Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Hauptbeschreibung dritter Theil. Das sechzehende Capitel. [Spaltenumbruch]
Vom Magnet. AImant, der Magnet/ ist nach einiger So hat man auch ohne diesen eineMagnet von der A a a 3
Hauptbeſchreibung dritter Theil. Das ſechzehende Capitel. [Spaltenumbruch]
Vom Magnet. AImant, der Magnet/ iſt nach einiger So hat man auch ohne dieſen eineMagnet von der A a a 3
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Der gute<lb/><hi rendition="#fr">Magnet</hi> iſt ſehr dichte, wenig <hi rendition="#aq">poros</hi><lb/> und loͤchricht, auch nicht ſo gar ſchwer,<lb/> einerley Weſens, und waſſerfarbicht,<lb/> oder glaͤntzend ſchwartz, zuweilen auch<lb/> Pfirſichbluͤhfarben, oder dunckelblau,<lb/> oder zieht ſich aufs rothe. Die Kraft<lb/> die der Magnet dem Eiſen mitgethei-<lb/> let, vergeht, wenn man ſeine Geſtalt<lb/> veraͤndert, es geſchehe nun mit einem<lb/> Hammer oder blos mit den Fingern,<lb/> wenn man zum Exempel, eine gerade<lb/> Nadel krumm beuget, oder eine krum-<lb/> me gerade macht, wie ſolches der <hi rendition="#fr">Pater<lb/> Franciſcus Maria Grimaldi</hi> in ſei-<lb/> ner Phyſica berichtet. Man ſoll aber<lb/> den <hi rendition="#fr">Magnet</hi> an einem trucknen Orte,<lb/> in Scharlach gewickelt, aufbehalten:<lb/> doch am allerbeſten erhaͤlt man ihn bey<lb/> ſeinen Kraͤften, wenn man ihn armiren<lb/> laͤßt, und bey ſeinem <hi rendition="#aq">æquator,</hi> juſt in der<lb/> Mitten, an einer Geigenſeite aufhaͤn-<lb/> get, damit er ſich gegen den Mittag keh-<lb/> ren koͤnne. Die <hi rendition="#aq">Polos</hi> findet man,<lb/> wenn man ein Stuͤcke von einer Naͤhe-<lb/> nadel dran haͤlt, denn die beyden Orte,<lb/> dahin beyde Ende der Nadel gerichtet<lb/> ſind, dieſelben ſind die <hi rendition="#aq">Poli.</hi> Man ſagt,<lb/> der <hi rendition="#fr">Magnet</hi> mache diejenigen naͤrriſch,<lb/> welche ihn eingenommen haben; die<lb/> Artzney dawider oder das Gegengift<lb/> ſey Gold oder ein Schmaragd. <hi rendition="#fr">Mat-<lb/> thiolus</hi> meldet, das <hi rendition="#fr">Dimocrates<lb/> von Alexandria</hi> den Tempel der Ar-<lb/> ſinoe mit Magnetſteinen woͤlben laſſen,<lb/> damit ihr Bildnuͤß, welches von puren<lb/> Eiſen war, in der Luft moͤchte behan-<lb/> gen bleiben, dergleichen man auch das<lb/> gemeine Volck von dem Grabe des Ma-<lb/> homets bereden will: allein es ſind<lb/> Fabeln. <hi rendition="#fr">Gaſſendus</hi> und <hi rendition="#fr">P. 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Hauptbeſchreibung dritter Theil.
Das ſechzehende Capitel.
Vom Magnet.
AImant, der Magnet/ iſt nach einiger
Scribenten Berichte, ein ſchwartzer
mineraliſcher Stein, welcher gar wun-
derſame Eigenſchaften hat: unter an-
dern ziehet er das Eiſen an ſich, und
kehret ſeine Polos gegen Mitternacht
und Mittag, ja er verleihet auch dem
Eiſen, das ihn beruͤhret, eine gleichmaͤſ-
ſige Kraft. Man findet ihn in allen
Ertzgruben, ſonderlich aber in Kupfer-
und Eiſenwercken, denn er hat etwas
von ihrer Natur an ſich. Der gute
Magnet iſt ſehr dichte, wenig poros
und loͤchricht, auch nicht ſo gar ſchwer,
einerley Weſens, und waſſerfarbicht,
oder glaͤntzend ſchwartz, zuweilen auch
Pfirſichbluͤhfarben, oder dunckelblau,
oder zieht ſich aufs rothe. Die Kraft
die der Magnet dem Eiſen mitgethei-
let, vergeht, wenn man ſeine Geſtalt
veraͤndert, es geſchehe nun mit einem
Hammer oder blos mit den Fingern,
wenn man zum Exempel, eine gerade
Nadel krumm beuget, oder eine krum-
me gerade macht, wie ſolches der Pater
Franciſcus Maria Grimaldi in ſei-
ner Phyſica berichtet. Man ſoll aber
den Magnet an einem trucknen Orte,
in Scharlach gewickelt, aufbehalten:
doch am allerbeſten erhaͤlt man ihn bey
ſeinen Kraͤften, wenn man ihn armiren
laͤßt, und bey ſeinem æquator, juſt in der
Mitten, an einer Geigenſeite aufhaͤn-
get, damit er ſich gegen den Mittag keh-
ren koͤnne. Die Polos findet man,
wenn man ein Stuͤcke von einer Naͤhe-
nadel dran haͤlt, denn die beyden Orte,
dahin beyde Ende der Nadel gerichtet
ſind, dieſelben ſind die Poli. Man ſagt,
der Magnet mache diejenigen naͤrriſch,
welche ihn eingenommen haben; die
Artzney dawider oder das Gegengift
ſey Gold oder ein Schmaragd. Mat-
thiolus meldet, das Dimocrates
von Alexandria den Tempel der Ar-
ſinoe mit Magnetſteinen woͤlben laſſen,
damit ihr Bildnuͤß, welches von puren
Eiſen war, in der Luft moͤchte behan-
gen bleiben, dergleichen man auch das
gemeine Volck von dem Grabe des Ma-
homets bereden will: allein es ſind
Fabeln. Gaſſendus und P. Four-
mier wollen das Wort Aimant von der
Liebe, die der Magnet zu dem Eiſen und
den Polis traͤgt, herleiten, quia nihil A-
mantius, quam attrahere & retinere, weil
doch nichts lieblichers iſt, als an ſich zie-
hen und behalten. Menage fuͤhret
es von Adamante her, welches der Abla-
tivus caſus des Wortes Adamas iſt, und
in eben dieſer Bedeutung gebrauchet
worden. Jm Lateiniſchen wird er
Magnes, lapis Lydius und Heracleus ge-
nennet, weil er zu Heraclea einer
Stadt in Magneſia, ſo ein Theil von
Lydien iſt, gefunden wurde: oder
aber nach einem Schaͤfer, der Magnes
geheiſſen, und ihn zu erſt auf dem Ber-
ge Jda mit der Spitze ſeines Schaͤfer-
ſtocks erfunden und entdecket, welches
Nicander bezeuget. Er wird inglei-
chen Herculeus betitelt, weil er diejeni-
gen Wege zeiget, uͤber welche Hercules
zum Schutzgott und Wegweiſer beſtel-
let war; wie er denn um dieſer Urſach
willen beym Euripides alſo genennet
wird. Man heißt ihn auch Sideritis,
weil er das Eiſen an ſich zeucht, welches
die Griechen Sideros zu nennen pflegen;
und auf alt Frantzoͤſiſch Calamite.
So hat man auch ohne dieſen eine
Art Magnet im Jahr 1691. oben auf
dem Kirchthurme zu Chartres gefun-
den, von welchem der Abt Vallemont
einen Tractat verfertiget hat, und in
demſelben durch angeſtellte Experimenta
gewieſen, daß er das Eiſen an ſich ziehe,
ſeine Polos nach Norden und Suͤden keh-
re, und gleichfalls, wie der gemeine
Magnet, auch davon abweiche. Zu
wuͤntſchen waͤre, daß dergleichen Mag-
net fein ofte gefunden wuͤrde, und man
ſolte unter den Ruinen der alten ver-
ſtoͤrten Gebaͤue darnach ſuchen: dann
es iſt gewiß, daß er eine gantz ungewoͤhn-
liche Kraft hat, maſſen mir der Herr
Vallemont einen gezeiget, welcher
in Wahrheit ein nicht geringes Gewich-
te hub. Jch wolte wohl noch mehr von
dieſem Magnet vermelden, wenn er
nur gemeine waͤre, ſo aber iſt er treff-
lich rar, und wird mit dem groͤſten
Fleiſſe aufgeſuchet, ſeit dem er dem Koͤ-
nige iſt praͤſentiret worden. Weil dann
der
Magnet von
Chartres in
Beauſſe.
A a a 3
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