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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Hauptbeschreibung dritter Theil.
[Spaltenumbruch] ren ist männiglich also bekannt, daß ich
nichts davon gedencken mag, als daß er
auch zum Stückpulver genommen wer-
de; deswegen mögen diejenigen, die ihn
in grossen Partheyen ins Arsenal ver-
kauffen, ansagen, ob er etwa schad- oder
mangelhaft, denn mit grossen Herren
ist nicht gut schertzen: und eben darum,
weil so grosse Gefahr dabey, die Ober-
aufseher des Arsenals ihn auch selbst
bringen, und an unterschiedlichen Or-
ten, z. E. zu Etonne, reinigen lassen,
deshalben lieffern die Spezereyhändler
keinen mehr. Die Paretkramer ma-
chen die zarten Leinwanten, in Franck-
reich
Gazes genannt, damit weiß, des-
[Spaltenumbruch] gleichen noch andere ihre Arbeit, denn
es ist nichts auf der Welt, das die Wolle
weisser machet, als der Schwefel, dage-
gen schwärtzet er das Silber gar sehr.

Zur Artzney wird er gleichergestalt
einiger massen gebraucht, nicht nur zu
ein und anderen Artzeneyen, sondern es
werden auch ein Hauffen Chymischer
Sachen daraus verfertiget, inmassen
aus folgenden zu ersehen.

Es ist eines der kräftigsten Mittel wi-
der die Krätze, allein man muß wissen
ihn recht zu gebrauchen, sonsten verhin-
dert er, daß sie nicht recht ausschlagen
kan, und verursachet allerhand Zufälle,
ja wohl gar den Tod.

[Ende Spaltensatz]
Das zehende Capitel.
Von den Schwefelblumen.
[Beginn Spaltensatz]

DJe Schwefelblumen sind Schwe-
fel, der in gewissen, ausdrücklich
hierzu verfertigten Töpfen verbrannt,
und zu solchen Blumen gemachet wor-
den ist, dergleichen wir zu sehen bekom-
men. Die schönst- und besten Schwe-
felblumen
kommen aus Holland, je-
doch anietzo, und seit dem man sie auch
zu Marseille/ Rouan und selbst in
Paris bereitet, gar selten. Die rech-
ten Holländischen Schwefelblu-
men
werden uns, als wie der Stil de
grain,
in Kuchen gebracht, und sind sehr
leichte, lassen sich übel zerreiben, und
sind mehr weiß als gelb. Allein, weil
der Geitz allenthalben regieret, der
Krieg auch ie mehr und mehr überhand
genommen, sehen wir sie nicht mehr, so
daß anietzo die Marsilischen Schwe-
felblumen
die schönsten sind, welche
dennoch, und ob sie auch gleich noch so
schöne, den Holländischen nicht bey-
kommen, als welche, wenn sie, wie sichs
gebühret, beschaffen sind, über die mas-
sen fein seyn, das ist, als ein unbegreiff-
liches, gantz zartes und leichtes Pulver,
dabey goldgelb sehen, und ziemlich lieb-
lich schmecken.

Die dritte Gattung, sind die zu Rou-
an
bereitet werden, und insgemein
weißlicht gelb: sind aber nichts anders,
denn Schwefel, der durch ein heftiges
Feuer aufgetrieben, und mit recht fein
gestossenem Mehle oder Kraftmehl ver-
mischet worden, deswegen sie auch sol-
len verworffen werden, sowohl als alle
[Spaltenumbruch] diejenigen, welche ein Hauffen Leute in
Paris von Haus zu Haus herumtra-
gen, und lauter Staub von Holländi-
schen Schwefel ist, der gestossen und durch
ein gantz zartes taffetes Sieb gestäubet
worden. Andere aber reiben ihn,
gleichwie man vor diesen zu Charen-
ton
thate, damit er desto feiner werde.
Damit nun allen dergleichen Betruge
vorgebauet werden möge, ob man ihn
schon sonsten auch gar leichtlich entde-
cken kan, so sey diß eine Hauptregel für
diejenigen, die sie, verstehe die Schwe-
felblumen, nöthig haben, und ein ge-
wisses Zeichen, daß sie verfälschet und
nicht nach den Regeln der Kunst berei-
tet worden, wenn sie das Pfund um
7. oder 8. Sols bekommen können, und
der Schwefel kostet doch 4. Sols: es ist
unmöglich recht gute Schwefelblu-
men,
in dicken, leichten, erystallinen
und goldgelben Stücken, wie sie seyn
sollen, zu bereiten, daß ein Pfund nicht
zum wenigsten 30. Sols kosten solte, da
doch der Centner Schwefel mehr nicht
als 15. Francken kostet.

Deswegen lasse man ihm gesaget
seyn, und ziehe die Holländischen
Schwefelblumen
allen andern vor;
nach diesen nehme man die Marsili-
schen.
Hingegen verwerffet die von
Rouan und Paris gäntzlich, denn sie,
nämlich die falschen, die die Hausirer
herum tragen, sind nicht werth, daß sie
iemand gebrauchen soll.

Die aufrichtig bereiteten Schwe-

fel-
E e e

Hauptbeſchreibung dritter Theil.
[Spaltenumbruch] ren iſt maͤnniglich alſo bekannt, daß ich
nichts davon gedencken mag, als daß er
auch zum Stuͤckpulver genommen wer-
de; deswegen moͤgen diejenigen, die ihn
in groſſen Partheyen ins Arſenal ver-
kauffen, anſagen, ob er etwa ſchad- oder
mangelhaft, denn mit groſſen Herren
iſt nicht gut ſchertzen: und eben darum,
weil ſo groſſe Gefahr dabey, die Ober-
aufſeher des Arſenals ihn auch ſelbſt
bringen, und an unterſchiedlichen Or-
ten, z. E. zu Etonne, reinigen laſſen,
deshalben lieffern die Spezereyhaͤndler
keinen mehr. Die Paretkramer ma-
chen die zarten Leinwanten, in Franck-
reich
Gazes genannt, damit weiß, des-
[Spaltenumbruch] gleichen noch andere ihre Arbeit, denn
es iſt nichts auf der Welt, das die Wolle
weiſſer machet, als der Schwefel, dage-
gen ſchwaͤrtzet er das Silber gar ſehr.

Zur Artzney wird er gleichergeſtalt
einiger maſſen gebraucht, nicht nur zu
ein und anderen Artzeneyen, ſondern es
werden auch ein Hauffen Chymiſcher
Sachen daraus verfertiget, inmaſſen
aus folgenden zu erſehen.

Es iſt eines der kraͤftigſten Mittel wi-
der die Kraͤtze, allein man muß wiſſen
ihn recht zu gebrauchen, ſonſten verhin-
dert er, daß ſie nicht recht ausſchlagen
kan, und verurſachet allerhand Zufaͤlle,
ja wohl gar den Tod.

[Ende Spaltensatz]
Das zehende Capitel.
Von den Schwefelblumen.
[Beginn Spaltensatz]

DJe Schwefelblumen ſind Schwe-
fel, der in gewiſſen, ausdruͤcklich
hierzu verfertigten Toͤpfen verbrannt,
und zu ſolchen Blumen gemachet wor-
den iſt, dergleichen wir zu ſehen bekom-
men. Die ſchoͤnſt- und beſten Schwe-
felblumen
kommen aus Holland, je-
doch anietzo, und ſeit dem man ſie auch
zu Marſeille/ Rouan und ſelbſt in
Paris bereitet, gar ſelten. Die rech-
ten Hollaͤndiſchen Schwefelblu-
men
werden uns, als wie der Stil de
grain,
in Kuchen gebracht, und ſind ſehr
leichte, laſſen ſich uͤbel zerreiben, und
ſind mehr weiß als gelb. Allein, weil
der Geitz allenthalben regieret, der
Krieg auch ie mehr und mehr uͤberhand
genommen, ſehen wir ſie nicht mehr, ſo
daß anietzo die Marſiliſchen Schwe-
felblumen
die ſchoͤnſten ſind, welche
dennoch, und ob ſie auch gleich noch ſo
ſchoͤne, den Hollaͤndiſchen nicht bey-
kommen, als welche, wenn ſie, wie ſichs
gebuͤhret, beſchaffen ſind, uͤber die maſ-
ſen fein ſeyn, das iſt, als ein unbegreiff-
liches, gantz zartes und leichtes Pulver,
dabey goldgelb ſehen, und ziemlich lieb-
lich ſchmecken.

Die dritte Gattung, ſind die zu Rou-
an
bereitet werden, und insgemein
weißlicht gelb: ſind aber nichts anders,
denn Schwefel, der durch ein heftiges
Feuer aufgetrieben, und mit recht fein
geſtoſſenem Mehle oder Kraftmehl ver-
miſchet worden, deswegen ſie auch ſol-
len verworffen werden, ſowohl als alle
[Spaltenumbruch] diejenigen, welche ein Hauffen Leute in
Paris von Haus zu Haus herumtra-
gen, und lauter Staub von Hollaͤndi-
ſchen Schwefel iſt, der geſtoſſen uñ durch
ein gantz zartes taffetes Sieb geſtaͤubet
worden. Andere aber reiben ihn,
gleichwie man vor dieſen zu Charen-
ton
thate, damit er deſto feiner werde.
Damit nun allen dergleichen Betruge
vorgebauet werden moͤge, ob man ihn
ſchon ſonſten auch gar leichtlich entde-
cken kan, ſo ſey diß eine Hauptregel fuͤr
diejenigen, die ſie, verſtehe die Schwe-
felblumen, noͤthig haben, und ein ge-
wiſſes Zeichen, daß ſie verfaͤlſchet und
nicht nach den Regeln der Kunſt berei-
tet worden, wenn ſie das Pfund um
7. oder 8. Sols bekommen koͤnnen, und
der Schwefel koſtet doch 4. Sols: es iſt
unmoͤglich recht gute Schwefelblu-
men,
in dicken, leichten, eryſtallinen
und goldgelben Stuͤcken, wie ſie ſeyn
ſollen, zu bereiten, daß ein Pfund nicht
zum wenigſten 30. Sols koſten ſolte, da
doch der Centner Schwefel mehr nicht
als 15. Francken koſtet.

Deswegen laſſe man ihm geſaget
ſeyn, und ziehe die Hollaͤndiſchen
Schwefelblumen
allen andern vor;
nach dieſen nehme man die Marſili-
ſchen.
Hingegen verwerffet die von
Rouan und Paris gaͤntzlich, denn ſie,
naͤmlich die falſchen, die die Hauſirer
herum tragen, ſind nicht werth, daß ſie
iemand gebrauchen ſoll.

Die aufrichtig bereiteten Schwe-

fel-
E e e
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[0551] Hauptbeſchreibung dritter Theil. ren iſt maͤnniglich alſo bekannt, daß ich nichts davon gedencken mag, als daß er auch zum Stuͤckpulver genommen wer- de; deswegen moͤgen diejenigen, die ihn in groſſen Partheyen ins Arſenal ver- kauffen, anſagen, ob er etwa ſchad- oder mangelhaft, denn mit groſſen Herren iſt nicht gut ſchertzen: und eben darum, weil ſo groſſe Gefahr dabey, die Ober- aufſeher des Arſenals ihn auch ſelbſt bringen, und an unterſchiedlichen Or- ten, z. E. zu Etonne, reinigen laſſen, deshalben lieffern die Spezereyhaͤndler keinen mehr. Die Paretkramer ma- chen die zarten Leinwanten, in Franck- reich Gazes genannt, damit weiß, des- gleichen noch andere ihre Arbeit, denn es iſt nichts auf der Welt, das die Wolle weiſſer machet, als der Schwefel, dage- gen ſchwaͤrtzet er das Silber gar ſehr. Zur Artzney wird er gleichergeſtalt einiger maſſen gebraucht, nicht nur zu ein und anderen Artzeneyen, ſondern es werden auch ein Hauffen Chymiſcher Sachen daraus verfertiget, inmaſſen aus folgenden zu erſehen. Es iſt eines der kraͤftigſten Mittel wi- der die Kraͤtze, allein man muß wiſſen ihn recht zu gebrauchen, ſonſten verhin- dert er, daß ſie nicht recht ausſchlagen kan, und verurſachet allerhand Zufaͤlle, ja wohl gar den Tod. Das zehende Capitel. Von den Schwefelblumen. DJe Schwefelblumen ſind Schwe- fel, der in gewiſſen, ausdruͤcklich hierzu verfertigten Toͤpfen verbrannt, und zu ſolchen Blumen gemachet wor- den iſt, dergleichen wir zu ſehen bekom- men. Die ſchoͤnſt- und beſten Schwe- felblumen kommen aus Holland, je- doch anietzo, und ſeit dem man ſie auch zu Marſeille/ Rouan und ſelbſt in Paris bereitet, gar ſelten. Die rech- ten Hollaͤndiſchen Schwefelblu- men werden uns, als wie der Stil de grain, in Kuchen gebracht, und ſind ſehr leichte, laſſen ſich uͤbel zerreiben, und ſind mehr weiß als gelb. Allein, weil der Geitz allenthalben regieret, der Krieg auch ie mehr und mehr uͤberhand genommen, ſehen wir ſie nicht mehr, ſo daß anietzo die Marſiliſchen Schwe- felblumen die ſchoͤnſten ſind, welche dennoch, und ob ſie auch gleich noch ſo ſchoͤne, den Hollaͤndiſchen nicht bey- kommen, als welche, wenn ſie, wie ſichs gebuͤhret, beſchaffen ſind, uͤber die maſ- ſen fein ſeyn, das iſt, als ein unbegreiff- liches, gantz zartes und leichtes Pulver, dabey goldgelb ſehen, und ziemlich lieb- lich ſchmecken. Die dritte Gattung, ſind die zu Rou- an bereitet werden, und insgemein weißlicht gelb: ſind aber nichts anders, denn Schwefel, der durch ein heftiges Feuer aufgetrieben, und mit recht fein geſtoſſenem Mehle oder Kraftmehl ver- miſchet worden, deswegen ſie auch ſol- len verworffen werden, ſowohl als alle diejenigen, welche ein Hauffen Leute in Paris von Haus zu Haus herumtra- gen, und lauter Staub von Hollaͤndi- ſchen Schwefel iſt, der geſtoſſen uñ durch ein gantz zartes taffetes Sieb geſtaͤubet worden. Andere aber reiben ihn, gleichwie man vor dieſen zu Charen- ton thate, damit er deſto feiner werde. Damit nun allen dergleichen Betruge vorgebauet werden moͤge, ob man ihn ſchon ſonſten auch gar leichtlich entde- cken kan, ſo ſey diß eine Hauptregel fuͤr diejenigen, die ſie, verſtehe die Schwe- felblumen, noͤthig haben, und ein ge- wiſſes Zeichen, daß ſie verfaͤlſchet und nicht nach den Regeln der Kunſt berei- tet worden, wenn ſie das Pfund um 7. oder 8. Sols bekommen koͤnnen, und der Schwefel koſtet doch 4. Sols: es iſt unmoͤglich recht gute Schwefelblu- men, in dicken, leichten, eryſtallinen und goldgelben Stuͤcken, wie ſie ſeyn ſollen, zu bereiten, daß ein Pfund nicht zum wenigſten 30. Sols koſten ſolte, da doch der Centner Schwefel mehr nicht als 15. Francken koſtet. Deswegen laſſe man ihm geſaget ſeyn, und ziehe die Hollaͤndiſchen Schwefelblumen allen andern vor; nach dieſen nehme man die Marſili- ſchen. Hingegen verwerffet die von Rouan und Paris gaͤntzlich, denn ſie, naͤmlich die falſchen, die die Hauſirer herum tragen, ſind nicht werth, daß ſie iemand gebrauchen ſoll. Die aufrichtig bereiteten Schwe- fel- E e e

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/551>, abgerufen am 13.11.2024.