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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Hauptbeschreibung dritter Theil.
Das sieben und dreyßigste Capitel.
Oleum Mercurii.
[Spaltenumbruch]

DAs Oel, oder besser zu sagen der li-
quor Mercurii,
ist Quecksilber in Vi-
triolöle aufgelöset, und durchs Feuer
zu einer weissen Masse gemacht. Diese
Masse, in Keller gesetzt, zergeht leicht-
lich, und wird zu Wasser. Auch kan
man ein anders, weit süsseres Oel aus
dem Mercur bereiten, wenn man das
Quecksilber in Weinspiritus dissolviret,
[Spaltenumbruch] und dieses mag mit grösserer Sicherheit
gebrauchet werden. Man kan es des-
gleichen mit versüßtem Sublimat und
Salmiac zurichten, oder an statt des
Salmiacs Bleysaltz, oder aber an die-
ses Stelle Zuckerkant nehmen, auch
noch viele andere Sorten mehr ma-
chen, deren die Autores alle voll sind.

[Ende Spaltensatz]
Das acht und dreyßigste Capitel.
Vom Zinne.
[Spaltenumbruch]

DAs Zinn/ welches unsre Vorfah-
ren weisses Bley genennet haben,
ist ein weisses Metall, das nicht so har-
te ist, als wie das Silber, iedoch viel
härter denn das Bley. Es haben etli-
che dem Zinne den Namen des Jupi-
ters beygeleget, dieweil es, ihrem Vor-
geben nach den Einfluß von dieser fal-
schen Gottheit bekommt: sie sagen
auch, daß es aus zweyerley Materie
formiret werde, aus Silber und Bley,
indem in den Zinnstollen nicht selten
Silber und Bley gefunden wird, wie
ingleichen Diamanten, welche an dem
Gesteine hangen, daraus das Zinn gezo-
gen wird. Diese sind bereits von Na-
tur poliret, vierecket und spitzig, und
werden von unterschiedener Grösse, zu-
weilen als eine Nuß groß, gefunden, doch
nicht so harte, als wie die gerechten Dia-
manten, haben auch keine solche Ver-
tieffung wie die andern. Auch will man
sagen, daß es aus Erde, unreinem
Schwefel, metallischen Saltze und ei-
nem Mercur bestehe, welcher weit rei-
ner sey, und besser gekocht und digeriret,
denn der Mercurius des Bleyes; sey
auch des Silbers und des Goldes Feind,
und gebe Mühe, bis man es wieder da-
von absondern könne, wenn es sich ein-
mahl mit ihnen vermischet habe.

Das meiste Zinn, das wir in Franck-
reich
zu sehen bekommen, empfangen
wir aus England, als Mulden, von
unterschiedenem Gewichte, insonder-
heit aber aus der Provintz Cornwall;
so giebt es auch Jnseln bey England,
welche dermassen reich von Zinne sind,
daß sie deswegen desselbigen Namen
[Spaltenumbruch] führen. Jn Paris haben wir im übri-
gen dreyerley Zinn/ das geschlagene,
das klingende, und das gemeine.

Das geschlagene Zinn, welches das
schönste und beste, ist das Englische/
wie es aus den Schachten kommt.
Damit es aber könne verarbeitet wer-
den, wird etwas Bißmuth und Kupfer
zugesetzt, damit sichs reinigen möge.
Et ain sonnant, das klingende Zinn/
wird vom Englischen bereitet, welches
mit schlechtem Zinn verringert worden
ist. Weil nun das klingende Zinn aus
Bißmuth und Kupfer zusammen ge-
setzet ist, daher geschichts, welches der
Herr Lemery gar fein angemercket,
daß diese aus starren und brüchigen
Theilgen bestehende Materien, wenn
sie mit dem Zinn vereiniget worden
sind, desselbigen Theilgen verstärcken,
und dieses Metall weit härter, vester
und dichter machen, um welcher Ursach
willen es auch klingend oder thönend
wird. Denn nothwendig muß eine
klingende Materie aus solchen steiffen
und dergestalt geordneten Theilgen zu-
sammen gesetzet seyn, daß dieselbigen,
wenn drauf geschlagen wird, sich bewe-
gen und erschüttern, indem sie wider
einander stossen, welches an dem reinen
Zinne, weil es weich ist, und sich biegen
läßt, nicht zu verspüren. Das ge-
meine Zinn
wird auch vom Englischen
zugerichtet, unter welches sie Bley mit
gelben Kupfer legiret, gethan. Wenn
man nun wissen will, wie fein das Zinn
sey, so nimmt man weisse Kreide, der-
gleichen bey Tonnerre in Burgund
gefunden wird, macht aus derselben

eine
U u 2
Hauptbeſchreibung dritter Theil.
Das ſieben und dreyßigſte Capitel.
Oleum Mercurii.
[Spaltenumbruch]

DAs Oel, oder beſſer zu ſagen der li-
quor Mercurii,
iſt Queckſilber in Vi-
trioloͤle aufgeloͤſet, und durchs Feuer
zu einer weiſſen Maſſe gemacht. Dieſe
Maſſe, in Keller geſetzt, zergeht leicht-
lich, und wird zu Waſſer. Auch kan
man ein anders, weit ſuͤſſeres Oel aus
dem Mercur bereiten, wenn man das
Queckſilber in Weinſpiritus diſſolviret,
[Spaltenumbruch] und dieſes mag mit groͤſſerer Sicherheit
gebrauchet werden. Man kan es des-
gleichen mit verſuͤßtem Sublimat und
Salmiac zurichten, oder an ſtatt des
Salmiacs Bleyſaltz, oder aber an die-
ſes Stelle Zuckerkant nehmen, auch
noch viele andere Sorten mehr ma-
chen, deren die Autores alle voll ſind.

[Ende Spaltensatz]
Das acht und dreyßigſte Capitel.
Vom Zinne.
[Spaltenumbruch]

DAs Zinn/ welches unſre Vorfah-
ren weiſſes Bley genennet haben,
iſt ein weiſſes Metall, das nicht ſo har-
te iſt, als wie das Silber, iedoch viel
haͤrter denn das Bley. Es haben etli-
che dem Zinne den Namen des Jupi-
ters beygeleget, dieweil es, ihrem Vor-
geben nach den Einfluß von dieſer fal-
ſchen Gottheit bekommt: ſie ſagen
auch, daß es aus zweyerley Materie
formiret werde, aus Silber und Bley,
indem in den Zinnſtollen nicht ſelten
Silber und Bley gefunden wird, wie
ingleichen Diamanten, welche an dem
Geſteine hangen, daraus das Zinn gezo-
gen wird. Dieſe ſind bereits von Na-
tur poliret, vierecket und ſpitzig, und
werden von unterſchiedener Groͤſſe, zu-
weilen als eine Nuß groß, gefunden, doch
nicht ſo harte, als wie die gerechten Dia-
manten, haben auch keine ſolche Ver-
tieffung wie die andern. Auch will man
ſagen, daß es aus Erde, unreinem
Schwefel, metalliſchen Saltze und ei-
nem Mercur beſtehe, welcher weit rei-
ner ſey, und beſſer gekocht und digeriret,
denn der Mercurius des Bleyes; ſey
auch des Silbers und des Goldes Feind,
und gebe Muͤhe, bis man es wieder da-
von abſondern koͤnne, wenn es ſich ein-
mahl mit ihnen vermiſchet habe.

Das meiſte Zinn, das wir in Franck-
reich
zu ſehen bekommen, empfangen
wir aus England, als Mulden, von
unterſchiedenem Gewichte, inſonder-
heit aber aus der Provintz Cornwall;
ſo giebt es auch Jnſeln bey England,
welche dermaſſen reich von Zinne ſind,
daß ſie deswegen deſſelbigen Namen
[Spaltenumbruch] fuͤhren. Jn Paris haben wir im uͤbri-
gen dreyerley Zinn/ das geſchlagene,
das klingende, und das gemeine.

Das geſchlagene Zinn, welches das
ſchoͤnſte und beſte, iſt das Engliſche/
wie es aus den Schachten kommt.
Damit es aber koͤnne verarbeitet wer-
den, wird etwas Bißmuth und Kupfer
zugeſetzt, damit ſichs reinigen moͤge.
Et ain ſonnant, das klingende Zinn/
wird vom Engliſchen bereitet, welches
mit ſchlechtem Zinn verringert worden
iſt. Weil nun das klingende Zinn aus
Bißmuth und Kupfer zuſammen ge-
ſetzet iſt, daher geſchichts, welches der
Herr Lemery gar fein angemercket,
daß dieſe aus ſtarren und bruͤchigen
Theilgen beſtehende Materien, wenn
ſie mit dem Zinn vereiniget worden
ſind, deſſelbigen Theilgen verſtaͤrcken,
und dieſes Metall weit haͤrter, veſter
und dichter machen, um welcher Urſach
willen es auch klingend oder thoͤnend
wird. Denn nothwendig muß eine
klingende Materie aus ſolchen ſteiffen
und dergeſtalt geordneten Theilgen zu-
ſammen geſetzet ſeyn, daß dieſelbigen,
wenn drauf geſchlagen wird, ſich bewe-
gen und erſchuͤttern, indem ſie wider
einander ſtoſſen, welches an dem reinen
Zinne, weil es weich iſt, und ſich biegen
laͤßt, nicht zu verſpuͤren. Das ge-
meine Zinn
wird auch vom Engliſchen
zugerichtet, unter welches ſie Bley mit
gelben Kupfer legiret, gethan. Wenn
man nun wiſſen will, wie fein das Zinn
ſey, ſo nimmt man weiſſe Kreide, der-
gleichen bey Tonnerre in Burgund
gefunden wird, macht aus derſelben

eine
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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/489>, abgerufen am 03.12.2024.