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glauben dürfften, daß es dergleichen mineralischen Zinober gebe, aus dem [Spaltenumbruch]
das Quecksilber natürlicher Weise ab- tropfte.
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Das acht und zwantzigste Capitel. Vom dem durch Kunst zubereitetem Zinober.
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DEr durch Kunst zubereitete Zi- nober ist ein Gemenge von Queck- silber und Schwefel, welches hernach- mahls sublimiret und zu einem Steine gemachet worden ist, auf die Art, wie wir es zu sehen bekommen. Jn Holland ist wegen Feuersgefahr und des Schwefelsgestanck halber nach- drücklich verboten worden, dergleichen Zinober in den Städten zu machen: er wird dannenhero alleine auf den Dörf- fern gemacht.
Man soll diesen Zinober aussuchen, welcher feine schöne Spitzen oder Stri- che hat, anbey so hoch als möglich, an der Farbe ist.
Der Gebrauch dieses Zinobers be- stehet, wie bereits erinnert, darinne, daß diejenigen, welche ein reines und sauberes Quecksilber verlangen, sowohl zur Mercurial Panacee, als auch zu al- lerhand anderer Arbeit, dazu der revi- vificirte Mercurius aus dem Zinober erfodert wird, dasselbe daraus bereiten können.
Auch wird dieser als ein Stein zu- gerichtete Zinober einiger massen von den Mahlern gebraucht, wenn sie ihn zuvorher abgerieben, alldieweil er ein weit lebhafter Roth giebet, denn derje- nige, welcher bereits gerieben aus Hol- land kommt; doch ist diß das verdrüß- lichste, daß es so grosse Mühe setzt, bis er wiederum trucken worden. Er hat desgleichen bey der Artzney seinen Nu- tzen, und wird nicht nur zum räuchern, sondern auch zu andern äusserlichen und innerlichen Artzneyen gebrauchet. Nichts destominder aber will ich sagen, daß der Zinober fast gar nicht innerlich gebrauchet werde, es sey denn für die Pferde, um die also genannten Zinober- pillen daraus zu machen.
Aller Zinober, so geriebener als un- geriebener, kommt aus Holland/ und ist zu verwundern, daß diejenigen, die ihn machen, Stücken zu drey bis vier hundert Pfunden bereiten können; und dieses ohne sonderbare Mühe, denn sie [Spaltenumbruch]
setzen fünff und zwantzig Pfund Ma- terie, das ist, Quecksilber und Schwefel ein, und wenn sie diese aufgetrieben oder sublimiret, setzen sie aufs neue fünff und zwantzig Pfund ein, und fahren also fort, bis das Gefäß voll worden; und eben darum ist auch der wie ein Stein bereitete Zinober, den wir zu sehen bekommen, stets Schicht- oder Bettweise anzusehen.
Es setzen aber die Holländischen Bauern und andere, die den Zinober be- reiten, insgemein 100. Pfund Schwe- fel auf 300. Pfund Mercur, und weil sie niemahls mehr als ohngefehr 25. Pfund auf einmahl einsetzen, so haben sie einen sonderlichen Stock, welcher zu Verstopfung des Loches, das oben im Gefäß ist, dienet, dennoch aber bis auf den Boden hinab reicht: indem nun allezeit, wenn 25. Pfund sich sublimi- ret und aufgestiegen sind, eine Haut entstehet, so zerstossen sie dieselbige mit dem gedachten Stocke, damit sie andere Materie eintragen, und zugleich zuse- hen mögen, ob das Gefässe voll sey.
Das gantze Geheimnüß diesen Zino- ber zu bereiten, bestehet eintzig und al- lein in der Vermisch- und Zurichtung der Erde, daraus die Gefässe oder Töpfe zur Zinoberbereitung verfertiget wer- den: denn wenn ein solches Gefäß, we- gen der Menge, die sie darinne bereiten, zerbersten solte, würde es ihnen grossen Schaden bringen, ja sie stünden in Ge- fahr, alles mit einander zu verliehren.
Was den Vermillon betrifft, der- selbe ist nichts anders, als solcher wie ein Stein zubereiteter Zinober, der mit gemeinem Wasser, oder aber mit Seewasser abgerieben worden.
Wir bekommen aber zweyerley Vermillon aus Holland, rothen und blassen, welches iedoch alleine daher kommt, daß er mehr oder weniger ge- rieben worden: denn ie mehr er gerie- ben ist, ie feiner ist er, ie blässer er ist, ie mehr wird er geachtet, sonderlich von
denen-
Der Spezereyen und Materialien
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glauben duͤrfften, daß es dergleichen mineraliſchen Zinober gebe, aus dem [Spaltenumbruch]
das Queckſilber natuͤrlicher Weiſe ab- tropfte.
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Das acht und zwantzigſte Capitel. Vom dem durch Kunſt zubereitetem Zinober.
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DEr durch Kunſt zubereitete Zi- nober iſt ein Gemenge von Queck- ſilber und Schwefel, welches hernach- mahls ſublimiret und zu einem Steine gemachet worden iſt, auf die Art, wie wir es zu ſehen bekommen. Jn Holland iſt wegen Feuersgefahr und des Schwefelsgeſtanck halber nach- druͤcklich verboten worden, dergleichen Zinober in den Staͤdten zu machen: er wird dannenhero alleine auf den Doͤrf- fern gemacht.
Man ſoll dieſen Zinober auſſuchen, welcher feine ſchoͤne Spitzen oder Stri- che hat, anbey ſo hoch als moͤglich, an der Farbe iſt.
Der Gebrauch dieſes Zinobers be- ſtehet, wie bereits erinnert, darinne, daß diejenigen, welche ein reines und ſauberes Queckſilber verlangen, ſowohl zur Mercurial Panacee, als auch zu al- lerhand anderer Arbeit, dazu der revi- vificirte Mercurius aus dem Zinober erfodert wird, daſſelbe daraus bereiten koͤnnen.
Auch wird dieſer als ein Stein zu- gerichtete Zinober einiger maſſen von den Mahlern gebraucht, wenn ſie ihn zuvorher abgerieben, alldieweil er ein weit lebhafter Roth giebet, denn derje- nige, welcher bereits gerieben aus Hol- land kommt; doch iſt diß das verdruͤß- lichſte, daß es ſo groſſe Muͤhe ſetzt, bis er wiederum trucken worden. Er hat desgleichen bey der Artzney ſeinen Nu- tzen, und wird nicht nur zum raͤuchern, ſondern auch zu andern aͤuſſerlichen und innerlichen Artzneyen gebrauchet. Nichts deſtominder aber will ich ſagen, daß der Zinober faſt gar nicht innerlich gebrauchet werde, es ſey denn fuͤr die Pferde, um die alſo genannten Zinober- pillen daraus zu machen.
Aller Zinober, ſo geriebener als un- geriebener, kommt aus Holland/ und iſt zu verwundern, daß diejenigen, die ihn machen, Stuͤcken zu drey bis vier hundert Pfunden bereiten koͤnnen; und dieſes ohne ſonderbare Muͤhe, denn ſie [Spaltenumbruch]
ſetzen fuͤnff und zwantzig Pfund Ma- terie, das iſt, Queckſilber und Schwefel ein, und wenn ſie dieſe aufgetrieben oder ſublimiret, ſetzen ſie aufs neue fuͤnff und zwantzig Pfund ein, und fahren alſo fort, bis das Gefaͤß voll worden; und eben darum iſt auch der wie ein Stein bereitete Zinober, den wir zu ſehen bekommen, ſtets Schicht- oder Bettweiſe anzuſehen.
Es ſetzen aber die Hollaͤndiſchen Bauern und andere, die den Zinober be- reiten, insgemein 100. Pfund Schwe- fel auf 300. Pfund Mercur, und weil ſie niemahls mehr als ohngefehr 25. Pfund auf einmahl einſetzen, ſo haben ſie einen ſonderlichen Stock, welcher zu Verſtopfung des Loches, das oben im Gefaͤß iſt, dienet, dennoch aber bis auf den Boden hinab reicht: indem nun allezeit, wenn 25. Pfund ſich ſublimi- ret und aufgeſtiegen ſind, eine Haut entſtehet, ſo zerſtoſſen ſie dieſelbige mit dem gedachten Stocke, damit ſie andere Materie eintragen, und zugleich zuſe- hen moͤgen, ob das Gefaͤſſe voll ſey.
Das gantze Geheimnuͤß dieſen Zino- ber zu bereiten, beſtehet eintzig und al- lein in der Vermiſch- und Zurichtung der Erde, daraus die Gefaͤſſe oder Toͤpfe zur Zinoberbereitung verfertiget wer- den: denn wenn ein ſolches Gefaͤß, we- gen der Menge, die ſie darinne bereiten, zerberſten ſolte, wuͤrde es ihnen groſſen Schaden bringen, ja ſie ſtuͤnden in Ge- fahr, alles mit einander zu verliehren.
Was den Vermillon betrifft, der- ſelbe iſt nichts anders, als ſolcher wie ein Stein zubereiteter Zinober, der mit gemeinem Waſſer, oder aber mit Seewaſſer abgerieben worden.
Wir bekommen aber zweyerley Vermillon aus Holland, rothen und blaſſen, welches iedoch alleine daher kommt, daß er mehr oder weniger ge- rieben worden: denn ie mehr er gerie- ben iſt, ie feiner iſt er, ie blaͤſſer er iſt, ie mehr wird er geachtet, ſonderlich von
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Der Spezereyen und Materialien
glauben duͤrfften, daß es dergleichen
mineraliſchen Zinober gebe, aus dem
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tropfte.
Das acht und zwantzigſte Capitel.
Vom dem durch Kunſt zubereitetem Zinober.
DEr durch Kunſt zubereitete Zi-
nober iſt ein Gemenge von Queck-
ſilber und Schwefel, welches hernach-
mahls ſublimiret und zu einem Steine
gemachet worden iſt, auf die Art,
wie wir es zu ſehen bekommen. Jn
Holland iſt wegen Feuersgefahr und
des Schwefelsgeſtanck halber nach-
druͤcklich verboten worden, dergleichen
Zinober in den Staͤdten zu machen: er
wird dannenhero alleine auf den Doͤrf-
fern gemacht.
Man ſoll dieſen Zinober auſſuchen,
welcher feine ſchoͤne Spitzen oder Stri-
che hat, anbey ſo hoch als moͤglich, an der
Farbe iſt.
Der Gebrauch dieſes Zinobers be-
ſtehet, wie bereits erinnert, darinne,
daß diejenigen, welche ein reines und
ſauberes Queckſilber verlangen, ſowohl
zur Mercurial Panacee, als auch zu al-
lerhand anderer Arbeit, dazu der revi-
vificirte Mercurius aus dem Zinober
erfodert wird, daſſelbe daraus bereiten
koͤnnen.
Auch wird dieſer als ein Stein zu-
gerichtete Zinober einiger maſſen von
den Mahlern gebraucht, wenn ſie ihn
zuvorher abgerieben, alldieweil er ein
weit lebhafter Roth giebet, denn derje-
nige, welcher bereits gerieben aus Hol-
land kommt; doch iſt diß das verdruͤß-
lichſte, daß es ſo groſſe Muͤhe ſetzt, bis
er wiederum trucken worden. Er hat
desgleichen bey der Artzney ſeinen Nu-
tzen, und wird nicht nur zum raͤuchern,
ſondern auch zu andern aͤuſſerlichen
und innerlichen Artzneyen gebrauchet.
Nichts deſtominder aber will ich ſagen,
daß der Zinober faſt gar nicht innerlich
gebrauchet werde, es ſey denn fuͤr die
Pferde, um die alſo genannten Zinober-
pillen daraus zu machen.
Aller Zinober, ſo geriebener als un-
geriebener, kommt aus Holland/ und
iſt zu verwundern, daß diejenigen, die
ihn machen, Stuͤcken zu drey bis vier
hundert Pfunden bereiten koͤnnen; und
dieſes ohne ſonderbare Muͤhe, denn ſie
ſetzen fuͤnff und zwantzig Pfund Ma-
terie, das iſt, Queckſilber und Schwefel
ein, und wenn ſie dieſe aufgetrieben
oder ſublimiret, ſetzen ſie aufs neue fuͤnff
und zwantzig Pfund ein, und fahren
alſo fort, bis das Gefaͤß voll worden;
und eben darum iſt auch der wie ein
Stein bereitete Zinober, den wir zu
ſehen bekommen, ſtets Schicht- oder
Bettweiſe anzuſehen.
Woher es
komme/ daß
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ſchichtweis
auf einander
liegt.
Es ſetzen aber die Hollaͤndiſchen
Bauern und andere, die den Zinober be-
reiten, insgemein 100. Pfund Schwe-
fel auf 300. Pfund Mercur, und weil
ſie niemahls mehr als ohngefehr 25.
Pfund auf einmahl einſetzen, ſo haben
ſie einen ſonderlichen Stock, welcher zu
Verſtopfung des Loches, das oben im
Gefaͤß iſt, dienet, dennoch aber bis auf
den Boden hinab reicht: indem nun
allezeit, wenn 25. Pfund ſich ſublimi-
ret und aufgeſtiegen ſind, eine Haut
entſtehet, ſo zerſtoſſen ſie dieſelbige mit
dem gedachten Stocke, damit ſie andere
Materie eintragen, und zugleich zuſe-
hen moͤgen, ob das Gefaͤſſe voll ſey.
Das gantze Geheimnuͤß dieſen Zino-
ber zu bereiten, beſtehet eintzig und al-
lein in der Vermiſch- und Zurichtung
der Erde, daraus die Gefaͤſſe oder Toͤpfe
zur Zinoberbereitung verfertiget wer-
den: denn wenn ein ſolches Gefaͤß, we-
gen der Menge, die ſie darinne bereiten,
zerberſten ſolte, wuͤrde es ihnen groſſen
Schaden bringen, ja ſie ſtuͤnden in Ge-
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Was den Vermillon betrifft, der-
ſelbe iſt nichts anders, als ſolcher wie
ein Stein zubereiteter Zinober, der
mit gemeinem Waſſer, oder aber mit
Seewaſſer abgerieben worden.
Wir bekommen aber zweyerley
Vermillon aus Holland, rothen und
blaſſen, welches iedoch alleine daher
kommt, daß er mehr oder weniger ge-
rieben worden: denn ie mehr er gerie-
ben iſt, ie feiner iſt er, ie blaͤſſer er iſt,
ie mehr wird er geachtet, ſonderlich von
denen-
Vermillon.
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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/484>, abgerufen am 07.01.2025.
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