Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

Bild:
<< vorherige Seite

uͤber ein und andere Gewaͤchſe, Thiere ꝛc.
[Spaltenumbruch] mel geſchehen, auch noch anderer unbe-
kannten Materialien, die auf einen ſo
hohen Preiß geſetzet ſind, daß zwey
Pfund dererſelben nicht ſo viel koſten,
als ſie eine eintzige Untze geſetzet haben:
z. E. Pottaſche die Untze auf 15. Sols,
oder einen Orts Thaler, u. ſ. f. welchem
dennoch zu begegnen hoch von Noͤthen,
indem das gemeine Weſen dabey zu viel
leidet, nicht weniger dererjenigen ihr
Gewiſſen, die dergleichen um ſolchen
Preiß verlaſſen. Allein wieder auf die
Kupferblumen zu kommen: Matthio-
lus
ſpricht in ſeinem Buche pag. 707. daß
es kleine Kuͤglein waͤren, die von dem
Kupfer aufgetrieben wuͤrden, wann es
geſchmeltzet wuͤrde, und zwar vermit-
telſt drauf geſchuͤtteten kalten Waſſers.
Jch meines Orts erachte, die Koſten
duͤrfften den ſchlechten Nutzen ziemlich
uͤberſteigen, habe ſie auch deshalben
niemahls nicht machen moͤgen, ſondern
uͤberlaſſe dieſe Arbeit lieber denenjeni-
gen, die ihrer noͤthig haben. Will aber
einer mehr davon wiſſen, der kan ſich
im Matthiolo auf obangezogenen Blat-
te darnach umſehen.

Was die Gruͤnſpanblumen ſeyn ſol-
len, weiß ich nicht; habe mich wohl bey
ſolchen Perſonen deswegen befraget,
die darum wiſſen ſolten, alleine nichts
erfahren koͤnnen, ſo wenig als vom
Oleo Cumini minoris, es muͤſte dann das
Oel vom Seſel, Ammi oder andern der-
gleichen Samen ſeyn.

[Ende Spaltensatz]
Von den Scharlachkoͤrnern.

Von dieſem habe ich in meinem er-
ſten Buche weitlaͤufftig genug gehan-
delt, will dannenhero nichts nicht all-
hier vermelden, auf was fuͤr Art und
Weiſe dieſelben zuzurichten, wann
man ſie will aufheben, noch auch von
dem Paſtel, oder dem darinn enthaltenen
Pulver, welches ohnedem in der Medi-
ein gar unbekannt. Die Portugieſen,
Spanier, ingleichen die Einwohner in
Languedoc, Provence und andern Or-
ten, welche dieſe Waare zu ſammlen
pflegen, laſſen ſie mit ſonderlichen Fleiß
durch Weineßig gehen, damit die un-
zehlbare Anzahl der gantz kleinen, faſt
unbegreifflichen Wuͤrmlein davon ſter-
ben, und legen ſie hernachmahls an die
Sonne, bis daß ſie wiederum recht tro-
[Spaltenumbruch] cken worden. Sonſt, wann ſie den
Weineißig nicht wohl empfunden, be-
vor daß ſie getreuget werden, ſo kommt
eine gantz unglaubliche Menge kleiner
Wuͤrmer oder Muͤcken heraus. Daher
kommt es auch, daß die meiſten Schar-
lachkoͤrner, die wir zu veꝛkauffen haben,
ledige und durchloͤcherte Huͤlſen und
Schalen ſind: welches auch geſchiehet,
wann ſie zu alt werden, indem der dar-
inne befindliche Paſtel (ſo wie gedacht,
nichts anders iſt, als eitel kleine Wuͤrm-
lein) ſich ſelbſt verzehret, und zu weiſſen
Staube, darauf aber gar zu nichts
nicht wird. Und das ſind die beyden
Maͤngel, davon die Scharlachkoͤrner
ſchadhaft werden und zum Verkauff
undienlich: einer, wann ſie nicht gebuͤh-
rend und wohl zugerichtet ſind, der an-
dere, wann ſie gar zu ſehr alt worden.
Hierbey iſt auch zu mercken, wie daß ich
im Articul von dieſem Pulver gemeldet,
daß man dasjenige auswerffen muͤſſe,
welches feuchte und zu ſtarck nach Eßig
riecht, und das iſt auch recht, um erſt an-
gefuͤhrter Urſachen willen: doch muß
man ihm zugleich geſagt ſeyn laſſen, daß
alles ſolches Pulver nothwendig muͤſſe
mit Eßig beſpritzet werden, damit die
Wuͤrmer davon ſterben, dann ſie ſich
ſonſten in Muͤcken verwandeln wuͤr-
den. Dem aber unerachtet, muß es
recht trocken ſeyn und gar wenig nach
Eßig riechen, das iſt alsdann ein Zei-
chen, daß es nicht zuviel Eßig hat be-
kommen, und uͤber dem Feuer wohl ge-
trocknet worden iſt, alldieweil ſie dieſes
Pulver weder mit Eßig anfeuchten,
noch an der Sonne trocknen, als wie
die Scharlachkoͤrner, ſondern ſie ma-
chen es uͤber einem Kohlfeuer trocken,
und ruͤhren es beſtaͤndig um, ſo hurtig,
als es immermehr ſeyn kan. Weil
ich dann bey dem Capitel von dem
Scharlach bin, ſo muß ich auch etwas
von dem Jrrthume melden, wann ſie
dieſe kleinen Huͤlſen Koͤrner nennen;
da es doch nur kleine Blaͤslein ſind, wel-
che auf den Blaͤttern und der Rinde ei-
nes in hieſigen Landen gar zu wohl be-
kannten Strauches zu entſtehen pfle-
gen: zu deſto beſſerer Bekraͤftigung
will ich allhier anfuͤhren, was mir der
Herr premier Medecin am 22. Decembr.
1694. davon hat zugeſchrieben. Der

Ker-
L l l

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/601
Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/601>, abgerufen am 07.01.2025.