Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

Bild:
<< vorherige Seite

über ein und andere Gewächse, Thiere etc.
[Spaltenumbruch] Balsam warm gemacht seyn müsse,
man mag ihn auch gebrauchen, wann
und wozu man will, und das muß ge-
schehen, entweder in dem Gefäse, daraus
man ihn will lauffen lassen, oder aber,
wann solches bereits geschehen, auf ei-
nem Teller, oder in einem Löffel.

Alle diese Kraft und Tugenden ha-
ben beyde Balsame, der schwartze und
der weisse. Der weisse hat zwar kei-
nen so starcken und angenehmen Ge-
ruch, ist aber weit köstlicher, rarer und
kräftiger, indem er recht natürlich ist
und von der Sonne aus dem Baum er-
zwungen. So ist überdiß der weisse
ein durchgehend gutes und unvergleich-
liches Mittel wider die Flecke und Nar-
ben, so nach den Pocken im Gesicht und
sonst zurücke bleiben, oder die etwan von
einer andern Kranckheit kommen, wann
dieser weisse Balsam mit Eyweiß, oder
nur mit klaren Wasser zertrieben wird.
Alles dieses ist aus eines Arabischen Me-
dici
gedruckten Zettel gezogen, und das
allermeiste bey Gelegenheit probirt und
gut befunden worden.

[Ende Spaltensatz]
Vom Copaiva Balsam.

Vorietzo bringt man uns, ausserhalb
des Peruvianischen Balsams, von denen-
jenigen Orten, derer ich in meinem Bu-
che pag. 411. erwähnet, noch einen, un-
ter dem Titel Balsam von Copaiva,
doch werde weiter nichts, als nur von
seiner Eigenschaft, gedencken. Seine
Kraft ist unvergleichlich, und er kan in
einer Apothecke statt aller anderer von
Menschen zubereiteter Artzneymittel
dienen. Dann er resolvirt und digeriret,
und stärcket, weil er warm und trocken
ist, wann man des Morgens nur ein
paar Tropfen davon nimmt, vertrei-
bet die Engbrüstigkeit und Unverdau-
lichkeit des Magens, wann er laulicht
gemacht und der Magen damit gerie-
ben wird, öffnet die Verstopfungen,
durch Kälte verursachet, wann man
den Kopf und Hals wohl damit streicht,
stärckt das Gehirn, und verwahret vor
Schlag und Ohnmachten. Auch hat
er eine sonderliche Kraft wider giftger
Thiere Biß und Wunden: wie dann die
Thiere selbst, die sich verletzt empfinden,
sich zu diesem Baume finden, in die
Rinde beissen, und das benöthigte Mit-
[Spaltenumbruch] tel zur Genesung dadurch erhalten.
Diese Bäume wachsen an unterschie-
denen Orten in Brasilien, nämlich um
den Fluß, Rio de Janeiro genannt, zu
Sanct Vincentz, und zu Pernambuc:
iedannoch ist er allda nicht in solcher
Menge anzutreffen, als wie in dem Lan-
de des heiligen Geistes. Die Leute von
Copaigba nennen die andere Sorte Oel
von Copaigba; das sind gleichergestalt
gar grosse aschengraue Bäume, doch ist
ihr Laub annoch weit grösser. Wann
der Stamm bis auf den Kern geboh-
ret worden, so sammlen sie eine grosse
Menge Saft davon: der wird nach den
Baum Copaigba genennt: wann er
dann aufhöret zu lauffen, und sie ver-
stopfen das Loch etwan acht Tage lang,
auch etwas länger, und eröffnen es her-
nachmahls wieder, so laufft er eben so
häuffig heraus, gleichwie zuvor, und
riecht so gut, als wie der Balsam, doch
ist er nicht so köstlich, wie der erste, hat
aber dannoch eben eine so gute medicina-
lische Kraft.

[Ende Spaltensatz]
Von der Wurtzel Nisi.

Das Gewächs, oder die Wurtzel, wel-
che die Japaner Nisi, die Wilden Canna,
und die Chineser Ging-ging, auch Nim-
ging
zu nennen pflegen, ist ein kleines
weißlichtes Würtzelgen, der Wurtzel
vom Diptam oder weissen Behen
durchgehends gleich. Dieweil nun die-
se Wurtzel gar wenig bekannt ist, so will
ich zuvörderst allhier anführen, was
mir S. Königl. Maj. und des Herrn
Cantzlers Medicus ordinarius, der Herr
Bourdelot, geschrieben davon mitgethei-
let.

Ging-ging ist ein Gewächs, welchesSiehe Fig. 5.
die Chineser deswegen also nennen, die-
weil es die Gestalt eines Menschen hat,
der die Beine von einander sperret.
Denn sie nennen einen Menschen Ging.
Jhre Wurtzel kommt der Mandragora,
Allraunenwurtzel ziemlich nahe, ist
aber viel kleiner, und ihre Blätter be-
zeugen, daß sie zu einem gantz andern
Geschlecht gehöre. Der Pater Martini,
weil er die Wurtzel nur gesehen, hat sie
in seinem Chinesischen Atlas zu einer
Sorte der Allraunenwurtzel gemacht:
allein, er ist in diesen Jrrthum verfallen,
weil er die Blätter nicht hat können zu

sehen

uͤber ein und andere Gewaͤchſe, Thiere ꝛc.
[Spaltenumbruch] Balſam warm gemacht ſeyn muͤſſe,
man mag ihn auch gebrauchen, wann
und wozu man will, und das muß ge-
ſchehen, entweder in dem Gefaͤſe, daraus
man ihn will lauffen laſſen, oder aber,
wann ſolches bereits geſchehen, auf ei-
nem Teller, oder in einem Loͤffel.

Alle dieſe Kraft und Tugenden ha-
ben beyde Balſame, der ſchwartze und
der weiſſe. Der weiſſe hat zwar kei-
nen ſo ſtarcken und angenehmen Ge-
ruch, iſt aber weit koͤſtlicher, rarer und
kraͤftiger, indem er recht natuͤrlich iſt
und von der Sonne aus dem Baum er-
zwungen. So iſt uͤberdiß der weiſſe
ein durchgehend gutes und unvergleich-
liches Mittel wider die Flecke und Nar-
ben, ſo nach den Pocken im Geſicht und
ſonſt zuruͤcke bleiben, oder die etwan von
einer andern Kranckheit kommen, wann
dieſer weiſſe Balſam mit Eyweiß, oder
nur mit klaren Waſſer zertrieben wird.
Alles dieſes iſt aus eines Arabiſchen Me-
dici
gedruckten Zettel gezogen, und das
allermeiſte bey Gelegenheit probirt und
gut befunden worden.

[Ende Spaltensatz]
Vom Copaiva Balſam.

Vorietzo bringt man uns, auſſerhalb
des Peruvianiſchen Balſams, von denen-
jenigen Orten, derer ich in meinem Bu-
che pag. 411. erwaͤhnet, noch einen, un-
ter dem Titel Balſam von Copaiva,
doch werde weiter nichts, als nur von
ſeiner Eigenſchaft, gedencken. Seine
Kraft iſt unvergleichlich, und er kan in
einer Apothecke ſtatt aller anderer von
Menſchen zubereiteter Artzneymittel
dienen. Dann er reſolvirt und digeriret,
und ſtaͤrcket, weil er warm und trocken
iſt, wann man des Morgens nur ein
paar Tropfen davon nimmt, vertrei-
bet die Engbruͤſtigkeit und Unverdau-
lichkeit des Magens, wann er laulicht
gemacht und der Magen damit gerie-
ben wird, oͤffnet die Verſtopfungen,
durch Kaͤlte verurſachet, wann man
den Kopf und Hals wohl damit ſtreicht,
ſtaͤrckt das Gehirn, und verwahret vor
Schlag und Ohnmachten. Auch hat
er eine ſonderliche Kraft wider giftger
Thiere Biß und Wunden: wie dann die
Thiere ſelbſt, die ſich verletzt empfinden,
ſich zu dieſem Baume finden, in die
Rinde beiſſen, und das benoͤthigte Mit-
[Spaltenumbruch] tel zur Geneſung dadurch erhalten.
Dieſe Baͤume wachſen an unterſchie-
denen Orten in Braſilien, naͤmlich um
den Fluß, Rio de Janeiro genannt, zu
Sanct Vincentz, und zu Pernambuc:
iedannoch iſt er allda nicht in ſolcher
Menge anzutreffen, als wie in dem Lan-
de des heiligen Geiſtes. Die Leute von
Copaigba nennen die andere Sorte Oel
von Copaigba; das ſind gleichergeſtalt
gar groſſe aſchengraue Baͤume, doch iſt
ihr Laub annoch weit groͤſſer. Wann
der Stamm bis auf den Kern geboh-
ret worden, ſo ſammlen ſie eine groſſe
Menge Saft davon: der wird nach den
Baum Copaigba genennt: wann er
dann aufhoͤret zu lauffen, und ſie ver-
ſtopfen das Loch etwan acht Tage lang,
auch etwas laͤnger, und eroͤffnen es her-
nachmahls wieder, ſo laufft er eben ſo
haͤuffig heraus, gleichwie zuvor, und
riecht ſo gut, als wie der Balſam, doch
iſt er nicht ſo koͤſtlich, wie der erſte, hat
aber dannoch eben eine ſo gute medicina-
liſche Kraft.

[Ende Spaltensatz]
Von der Wurtzel Niſi.

Das Gewaͤchs, oder die Wurtzel, wel-
che die Japaner Niſi, die Wilden Canna,
und die Chineſer Ging-ging, auch Nim-
ging
zu nennen pflegen, iſt ein kleines
weißlichtes Wuͤrtzelgen, der Wurtzel
vom Diptam oder weiſſen Behen
durchgehends gleich. Dieweil nun die-
ſe Wurtzel gar wenig bekannt iſt, ſo will
ich zuvoͤrderſt allhier anfuͤhren, was
mir S. Koͤnigl. Maj. und des Herrn
Cantzlers Medicus ordinarius, der Herr
Bourdelot, geſchrieben davon mitgethei-
let.

Ging-ging iſt ein Gewaͤchs, welchesSiehe Fig. 5.
die Chineſer deswegen alſo nennen, die-
weil es die Geſtalt eines Menſchen hat,
der die Beine von einander ſperret.
Denn ſie nennen einen Menſchen Ging.
Jhre Wurtzel kommt der Mandragora,
Allraunenwurtzel ziemlich nahe, iſt
aber viel kleiner, und ihre Blaͤtter be-
zeugen, daß ſie zu einem gantz andern
Geſchlecht gehoͤre. Der Pater Martini,
weil er die Wurtzel nur geſehen, hat ſie
in ſeinem Chineſiſchen Atlas zu einer
Sorte der Allraunenwurtzel gemacht:
allein, er iſt in dieſen Jrꝛthum verfallen,
weil er die Blaͤtter nicht hat koͤnnen zu

ſehen
<TEI>
  <text>
    <back>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0583"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">u&#x0364;ber ein und andere Gewa&#x0364;ch&#x017F;e, Thiere &#xA75B;c.</hi></fw><lb/><cb n="859"/>
Bal&#x017F;am warm gemacht &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e,<lb/>
man mag ihn auch gebrauchen, wann<lb/>
und wozu man will, und das muß ge-<lb/>
&#x017F;chehen, entweder in dem Gefa&#x0364;&#x017F;e, daraus<lb/>
man ihn will lauffen la&#x017F;&#x017F;en, oder aber,<lb/>
wann &#x017F;olches bereits ge&#x017F;chehen, auf ei-<lb/>
nem Teller, oder in einem Lo&#x0364;ffel.</p><lb/>
          <p>Alle die&#x017F;e Kraft und Tugenden ha-<lb/>
ben beyde Bal&#x017F;ame, der &#x017F;chwartze und<lb/>
der wei&#x017F;&#x017F;e. Der wei&#x017F;&#x017F;e hat zwar kei-<lb/>
nen &#x017F;o &#x017F;tarcken und angenehmen Ge-<lb/>
ruch, i&#x017F;t aber weit ko&#x0364;&#x017F;tlicher, rarer und<lb/>
kra&#x0364;ftiger, indem er recht natu&#x0364;rlich i&#x017F;t<lb/>
und von der Sonne aus dem Baum er-<lb/>
zwungen. So i&#x017F;t u&#x0364;berdiß der wei&#x017F;&#x017F;e<lb/>
ein durchgehend gutes und unvergleich-<lb/>
liches Mittel wider die Flecke und Nar-<lb/>
ben, &#x017F;o nach den Pocken im Ge&#x017F;icht und<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t zuru&#x0364;cke bleiben, oder die etwan von<lb/>
einer andern Kranckheit kommen, wann<lb/>
die&#x017F;er wei&#x017F;&#x017F;e Bal&#x017F;am mit Eyweiß, oder<lb/>
nur mit klaren Wa&#x017F;&#x017F;er zertrieben wird.<lb/>
Alles die&#x017F;es i&#x017F;t aus eines Arabi&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Me-<lb/>
dici</hi> gedruckten Zettel gezogen, und das<lb/>
allermei&#x017F;te bey Gelegenheit probirt und<lb/>
gut befunden worden.</p>
          <cb type="end"/>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Vom Copaiva Bal&#x017F;am.</hi> </head><lb/>
          <p>Vorietzo bringt man uns, au&#x017F;&#x017F;erhalb<lb/>
des Peruviani&#x017F;chen Bal&#x017F;ams, von denen-<lb/>
jenigen Orten, derer ich in meinem Bu-<lb/>
che <hi rendition="#aq">pag.</hi> 411. erwa&#x0364;hnet, noch einen, un-<lb/>
ter dem Titel Bal&#x017F;am von Copaiva,<lb/>
doch werde weiter nichts, als nur von<lb/>
&#x017F;einer Eigen&#x017F;chaft, gedencken. Seine<lb/>
Kraft i&#x017F;t unvergleichlich, und er kan in<lb/>
einer Apothecke &#x017F;tatt aller anderer von<lb/>
Men&#x017F;chen zubereiteter Artzneymittel<lb/>
dienen. Dann er <hi rendition="#aq">re&#x017F;olvi</hi>rt und <hi rendition="#aq">digerir</hi>et,<lb/>
und &#x017F;ta&#x0364;rcket, weil er warm und trocken<lb/>
i&#x017F;t, wann man des Morgens nur ein<lb/>
paar Tropfen davon nimmt, vertrei-<lb/>
bet die Engbru&#x0364;&#x017F;tigkeit und Unverdau-<lb/>
lichkeit des Magens, wann er laulicht<lb/>
gemacht und der Magen damit gerie-<lb/>
ben wird, o&#x0364;ffnet die Ver&#x017F;topfungen,<lb/>
durch Ka&#x0364;lte verur&#x017F;achet, wann man<lb/>
den Kopf und Hals wohl damit &#x017F;treicht,<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;rckt das Gehirn, und verwahret vor<lb/>
Schlag und Ohnmachten. Auch hat<lb/>
er eine &#x017F;onderliche Kraft wider giftger<lb/>
Thiere Biß und Wunden: wie dann die<lb/>
Thiere &#x017F;elb&#x017F;t, die &#x017F;ich verletzt empfinden,<lb/>
&#x017F;ich zu die&#x017F;em Baume finden, in die<lb/>
Rinde bei&#x017F;&#x017F;en, und das beno&#x0364;thigte Mit-<lb/><cb n="860"/>
tel zur Gene&#x017F;ung dadurch erhalten.<lb/>
Die&#x017F;e Ba&#x0364;ume wach&#x017F;en an unter&#x017F;chie-<lb/>
denen Orten in Bra&#x017F;ilien, na&#x0364;mlich um<lb/>
den Fluß, <hi rendition="#aq">Rio de Janeiro</hi> genannt, zu<lb/>
Sanct Vincentz, und zu Pernambuc:<lb/>
iedannoch i&#x017F;t er allda nicht in &#x017F;olcher<lb/>
Menge anzutreffen, als wie in dem Lan-<lb/>
de des heiligen Gei&#x017F;tes. Die Leute von<lb/>
Copaigba nennen die andere Sorte Oel<lb/>
von Copaigba; das &#x017F;ind gleicherge&#x017F;talt<lb/>
gar gro&#x017F;&#x017F;e a&#x017F;chengraue Ba&#x0364;ume, doch i&#x017F;t<lb/>
ihr Laub annoch weit gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er. Wann<lb/>
der Stamm bis auf den Kern geboh-<lb/>
ret worden, &#x017F;o &#x017F;ammlen &#x017F;ie eine gro&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Menge Saft davon: der wird nach den<lb/>
Baum <hi rendition="#aq">Copaigba</hi> genennt: wann er<lb/>
dann aufho&#x0364;ret zu lauffen, und &#x017F;ie ver-<lb/>
&#x017F;topfen das Loch etwan acht Tage lang,<lb/>
auch etwas la&#x0364;nger, und ero&#x0364;ffnen es her-<lb/>
nachmahls wieder, &#x017F;o laufft er eben &#x017F;o<lb/>
ha&#x0364;uffig heraus, gleichwie zuvor, und<lb/>
riecht &#x017F;o gut, als wie der Bal&#x017F;am, doch<lb/>
i&#x017F;t er nicht &#x017F;o ko&#x0364;&#x017F;tlich, wie der er&#x017F;te, hat<lb/>
aber dannoch eben eine &#x017F;o gute medicina-<lb/>
li&#x017F;che Kraft.</p>
          <cb type="end"/>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Von der Wurtzel Ni&#x017F;i.</hi> </head><lb/>
          <p>Das Gewa&#x0364;chs, oder die Wurtzel, wel-<lb/>
che die Japaner <hi rendition="#aq">Ni&#x017F;i,</hi> die Wilden <hi rendition="#aq">Canna,</hi><lb/>
und die Chine&#x017F;er <hi rendition="#aq">Ging-ging,</hi> auch <hi rendition="#aq">Nim-<lb/>
ging</hi> zu nennen pflegen, i&#x017F;t ein kleines<lb/>
weißlichtes Wu&#x0364;rtzelgen, der Wurtzel<lb/>
vom Diptam oder wei&#x017F;&#x017F;en Behen<lb/>
durchgehends gleich. Dieweil nun die-<lb/>
&#x017F;e Wurtzel gar wenig bekannt i&#x017F;t, &#x017F;o will<lb/>
ich zuvo&#x0364;rder&#x017F;t allhier anfu&#x0364;hren, was<lb/>
mir S. Ko&#x0364;nigl. Maj. und des Herrn<lb/>
Cantzlers <hi rendition="#aq">Medicus ordinarius,</hi> der Herr<lb/><hi rendition="#aq">Bourdelot,</hi> ge&#x017F;chrieben davon mitgethei-<lb/>
let.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Ging-ging</hi> i&#x017F;t ein Gewa&#x0364;chs, welches<note place="right">Siehe <hi rendition="#aq">Fig.</hi> 5.</note><lb/>
die Chine&#x017F;er deswegen al&#x017F;o nennen, die-<lb/>
weil es die Ge&#x017F;talt eines Men&#x017F;chen hat,<lb/>
der die Beine von einander &#x017F;perret.<lb/>
Denn &#x017F;ie nennen einen Men&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Ging.</hi><lb/>
Jhre Wurtzel kommt der <hi rendition="#aq">Mandragora,</hi><lb/>
Allraunenwurtzel ziemlich nahe, i&#x017F;t<lb/>
aber viel kleiner, und ihre Bla&#x0364;tter be-<lb/>
zeugen, daß &#x017F;ie zu einem gantz andern<lb/>
Ge&#x017F;chlecht geho&#x0364;re. Der <hi rendition="#aq">Pater Martini,</hi><lb/>
weil er die Wurtzel nur ge&#x017F;ehen, hat &#x017F;ie<lb/>
in &#x017F;einem Chine&#x017F;i&#x017F;chen Atlas zu einer<lb/>
Sorte der Allraunenwurtzel gemacht:<lb/>
allein, er i&#x017F;t in die&#x017F;en Jr&#xA75B;thum verfallen,<lb/>
weil er die Bla&#x0364;tter nicht hat ko&#x0364;nnen zu<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ehen</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </back>
  </text>
</TEI>
[0583] uͤber ein und andere Gewaͤchſe, Thiere ꝛc. Balſam warm gemacht ſeyn muͤſſe, man mag ihn auch gebrauchen, wann und wozu man will, und das muß ge- ſchehen, entweder in dem Gefaͤſe, daraus man ihn will lauffen laſſen, oder aber, wann ſolches bereits geſchehen, auf ei- nem Teller, oder in einem Loͤffel. Alle dieſe Kraft und Tugenden ha- ben beyde Balſame, der ſchwartze und der weiſſe. Der weiſſe hat zwar kei- nen ſo ſtarcken und angenehmen Ge- ruch, iſt aber weit koͤſtlicher, rarer und kraͤftiger, indem er recht natuͤrlich iſt und von der Sonne aus dem Baum er- zwungen. So iſt uͤberdiß der weiſſe ein durchgehend gutes und unvergleich- liches Mittel wider die Flecke und Nar- ben, ſo nach den Pocken im Geſicht und ſonſt zuruͤcke bleiben, oder die etwan von einer andern Kranckheit kommen, wann dieſer weiſſe Balſam mit Eyweiß, oder nur mit klaren Waſſer zertrieben wird. Alles dieſes iſt aus eines Arabiſchen Me- dici gedruckten Zettel gezogen, und das allermeiſte bey Gelegenheit probirt und gut befunden worden. Vom Copaiva Balſam. Vorietzo bringt man uns, auſſerhalb des Peruvianiſchen Balſams, von denen- jenigen Orten, derer ich in meinem Bu- che pag. 411. erwaͤhnet, noch einen, un- ter dem Titel Balſam von Copaiva, doch werde weiter nichts, als nur von ſeiner Eigenſchaft, gedencken. Seine Kraft iſt unvergleichlich, und er kan in einer Apothecke ſtatt aller anderer von Menſchen zubereiteter Artzneymittel dienen. Dann er reſolvirt und digeriret, und ſtaͤrcket, weil er warm und trocken iſt, wann man des Morgens nur ein paar Tropfen davon nimmt, vertrei- bet die Engbruͤſtigkeit und Unverdau- lichkeit des Magens, wann er laulicht gemacht und der Magen damit gerie- ben wird, oͤffnet die Verſtopfungen, durch Kaͤlte verurſachet, wann man den Kopf und Hals wohl damit ſtreicht, ſtaͤrckt das Gehirn, und verwahret vor Schlag und Ohnmachten. Auch hat er eine ſonderliche Kraft wider giftger Thiere Biß und Wunden: wie dann die Thiere ſelbſt, die ſich verletzt empfinden, ſich zu dieſem Baume finden, in die Rinde beiſſen, und das benoͤthigte Mit- tel zur Geneſung dadurch erhalten. Dieſe Baͤume wachſen an unterſchie- denen Orten in Braſilien, naͤmlich um den Fluß, Rio de Janeiro genannt, zu Sanct Vincentz, und zu Pernambuc: iedannoch iſt er allda nicht in ſolcher Menge anzutreffen, als wie in dem Lan- de des heiligen Geiſtes. Die Leute von Copaigba nennen die andere Sorte Oel von Copaigba; das ſind gleichergeſtalt gar groſſe aſchengraue Baͤume, doch iſt ihr Laub annoch weit groͤſſer. Wann der Stamm bis auf den Kern geboh- ret worden, ſo ſammlen ſie eine groſſe Menge Saft davon: der wird nach den Baum Copaigba genennt: wann er dann aufhoͤret zu lauffen, und ſie ver- ſtopfen das Loch etwan acht Tage lang, auch etwas laͤnger, und eroͤffnen es her- nachmahls wieder, ſo laufft er eben ſo haͤuffig heraus, gleichwie zuvor, und riecht ſo gut, als wie der Balſam, doch iſt er nicht ſo koͤſtlich, wie der erſte, hat aber dannoch eben eine ſo gute medicina- liſche Kraft. Von der Wurtzel Niſi. Das Gewaͤchs, oder die Wurtzel, wel- che die Japaner Niſi, die Wilden Canna, und die Chineſer Ging-ging, auch Nim- ging zu nennen pflegen, iſt ein kleines weißlichtes Wuͤrtzelgen, der Wurtzel vom Diptam oder weiſſen Behen durchgehends gleich. Dieweil nun die- ſe Wurtzel gar wenig bekannt iſt, ſo will ich zuvoͤrderſt allhier anfuͤhren, was mir S. Koͤnigl. Maj. und des Herrn Cantzlers Medicus ordinarius, der Herr Bourdelot, geſchrieben davon mitgethei- let. Ging-ging iſt ein Gewaͤchs, welches die Chineſer deswegen alſo nennen, die- weil es die Geſtalt eines Menſchen hat, der die Beine von einander ſperret. Denn ſie nennen einen Menſchen Ging. Jhre Wurtzel kommt der Mandragora, Allraunenwurtzel ziemlich nahe, iſt aber viel kleiner, und ihre Blaͤtter be- zeugen, daß ſie zu einem gantz andern Geſchlecht gehoͤre. Der Pater Martini, weil er die Wurtzel nur geſehen, hat ſie in ſeinem Chineſiſchen Atlas zu einer Sorte der Allraunenwurtzel gemacht: allein, er iſt in dieſen Jrꝛthum verfallen, weil er die Blaͤtter nicht hat koͤnnen zu ſehen Siehe Fig. 5.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/583
Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/583>, abgerufen am 13.11.2024.