kannten Materialien, die auf einen so hohen Preiß gesetzet sind, daß zwey Pfund dererselben nicht so viel kosten, als sie eine eintzige Untze gesetzet haben: z. E. Pottasche die Untze auf 15. Sols, oder einen Orts Thaler, u. s. f. welchem dennoch zu begegnen hoch von Nöthen, indem das gemeine Wesen dabey zu viel leidet, nicht weniger dererjenigen ihr Gewissen, die dergleichen um solchen Preiß verlassen. Allein wieder auf die Kupferblumen zu kommen: Matthio- lus spricht in seinem Buche pag. 707. daß es kleine Küglein wären, die von dem Kupfer aufgetrieben würden, wann es geschmeltzet würde, und zwar vermit- telst drauf geschütteten kalten Wassers. Jch meines Orts erachte, die Kosten dürfften den schlechten Nutzen ziemlich übersteigen, habe sie auch deshalben niemahls nicht machen mögen, sondern überlasse diese Arbeit lieber denenjeni- gen, die ihrer nöthig haben. Will aber einer mehr davon wissen, der kan sich im Matthiolo auf obangezogenen Blat- te darnach umsehen.
Was die Grünspanblumen seyn sol- len, weiß ich nicht; habe mich wohl bey solchen Personen deswegen befraget, die darum wissen solten, alleine nichts erfahren können, so wenig als vom Oleo Cumini minoris, es müste dann das Oel vom Sesel, Ammi oder andern der- gleichen Samen seyn.
[Ende Spaltensatz]
Von den Scharlachkörnern.
Von diesem habe ich in meinem er- sten Buche weitläufftig genug gehan- delt, will dannenhero nichts nicht all- hier vermelden, auf was für Art und Weise dieselben zuzurichten, wann man sie will aufheben, noch auch von dem Pastel, oder dem darinn enthaltenen Pulver, welches ohnedem in der Medi- ein gar unbekannt. Die Portugiesen, Spanier, ingleichen die Einwohner in Languedoc, Provence und andern Or- ten, welche diese Waare zu sammlen pflegen, lassen sie mit sonderlichen Fleiß durch Weineßig gehen, damit die un- zehlbare Anzahl der gantz kleinen, fast unbegreifflichen Würmlein davon ster- ben, und legen sie hernachmahls an die Sonne, bis daß sie wiederum recht tro- [Spaltenumbruch]
cken worden. Sonst, wann sie den Weineißig nicht wohl empfunden, be- vor daß sie getreuget werden, so kommt eine gantz unglaubliche Menge kleiner Würmer oder Mücken heraus. Daher kommt es auch, daß die meisten Schar- lachkörner, die wir zu verkauffen haben, ledige und durchlöcherte Hülsen und Schalen sind: welches auch geschiehet, wann sie zu alt werden, indem der dar- inne befindliche Pastel (so wie gedacht, nichts anders ist, als eitel kleine Würm- lein) sich selbst verzehret, und zu weissen Staube, darauf aber gar zu nichts nicht wird. Und das sind die beyden Mängel, davon die Scharlachkörner schadhaft werden und zum Verkauff undienlich: einer, wann sie nicht gebüh- rend und wohl zugerichtet sind, der an- dere, wann sie gar zu sehr alt worden. Hierbey ist auch zu mercken, wie daß ich im Articul von diesem Pulver gemeldet, daß man dasjenige auswerffen müsse, welches feuchte und zu starck nach Eßig riecht, und das ist auch recht, um erst an- geführter Ursachen willen: doch muß man ihm zugleich gesagt seyn lassen, daß alles solches Pulver nothwendig müsse mit Eßig bespritzet werden, damit die Würmer davon sterben, dann sie sich sonsten in Mücken verwandeln wür- den. Dem aber unerachtet, muß es recht trocken seyn und gar wenig nach Eßig riechen, das ist alsdann ein Zei- chen, daß es nicht zuviel Eßig hat be- kommen, und über dem Feuer wohl ge- trocknet worden ist, alldieweil sie dieses Pulver weder mit Eßig anfeuchten, noch an der Sonne trocknen, als wie die Scharlachkörner, sondern sie ma- chen es über einem Kohlfeuer trocken, und rühren es beständig um, so hurtig, als es immermehr seyn kan. Weil ich dann bey dem Capitel von dem Scharlach bin, so muß ich auch etwas von dem Jrrthume melden, wann sie diese kleinen Hülsen Körner nennen; da es doch nur kleine Bläslein sind, wel- che auf den Blättern und der Rinde ei- nes in hiesigen Landen gar zu wohl be- kannten Strauches zu entstehen pfle- gen: zu desto besserer Bekräftigung will ich allhier anführen, was mir der Herr premier Medecin am 22. Decembr. 1694. davon hat zugeschrieben. Der
Ker-
L l l
uͤber ein und andere Gewaͤchſe, Thiere ꝛc.
[Spaltenumbruch]
mel geſchehen, auch noch anderer unbe- kannten Materialien, die auf einen ſo hohen Preiß geſetzet ſind, daß zwey Pfund dererſelben nicht ſo viel koſten, als ſie eine eintzige Untze geſetzet haben: z. E. Pottaſche die Untze auf 15. Sols, oder einen Orts Thaler, u. ſ. f. welchem dennoch zu begegnen hoch von Noͤthen, indem das gemeine Weſen dabey zu viel leidet, nicht weniger dererjenigen ihr Gewiſſen, die dergleichen um ſolchen Preiß verlaſſen. Allein wieder auf die Kupferblumen zu kommen: Matthio- lus ſpricht in ſeinem Buche pag. 707. daß es kleine Kuͤglein waͤren, die von dem Kupfer aufgetrieben wuͤrden, wann es geſchmeltzet wuͤrde, und zwar vermit- telſt drauf geſchuͤtteten kalten Waſſers. Jch meines Orts erachte, die Koſten duͤrfften den ſchlechten Nutzen ziemlich uͤberſteigen, habe ſie auch deshalben niemahls nicht machen moͤgen, ſondern uͤberlaſſe dieſe Arbeit lieber denenjeni- gen, die ihrer noͤthig haben. Will aber einer mehr davon wiſſen, der kan ſich im Matthiolo auf obangezogenen Blat- te darnach umſehen.
Was die Gruͤnſpanblumen ſeyn ſol- len, weiß ich nicht; habe mich wohl bey ſolchen Perſonen deswegen befraget, die darum wiſſen ſolten, alleine nichts erfahren koͤnnen, ſo wenig als vom Oleo Cumini minoris, es muͤſte dann das Oel vom Seſel, Ammi oder andern der- gleichen Samen ſeyn.
[Ende Spaltensatz]
Von den Scharlachkoͤrnern.
Von dieſem habe ich in meinem er- ſten Buche weitlaͤufftig genug gehan- delt, will dannenhero nichts nicht all- hier vermelden, auf was fuͤr Art und Weiſe dieſelben zuzurichten, wann man ſie will aufheben, noch auch von dem Paſtel, oder dem darinn enthaltenen Pulver, welches ohnedem in der Medi- ein gar unbekannt. Die Portugieſen, Spanier, ingleichen die Einwohner in Languedoc, Provence und andern Or- ten, welche dieſe Waare zu ſammlen pflegen, laſſen ſie mit ſonderlichen Fleiß durch Weineßig gehen, damit die un- zehlbare Anzahl der gantz kleinen, faſt unbegreifflichen Wuͤrmlein davon ſter- ben, und legen ſie hernachmahls an die Sonne, bis daß ſie wiederum recht tro- [Spaltenumbruch]
cken worden. Sonſt, wann ſie den Weineißig nicht wohl empfunden, be- vor daß ſie getreuget werden, ſo kommt eine gantz unglaubliche Menge kleiner Wuͤrmer oder Muͤcken heraus. Daher kommt es auch, daß die meiſten Schar- lachkoͤrner, die wir zu veꝛkauffen haben, ledige und durchloͤcherte Huͤlſen und Schalen ſind: welches auch geſchiehet, wann ſie zu alt werden, indem der dar- inne befindliche Paſtel (ſo wie gedacht, nichts anders iſt, als eitel kleine Wuͤrm- lein) ſich ſelbſt verzehret, und zu weiſſen Staube, darauf aber gar zu nichts nicht wird. Und das ſind die beyden Maͤngel, davon die Scharlachkoͤrner ſchadhaft werden und zum Verkauff undienlich: einer, wann ſie nicht gebuͤh- rend und wohl zugerichtet ſind, der an- dere, wann ſie gar zu ſehr alt worden. Hierbey iſt auch zu mercken, wie daß ich im Articul von dieſem Pulver gemeldet, daß man dasjenige auswerffen muͤſſe, welches feuchte und zu ſtarck nach Eßig riecht, und das iſt auch recht, um erſt an- gefuͤhrter Urſachen willen: doch muß man ihm zugleich geſagt ſeyn laſſen, daß alles ſolches Pulver nothwendig muͤſſe mit Eßig beſpritzet werden, damit die Wuͤrmer davon ſterben, dann ſie ſich ſonſten in Muͤcken verwandeln wuͤr- den. Dem aber unerachtet, muß es recht trocken ſeyn und gar wenig nach Eßig riechen, das iſt alsdann ein Zei- chen, daß es nicht zuviel Eßig hat be- kommen, und uͤber dem Feuer wohl ge- trocknet worden iſt, alldieweil ſie dieſes Pulver weder mit Eßig anfeuchten, noch an der Sonne trocknen, als wie die Scharlachkoͤrner, ſondern ſie ma- chen es uͤber einem Kohlfeuer trocken, und ruͤhren es beſtaͤndig um, ſo hurtig, als es immermehr ſeyn kan. Weil ich dann bey dem Capitel von dem Scharlach bin, ſo muß ich auch etwas von dem Jrrthume melden, wann ſie dieſe kleinen Huͤlſen Koͤrner nennen; da es doch nur kleine Blaͤslein ſind, wel- che auf den Blaͤttern und der Rinde ei- nes in hieſigen Landen gar zu wohl be- kannten Strauches zu entſtehen pfle- gen: zu deſto beſſerer Bekraͤftigung will ich allhier anfuͤhren, was mir der Herr premier Medecin am 22. Decembr. 1694. davon hat zugeſchrieben. Der
Ker-
L l l
<TEI><text><back><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0601"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">uͤber ein und andere Gewaͤchſe, Thiere ꝛc.</hi></fw><lb/><cbn="895"/>
mel geſchehen, auch noch anderer unbe-<lb/>
kannten Materialien, die auf einen ſo<lb/>
hohen Preiß geſetzet ſind, daß zwey<lb/>
Pfund dererſelben nicht ſo viel koſten,<lb/>
als ſie eine eintzige Untze geſetzet haben:<lb/>
z. E. Pottaſche die Untze auf 15. Sols,<lb/>
oder einen Orts Thaler, u. ſ. f. welchem<lb/>
dennoch zu begegnen hoch von Noͤthen,<lb/>
indem das gemeine Weſen dabey zu viel<lb/>
leidet, nicht weniger dererjenigen ihr<lb/>
Gewiſſen, die dergleichen um ſolchen<lb/>
Preiß verlaſſen. Allein wieder auf die<lb/>
Kupferblumen zu kommen: <hirendition="#aq">Matthio-<lb/>
lus</hi>ſpricht in ſeinem Buche <hirendition="#aq">pag.</hi> 707. daß<lb/>
es kleine Kuͤglein waͤren, die von dem<lb/>
Kupfer aufgetrieben wuͤrden, wann es<lb/>
geſchmeltzet wuͤrde, und zwar vermit-<lb/>
telſt drauf geſchuͤtteten kalten Waſſers.<lb/>
Jch meines Orts erachte, die Koſten<lb/>
duͤrfften den ſchlechten Nutzen ziemlich<lb/>
uͤberſteigen, habe ſie auch deshalben<lb/>
niemahls nicht machen moͤgen, ſondern<lb/>
uͤberlaſſe dieſe Arbeit lieber denenjeni-<lb/>
gen, die ihrer noͤthig haben. Will aber<lb/>
einer mehr davon wiſſen, der kan ſich<lb/>
im <hirendition="#aq">Matthiolo</hi> auf obangezogenen Blat-<lb/>
te darnach umſehen.</p><lb/><p>Was die Gruͤnſpanblumen ſeyn ſol-<lb/>
len, weiß ich nicht; habe mich wohl bey<lb/>ſolchen Perſonen deswegen befraget,<lb/>
die darum wiſſen ſolten, alleine nichts<lb/>
erfahren koͤnnen, ſo wenig als vom<lb/><hirendition="#aq">Oleo Cumini minoris,</hi> es muͤſte dann das<lb/>
Oel vom Seſel, Ammi oder andern der-<lb/>
gleichen Samen ſeyn.</p><cbtype="end"/></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Von den Scharlachkoͤrnern.</hi></head><lb/><p>Von dieſem habe ich in meinem er-<lb/>ſten Buche weitlaͤufftig genug gehan-<lb/>
delt, will dannenhero nichts nicht all-<lb/>
hier vermelden, auf was fuͤr Art und<lb/>
Weiſe dieſelben zuzurichten, wann<lb/>
man ſie will aufheben, noch auch von<lb/>
dem <hirendition="#aq">Paſtel,</hi> oder dem darinn enthaltenen<lb/>
Pulver, welches ohnedem in der Medi-<lb/>
ein gar unbekannt. Die Portugieſen,<lb/>
Spanier, ingleichen die Einwohner in<lb/>
Languedoc, Provence und andern Or-<lb/>
ten, welche dieſe Waare zu ſammlen<lb/>
pflegen, laſſen ſie mit ſonderlichen Fleiß<lb/>
durch Weineßig gehen, damit die un-<lb/>
zehlbare Anzahl der gantz kleinen, faſt<lb/>
unbegreifflichen Wuͤrmlein davon ſter-<lb/>
ben, und legen ſie hernachmahls an die<lb/>
Sonne, bis daß ſie wiederum recht tro-<lb/><cbn="896"/>
cken worden. Sonſt, wann ſie den<lb/>
Weineißig nicht wohl empfunden, be-<lb/>
vor daß ſie getreuget werden, ſo kommt<lb/>
eine gantz unglaubliche Menge kleiner<lb/>
Wuͤrmer oder Muͤcken heraus. Daher<lb/>
kommt es auch, daß die meiſten Schar-<lb/>
lachkoͤrner, die wir zu veꝛkauffen haben,<lb/>
ledige und durchloͤcherte Huͤlſen und<lb/>
Schalen ſind: welches auch geſchiehet,<lb/>
wann ſie zu alt werden, indem der dar-<lb/>
inne befindliche <hirendition="#aq">Paſtel</hi> (ſo wie gedacht,<lb/>
nichts anders iſt, als eitel kleine Wuͤrm-<lb/>
lein) ſich ſelbſt verzehret, und zu weiſſen<lb/>
Staube, darauf aber gar zu nichts<lb/>
nicht wird. Und das ſind die beyden<lb/>
Maͤngel, davon die Scharlachkoͤrner<lb/>ſchadhaft werden und zum Verkauff<lb/>
undienlich: einer, wann ſie nicht gebuͤh-<lb/>
rend und wohl zugerichtet ſind, der an-<lb/>
dere, wann ſie gar zu ſehr alt worden.<lb/>
Hierbey iſt auch zu mercken, wie daß ich<lb/>
im Articul von dieſem Pulver gemeldet,<lb/>
daß man dasjenige auswerffen muͤſſe,<lb/>
welches feuchte und zu ſtarck nach Eßig<lb/>
riecht, und das iſt auch recht, um erſt an-<lb/>
gefuͤhrter Urſachen willen: doch muß<lb/>
man ihm zugleich geſagt ſeyn laſſen, daß<lb/>
alles ſolches Pulver nothwendig muͤſſe<lb/>
mit Eßig beſpritzet werden, damit die<lb/>
Wuͤrmer davon ſterben, dann ſie ſich<lb/>ſonſten in Muͤcken verwandeln wuͤr-<lb/>
den. Dem aber unerachtet, muß es<lb/>
recht trocken ſeyn und gar wenig nach<lb/>
Eßig riechen, das iſt alsdann ein Zei-<lb/>
chen, daß es nicht zuviel Eßig hat be-<lb/>
kommen, und uͤber dem Feuer wohl ge-<lb/>
trocknet worden iſt, alldieweil ſie dieſes<lb/>
Pulver weder mit Eßig anfeuchten,<lb/>
noch an der Sonne trocknen, als wie<lb/>
die Scharlachkoͤrner, ſondern ſie ma-<lb/>
chen es uͤber einem Kohlfeuer trocken,<lb/>
und ruͤhren es beſtaͤndig um, ſo hurtig,<lb/>
als es immermehr ſeyn kan. Weil<lb/>
ich dann bey dem Capitel von dem<lb/>
Scharlach bin, ſo muß ich auch etwas<lb/>
von dem Jrrthume melden, wann ſie<lb/>
dieſe kleinen Huͤlſen Koͤrner nennen;<lb/>
da es doch nur kleine Blaͤslein ſind, wel-<lb/>
che auf den Blaͤttern und der Rinde ei-<lb/>
nes in hieſigen Landen gar zu wohl be-<lb/>
kannten Strauches zu entſtehen pfle-<lb/>
gen: zu deſto beſſerer Bekraͤftigung<lb/>
will ich allhier anfuͤhren, was mir der<lb/>
Herr <hirendition="#aq">premier Medecin</hi> am 22. <hirendition="#aq">Decembr.</hi><lb/>
1694. davon hat zugeſchrieben. Der<lb/><fwplace="bottom"type="sig">L l l</fw><fwplace="bottom"type="catch">Ker-</fw><lb/></p></div></div></back></text></TEI>
[0601]
uͤber ein und andere Gewaͤchſe, Thiere ꝛc.
mel geſchehen, auch noch anderer unbe-
kannten Materialien, die auf einen ſo
hohen Preiß geſetzet ſind, daß zwey
Pfund dererſelben nicht ſo viel koſten,
als ſie eine eintzige Untze geſetzet haben:
z. E. Pottaſche die Untze auf 15. Sols,
oder einen Orts Thaler, u. ſ. f. welchem
dennoch zu begegnen hoch von Noͤthen,
indem das gemeine Weſen dabey zu viel
leidet, nicht weniger dererjenigen ihr
Gewiſſen, die dergleichen um ſolchen
Preiß verlaſſen. Allein wieder auf die
Kupferblumen zu kommen: Matthio-
lus ſpricht in ſeinem Buche pag. 707. daß
es kleine Kuͤglein waͤren, die von dem
Kupfer aufgetrieben wuͤrden, wann es
geſchmeltzet wuͤrde, und zwar vermit-
telſt drauf geſchuͤtteten kalten Waſſers.
Jch meines Orts erachte, die Koſten
duͤrfften den ſchlechten Nutzen ziemlich
uͤberſteigen, habe ſie auch deshalben
niemahls nicht machen moͤgen, ſondern
uͤberlaſſe dieſe Arbeit lieber denenjeni-
gen, die ihrer noͤthig haben. Will aber
einer mehr davon wiſſen, der kan ſich
im Matthiolo auf obangezogenen Blat-
te darnach umſehen.
Was die Gruͤnſpanblumen ſeyn ſol-
len, weiß ich nicht; habe mich wohl bey
ſolchen Perſonen deswegen befraget,
die darum wiſſen ſolten, alleine nichts
erfahren koͤnnen, ſo wenig als vom
Oleo Cumini minoris, es muͤſte dann das
Oel vom Seſel, Ammi oder andern der-
gleichen Samen ſeyn.
Von den Scharlachkoͤrnern.
Von dieſem habe ich in meinem er-
ſten Buche weitlaͤufftig genug gehan-
delt, will dannenhero nichts nicht all-
hier vermelden, auf was fuͤr Art und
Weiſe dieſelben zuzurichten, wann
man ſie will aufheben, noch auch von
dem Paſtel, oder dem darinn enthaltenen
Pulver, welches ohnedem in der Medi-
ein gar unbekannt. Die Portugieſen,
Spanier, ingleichen die Einwohner in
Languedoc, Provence und andern Or-
ten, welche dieſe Waare zu ſammlen
pflegen, laſſen ſie mit ſonderlichen Fleiß
durch Weineßig gehen, damit die un-
zehlbare Anzahl der gantz kleinen, faſt
unbegreifflichen Wuͤrmlein davon ſter-
ben, und legen ſie hernachmahls an die
Sonne, bis daß ſie wiederum recht tro-
cken worden. Sonſt, wann ſie den
Weineißig nicht wohl empfunden, be-
vor daß ſie getreuget werden, ſo kommt
eine gantz unglaubliche Menge kleiner
Wuͤrmer oder Muͤcken heraus. Daher
kommt es auch, daß die meiſten Schar-
lachkoͤrner, die wir zu veꝛkauffen haben,
ledige und durchloͤcherte Huͤlſen und
Schalen ſind: welches auch geſchiehet,
wann ſie zu alt werden, indem der dar-
inne befindliche Paſtel (ſo wie gedacht,
nichts anders iſt, als eitel kleine Wuͤrm-
lein) ſich ſelbſt verzehret, und zu weiſſen
Staube, darauf aber gar zu nichts
nicht wird. Und das ſind die beyden
Maͤngel, davon die Scharlachkoͤrner
ſchadhaft werden und zum Verkauff
undienlich: einer, wann ſie nicht gebuͤh-
rend und wohl zugerichtet ſind, der an-
dere, wann ſie gar zu ſehr alt worden.
Hierbey iſt auch zu mercken, wie daß ich
im Articul von dieſem Pulver gemeldet,
daß man dasjenige auswerffen muͤſſe,
welches feuchte und zu ſtarck nach Eßig
riecht, und das iſt auch recht, um erſt an-
gefuͤhrter Urſachen willen: doch muß
man ihm zugleich geſagt ſeyn laſſen, daß
alles ſolches Pulver nothwendig muͤſſe
mit Eßig beſpritzet werden, damit die
Wuͤrmer davon ſterben, dann ſie ſich
ſonſten in Muͤcken verwandeln wuͤr-
den. Dem aber unerachtet, muß es
recht trocken ſeyn und gar wenig nach
Eßig riechen, das iſt alsdann ein Zei-
chen, daß es nicht zuviel Eßig hat be-
kommen, und uͤber dem Feuer wohl ge-
trocknet worden iſt, alldieweil ſie dieſes
Pulver weder mit Eßig anfeuchten,
noch an der Sonne trocknen, als wie
die Scharlachkoͤrner, ſondern ſie ma-
chen es uͤber einem Kohlfeuer trocken,
und ruͤhren es beſtaͤndig um, ſo hurtig,
als es immermehr ſeyn kan. Weil
ich dann bey dem Capitel von dem
Scharlach bin, ſo muß ich auch etwas
von dem Jrrthume melden, wann ſie
dieſe kleinen Huͤlſen Koͤrner nennen;
da es doch nur kleine Blaͤslein ſind, wel-
che auf den Blaͤttern und der Rinde ei-
nes in hieſigen Landen gar zu wohl be-
kannten Strauches zu entſtehen pfle-
gen: zu deſto beſſerer Bekraͤftigung
will ich allhier anfuͤhren, was mir der
Herr premier Medecin am 22. Decembr.
1694. davon hat zugeſchrieben. Der
Ker-
L l l
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/601>, abgerufen am 07.01.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.