Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Hauptbeschreibung dritter Theil. [Spaltenumbruch]
nicht auf der Zunge leiden kan. Die-sem liquor hat man, ob es schon eigent- lich nicht recht ist, den Namen Schwe- felöl, ertheilet. Vor einigen Jahren hatte sich ein Dannenhero, sey man gewarnet, Vor weniger Zeit hat man entdecket, Das vierzehende Capitel. [Beginn Spaltensatz]
Vom Schwefelbalsam. DEr Schwefelbalsam wird auf Charras sagt in seinem Buche pag. Das distillirte Anisöl könte wohl Der andere ist der gemeine Schwe- Etliche nehmen an statt des Nußöls, ver- E e e 2
Hauptbeſchreibung dritter Theil. [Spaltenumbruch]
nicht auf der Zunge leiden kan. Die-ſem liquor hat man, ob es ſchon eigent- lich nicht recht iſt, den Namen Schwe- feloͤl, ertheilet. Vor einigen Jahren hatte ſich ein Dannenhero, ſey man gewarnet, Vor weniger Zeit hat man entdecket, Das vierzehende Capitel. [Beginn Spaltensatz]
Vom Schwefelbalſam. DEr Schwefelbalſam wird auf Charras ſagt in ſeinem Buche pag. Das diſtillirte Anisoͤl koͤnte wohl Der andere iſt der gemeine Schwe- Etliche nehmen an ſtatt des Nußoͤls, ver- E e e 2
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Hauptbeſchreibung dritter Theil.
nicht auf der Zunge leiden kan. Die-
ſem liquor hat man, ob es ſchon eigent-
lich nicht recht iſt, den Namen Schwe-
feloͤl, ertheilet.
Vor einigen Jahren hatte ſich ein
bleßirter Soldat auf das Schwefeloͤl-
machen geleget, welches er auch von La-
den zu Laden herum trug: derſelbe
brachte zu Zeiten etwas recht gutes;
weil er aber ein wenig zu liederlich war,
und ein Glas Wein mehr liebte, als
was er mit gutem Gewiſſen erwarbe,
ſo verkauffte er unterweilen denenjeni-
gen, die es nicht kenneten, und ſonder-
lich den Weinſchencken, die deſſen eine
gute Menge verbrauchen, ſolch Oel,
welches nichts anders war, als Eßig, mit
Vitriolwaſſer oder phlegma vermiſchet.
Dannenhero, ſey man gewarnet,
und kauffe ja niemahls den Schwefel-
ſpiritus bey jemand anders als bey red-
lichen Leuten, und gebe Acht, daß er
nicht nachgemachet ſey, entweder mit
Vitriolſpiritus, oder vielmehr das
phlegma, und Eßig, oder mit Waſſer,
darein man etliche Tropfen Scheide-
waſſer getroͤpfelt hat, wie einige ſolche
liederliche Tropfen und Hauſirer zu
thun pflegen, ſehe dabey nicht auf den
Preiß, und erkauffe ihn bey bekannten
und rechtſchaffenen Leuten.
Vor weniger Zeit hat man entdecket,
daß nichts nicht als der Schwefelſpiri-
tus oder vielmehr das Schwefeloͤl dem
Peridot den Glantz geben koͤnne, gleich-
wie im Buch von Edelſteinen wird zu
erſehen ſeyn. Man faͤrbet auch die
Blumen damit, welche wir immortelles,
unvergaͤngliche, oder Amaranthen zu
nennen pflegen.
Das vierzehende Capitel.
Vom Schwefelbalſam.
DEr Schwefelbalſam wird auf
zweyerley Weiſe bereitet: erſtlich,
mit gruͤnem Anisoͤl und aufrichtigen
Schwefelblumen, die man mit einan-
der zergehen laͤßt, und hernachmahls
Balſamum ſulphuris aniſatum, den mit
Anisoͤl zugerichteten Schwefelbalſam
benennet, ihm auch groſſe Kraft zu-
ſchreibet/ gleichwie aus folgenden wird
zu erſehen ſeyn.
Mit Anisoͤl
zugerichteter
Schwefel-
balſam.
Charras ſagt in ſeinem Buche pag.
470. daß einige glaubeten, die Kraͤfte
dieſes Balſams kaͤmen denen Kraͤften
des natuͤrlichen Balſams ziemlich bey,
dieweil er gleichergeſtalt erwaͤrme und
ſittiglich trockne, und vor der Faͤulung
bewahre: ſo iſt er auch wider alle Zu-
faͤlle der Bruſt, und abſonderlich wider
den Huſten, Engbruͤſtigkeit und Lun-
gengeſchwuͤre beruͤhmet. Er dienet
desgleichen wider die Bloͤdigkeit des
Magens und Unverdaͤulichkeit, bringet
den Appetit wieder, und ſtillet die Ble-
hungen und alle Arten der Colica. Jn-
gleichen wird er gelobet, daß er wider
die Peſt, morbos epidemicos und Land-
Seuchen, Veneriſche Kranckheiten, an-
haltende und nachlaſſende Fieber, auch
wider die fallende Sucht dienlich ſey.
Man nimmt ihn in einem oder dem an-
dern dienlichen liquore ein, von 3. bis
auf 10. und 12. Gran. So kan man
ihn auch auf den Nabel ſtreichen, wenn
man einen ſchwachen Magen oder die
Colica hat.
Das diſtillirte Anisoͤl koͤnte wohl
auch zur Bereitung dieſes Balſams ge-
brauchet werden, alleine, weil es fluͤch-
tig iſt, und daher viel mehr verflieget
als das gruͤne, man auch das Glas
nimmermehr ſo wohl verſtopfen koͤnte,
daß der Balſam nicht ſolte einen ziem-
lichen Abgang an der Quantitaͤt leiden,
deshalben brauchet man das ausge-
preßte Oel dazu.
Der andere iſt der gemeine Schwe-
felbalſam/ und wird mit Nußoͤl, das
ohne Feuer iſt bereitet worden, von
Schwefelblumen, Weinſteinſaltz, und
weiſſen Wein, unter einander vermi-
ſchet, gemacht, und hat gar feine Ei-
genſchaften, denn er iſt gut die rohe un-
verdauliche Materie, die ſich in dieſen
oder jenen Theil des Leibes geſetzet hat, zu
digeriren, zu zerſtreuen uñ zu zertheilen:
man ſchmieret ſich auch aͤuſſerlich da-
mit, und er iſt das Grundſtuͤck des
Schwefelpflaſters.
Etliche nehmen an ſtatt des Nußoͤls,
ſuͤſſe Mandeloͤl, weiß Mohnoͤl, und Ter-
pentinoͤl zur Bereitung dieſes Bal-
ſams, welche Veraͤnderung dennoch ſei-
ne Wirckung nicht verhindert; kan al-
ſo ein ieder nach ſeinem Belieben damit
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