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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] Melanteria sey nur einerley, und verän-
dere sich blos mit der Zeit, das eine in
das andere; aus dem Chalcitis werde
Misy, aus diesem Melanteria, und diese
verwandele sich in das Sory, welches ich
dennoch nicht beobachten können: denn
ob ich gleich ein Stücke davon länger als
achtzehn Jahr gehabt, habe ich doch
niemahls in acht nehmen können, daß
es sich entweder an der Farbe oder Na-
tur verändert hätte, wiewohl ich genau
drauf gemercket. Das aber ist wahr,
daß es Chalcitis giebet, da an einem
Stücke unterschiedene Farben befind-
lich sind: dieweil ich aber so lange
Zeit über nicht die geringste Verände-
rung wahrgenommen, dannenhero
glaube ich gäntzlich, daß er natürlicher
Weise also sehe.

Jhm sey nun wie ihm wolle, man
erwehle nur den Chalcitis in feinen schö-
nen Stücken, welche braunroth sehen,
und als wie Vitriol schmecken, auch
stracks zergehen, wenn sie ins Wasser ge-
leget werden, dabey eine gläntzende Ku-
[Spaltenumbruch] pferfarbe haben, wenn sie zerschlagen
worden.

Der natürliche Chalcitis und Colcho-
tar
wird uns von unterschiedlichen Or-
ten zugeführet, z. E. aus Schweden
und Teutschland. Es ist eine Sache,
die in der Artzney sehr wenig bräuchlich
ist, weil sie so seltsam; doch dürffte sie
noch viel weniger gebrauchet werden,
dafern sie nicht unter den Theriac ge-
nommen würde. Die Seltsamkeit und
die Kostbarkeit dieses Steines hat viele
veranlasset, ihn nachzumachen, und
dahin zu trachten, wie sie ein und an-
deres dafür einschieben möchten, als da
ist das Chalcanthum, oder der roth ge-
brennte Vitriol, der weiß gebrennte
Vitriol, der Gallmey, weil er ihm so
gar ähnlich siehet, und andere derglei-
chen Dinge mehr: welches dann ver-
ursachet, daß diejenigen, die den wahr-
haften Chalcitis nöthig haben, sich fein
zu aufrichtigen Leuten halten müs-
sen, und ihnen das Geld nicht dauern
lassen.

[Ende Spaltensatz]
Das neun und funfftzigste Capitel.
Vom Römischen Vitriol.
[Spaltenumbruch]

DEr Römische Vitriol ist, wie alle
die andern Gattungen des Vi-
triols oder Couperoses und Comproses, eine
Art Crystallen, welche man mit Wasser
aus einer gewissen Sorte Marcasite
ziehet, welche sich in den Kupferberg-
wercken befindet, und von den Alten
Pyrites und Quis genennet worden ist.
Dergleichen Pyrites findet man in der
Thonerde bey Paßi, eine Meile von
Paris, daraus allerhand gemachet
wird; wie man dann mich versichert
hat, daß ein gewisser Abt sein Universale
daraus bereite. Auch wird der Pyrites,
aus dem man den Römischen Vitriol
ziehet, in Jtalien/ an vielen Orten ge-
funden. Wenn sie nun aus dieser
Marcasit den Vitriol machen wollen,
so wird sie einige Monate an die freye
Luft und ins Wetter geleget, damit die
Luft hinein zu tringen vermöge, und
sie sich solcher Gestalt calcinire, und in
einen grünlichten Kalch verwandele.
Wann dann der Pyrites im Stande ist,
daß er sich handthieren läßt, so schmeis-
sen sie ihn ins Wasser, hernach wird er
[Spaltenumbruch] mit Hülffe des Feuers und vermittelst
höltzerner Kasten, zu solchen Crystallen
gemacht, dergleichen wir aus Jtalien
überkommen. Kurtz zu sagen, alle
Arten des Vitriols werden als wie A-
laune in England, und der Salpeter
in Franckreich bereitet, es entstehet auch
der Unterschied zwischen ihnen blos von
denen Orten, woselbst die Bergwercke
befindlich sind, wie ingleichen, daß eini-
ge Arten derselben Kupfer, andere aber
Eisen bey sich führen. Diejenigen,
welche Kupfer halten, sind der Cypri-
sche
und Teutsche Vitriol. Eisen
aber führet der Römische, der Pisi-
sche
und der Englische.

Diese so unterschiedene Beschaffen-
heit ist Ursach, daß der Teutsche und der
Cyprische Vitriol eine mit Speichel an-
gefeuchtete Messerklinge anröthen, wel-
ches hingegen der Römisch, der Pisische
und der Englische nicht thut, sondern
lassen die Farbe des Messers unverän-
dert. Weil auch der Pisische und Engli-
sche Vitriol nicht mehr färben, denn der
Römische, so hat dieses einigen Leuten,

die

Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] Melanteria ſey nur einerley, und veraͤn-
dere ſich blos mit der Zeit, das eine in
das andere; aus dem Chalcitis werde
Miſy, aus dieſem Melanteria, und dieſe
verwandele ſich in das Sory, welches ich
dennoch nicht beobachten koͤnnen: denn
ob ich gleich ein Stuͤcke davon laͤnger als
achtzehn Jahr gehabt, habe ich doch
niemahls in acht nehmen koͤnnen, daß
es ſich entweder an der Farbe oder Na-
tur veraͤndert haͤtte, wiewohl ich genau
drauf gemercket. Das aber iſt wahr,
daß es Chalcitis giebet, da an einem
Stuͤcke unterſchiedene Farben befind-
lich ſind: dieweil ich aber ſo lange
Zeit uͤber nicht die geringſte Veraͤnde-
rung wahrgenommen, dannenhero
glaube ich gaͤntzlich, daß er natuͤrlicher
Weiſe alſo ſehe.

Jhm ſey nun wie ihm wolle, man
erwehle nur den Chalcitis in feinen ſchoͤ-
nen Stuͤcken, welche braunroth ſehen,
und als wie Vitriol ſchmecken, auch
ſtracks zergehen, wenn ſie ins Waſſer ge-
leget werden, dabey eine glaͤntzende Ku-
[Spaltenumbruch] pferfarbe haben, wenn ſie zerſchlagen
worden.

Der natuͤrliche Chalcitis und Colcho-
tar
wird uns von unterſchiedlichen Or-
ten zugefuͤhret, z. E. aus Schweden
und Teutſchland. Es iſt eine Sache,
die in der Artzney ſehr wenig braͤuchlich
iſt, weil ſie ſo ſeltſam; doch duͤrffte ſie
noch viel weniger gebrauchet werden,
dafern ſie nicht unter den Theriac ge-
nommen wuͤrde. Die Seltſamkeit und
die Koſtbarkeit dieſes Steines hat viele
veranlaſſet, ihn nachzumachen, und
dahin zu trachten, wie ſie ein und an-
deres dafuͤr einſchieben moͤchten, als da
iſt das Chalcanthum, oder der roth ge-
brennte Vitriol, der weiß gebrennte
Vitriol, der Gallmey, weil er ihm ſo
gar aͤhnlich ſiehet, und andere derglei-
chen Dinge mehr: welches dann ver-
urſachet, daß diejenigen, die den wahr-
haften Chalcitis noͤthig haben, ſich fein
zu aufrichtigen Leuten halten muͤſ-
ſen, und ihnen das Geld nicht dauern
laſſen.

[Ende Spaltensatz]
Das neun und funfftzigſte Capitel.
Vom Roͤmiſchen Vitriol.
[Spaltenumbruch]

DEr Roͤmiſche Vitriol iſt, wie alle
die andern Gattungen des Vi-
triols oder Couperoſes und Comproſes, eine
Art Cryſtallen, welche man mit Waſſer
aus einer gewiſſen Sorte Marcaſite
ziehet, welche ſich in den Kupferberg-
wercken befindet, und von den Alten
Pyrites und Quis genennet worden iſt.
Dergleichen Pyrites findet man in der
Thonerde bey Paßi, eine Meile von
Paris, daraus allerhand gemachet
wird; wie man dann mich verſichert
hat, daß ein gewiſſer Abt ſein Univerſale
daraus bereite. Auch wird der Pyrites,
aus dem man den Roͤmiſchen Vitriol
ziehet, in Jtalien/ an vielen Orten ge-
funden. Wenn ſie nun aus dieſer
Marcaſit den Vitriol machen wollen,
ſo wird ſie einige Monate an die freye
Luft und ins Wetter geleget, damit die
Luft hinein zu tringen vermoͤge, und
ſie ſich ſolcher Geſtalt calcinire, und in
einen gruͤnlichten Kalch verwandele.
Wann dann der Pyrites im Stande iſt,
daß er ſich handthieren laͤßt, ſo ſchmeiſ-
ſen ſie ihn ins Waſſer, hernach wird er
[Spaltenumbruch] mit Huͤlffe des Feuers und vermittelſt
hoͤltzerner Kaſten, zu ſolchen Cryſtallen
gemacht, dergleichen wir aus Jtalien
uͤberkommen. Kurtz zu ſagen, alle
Arten des Vitriols werden als wie A-
laune in England, und der Salpeter
in Franckreich bereitet, es entſtehet auch
der Unterſchied zwiſchen ihnen blos von
denen Orten, woſelbſt die Bergwercke
befindlich ſind, wie ingleichen, daß eini-
ge Arten derſelben Kupfer, andere aber
Eiſen bey ſich fuͤhren. Diejenigen,
welche Kupfer halten, ſind der Cypri-
ſche
und Teutſche Vitriol. Eiſen
aber fuͤhret der Roͤmiſche, der Piſi-
ſche
und der Engliſche.

Dieſe ſo unterſchiedene Beſchaffen-
heit iſt Urſach, daß der Teutſche und der
Cypriſche Vitriol eine mit Speichel an-
gefeuchtete Meſſerklinge anroͤthen, wel-
ches hingegen der Roͤmiſch, der Piſiſche
und der Engliſche nicht thut, ſondern
laſſen die Farbe des Meſſers unveraͤn-
dert. Weil auch der Piſiſche und Engli-
ſche Vitriol nicht mehr faͤrben, denn der
Roͤmiſche, ſo hat dieſes einigen Leuten,

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/500>, abgerufen am 21.11.2024.