Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Hauptbeschreibung dritter Theil. Das vierte Capitel. [Spaltenumbruch]
Vom Judenpech. ASphaltum, das Judenpech/ ist ein Das Jüdische Hartz, bitume de Ju- Das Judenhartz oder Pech wird Das fünffte Capitel. [Beginn Spaltensatz]
Von Steinkohlen. DJe Steinkohlen sind eine Gat- trei- D d d 3
Hauptbeſchreibung dritter Theil. Das vierte Capitel. [Spaltenumbruch]
Vom Judenpech. ASphaltum, das Judenpech/ iſt ein Das Juͤdiſche Hartz, bitume de Ju- Das Judenhartz oder Pech wird Das fuͤnffte Capitel. [Beginn Spaltensatz]
Von Steinkohlen. DJe Steinkohlen ſind eine Gat- trei- D d d 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0547"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Hauptbeſchreibung dritter Theil.</hi> </fw><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Das vierte Capitel.<lb/> Vom Judenpech.</hi> </head><lb/> <cb n="791"/> <p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#in">A</hi>Sphaltum,</hi> das <hi rendition="#fr">Judenpech/</hi> iſt ein<lb/> Hartz, welches auf dem Waſſer des-<lb/> jenigen Sees ſchwimmet, wo ehemahls<lb/> Sodom und Gomorrha geſtanden. Den<lb/> Namen <hi rendition="#aq">Asphaltum</hi> hat es von dem <hi rendition="#aq">Lacu<lb/> Asphaltite</hi> bekommen, welches ſoviel be-<lb/> deutet, als ein Meer der Sicherheit,<lb/> denn es iſt uͤberaus ſtarck, und alles<lb/> was man drauf wirfft, ſchwimmet: es<lb/> wird auch das todte Meer genennet,<lb/> weil es weder Fiſche noch andere leben-<lb/> dige Thiere ernaͤhret, indem es uͤber alle<lb/> maſſen ſaltzicht und bitter iſt, auch einen<lb/> ſtinckenden Geruch hat. Dagegen und<lb/> zum Vergelt findet ſich allda die Menge<lb/> dieſes Hartzes, welches als wie Fett<lb/> oben drauf ſchwimmet. Die an denen-<lb/> ſelben Orten wohnende <hi rendition="#fr">Araber</hi> ziehen<lb/> guten Nutzen davon, und bedienen ſich<lb/> ſeiner ihre Schiffe damit zu calfatern<lb/> und zu verpichen. Zu bewundern iſts,<lb/> wenn der See zuviel mit Peche beſchwe-<lb/> ret iſt, daß ſich ein groſſer Geſtanck in die<lb/> Luft erhebet, der die Einwohner daher-<lb/> um bemuͤßiget, daſſelbige zu ſammlen<lb/> und ans Land zu bringen, auch iſt der<lb/> Geſtanck alſo groß, daß die uͤber den See<lb/> hinfliegende Voͤgel darein fallen, und<lb/> verurſachet, daß die Leute der Orten<lb/> nicht gar zu lange leben.</p><lb/> <p>Das <hi rendition="#fr">Juͤdiſche Hartz,</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">bitume de Ju-<lb/> dée</hi></hi> oder <hi rendition="#aq">Aſphaltum</hi> ſieht dem ſchoͤnen<lb/> ſchwartzen Stockholmer Peche dermaſ-<lb/> ſen aͤhnlich, daß kein Menſch einigen<lb/> Unterſchied darzwiſchen wuͤrde zu ma-<lb/> chen wiſſen, wofern der heftige Geſtanck<lb/> des Pechs nicht thaͤte, und das Juden-<lb/> hartz nicht etwas haͤrter waͤre. Welche<lb/> groſſe Gleichheit den Propheten Eſras<lb/> veranlaſſet, daß er es Pech genennet,<lb/> allermaſſen aus dem 10. Vers des <hi rendition="#aq">IV.</hi><lb/> Cap. im <hi rendition="#aq">IV.</hi> Buche zu erſehen, da er<lb/> ſpricht: Du boͤſes Volck, ſey eingedenck,<lb/><cb n="792"/> was ich Sodom und Gomorrha gethan<lb/> habe, derer Land in Pech- und Aſchen-<lb/> hauffen liegt.</p><lb/> <p>Das <hi rendition="#fr">Judenhartz</hi> oder <hi rendition="#fr">Pech</hi> wird<lb/> gebrauchet, wenn man das ſchoͤne glaͤn-<lb/> tzende Chineſiſche Schwartz zurichten<lb/> will: auch wird es etwas weniges in<lb/> der Artzney gebraucht, indem es unter<lb/> die Stuͤcken, die zum Theriac genom-<lb/> men werden, gehoͤret, da es denn keiner<lb/> andern Zubereitung noͤthig hat, als<lb/> daß es aufrichtig ſey, fein glaͤntzend<lb/> ſchwartz und ohne Geruch: dabey muß<lb/> man Achtung geben, daß kein ſchwartz<lb/> Pech, gekuͤnſteltes <hi rendition="#aq">Piſſaſphaltum</hi> genen-<note place="right">Gekuͤnſteltes<lb/><hi rendition="#aq">Piſſaſphal-<lb/> tum.</hi></note><lb/> net, drunter gemiſchet ſey, welches doch<lb/> ohnſchwer zu erkennen iſt, indem dieſes<lb/> gekuͤnſtelte Pech gar haͤßlich ſchwartz<lb/> ſiehet und ſtincket. Man irret, wenn<lb/> man glaubet, was etliche Autores auf-<lb/> gezeichnet, und unter dieſen auch <hi rendition="#fr">Fure-<lb/> tiere,</hi> welcher meldet, daß kein <hi rendition="#fr">Juden-<lb/> pech</hi> mehr herausgebracht werde; was<lb/> aber die Apothecker zu verkauffen pfleg-<lb/> ten, ſey ein Gemenge von Pech und Pe-<lb/> teroͤl. Allein, dieſes iſt ſo weit von der<lb/> Vernunft entfernet, daß ich nicht den-<lb/> cke, es werde unter den Apotheckern der-<lb/> gleichen Betruͤger und unverſtaͤndige<lb/> Leute geben, die einen ſolchen Miſch-<lb/> maſch zurichten ſolten, indem wir ja das<lb/> Judenpech wohlfeil genug geben. Es<lb/> waͤre beſſer, daß er und viele andere ge-<lb/> ſchwiegen haͤtten, die ſich unterfangen<lb/> von Materialien zu ſchreiben, darauf<lb/> ſie ſich doch eben ſo wenig verſtehen, als<lb/> wenn ſie Hochteutſch reden ſollen. Das<lb/> iſt aber die Urſache ſo vieler ſchrecklicher<lb/> Fehler geweſen, und iſt es auch noch heut<lb/> zu Tage, daß eines an ſtatt des andern<lb/> gegeben wird, welches doch des Koͤniges<lb/> hohe Perſon und den gemeinen Nutzen<lb/> angehet.</p> <cb type="end"/> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Das fuͤnffte Capitel.<lb/> Von Steinkohlen.</hi> </head><lb/> <cb type="start"/> <p><hi rendition="#in">D</hi>Je <hi rendition="#fr">Steinkohlen</hi> ſind eine Gat-<lb/> tung Hartz, derer ſich die Schloͤſſer<lb/> und Schmiede bedienen, das Eiſen heiß<lb/> zu machen. Die <hi rendition="#fr">Engliſchen</hi> werden<lb/> fuͤr die beſten gehalten, wiewohl einige<lb/><cb/> verſichern, daß die in <hi rendition="#fr">Auvergne</hi> gegra-<lb/> ben werden, ihnen nichts im geringſten<lb/> nachgeben. Es iſt eine Waare, die in<lb/><hi rendition="#fr">Franckreich</hi> haͤuffig verthan wird, wie<lb/> wir dann einen ſtarcken Handel damit<lb/> <fw place="bottom" type="sig">D d d 3</fw><fw place="bottom" type="catch">trei-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0547]
Hauptbeſchreibung dritter Theil.
Das vierte Capitel.
Vom Judenpech.
ASphaltum, das Judenpech/ iſt ein
Hartz, welches auf dem Waſſer des-
jenigen Sees ſchwimmet, wo ehemahls
Sodom und Gomorrha geſtanden. Den
Namen Asphaltum hat es von dem Lacu
Asphaltite bekommen, welches ſoviel be-
deutet, als ein Meer der Sicherheit,
denn es iſt uͤberaus ſtarck, und alles
was man drauf wirfft, ſchwimmet: es
wird auch das todte Meer genennet,
weil es weder Fiſche noch andere leben-
dige Thiere ernaͤhret, indem es uͤber alle
maſſen ſaltzicht und bitter iſt, auch einen
ſtinckenden Geruch hat. Dagegen und
zum Vergelt findet ſich allda die Menge
dieſes Hartzes, welches als wie Fett
oben drauf ſchwimmet. Die an denen-
ſelben Orten wohnende Araber ziehen
guten Nutzen davon, und bedienen ſich
ſeiner ihre Schiffe damit zu calfatern
und zu verpichen. Zu bewundern iſts,
wenn der See zuviel mit Peche beſchwe-
ret iſt, daß ſich ein groſſer Geſtanck in die
Luft erhebet, der die Einwohner daher-
um bemuͤßiget, daſſelbige zu ſammlen
und ans Land zu bringen, auch iſt der
Geſtanck alſo groß, daß die uͤber den See
hinfliegende Voͤgel darein fallen, und
verurſachet, daß die Leute der Orten
nicht gar zu lange leben.
Das Juͤdiſche Hartz, bitume de Ju-
dée oder Aſphaltum ſieht dem ſchoͤnen
ſchwartzen Stockholmer Peche dermaſ-
ſen aͤhnlich, daß kein Menſch einigen
Unterſchied darzwiſchen wuͤrde zu ma-
chen wiſſen, wofern der heftige Geſtanck
des Pechs nicht thaͤte, und das Juden-
hartz nicht etwas haͤrter waͤre. Welche
groſſe Gleichheit den Propheten Eſras
veranlaſſet, daß er es Pech genennet,
allermaſſen aus dem 10. Vers des IV.
Cap. im IV. Buche zu erſehen, da er
ſpricht: Du boͤſes Volck, ſey eingedenck,
was ich Sodom und Gomorrha gethan
habe, derer Land in Pech- und Aſchen-
hauffen liegt.
Das Judenhartz oder Pech wird
gebrauchet, wenn man das ſchoͤne glaͤn-
tzende Chineſiſche Schwartz zurichten
will: auch wird es etwas weniges in
der Artzney gebraucht, indem es unter
die Stuͤcken, die zum Theriac genom-
men werden, gehoͤret, da es denn keiner
andern Zubereitung noͤthig hat, als
daß es aufrichtig ſey, fein glaͤntzend
ſchwartz und ohne Geruch: dabey muß
man Achtung geben, daß kein ſchwartz
Pech, gekuͤnſteltes Piſſaſphaltum genen-
net, drunter gemiſchet ſey, welches doch
ohnſchwer zu erkennen iſt, indem dieſes
gekuͤnſtelte Pech gar haͤßlich ſchwartz
ſiehet und ſtincket. Man irret, wenn
man glaubet, was etliche Autores auf-
gezeichnet, und unter dieſen auch Fure-
tiere, welcher meldet, daß kein Juden-
pech mehr herausgebracht werde; was
aber die Apothecker zu verkauffen pfleg-
ten, ſey ein Gemenge von Pech und Pe-
teroͤl. Allein, dieſes iſt ſo weit von der
Vernunft entfernet, daß ich nicht den-
cke, es werde unter den Apotheckern der-
gleichen Betruͤger und unverſtaͤndige
Leute geben, die einen ſolchen Miſch-
maſch zurichten ſolten, indem wir ja das
Judenpech wohlfeil genug geben. Es
waͤre beſſer, daß er und viele andere ge-
ſchwiegen haͤtten, die ſich unterfangen
von Materialien zu ſchreiben, darauf
ſie ſich doch eben ſo wenig verſtehen, als
wenn ſie Hochteutſch reden ſollen. Das
iſt aber die Urſache ſo vieler ſchrecklicher
Fehler geweſen, und iſt es auch noch heut
zu Tage, daß eines an ſtatt des andern
gegeben wird, welches doch des Koͤniges
hohe Perſon und den gemeinen Nutzen
angehet.
Gekuͤnſteltes
Piſſaſphal-
tum.
Das fuͤnffte Capitel.
Von Steinkohlen.
DJe Steinkohlen ſind eine Gat-
tung Hartz, derer ſich die Schloͤſſer
und Schmiede bedienen, das Eiſen heiß
zu machen. Die Engliſchen werden
fuͤr die beſten gehalten, wiewohl einige
verſichern, daß die in Auvergne gegra-
ben werden, ihnen nichts im geringſten
nachgeben. Es iſt eine Waare, die in
Franckreich haͤuffig verthan wird, wie
wir dann einen ſtarcken Handel damit
trei-
D d d 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |