Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] schaft, die ich davon ertheilen kan, ist
diese, man lasse ihn in seiner Gegenwart
bereiten.

Der mineralische Crystall oder die
Salpeterküchlein werden viel zur
Artzney gebraucht, und sind dermassen
Mode und gänge, daß an statt des
braunen Zuckers, dessen man sich vor
diesem bedienete, nichts anders als die-
ser Crystall gebrauchet wird. Man
sagt, der Name Sal prunellae sey ihm
deswegen gegeben worden, weil er zur
Heilung der bösen Hälse und der Bräu-
[Spaltenumbruch] ne, die von etlichen pruna oder prunella
genennet wird, trefflich dienlich ist.
Andere aber sagen, das sey die Ursache,
weil das Sal essentiale, das man aus den
Prunellen ziehet, bey nahe wie der
mineralische Crystall aussiehet: oder
aber, weil man es in hitzigen Fiebern,
die einer Kohle, welche auf Lateinisch
pruna genennet wird, verglichen wer-
den, gebrauchet. Andere dagegen
meinen, es sey nur darum geschehen,
weil ihm die Teutschen die Gestalt einer
Prunelle geben.

[Ende Spaltensatz]
Das viertzigste Capitel.
Sal polychrestum.
[Spaltenumbruch]

SAl polychrestum, das Saltz, so zu vie-
lerley dienlich,
ist wegen seiner herr-
lichen Tugenden also genennet worden,
und wird von geläuterten Salpeter
und Holländischen Schwefel bereitet,
die man mit einander zu Pulver stößt,
und bey einem kleinen Feuer ein schnee-
weisses, sehr hartes Saltz daraus verfer-
tiget.

Diese Art und Weise es zuzurichten
ist gantz anders, als alle der andern Au-
torum,
die davon geschrieben haben:
denn sie befehlen insgesamt, man solle
einen Schmeltztiegel lassen glüend wer-
den, und das Feuer drey oder vier
Stunden drum herum erhalten. Nun
will ich zwar nicht sagen, daß diese
Weise nicht gut sey, alleine, weil er un-
möglich kan verkauffet werden, dieweil
er schwer ist und scheckicht siehet, so ver-
ursachet solches, daß man ihn nicht kan
los werden. Dannenhero glaube ich,
daß meine Weise denen andern noch
wohl vorzuziehen sey, indem man mit
ein Paar glüenden Kohlen, in einer
Stunde, ein weisses, sehr leichtes Saltz
bereiten kan, welches auch im übrigen
gebührend beschaffen seyn wird, sich
wohl verkauffen läßt, und viel weniger
kostet, als das erstgemeldte. Dieweil
ich dann aller der andern Art und Wei-
se das Sal polychrestum zuzurichten re-
futi
re und verwerffe, derohalben ists
nöthig, daß ich vermeldte, wie man
verfahren müsse, wenn es gerathen soll.
Nehmet demnach gleiche Theile Schwe-
fel und feines Salpeters, und wenn ihr
einen unglasirten Topf warm werden
lassen, und denselben auf vier oder fünff
[Spaltenumbruch] glüende Kohlen gestellet habt, so daß
der Boden desselben roth werden kan,
alsdann schüttet einen Löffel voll des
vermischten Schwefels und Salpeters
drein: wenn es nun verpuffet hat, so
traget einen andern Löffel voll von eben
dieser Materie aufs neue ein, so lange,
bis alles zusammen verbrannt ist. Her-
nach nehmet den Topf vom Feuer, und
zerschlaget ihn, wenn er kalt worden,
so werdet ihr das Sal polychrestum dar-
inne finden, weiß und leichte, das sich
wohl wird verkauffen lassen. Man
mag mir sicherlich glauben, was ich ge-
sagt habe, denn allein die heftige Ge-
walt des Feuers zwingt es in eine so klei-
ne und schwere Massa. Die aber ein
noch reiner und schöner Sal polychre-
stum
verlangen, mögen es in Wasser
zergehen lassen, und hernachmahls,
wenn es filtrirt und abgerauchet wor-
den, bis er ein Häutlein überkommen,
in den Keller oder an einen andern
kühlen Ort hinsetzen, damit es zu Cry-
stallen anschiesse. Wenn es dann tru-
cken worden, müssen es kleine, nicht
gar zu dicke, breite Stücklein seyn, die
wie Diamanten gläntzen, und helle,
weiß und veste sind, das heißt so viel, sie
müssen sich nicht stracks zerbrechen las-
sen: denn wenn sie flugs zerbrechen,
ist es ein Zeichen, daß sie nicht gar zu gut
bereitet sind.

Dieses crystallisirte Sal polychrestumSal polychre-
stum crystalli-
satum.

soll man viel eher gebrauchen, weder
das erste, ob selbiges gleich noch so gut
bereitet worden, denn es kan nicht wohl
anders seyn, als daß noch etwas
Schwefel darinne stecke, welcher ihm

einen

Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] ſchaft, die ich davon ertheilen kan, iſt
dieſe, man laſſe ihn in ſeiner Gegenwart
bereiten.

Der mineraliſche Cryſtall oder die
Salpeterkuͤchlein werden viel zur
Artzney gebraucht, und ſind dermaſſen
Mode und gaͤnge, daß an ſtatt des
braunen Zuckers, deſſen man ſich vor
dieſem bedienete, nichts anders als die-
ſer Cryſtall gebrauchet wird. Man
ſagt, der Name Sal prunellæ ſey ihm
deswegen gegeben worden, weil er zur
Heilung der boͤſen Haͤlſe und der Braͤu-
[Spaltenumbruch] ne, die von etlichen pruna oder prunella
genennet wird, trefflich dienlich iſt.
Andere aber ſagen, das ſey die Urſache,
weil das Sal eſſentiale, das man aus den
Prunellen ziehet, bey nahe wie der
mineraliſche Cryſtall ausſiehet: oder
aber, weil man es in hitzigen Fiebern,
die einer Kohle, welche auf Lateiniſch
pruna genennet wird, verglichen wer-
den, gebrauchet. Andere dagegen
meinen, es ſey nur darum geſchehen,
weil ihm die Teutſchen die Geſtalt einer
Prunelle geben.

[Ende Spaltensatz]
Das viertzigſte Capitel.
Sal polychreſtum.
[Spaltenumbruch]

SAl polychreſtum, das Saltz, ſo zu vie-
lerley dienlich,
iſt wegen ſeiner herr-
lichen Tugenden alſo genennet worden,
und wird von gelaͤuterten Salpeter
und Hollaͤndiſchen Schwefel bereitet,
die man mit einander zu Pulver ſtoͤßt,
und bey einem kleinen Feuer ein ſchnee-
weiſſes, ſehr hartes Saltz daraus verfer-
tiget.

Dieſe Art und Weiſe es zuzurichten
iſt gantz anders, als alle der andern Au-
torum,
die davon geſchrieben haben:
denn ſie befehlen insgeſamt, man ſolle
einen Schmeltztiegel laſſen gluͤend wer-
den, und das Feuer drey oder vier
Stunden drum herum erhalten. Nun
will ich zwar nicht ſagen, daß dieſe
Weiſe nicht gut ſey, alleine, weil er un-
moͤglich kan verkauffet werden, dieweil
er ſchwer iſt und ſcheckicht ſiehet, ſo ver-
urſachet ſolches, daß man ihn nicht kan
los werden. Dannenhero glaube ich,
daß meine Weiſe denen andern noch
wohl vorzuziehen ſey, indem man mit
ein Paar gluͤenden Kohlen, in einer
Stunde, ein weiſſes, ſehr leichtes Saltz
bereiten kan, welches auch im uͤbrigen
gebuͤhrend beſchaffen ſeyn wird, ſich
wohl verkauffen laͤßt, und viel weniger
koſtet, als das erſtgemeldte. Dieweil
ich dann aller der andern Art und Wei-
ſe das Sal polychreſtum zuzurichten re-
futi
re und verwerffe, derohalben iſts
noͤthig, daß ich vermeldte, wie man
verfahren muͤſſe, wenn es gerathen ſoll.
Nehmet demnach gleiche Theile Schwe-
fel und feines Salpeters, und wenn ihr
einen unglaſirten Topf warm werden
laſſen, und denſelben auf vier oder fuͤnff
[Spaltenumbruch] gluͤende Kohlen geſtellet habt, ſo daß
der Boden deſſelben roth werden kan,
alsdann ſchuͤttet einen Loͤffel voll des
vermiſchten Schwefels und Salpeters
drein: wenn es nun verpuffet hat, ſo
traget einen andern Loͤffel voll von eben
dieſer Materie aufs neue ein, ſo lange,
bis alles zuſammen verbrannt iſt. Her-
nach nehmet den Topf vom Feuer, und
zerſchlaget ihn, wenn er kalt worden,
ſo werdet ihr das Sal polychreſtum dar-
inne finden, weiß und leichte, das ſich
wohl wird verkauffen laſſen. Man
mag mir ſicherlich glauben, was ich ge-
ſagt habe, denn allein die heftige Ge-
walt des Feuers zwingt es in eine ſo klei-
ne und ſchwere Maſſa. Die aber ein
noch reiner und ſchoͤner Sal polychre-
ſtum
verlangen, moͤgen es in Waſſer
zergehen laſſen, und hernachmahls,
wenn es filtrirt und abgerauchet wor-
den, bis er ein Haͤutlein uͤberkommen,
in den Keller oder an einen andern
kuͤhlen Ort hinſetzen, damit es zu Cry-
ſtallen anſchieſſe. Wenn es dann tru-
cken worden, muͤſſen es kleine, nicht
gar zu dicke, breite Stuͤcklein ſeyn, die
wie Diamanten glaͤntzen, und helle,
weiß und veſte ſind, das heißt ſo viel, ſie
muͤſſen ſich nicht ſtracks zerbrechen laſ-
ſen: denn wenn ſie flugs zerbrechen,
iſt es ein Zeichen, daß ſie nicht gar zu gut
bereitet ſind.

Dieſes cryſtalliſirte Sal polychreſtumSal polychre-
ſtum cryſtalli-
ſatum.

ſoll man viel eher gebrauchen, weder
das erſte, ob ſelbiges gleich noch ſo gut
bereitet worden, denn es kan nicht wohl
anders ſeyn, als daß noch etwas
Schwefel darinne ſtecke, welcher ihm

einen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <p><pb facs="#f0538"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der Spezereyen und Materialien</hi></fw><lb/><cb n="773"/>
&#x017F;chaft, die ich davon ertheilen kan, i&#x017F;t<lb/>
die&#x017F;e, man la&#x017F;&#x017F;e ihn in &#x017F;einer Gegenwart<lb/>
bereiten.</p><lb/>
              <p>Der minerali&#x017F;che Cry&#x017F;tall oder die<lb/><hi rendition="#fr">Salpeterku&#x0364;chlein</hi> werden viel zur<lb/>
Artzney gebraucht, und &#x017F;ind derma&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Mode und ga&#x0364;nge, daß an &#x017F;tatt des<lb/>
braunen Zuckers, de&#x017F;&#x017F;en man &#x017F;ich vor<lb/>
die&#x017F;em bedienete, nichts anders als die-<lb/>
&#x017F;er Cry&#x017F;tall gebrauchet wird. Man<lb/>
&#x017F;agt, der Name <hi rendition="#aq">Sal prunellæ</hi> &#x017F;ey ihm<lb/>
deswegen gegeben worden, weil er zur<lb/>
Heilung der bo&#x0364;&#x017F;en Ha&#x0364;l&#x017F;e und der Bra&#x0364;u-<lb/><cb n="774"/>
ne, die von etlichen <hi rendition="#aq">pruna</hi> oder <hi rendition="#aq">prunella</hi><lb/>
genennet wird, trefflich dienlich i&#x017F;t.<lb/>
Andere aber &#x017F;agen, das &#x017F;ey die Ur&#x017F;ache,<lb/>
weil das <hi rendition="#aq">Sal e&#x017F;&#x017F;entiale,</hi> das man aus den<lb/>
Prunellen ziehet, bey nahe wie der<lb/>
minerali&#x017F;che Cry&#x017F;tall aus&#x017F;iehet: oder<lb/>
aber, weil man es in hitzigen Fiebern,<lb/>
die einer Kohle, welche auf Lateini&#x017F;ch<lb/><hi rendition="#aq">pruna</hi> genennet wird, verglichen wer-<lb/>
den, gebrauchet. Andere dagegen<lb/>
meinen, es &#x017F;ey nur darum ge&#x017F;chehen,<lb/>
weil ihm die <hi rendition="#fr">Teut&#x017F;chen</hi> die Ge&#x017F;talt einer<lb/>
Prunelle geben.</p>
              <cb type="end"/>
            </div><lb/>
            <div n="3">
              <head> <hi rendition="#b">Das viertzig&#x017F;te Capitel.<lb/><hi rendition="#aq">Sal polychre&#x017F;tum.</hi></hi> </head><lb/>
              <cb n="773"/>
              <p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#in">S</hi>Al polychre&#x017F;tum,</hi> das <hi rendition="#fr">Saltz, &#x017F;o zu vie-<lb/>
lerley dienlich,</hi> i&#x017F;t wegen &#x017F;einer herr-<lb/>
lichen Tugenden al&#x017F;o genennet worden,<lb/>
und wird von gela&#x0364;uterten Salpeter<lb/>
und Holla&#x0364;ndi&#x017F;chen Schwefel bereitet,<lb/>
die man mit einander zu Pulver &#x017F;to&#x0364;ßt,<lb/>
und bey einem kleinen Feuer ein &#x017F;chnee-<lb/>
wei&#x017F;&#x017F;es, &#x017F;ehr hartes Saltz daraus verfer-<lb/>
tiget.</p><lb/>
              <p>Die&#x017F;e Art und Wei&#x017F;e es zuzurichten<lb/>
i&#x017F;t gantz anders, als alle der andern <hi rendition="#aq">Au-<lb/>
torum,</hi> die davon ge&#x017F;chrieben haben:<lb/>
denn &#x017F;ie befehlen insge&#x017F;amt, man &#x017F;olle<lb/>
einen Schmeltztiegel la&#x017F;&#x017F;en glu&#x0364;end wer-<lb/>
den, und das Feuer drey oder vier<lb/>
Stunden drum herum erhalten. Nun<lb/>
will ich zwar nicht &#x017F;agen, daß die&#x017F;e<lb/>
Wei&#x017F;e nicht gut &#x017F;ey, alleine, weil er un-<lb/>
mo&#x0364;glich kan verkauffet werden, dieweil<lb/>
er &#x017F;chwer i&#x017F;t und &#x017F;checkicht &#x017F;iehet, &#x017F;o ver-<lb/>
ur&#x017F;achet &#x017F;olches, daß man ihn nicht kan<lb/>
los werden. Dannenhero glaube ich,<lb/>
daß meine Wei&#x017F;e denen andern noch<lb/>
wohl vorzuziehen &#x017F;ey, indem man mit<lb/>
ein Paar glu&#x0364;enden Kohlen, in einer<lb/>
Stunde, ein wei&#x017F;&#x017F;es, &#x017F;ehr leichtes Saltz<lb/>
bereiten kan, welches auch im u&#x0364;brigen<lb/>
gebu&#x0364;hrend be&#x017F;chaffen &#x017F;eyn wird, &#x017F;ich<lb/>
wohl verkauffen la&#x0364;ßt, und viel weniger<lb/>
ko&#x017F;tet, als das er&#x017F;tgemeldte. Dieweil<lb/>
ich dann aller der andern Art und Wei-<lb/>
&#x017F;e das <hi rendition="#aq">Sal polychre&#x017F;tum</hi> zuzurichten <hi rendition="#aq">re-<lb/>
futi</hi>re und verwerffe, derohalben i&#x017F;ts<lb/>
no&#x0364;thig, daß ich vermeldte, wie man<lb/>
verfahren mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, wenn es gerathen &#x017F;oll.<lb/>
Nehmet demnach gleiche Theile Schwe-<lb/>
fel und feines Salpeters, und wenn ihr<lb/>
einen ungla&#x017F;irten Topf warm werden<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en, und den&#x017F;elben auf vier oder fu&#x0364;nff<lb/><cb n="774"/>
glu&#x0364;ende Kohlen ge&#x017F;tellet habt, &#x017F;o daß<lb/>
der Boden de&#x017F;&#x017F;elben roth werden kan,<lb/>
alsdann &#x017F;chu&#x0364;ttet einen Lo&#x0364;ffel voll des<lb/>
vermi&#x017F;chten Schwefels und Salpeters<lb/>
drein: wenn es nun verpuffet hat, &#x017F;o<lb/>
traget einen andern Lo&#x0364;ffel voll von eben<lb/>
die&#x017F;er Materie aufs neue ein, &#x017F;o lange,<lb/>
bis alles zu&#x017F;ammen verbrannt i&#x017F;t. Her-<lb/>
nach nehmet den Topf vom Feuer, und<lb/>
zer&#x017F;chlaget ihn, wenn er kalt worden,<lb/>
&#x017F;o werdet ihr das <hi rendition="#aq">Sal polychre&#x017F;tum</hi> dar-<lb/>
inne finden, weiß und leichte, das &#x017F;ich<lb/>
wohl wird verkauffen la&#x017F;&#x017F;en. Man<lb/>
mag mir &#x017F;icherlich glauben, was ich ge-<lb/>
&#x017F;agt habe, denn allein die heftige Ge-<lb/>
walt des Feuers zwingt es in eine &#x017F;o klei-<lb/>
ne und &#x017F;chwere Ma&#x017F;&#x017F;a. Die aber ein<lb/>
noch reiner und &#x017F;cho&#x0364;ner <hi rendition="#aq">Sal polychre-<lb/>
&#x017F;tum</hi> verlangen, mo&#x0364;gen es in Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
zergehen la&#x017F;&#x017F;en, und hernachmahls,<lb/>
wenn es filtrirt und abgerauchet wor-<lb/>
den, bis er ein Ha&#x0364;utlein u&#x0364;berkommen,<lb/>
in den Keller oder an einen andern<lb/>
ku&#x0364;hlen Ort hin&#x017F;etzen, damit es zu Cry-<lb/>
&#x017F;tallen an&#x017F;chie&#x017F;&#x017F;e. Wenn es dann tru-<lb/>
cken worden, mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en es kleine, nicht<lb/>
gar zu dicke, breite Stu&#x0364;cklein &#x017F;eyn, die<lb/>
wie Diamanten gla&#x0364;ntzen, und helle,<lb/>
weiß und ve&#x017F;te &#x017F;ind, das heißt &#x017F;o viel, &#x017F;ie<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich nicht &#x017F;tracks zerbrechen la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en: denn wenn &#x017F;ie flugs zerbrechen,<lb/>
i&#x017F;t es ein Zeichen, daß &#x017F;ie nicht gar zu gut<lb/>
bereitet &#x017F;ind.</p><lb/>
              <p>Die&#x017F;es cry&#x017F;talli&#x017F;irte <hi rendition="#aq">Sal polychre&#x017F;tum</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">Sal polychre-<lb/>
&#x017F;tum cry&#x017F;talli-<lb/>
&#x017F;atum.</hi></note><lb/>
&#x017F;oll man viel eher gebrauchen, weder<lb/>
das er&#x017F;te, ob &#x017F;elbiges gleich noch &#x017F;o gut<lb/>
bereitet worden, denn es kan nicht wohl<lb/>
anders &#x017F;eyn, als daß noch etwas<lb/>
Schwefel darinne &#x017F;tecke, welcher ihm<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">einen</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0538] Der Spezereyen und Materialien ſchaft, die ich davon ertheilen kan, iſt dieſe, man laſſe ihn in ſeiner Gegenwart bereiten. Der mineraliſche Cryſtall oder die Salpeterkuͤchlein werden viel zur Artzney gebraucht, und ſind dermaſſen Mode und gaͤnge, daß an ſtatt des braunen Zuckers, deſſen man ſich vor dieſem bedienete, nichts anders als die- ſer Cryſtall gebrauchet wird. Man ſagt, der Name Sal prunellæ ſey ihm deswegen gegeben worden, weil er zur Heilung der boͤſen Haͤlſe und der Braͤu- ne, die von etlichen pruna oder prunella genennet wird, trefflich dienlich iſt. Andere aber ſagen, das ſey die Urſache, weil das Sal eſſentiale, das man aus den Prunellen ziehet, bey nahe wie der mineraliſche Cryſtall ausſiehet: oder aber, weil man es in hitzigen Fiebern, die einer Kohle, welche auf Lateiniſch pruna genennet wird, verglichen wer- den, gebrauchet. Andere dagegen meinen, es ſey nur darum geſchehen, weil ihm die Teutſchen die Geſtalt einer Prunelle geben. Das viertzigſte Capitel. Sal polychreſtum. SAl polychreſtum, das Saltz, ſo zu vie- lerley dienlich, iſt wegen ſeiner herr- lichen Tugenden alſo genennet worden, und wird von gelaͤuterten Salpeter und Hollaͤndiſchen Schwefel bereitet, die man mit einander zu Pulver ſtoͤßt, und bey einem kleinen Feuer ein ſchnee- weiſſes, ſehr hartes Saltz daraus verfer- tiget. Dieſe Art und Weiſe es zuzurichten iſt gantz anders, als alle der andern Au- torum, die davon geſchrieben haben: denn ſie befehlen insgeſamt, man ſolle einen Schmeltztiegel laſſen gluͤend wer- den, und das Feuer drey oder vier Stunden drum herum erhalten. Nun will ich zwar nicht ſagen, daß dieſe Weiſe nicht gut ſey, alleine, weil er un- moͤglich kan verkauffet werden, dieweil er ſchwer iſt und ſcheckicht ſiehet, ſo ver- urſachet ſolches, daß man ihn nicht kan los werden. Dannenhero glaube ich, daß meine Weiſe denen andern noch wohl vorzuziehen ſey, indem man mit ein Paar gluͤenden Kohlen, in einer Stunde, ein weiſſes, ſehr leichtes Saltz bereiten kan, welches auch im uͤbrigen gebuͤhrend beſchaffen ſeyn wird, ſich wohl verkauffen laͤßt, und viel weniger koſtet, als das erſtgemeldte. Dieweil ich dann aller der andern Art und Wei- ſe das Sal polychreſtum zuzurichten re- futire und verwerffe, derohalben iſts noͤthig, daß ich vermeldte, wie man verfahren muͤſſe, wenn es gerathen ſoll. Nehmet demnach gleiche Theile Schwe- fel und feines Salpeters, und wenn ihr einen unglaſirten Topf warm werden laſſen, und denſelben auf vier oder fuͤnff gluͤende Kohlen geſtellet habt, ſo daß der Boden deſſelben roth werden kan, alsdann ſchuͤttet einen Loͤffel voll des vermiſchten Schwefels und Salpeters drein: wenn es nun verpuffet hat, ſo traget einen andern Loͤffel voll von eben dieſer Materie aufs neue ein, ſo lange, bis alles zuſammen verbrannt iſt. Her- nach nehmet den Topf vom Feuer, und zerſchlaget ihn, wenn er kalt worden, ſo werdet ihr das Sal polychreſtum dar- inne finden, weiß und leichte, das ſich wohl wird verkauffen laſſen. Man mag mir ſicherlich glauben, was ich ge- ſagt habe, denn allein die heftige Ge- walt des Feuers zwingt es in eine ſo klei- ne und ſchwere Maſſa. Die aber ein noch reiner und ſchoͤner Sal polychre- ſtum verlangen, moͤgen es in Waſſer zergehen laſſen, und hernachmahls, wenn es filtrirt und abgerauchet wor- den, bis er ein Haͤutlein uͤberkommen, in den Keller oder an einen andern kuͤhlen Ort hinſetzen, damit es zu Cry- ſtallen anſchieſſe. Wenn es dann tru- cken worden, muͤſſen es kleine, nicht gar zu dicke, breite Stuͤcklein ſeyn, die wie Diamanten glaͤntzen, und helle, weiß und veſte ſind, das heißt ſo viel, ſie muͤſſen ſich nicht ſtracks zerbrechen laſ- ſen: denn wenn ſie flugs zerbrechen, iſt es ein Zeichen, daß ſie nicht gar zu gut bereitet ſind. Dieſes cryſtalliſirte Sal polychreſtum ſoll man viel eher gebrauchen, weder das erſte, ob ſelbiges gleich noch ſo gut bereitet worden, denn es kan nicht wohl anders ſeyn, als daß noch etwas Schwefel darinne ſtecke, welcher ihm einen Sal polychre- ſtum cryſtalli- ſatum.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/538
Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/538>, abgerufen am 23.11.2024.