Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Hauptbeschreibung dritter Theil. den Artzneymittel auf- und angenommen. Jm Jahr 1650. ward derArrest/ im Jahr 1566. gegeben/ aufgehoben/ und die Facultät setzte es/ auf gut befinden des Matthiolus, in dem Antidotario, das auf ihre Verord- nung im Jahr 1637. gedruckt wurde, unter die purgiren den Artzneyen. Und endlich ließ sie im Jahr 1668. am 2. May einen Befehl ergehen/ darinnen allen Doctoren der Artzney Erlaubnüß gegeben wurde/ sich dessen zu be- dienen, allen andern aber untersaget/ dasselbe ohne ihren Vorbewust zu ge- brauchen. Das Wort Antimoine soll daher entstanden seyn: es habe nämlich Das Spiesglas, wie es aus dem Stollen gezogen wird, ist ein Stein/ Das erste Capitel. [Spaltenumbruch]
Vom Spiesglasertz. VOr diesem war Hungarn Dieses Spiesglas findet sich bis- Man erwehle das Spiesglasertz, Die Leute von des Siammischen Ab-Spiesglas Das Z z 3
Hauptbeſchreibung dritter Theil. den Artzneymittel auf- und angenommen. Jm Jahr 1650. ward derArreſt/ im Jahr 1566. gegeben/ aufgehoben/ und die Facultaͤt ſetzte es/ auf gut befinden des Matthiolus, in dem Antidotario, das auf ihre Verord- nung im Jahr 1637. gedruckt wurde, unter die purgiren den Artzneyen. Und endlich ließ ſie im Jahr 1668. am 2. May einen Befehl ergehen/ darinnen allen Doctoren der Artzney Erlaubnuͤß gegeben wurde/ ſich deſſen zu be- dienen, allen andern aber unterſaget/ daſſelbe ohne ihren Vorbewuſt zu ge- brauchen. Das Wort Antimoine ſoll daher entſtanden ſeyn: es habe naͤmlich Das Spiesglas, wie es aus dem Stollen gezogen wird, iſt ein Stein/ Das erſte Capitel. [Spaltenumbruch]
Vom Spiesglasertz. VOr dieſem war Hungarn Dieſes Spiesglas findet ſich bis- Man erwehle das Spiesglasertz, Die Leute von des Siammiſchen Ab-Spiesglas Das Z z 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p> <pb facs="#f0515"/> <fw type="header" place="top"> <hi rendition="#b">Hauptbeſchreibung dritter Theil.</hi> </fw><lb/> <hi rendition="#fr">den Artzneymittel auf- und angenommen. Jm Jahr 1650. ward der<lb/> Arreſt/ im Jahr 1566. gegeben/ aufgehoben/ und die Facultaͤt ſetzte es/ auf<lb/> gut befinden des Matthiolus, in dem</hi> <hi rendition="#aq">Antidotario,</hi> <hi rendition="#fr">das auf ihre Verord-<lb/> nung im Jahr 1637. gedruckt wurde, unter die purgiren den Artzneyen. Und<lb/> endlich ließ ſie im Jahr 1668. am 2. May einen Befehl ergehen/ darinnen<lb/> allen Doctoren der Artzney Erlaubnuͤß gegeben wurde/ ſich deſſen zu be-<lb/> dienen, allen andern aber unterſaget/ daſſelbe ohne ihren Vorbewuſt zu ge-<lb/> brauchen.</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#fr">Das Wort</hi> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Antimoine</hi> </hi> <hi rendition="#fr">ſoll daher entſtanden ſeyn: es habe naͤmlich<lb/> ein Teutſcher Moͤnch, eben der Baſilius Valentinus, welcher den Stein<lb/> der Weiſen ſuchte/ den Schweinen</hi> <hi rendition="#aq">Antimonium</hi> <hi rendition="#fr">oder Spiesglas/ das<lb/> er gebrauchet, die Metalle deſto ehender in Fluß zu bringen, vorgeworf-<lb/> fen und beobachtet, daß die Schweine/ die davon gefreſſen, uͤberaus<lb/> heftig purgiret/ darauf aber viel fetter geworden: dieſes habe ihn auf<lb/> die Gedancken gebracht, es wuͤrden ſich vielleicht ſeine Mitbruͤder glei-<lb/> chergeſtalt beſſer befinden/ wenn er ſie eben auf dieſe Art purgirete. Al-<lb/> lein die Probe lieff gar ſchlecht ab, denn ſie ſturben alle. Dieſes ver-<lb/> urſachete, daß man dieſes Mineral</hi> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Antimoine</hi> </hi> <hi rendition="#fr">nennete, gleich als ob man<lb/> ſagen wolte,</hi> <hi rendition="#aq">contraire aux Moines,</hi> <hi rendition="#fr">den Moͤnchen zuwider.</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#fr">Das Spiesglas, wie es aus dem Stollen gezogen wird, iſt ein Stein/<lb/> unterſchiedener Groͤſſe, und dem Bleyertz der Geſtalt nach, ziemlich aͤhn-<lb/> lich/ auſſer/ daß es viel leichter und haͤrter iſt: daher es auch von etlichen,<lb/> wegen ſolcher Gleichheit, ſchwartzes Bley/ oder Bley-Marcaſit iſt ge-<lb/> nennet worden; von andern wird es der Wolff und Saturnus der Wei-<lb/> ſen genennet, weil es alle Metalle/ bis auf das Gold/ frißt und verzeh-<lb/> ret. Es iſt auch Protheus genennet worden/ weil es im Feuer aller-<lb/> hand Farben annimmt. Sein gemeineſter Name iſt</hi> <hi rendition="#aq">Antimonium minerale,</hi><lb/> <hi rendition="#fr">Spiesglasertz/ und bey den Verſtaͤndigſten</hi> <hi rendition="#aq">Antimonium crudum,</hi> <hi rendition="#fr">rohes<lb/> Spiesglas, weil es noch niemahls im Feuer geweſen iſt.</hi> </p> <cb type="end"/> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Das erſte Capitel.<lb/> Vom Spiesglasertz.</hi> </head><lb/> <cb n="727"/> <p><hi rendition="#in">V</hi>Or dieſem war <hi rendition="#fr">Hungarn</hi><lb/> eintzig und allein die Ge-<lb/> gend, allwo <hi rendition="#fr">Spiesglas-<lb/> gruben</hi> gefunden wurden,<lb/> anietzo aber, und ſeit dem<lb/> man auch in <hi rendition="#fr">Franckreich</hi> dergleichen<lb/> Gruben entdecket hat, kommt gar kei-<lb/> nes mehr daher. Das beſt- und ſchoͤn-<lb/> ſte <hi rendition="#aq">Antimonium</hi> koͤmmt aus den Gru-<lb/> ben in <hi rendition="#fr">Poictou</hi> und <hi rendition="#fr">Bretagne.</hi></p><lb/> <p>Dieſes <hi rendition="#fr">Spiesglas</hi> findet ſich bis-<lb/> weilen gantz ſauber und nette, zuweilen<lb/> aber voller Felſen oder Geſtein, welches<lb/> die ſich auf die Mineralien verſtehen,<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Gangue</hi></hi> zu nennen pflegen: etliches da-<lb/> runter ſieht wie lauter Spieſſe, ein ande-<lb/> res aber ſiehet matt und ſchwartzgrau.<lb/> Zur Artzney wird dieſes Spiesglas<lb/> nicht gebrauchet, wenn es nicht zum we-<lb/> nigſten geſchmoltzen worden iſt, wie aus<lb/> folgendem Cap. zu erſehen. Die Alchy-<lb/><cb n="728"/> miſten aber gebrauchen es zu allerhand<lb/> geheimen <hi rendition="#aq">operation</hi>en.</p><lb/> <p>Man erwehle das <hi rendition="#fr">Spiesglasertz,</hi><lb/> wenn es fein reine iſt, das iſt ſoviel; es<lb/> muß, ſoviel nur moͤglich, ohne Geſtein<lb/> ſeyn; und liegt nichts dran, wo es auch<lb/> herkomme, wenn es nur ſauber und<lb/> nette iſt. Wiewohl dennoch etliche vor-<lb/> geben wollen, das aus <hi rendition="#fr">Auvergne</hi> fuͤh-<lb/> re mehr Schwefel bey ſich.</p><lb/> <p>Die Leute von des Siammiſchen Ab-<note place="right">Spiesglas<lb/> aus Siam.</note><lb/> geſandten Gefolge brachten auch eine<lb/> groſſe Menge Spiesglas mit ſich, deſ-<lb/> ſen Gebrauch aber bis dato annoch un-<lb/> bekannt. Daſſelbe war weiß und klein-<lb/> ſpießicht, und ſoviel ich mercken koͤn-<lb/> nen, eben dazu dienlich, wozu das<lb/><hi rendition="#fr">Frantzoͤſiſche Spiesglas</hi> gebrau-<lb/> chet wird. Von dem <hi rendition="#fr">Hungariſchen<lb/> Spiesglaſe</hi> kan ich nichts ſagen, weil<lb/> ichs nie geſehen habe.</p> <cb type="end"/> </div><lb/> <fw type="sig" place="bottom">Z z 3</fw> <fw type="catch" place="bottom"> <hi rendition="#b">Das</hi> </fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0515]
Hauptbeſchreibung dritter Theil.
den Artzneymittel auf- und angenommen. Jm Jahr 1650. ward der
Arreſt/ im Jahr 1566. gegeben/ aufgehoben/ und die Facultaͤt ſetzte es/ auf
gut befinden des Matthiolus, in dem Antidotario, das auf ihre Verord-
nung im Jahr 1637. gedruckt wurde, unter die purgiren den Artzneyen. Und
endlich ließ ſie im Jahr 1668. am 2. May einen Befehl ergehen/ darinnen
allen Doctoren der Artzney Erlaubnuͤß gegeben wurde/ ſich deſſen zu be-
dienen, allen andern aber unterſaget/ daſſelbe ohne ihren Vorbewuſt zu ge-
brauchen.
Das Wort Antimoine ſoll daher entſtanden ſeyn: es habe naͤmlich
ein Teutſcher Moͤnch, eben der Baſilius Valentinus, welcher den Stein
der Weiſen ſuchte/ den Schweinen Antimonium oder Spiesglas/ das
er gebrauchet, die Metalle deſto ehender in Fluß zu bringen, vorgeworf-
fen und beobachtet, daß die Schweine/ die davon gefreſſen, uͤberaus
heftig purgiret/ darauf aber viel fetter geworden: dieſes habe ihn auf
die Gedancken gebracht, es wuͤrden ſich vielleicht ſeine Mitbruͤder glei-
chergeſtalt beſſer befinden/ wenn er ſie eben auf dieſe Art purgirete. Al-
lein die Probe lieff gar ſchlecht ab, denn ſie ſturben alle. Dieſes ver-
urſachete, daß man dieſes Mineral Antimoine nennete, gleich als ob man
ſagen wolte, contraire aux Moines, den Moͤnchen zuwider.
Das Spiesglas, wie es aus dem Stollen gezogen wird, iſt ein Stein/
unterſchiedener Groͤſſe, und dem Bleyertz der Geſtalt nach, ziemlich aͤhn-
lich/ auſſer/ daß es viel leichter und haͤrter iſt: daher es auch von etlichen,
wegen ſolcher Gleichheit, ſchwartzes Bley/ oder Bley-Marcaſit iſt ge-
nennet worden; von andern wird es der Wolff und Saturnus der Wei-
ſen genennet, weil es alle Metalle/ bis auf das Gold/ frißt und verzeh-
ret. Es iſt auch Protheus genennet worden/ weil es im Feuer aller-
hand Farben annimmt. Sein gemeineſter Name iſt Antimonium minerale,
Spiesglasertz/ und bey den Verſtaͤndigſten Antimonium crudum, rohes
Spiesglas, weil es noch niemahls im Feuer geweſen iſt.
Das erſte Capitel.
Vom Spiesglasertz.
VOr dieſem war Hungarn
eintzig und allein die Ge-
gend, allwo Spiesglas-
gruben gefunden wurden,
anietzo aber, und ſeit dem
man auch in Franckreich dergleichen
Gruben entdecket hat, kommt gar kei-
nes mehr daher. Das beſt- und ſchoͤn-
ſte Antimonium koͤmmt aus den Gru-
ben in Poictou und Bretagne.
Dieſes Spiesglas findet ſich bis-
weilen gantz ſauber und nette, zuweilen
aber voller Felſen oder Geſtein, welches
die ſich auf die Mineralien verſtehen,
Gangue zu nennen pflegen: etliches da-
runter ſieht wie lauter Spieſſe, ein ande-
res aber ſiehet matt und ſchwartzgrau.
Zur Artzney wird dieſes Spiesglas
nicht gebrauchet, wenn es nicht zum we-
nigſten geſchmoltzen worden iſt, wie aus
folgendem Cap. zu erſehen. Die Alchy-
miſten aber gebrauchen es zu allerhand
geheimen operationen.
Man erwehle das Spiesglasertz,
wenn es fein reine iſt, das iſt ſoviel; es
muß, ſoviel nur moͤglich, ohne Geſtein
ſeyn; und liegt nichts dran, wo es auch
herkomme, wenn es nur ſauber und
nette iſt. Wiewohl dennoch etliche vor-
geben wollen, das aus Auvergne fuͤh-
re mehr Schwefel bey ſich.
Die Leute von des Siammiſchen Ab-
geſandten Gefolge brachten auch eine
groſſe Menge Spiesglas mit ſich, deſ-
ſen Gebrauch aber bis dato annoch un-
bekannt. Daſſelbe war weiß und klein-
ſpießicht, und ſoviel ich mercken koͤn-
nen, eben dazu dienlich, wozu das
Frantzoͤſiſche Spiesglas gebrau-
chet wird. Von dem Hungariſchen
Spiesglaſe kan ich nichts ſagen, weil
ichs nie geſehen habe.
Spiesglas
aus Siam.
Das
Z z 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/515 |
Zitationshilfe: | Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/515>, abgerufen am 03.03.2025. |