Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Der Spezereyen und Materialien [Spaltenumbruch]
Artzney, welches denn verursachet, daßsie dieses Oel also theuer verkauffen, und dasselbe in Franckreich so gar selt- sam ist. Jhrer etliche haben mich vergewis- Das drey und viertzigste Capitel. [Spaltenumbruch]
Siehe Fig. 387.Von See- und Fluß-Krebsen. ES vermeldet der P. Tertre, daß es Sie werden des Nachts bey Fackeln Von diesen Seekrebsen oder Hum- oder Steine. Von den Flußkrebsen verkauffen Diese Steine, welche von den mei- Die Krebssteine/ die wir verkauf- Endlich möchte wohl was dran seyn, Anders
Der Spezereyen und Materialien [Spaltenumbruch]
Artzney, welches denn verurſachet, daßſie dieſes Oel alſo theuer verkauffen, und daſſelbe in Franckreich ſo gar ſelt- ſam iſt. Jhrer etliche haben mich vergewiſ- Das drey und viertzigſte Capitel. [Spaltenumbruch]
Siehe Fig. 387.Von See- und Fluß-Krebſen. ES vermeldet der P. Tertre, daß es Sie werden des Nachts bey Fackeln Von dieſen Seekrebſen oder Hum- oder Steine. Von den Flußkrebſen verkauffen Dieſe Steine, welche von den mei- Die Krebsſteine/ die wir verkauf- Endlich moͤchte wohl was dran ſeyn, Anders
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Jhr Fleiſch<lb/> iſt weiß und ſaftiger, denn das Fleiſch<lb/> der Krabben, allein viel haͤrter und<lb/> ſchwerlich zu verdauen: wird mit Pfef-<lb/> fer und Zitronſafte gegeſſen.</p><lb/> <p>Sie werden des Nachts bey Fackeln<lb/> gefangen, an ſteinichten Orten, wenn<lb/> das Meer abgelaufen, und kleine Pfuͤ-<lb/> tzen und Graͤben voll Waſſer gelaſſen<lb/> hat, da ſucht man ſie zuſammen, und<lb/> ſticht ſie, oder haut ſie auch wohl mit ei-<lb/> nem Saͤbel von einander.</p><lb/> <p>Von dieſen <hi rendition="#fr">Seekrebſen</hi> oder <hi rendition="#fr">Hum-<lb/> mern</hi> wird nichts zur Artzney ge-<lb/> braucht, als die groſſen ſchwaͤrtzlichten<lb/> Scheeren, welche von etlichen, und ſon-<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Chelæ Can-<lb/> crorum.</hi></note>derlich in <hi rendition="#fr">England,</hi> <hi rendition="#aq">Chelæ Cancrorum</hi><lb/> genennet werden.</p><lb/> <note place="left">Krebsaugen<lb/> oder Steine.</note> <p>Von den <hi rendition="#fr">Flußkrebſen</hi> verkauffen<lb/> wir ordentlicher Weiſe allein die klei-<lb/> nen weiſſen Steine, wie ein Auge for-<lb/> miret, daher auch ihr Name entſtan-<lb/> den, ob es ſich ſchon nicht gar zu wohl<lb/> reimet, weil es nichts als kleine Stein-<lb/> lein ſind, die man in den Koͤpfen oder<lb/><note place="left">Siehe <hi rendition="#aq">Fig.</hi> 388.</note>Naſen der groſſen Bachkrebſe findet.</p><lb/> <p>Dieſe Steine, welche von den mei-<lb/> ſten <hi rendition="#aq">Oculi Cancrorum,</hi> <hi rendition="#fr">Krebsaugen,</hi><lb/><cb n="612"/> genennet werden, werden faſt allein im<lb/> May und Junius gefunden, denn um<lb/> dieſelbe Zeit werffen die Krebſe ihre<lb/> Schalen ab.</p><lb/> <p>Die <hi rendition="#fr">Krebsſteine/</hi> die wir verkauf-<lb/> fen, kommen aus <hi rendition="#fr">Holland.</hi> Wolte<lb/> man nun dem <hi rendition="#aq">Medico</hi> des Polniſchen<lb/> Abgeſandten glauben, der ſonſten ein<lb/> rechtſchaffener und gelehrter Mann iſt,<lb/> ſo hat derſelbe mich verſichert, daß das-<lb/> jenige, was wir unter dem Namen der<lb/> Krebsaugen zu verkauffen haben,<lb/> nichts anders waͤre, als eine gewaſchene<lb/> weiſſe Erde, welche zu ſolchen kleinen<lb/> Kuͤchlein gemachet, und mit einem aus-<lb/> druͤcklich hierzu verfertigtem Jnſtru-<lb/> mente geſtaͤmpfelt wuͤrden, damit auf<lb/> dieſe Art das kleine Gruͤblein drein ge-<lb/> bracht moͤchte werden, hernach wuͤr-<lb/> den ſie im Ofen gebacken und zu uns ge-<lb/> ſendet. 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Der Spezereyen und Materialien
Artzney, welches denn verurſachet, daß
ſie dieſes Oel alſo theuer verkauffen,
und daſſelbe in Franckreich ſo gar ſelt-
ſam iſt.
Jhrer etliche haben mich vergewiſ-
ſern wollen, der Soldat habe die Ge-
ſtalt des Fiſches Eperlan; allein weil
ihn der Ehrw. P. Tertre/ ſo genau be-
ſchrieben, und ſolches auch der P. Plu-
mier bekraͤftiget hat, als habe ich beſſer
zu ſeyn erachtet, wenn ich vielmehr die-
ſen folgete, als jenen Leuten, die es nur
von hoͤren ſagen haben; doch habe ich
niemahls eine Schale, oder das Fett
und Oele bekommen moͤgen, ob ich mich
gleich ſehr darum bemuͤhet.
Das drey und viertzigſte Capitel.
Von See- und Fluß-Krebſen.
ES vermeldet der P. Tertre, daß es
zweyerley Gattung der Krebſe,
die man insgemein Hummer zu nen-
nen pfleget, gebe, welche blos darinne
von einander unterſchieden, daß die ei-
nen zwey groſſe Scheeren haben, viel
laͤnger und brciter, denn’ eine Hand,
auch weit ſtaͤrcker denn der Krabben ih-
re: dahingegen die andern gar keine
Scheeren haben, ſondern nur zwey
groſſe emporſtehende Baͤrte, Fuͤſſe wie
die andern Krabben und eines Armes
lang. Jch glaube gaͤntzlich, daß es die-
ſelben ſind, die wir auf Frantzoͤſiſch Pan
de marine nennen. Sie wachſen uͤber-
maͤßig groß, und es giebt ihrer, die bey
nahe drey Fuß lang ſind. Jhr Fleiſch
iſt weiß und ſaftiger, denn das Fleiſch
der Krabben, allein viel haͤrter und
ſchwerlich zu verdauen: wird mit Pfef-
fer und Zitronſafte gegeſſen.
Sie werden des Nachts bey Fackeln
gefangen, an ſteinichten Orten, wenn
das Meer abgelaufen, und kleine Pfuͤ-
tzen und Graͤben voll Waſſer gelaſſen
hat, da ſucht man ſie zuſammen, und
ſticht ſie, oder haut ſie auch wohl mit ei-
nem Saͤbel von einander.
Von dieſen Seekrebſen oder Hum-
mern wird nichts zur Artzney ge-
braucht, als die groſſen ſchwaͤrtzlichten
Scheeren, welche von etlichen, und ſon-
derlich in England, Chelæ Cancrorum
genennet werden.
Chelæ Can-
crorum.
Von den Flußkrebſen verkauffen
wir ordentlicher Weiſe allein die klei-
nen weiſſen Steine, wie ein Auge for-
miret, daher auch ihr Name entſtan-
den, ob es ſich ſchon nicht gar zu wohl
reimet, weil es nichts als kleine Stein-
lein ſind, die man in den Koͤpfen oder
Naſen der groſſen Bachkrebſe findet.
Siehe Fig. 388.
Dieſe Steine, welche von den mei-
ſten Oculi Cancrorum, Krebsaugen,
genennet werden, werden faſt allein im
May und Junius gefunden, denn um
dieſelbe Zeit werffen die Krebſe ihre
Schalen ab.
Die Krebsſteine/ die wir verkauf-
fen, kommen aus Holland. Wolte
man nun dem Medico des Polniſchen
Abgeſandten glauben, der ſonſten ein
rechtſchaffener und gelehrter Mann iſt,
ſo hat derſelbe mich verſichert, daß das-
jenige, was wir unter dem Namen der
Krebsaugen zu verkauffen haben,
nichts anders waͤre, als eine gewaſchene
weiſſe Erde, welche zu ſolchen kleinen
Kuͤchlein gemachet, und mit einem aus-
druͤcklich hierzu verfertigtem Jnſtru-
mente geſtaͤmpfelt wuͤrden, damit auf
dieſe Art das kleine Gruͤblein drein ge-
bracht moͤchte werden, hernach wuͤr-
den ſie im Ofen gebacken und zu uns ge-
ſendet. Zu mehrerer Beſcheinigung
ſeines Vorgebens, vermeldete er, daß
zwey Perſonen in Amſterdam waͤ-
ren, welche nichts anders thaͤten, als
dieſe kleine Steine nachmachen, wel-
ches ich dennoch durch Briefe nicht er-
fahren koͤnnen, ob ich gleich groſſen
Fleiß darauf gewendet.
Endlich moͤchte wohl was dran ſeyn,
indem doch unmoͤglich in Holland,
und an andern Orten ſo viel Krebſe
duͤrfften gefunden werden, aus den
man eine ſolche Menge dieſer Steine
ziehen koͤnte, als nur allein in Holland
verthan werden, maſſen ſchier kein ein-
tziger Hollaͤnder zu finden iſt, der ſie
nicht gebrauchen und immerfort im
Munde haben ſolte, ohne was noch zur
Artzney, wie auch in Franckreich und
an andern Orten davon verbrauchet
wird. Ja ich habe ſelbſt geſehen, daß
die Krebsaugen zu Paris ſo wohlfeil
geweſen, daß man nicht mehr als 20.
und 22. Sols fuͤr das Pfund gegeben.
Anders
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