Das fünff und dreyßigste Capitel. Vom Salpeter und Salniter.
[Spaltenumbruch]
DEr Salpeter, den die Chymici den Drachen, den Höllenhund, das höllische Saltz zu nennen pflegen, ist ein durch Kunst bereitetes Saltz, welches aus allerhand Materialien gezogen wird, z. E. aus alten Steinen, daher er auch den Namen bekommen, aus Erde, aus Asche, ja gar aus Tauben- miste. Jch will mich aber bey den vielerley Arten, wie der Salpeter be- reitet wird, nicht aufhalten, indem die Londische Societät ein grosses Buch ausgehen lassen, man auch an vielen Orten in Franckreich ihn machen se- hen kan, wie dann dessen zu Paris im Arsenal oder Zeughause eine grosse Menge bereitet, und mit sechserley Na- men von einander unterschieden wird. Denn da ist der Salpeter de Houssage, welcher von abgekratzten Mauerwerck bereitet wird, und durch Eßig gehen muß: der zweyte ist der aus Erde berei- tete Salpeter, so aber zu führen ver- boten: der dritte ist der gemeine, und aus Stein und Asche gemacht, wird von den Salpetersiedern Salpeter vom ersten Wasser, oder zum ersten mahl gekochter Salpeter genennet. Der vierte ist der gereinigte Salpeter, oder vom zweyten Wasser. Der fünffte heißt Salpeter vom dritten Wasser, oder zum dritten mahl gekochter Sal- peter. Der sechste ist der schönste und feinste, welcher nicht gern im Wasser zergehet, und wird von dem Salpeter vom dritten Wasser zugerichtet, und ohne die geringste Feuchtigkeit ge- schmoltzen: wenn er drauf wieder kalt worden, schüttet man ihn in Wasser, und versendet ihn auf die Gräntzen. Diesem Salpeter geht weiter nichts mehr ab, man mag ihn auch hinlegen, wohin man wolle, allein er wird gar nicht verkaufft.
Also sind alle Sorten des Salpeters schlechter oder schöner, nachdem sie mehr oder weniger gereiniget oder ge- läutert worden: sind auch, dafern sie nur gut und wohl beschaffen, zu allerley dienlich; so kan man auch das beste dar- aus ziehen, gleichwie in nachfolgenden zu ersehen.
[Spaltenumbruch]
Endlich werden auch gantze Parthei- en Salpeter, über die in Europa durch Kunst bereitete Arten desselben, aus Jndien gebracht, zuweilen rohe, zuweilen geläutert, welches dann ein sehr schöner und trefflich reiner Salpe- ter ist. Auch giebt es noch mehr ande- re Sorten Salpeter/ welche natür- lich sind, das ist, die man an den Felsen und alten Gemäuer, natürlicher Weise, wie kleine Crystallen, angehencket fin- det, und von den Alten Aphronitrum ge- nennet worden. Jn Egypten wird er aus dem Nilwasser bereitet, eben als wie das Saltz zu Brouage und Ro- chelle: und diß ist der Salpeter, aus Nilwasser bereitet, der für 20. Jahren in Franckreich gantz gemeine gewesen, und den Wäscherinnen unter dem Ti- tel weisse Suda,Natrum und Anatrum, spottwohlfeil verkauffet wurde.
Wir haben schier keine Waare, wel- che den alten und neuen Scribenten mehr zu schaffen gegeben, denn das Egyptische Natrum, ob es gleich so gemein, als etwas auf der Welt gewe- sen, wie denn allein in Paris mehr denn zehen Millionen Pfund verthan werden, ohne was die Fleischhauer zu Einsaltzung ihrer Häute verbrauchten; darum auch diese weisse Suda oder Egyptisches Natrum gar verboten, und deswegen dermassen rar worden ist, daß es zu ietziger Zeit dem Silber gleich verkauffet wird, wie dann auch den Kauffleuten bey höchster Strafe untersaget ist, es zu verkauffen. Dero- halben darff man nicht glauben, daß das Egyptische Natrum oder die weisse Suda entweder natürlicher Borras sey, oder aber ein Saltz, das natürlicher Weise, wie eine graulicht- und dichte Massa aus der Erden gezogen worden; obgleich diese beyde Vergleichungen der Wahrheit näher kommen, weder der- jenigen ihre, welche vorgegeben haben, und geschrieben, das Anatrum sey ein flüchtiges Saltz, und der Schaum des Glasgemenges, welchen man aus den Glasöfen bekommt, und grau, weiß, braun und blaulicht siehet, und zum Glasmachen gar nicht dienet, auch sonst
zu nichts
Der Spezereyen und Materialien
Das fuͤnff und dreyßigſte Capitel. Vom Salpeter und Salniter.
[Spaltenumbruch]
DEr Salpeter, den die Chymici den Drachen, den Hoͤllenhund, das hoͤlliſche Saltz zu nennen pflegen, iſt ein durch Kunſt bereitetes Saltz, welches aus allerhand Materialien gezogen wird, z. E. aus alten Steinen, daher er auch den Namen bekommen, aus Erde, aus Aſche, ja gar aus Tauben- miſte. Jch will mich aber bey den vielerley Arten, wie der Salpeter be- reitet wird, nicht aufhalten, indem die Londiſche Societaͤt ein groſſes Buch ausgehen laſſen, man auch an vielen Orten in Franckreich ihn machen ſe- hen kan, wie dann deſſen zu Paris im Arſenal oder Zeughauſe eine groſſe Menge bereitet, und mit ſechſerley Na- men von einander unterſchieden wird. Denn da iſt der Salpeter de Houſſage, welcher von abgekratzten Mauerwerck bereitet wird, und durch Eßig gehen muß: der zweyte iſt der aus Erde berei- tete Salpeter, ſo aber zu fuͤhren ver- boten: der dritte iſt der gemeine, und aus Stein und Aſche gemacht, wird von den Salpeterſiedern Salpeter vom erſten Waſſer, oder zum erſten mahl gekochter Salpeter genennet. Der vierte iſt der gereinigte Salpeter, oder vom zweyten Waſſer. Der fuͤnffte heißt Salpeter vom dritten Waſſer, oder zum dritten mahl gekochter Sal- peter. Der ſechſte iſt der ſchoͤnſte und feinſte, welcher nicht gern im Waſſer zergehet, und wird von dem Salpeter vom dritten Waſſer zugerichtet, und ohne die geringſte Feuchtigkeit ge- ſchmoltzen: wenn er drauf wieder kalt worden, ſchuͤttet man ihn in Waſſer, und verſendet ihn auf die Graͤntzen. Dieſem Salpeter geht weiter nichts mehr ab, man mag ihn auch hinlegen, wohin man wolle, allein er wird gar nicht verkaufft.
Alſo ſind alle Sorten des Salpeters ſchlechter oder ſchoͤner, nachdem ſie mehr oder weniger gereiniget oder ge- laͤutert worden: ſind auch, dafern ſie nur gut und wohl beſchaffen, zu allerley dienlich; ſo kan man auch das beſte dar- aus ziehen, gleichwie in nachfolgenden zu erſehen.
[Spaltenumbruch]
Endlich werden auch gantze Parthei- en Salpeter, uͤber die in Europa durch Kunſt bereitete Arten deſſelben, aus Jndien gebracht, zuweilen rohe, zuweilen gelaͤutert, welches dann ein ſehr ſchoͤner und trefflich reiner Salpe- ter iſt. Auch giebt es noch mehr ande- re Sorten Salpeter/ welche natuͤr- lich ſind, das iſt, die man an den Felſen und alten Gemaͤuer, natuͤrlicher Weiſe, wie kleine Cryſtallen, angehencket fin- det, und von den Alten Aphronitrum ge- nennet worden. Jn Egypten wird er aus dem Nilwaſſer bereitet, eben als wie das Saltz zu Brouage und Ro- chelle: und diß iſt der Salpeter, aus Nilwaſſer bereitet, der fuͤr 20. Jahren in Franckreich gantz gemeine geweſen, und den Waͤſcherinnen unter dem Ti- tel weiſſe Suda,Natrum und Anatrum, ſpottwohlfeil verkauffet wurde.
Wir haben ſchier keine Waare, wel- che den alten und neuen Scribenten mehr zu ſchaffen gegeben, denn das Egyptiſche Natrum, ob es gleich ſo gemein, als etwas auf der Welt gewe- ſen, wie denn allein in Paris mehr denn zehen Millionen Pfund verthan werden, ohne was die Fleiſchhauer zu Einſaltzung ihrer Haͤute verbrauchten; darum auch dieſe weiſſe Suda oder Egyptiſches Natrum gar verboten, und deswegen dermaſſen rar worden iſt, daß es zu ietziger Zeit dem Silber gleich verkauffet wird, wie dann auch den Kauffleuten bey hoͤchſter Strafe unterſaget iſt, es zu verkauffen. Dero- halben darff man nicht glauben, daß das Egyptiſche Natrum oder die weiſſe Suda entweder natuͤrlicher Borras ſey, oder aber ein Saltz, das natuͤrlicher Weiſe, wie eine graulicht- und dichte Maſſa aus der Erden gezogen worden; obgleich dieſe beyde Vergleichungen der Wahrheit naͤher kommen, weder der- jenigen ihre, welche vorgegeben haben, und geſchrieben, das Anatrum ſey ein fluͤchtiges Saltz, und der Schaum des Glasgemenges, welchen man aus den Glasoͤfen bekommt, und grau, weiß, braun und blaulicht ſiehet, und zum Glasmachen gar nicht dienet, auch ſonſt
zu nichts
<TEI><text><body><divn="1"><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0534"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Der Spezereyen und Materialien</hi></fw><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">Das fuͤnff und dreyßigſte Capitel.<lb/>
Vom Salpeter und Salniter.</hi></head><lb/><cbn="765"/><p><hirendition="#in">D</hi>Er <hirendition="#fr">Salpeter,</hi> den die <hirendition="#aq">Chymici</hi> den<lb/>
Drachen, den Hoͤllenhund, das<lb/>
hoͤlliſche Saltz zu nennen pflegen, iſt ein<lb/>
durch Kunſt bereitetes Saltz, welches<lb/>
aus allerhand Materialien gezogen<lb/>
wird, z. E. aus alten Steinen, daher<lb/>
er auch den Namen bekommen, aus<lb/>
Erde, aus Aſche, ja gar aus Tauben-<lb/>
miſte. Jch will mich aber bey den<lb/>
vielerley Arten, wie der Salpeter be-<lb/>
reitet wird, nicht aufhalten, indem die<lb/><hirendition="#fr">Londiſche Societaͤt</hi> ein groſſes Buch<lb/>
ausgehen laſſen, man auch an vielen<lb/>
Orten in <hirendition="#fr">Franckreich</hi> ihn machen ſe-<lb/>
hen kan, wie dann deſſen zu <hirendition="#fr">Paris</hi> im<lb/>
Arſenal oder Zeughauſe eine groſſe<lb/>
Menge bereitet, und mit ſechſerley Na-<lb/>
men von einander unterſchieden wird.<lb/><noteplace="left">Salpeter <hirendition="#aq">de<lb/>
Houſſage.</hi></note>Denn da iſt der Salpeter <hirendition="#aq"><hirendition="#i">de Houſſage</hi>,</hi><lb/>
welcher von abgekratzten Mauerwerck<lb/>
bereitet wird, und durch Eßig gehen<lb/><noteplace="left">Aus Erde be-<lb/>
reiteter Sal-<lb/>
peter.<lb/>
Gemeiner<lb/>
Salpeter<lb/>
oder vom er-<lb/>ſten Waſſer.</note>muß: der zweyte iſt der aus Erde berei-<lb/>
tete Salpeter, ſo aber zu fuͤhren ver-<lb/>
boten: der dritte iſt der gemeine, und<lb/>
aus Stein und Aſche gemacht, wird<lb/>
von den Salpeterſiedern Salpeter<lb/>
vom erſten Waſſer, oder zum erſten<lb/>
mahl gekochter Salpeter genennet.<lb/><noteplace="left">Gereinigter<lb/>
Salpeter.</note>Der vierte iſt der gereinigte Salpeter,<lb/>
oder vom zweyten Waſſer. Der fuͤnffte<lb/>
heißt Salpeter vom dritten Waſſer,<lb/>
oder zum dritten mahl gekochter Sal-<lb/>
peter. Der ſechſte iſt der ſchoͤnſte und<lb/>
feinſte, welcher nicht gern im Waſſer<lb/>
zergehet, und wird von dem Salpeter<lb/>
vom dritten Waſſer zugerichtet, und<lb/>
ohne die geringſte Feuchtigkeit ge-<lb/>ſchmoltzen: wenn er drauf wieder kalt<lb/>
worden, ſchuͤttet man ihn in Waſſer,<lb/>
und verſendet ihn auf die Graͤntzen.<lb/>
Dieſem Salpeter geht weiter nichts<lb/>
mehr ab, man mag ihn auch hinlegen,<lb/>
wohin man wolle, allein er wird gar<lb/>
nicht verkaufft.</p><lb/><p>Alſo ſind alle Sorten des Salpeters<lb/>ſchlechter oder ſchoͤner, nachdem ſie<lb/>
mehr oder weniger gereiniget oder ge-<lb/>
laͤutert worden: ſind auch, dafern ſie<lb/>
nur gut und wohl beſchaffen, zu allerley<lb/>
dienlich; ſo kan man auch das beſte dar-<lb/>
aus ziehen, gleichwie in nachfolgenden<lb/>
zu erſehen.</p><lb/><cbn="766"/><p>Endlich werden auch gantze Parthei-<lb/>
en <hirendition="#fr">Salpeter,</hi> uͤber die in <hirendition="#fr">Europa</hi><lb/>
durch Kunſt bereitete Arten deſſelben,<lb/>
aus <hirendition="#fr">Jndien</hi> gebracht, zuweilen rohe,<lb/>
zuweilen gelaͤutert, welches dann ein<lb/>ſehr ſchoͤner und trefflich reiner Salpe-<lb/>
ter iſt. Auch giebt es noch mehr ande-<lb/>
re Sorten <hirendition="#fr">Salpeter/</hi> welche <hirendition="#fr">natuͤr-<lb/>
lich</hi>ſind, das iſt, die man an den Felſen<lb/>
und alten Gemaͤuer, natuͤrlicher Weiſe,<lb/>
wie kleine Cryſtallen, angehencket fin-<lb/>
det, und von den Alten <hirendition="#aq">Aphronitrum</hi> ge-<noteplace="right"><hirendition="#aq">Aphronitrum.</hi></note><lb/>
nennet worden. Jn <hirendition="#fr">Egypten</hi> wird<lb/>
er aus dem Nilwaſſer bereitet, eben als<lb/>
wie das Saltz zu <hirendition="#fr">Brouage</hi> und <hirendition="#fr">Ro-<lb/>
chelle:</hi> und diß iſt der Salpeter, aus<lb/>
Nilwaſſer bereitet, der fuͤr 20. Jahren<lb/>
in <hirendition="#fr">Franckreich</hi> gantz gemeine geweſen,<lb/>
und den Waͤſcherinnen unter dem Ti-<lb/>
tel <hirendition="#fr">weiſſe Suda,</hi><hirendition="#aq">Natrum</hi> und <hirendition="#aq">Anatrum,</hi><lb/>ſpottwohlfeil verkauffet wurde.</p><lb/><p>Wir haben ſchier keine Waare, wel-<lb/>
che den alten und neuen Scribenten<lb/>
mehr zu ſchaffen gegeben, denn das<lb/><hirendition="#fr">Egyptiſche Natrum,</hi> ob es gleich ſo<noteplace="right">Egyptiſches<lb/>
Natrum.</note><lb/>
gemein, als etwas auf der Welt gewe-<lb/>ſen, wie denn allein in <hirendition="#fr">Paris</hi> mehr<lb/>
denn zehen Millionen Pfund verthan<lb/>
werden, ohne was die Fleiſchhauer zu<lb/>
Einſaltzung ihrer Haͤute verbrauchten;<lb/>
darum auch dieſe weiſſe Suda oder<lb/><hirendition="#fr">Egyptiſches Natrum</hi> gar verboten,<lb/>
und deswegen dermaſſen rar worden<lb/>
iſt, daß es zu ietziger Zeit dem Silber<lb/>
gleich verkauffet wird, wie dann auch<lb/>
den Kauffleuten bey hoͤchſter Strafe<lb/>
unterſaget iſt, es zu verkauffen. Dero-<lb/>
halben darff man nicht glauben, daß<lb/>
das Egyptiſche Natrum oder die weiſſe<lb/>
Suda entweder natuͤrlicher Borras<lb/>ſey, oder aber ein Saltz, das natuͤrlicher<lb/>
Weiſe, wie eine graulicht- und dichte<lb/>
Maſſa aus der Erden gezogen worden;<lb/>
obgleich dieſe beyde Vergleichungen der<lb/>
Wahrheit naͤher kommen, weder der-<lb/>
jenigen ihre, welche vorgegeben haben,<lb/>
und geſchrieben, das <hirendition="#fr">Anatrum</hi>ſey ein<lb/>
fluͤchtiges Saltz, und der Schaum des<lb/>
Glasgemenges, welchen man aus den<lb/>
Glasoͤfen bekommt, und grau, weiß,<lb/>
braun und blaulicht ſiehet, und zum<lb/>
Glasmachen gar nicht dienet, auch ſonſt<lb/><fwplace="bottom"type="catch">zu nichts</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[0534]
Der Spezereyen und Materialien
Das fuͤnff und dreyßigſte Capitel.
Vom Salpeter und Salniter.
DEr Salpeter, den die Chymici den
Drachen, den Hoͤllenhund, das
hoͤlliſche Saltz zu nennen pflegen, iſt ein
durch Kunſt bereitetes Saltz, welches
aus allerhand Materialien gezogen
wird, z. E. aus alten Steinen, daher
er auch den Namen bekommen, aus
Erde, aus Aſche, ja gar aus Tauben-
miſte. Jch will mich aber bey den
vielerley Arten, wie der Salpeter be-
reitet wird, nicht aufhalten, indem die
Londiſche Societaͤt ein groſſes Buch
ausgehen laſſen, man auch an vielen
Orten in Franckreich ihn machen ſe-
hen kan, wie dann deſſen zu Paris im
Arſenal oder Zeughauſe eine groſſe
Menge bereitet, und mit ſechſerley Na-
men von einander unterſchieden wird.
Denn da iſt der Salpeter de Houſſage,
welcher von abgekratzten Mauerwerck
bereitet wird, und durch Eßig gehen
muß: der zweyte iſt der aus Erde berei-
tete Salpeter, ſo aber zu fuͤhren ver-
boten: der dritte iſt der gemeine, und
aus Stein und Aſche gemacht, wird
von den Salpeterſiedern Salpeter
vom erſten Waſſer, oder zum erſten
mahl gekochter Salpeter genennet.
Der vierte iſt der gereinigte Salpeter,
oder vom zweyten Waſſer. Der fuͤnffte
heißt Salpeter vom dritten Waſſer,
oder zum dritten mahl gekochter Sal-
peter. Der ſechſte iſt der ſchoͤnſte und
feinſte, welcher nicht gern im Waſſer
zergehet, und wird von dem Salpeter
vom dritten Waſſer zugerichtet, und
ohne die geringſte Feuchtigkeit ge-
ſchmoltzen: wenn er drauf wieder kalt
worden, ſchuͤttet man ihn in Waſſer,
und verſendet ihn auf die Graͤntzen.
Dieſem Salpeter geht weiter nichts
mehr ab, man mag ihn auch hinlegen,
wohin man wolle, allein er wird gar
nicht verkaufft.
Salpeter de
Houſſage.
Aus Erde be-
reiteter Sal-
peter.
Gemeiner
Salpeter
oder vom er-
ſten Waſſer.
Gereinigter
Salpeter.
Alſo ſind alle Sorten des Salpeters
ſchlechter oder ſchoͤner, nachdem ſie
mehr oder weniger gereiniget oder ge-
laͤutert worden: ſind auch, dafern ſie
nur gut und wohl beſchaffen, zu allerley
dienlich; ſo kan man auch das beſte dar-
aus ziehen, gleichwie in nachfolgenden
zu erſehen.
Endlich werden auch gantze Parthei-
en Salpeter, uͤber die in Europa
durch Kunſt bereitete Arten deſſelben,
aus Jndien gebracht, zuweilen rohe,
zuweilen gelaͤutert, welches dann ein
ſehr ſchoͤner und trefflich reiner Salpe-
ter iſt. Auch giebt es noch mehr ande-
re Sorten Salpeter/ welche natuͤr-
lich ſind, das iſt, die man an den Felſen
und alten Gemaͤuer, natuͤrlicher Weiſe,
wie kleine Cryſtallen, angehencket fin-
det, und von den Alten Aphronitrum ge-
nennet worden. Jn Egypten wird
er aus dem Nilwaſſer bereitet, eben als
wie das Saltz zu Brouage und Ro-
chelle: und diß iſt der Salpeter, aus
Nilwaſſer bereitet, der fuͤr 20. Jahren
in Franckreich gantz gemeine geweſen,
und den Waͤſcherinnen unter dem Ti-
tel weiſſe Suda, Natrum und Anatrum,
ſpottwohlfeil verkauffet wurde.
Aphronitrum.
Wir haben ſchier keine Waare, wel-
che den alten und neuen Scribenten
mehr zu ſchaffen gegeben, denn das
Egyptiſche Natrum, ob es gleich ſo
gemein, als etwas auf der Welt gewe-
ſen, wie denn allein in Paris mehr
denn zehen Millionen Pfund verthan
werden, ohne was die Fleiſchhauer zu
Einſaltzung ihrer Haͤute verbrauchten;
darum auch dieſe weiſſe Suda oder
Egyptiſches Natrum gar verboten,
und deswegen dermaſſen rar worden
iſt, daß es zu ietziger Zeit dem Silber
gleich verkauffet wird, wie dann auch
den Kauffleuten bey hoͤchſter Strafe
unterſaget iſt, es zu verkauffen. Dero-
halben darff man nicht glauben, daß
das Egyptiſche Natrum oder die weiſſe
Suda entweder natuͤrlicher Borras
ſey, oder aber ein Saltz, das natuͤrlicher
Weiſe, wie eine graulicht- und dichte
Maſſa aus der Erden gezogen worden;
obgleich dieſe beyde Vergleichungen der
Wahrheit naͤher kommen, weder der-
jenigen ihre, welche vorgegeben haben,
und geſchrieben, das Anatrum ſey ein
fluͤchtiges Saltz, und der Schaum des
Glasgemenges, welchen man aus den
Glasoͤfen bekommt, und grau, weiß,
braun und blaulicht ſiehet, und zum
Glasmachen gar nicht dienet, auch ſonſt
zu nichts
Egyptiſches
Natrum.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/534>, abgerufen am 20.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.