Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

Bild:
<< vorherige Seite

Hauptbeschreibung ersten Theils erstes Buch
[Spaltenumbruch] sind, als wie der Haarweiden; und Agnus
castus,
dieweil das Frauenzimmer zu
Athen, in denen der Ceres geweiheten
Oertern, Thesmophoria genannt, zu Be-
wahrung ihrer Keuschheit, auf solchen
Blättern zu schlaffen pflegte. Allein
der Name Agnus castus ist diesem Samen
nur spottweise beygeleget, massen er un-
ter die Artzney wider die Venerischen
[Spaltenumbruch] Kranckheiten/
welche denenjenigen,
die ihre Keuschheit verletzet, nicht selten
zuzustossen pflegen, gethan wird.

Dem sey aber wie ihm wolle, wann
nur der Samen fein frisch, dick und voll-
kommen, auch an warmen Orten ge-
wachsen ist, weil solcher viel kräftiger,
denn welcher in kalten Ländern erbauet
worden.

[Ende Spaltensatz]
Das zwantzigste Capitel.
Vom Magalep.
[Beginn Spaltensatz]

MAgalep/ oder wie andere wollen,
Mahalep, ist der Kern einer kleinen
Frucht, und den Kirschkernen nicht un-
Siehe Fig. 22.ähnlich: wächst auf einer Staude, wel-
che einige Scribenten für eine Sorte der
Phillyraea halten, und hat grosse, spitzige,
in etwas zurückgebogene Blätter, die
schier wie Kirschlaub anzusehen. Zwi-
schen diesen kommt die Frucht hervor,
die mit einer zarten grünen Schale be-
deckt, und sehr klein ist.

Wir bekommen diesen Samen von
unterschiedenen Orten her, absonderlich
aus England: er muß aber, wenn er
[Spaltenumbruch] gerecht seyn soll, frisch, fein dicke, und von
seinen kleinen Schalen wohl gesaubert
seyn.

So muß man auch Acht geben, daß er
nicht allzu übel rieche, denn etlicher stinckt
so sehr wie Wantzen, daß er fast gar nicht
zu brauchen ist.

Die Parfumirer brauchen ihn am
meisten: sie stossen ihn, weichen ihn in ge-
meines Wasser oder in Rosenwasser ein,
hernach destilliren sie ihn, und waschen die
Seiffe damit, aus der sie ihre Seiffen-
kugeln machen.

[Ende Spaltensatz]
Das ein und zwantzigste Capitel.
Vom Grano Avenionensi.
[Beginn Spaltensatz] Siehe Fig. 23.

GRaine d'Avignon, das Korn von A-
vignon,
welches im Lande Grainette,
desgleichen Grain jaune, das gelbe Korn
genennet wird, ist der Samen einer
Stauden, welche die Scribenten Lycium
heissen, weil sie in Lycia und Cappado-
cia
häuffig wächst. Sie heißt auch Piza-
cantha,
welches dem Griechischen nach,
einen stachlichten Buchsbaum be-
deutet.

Dieses Bäumlein oder Staude,
wächst in Menge um Avignon herum,
auch fast überalle in der Grafschaft Ve-
naißin,
an rauhen und steinichten Or-
ten, wie nicht weniger hier und da in
Dauphine, Provence und Langue-
doc.

Es ist ein stachlichtes Gewächs, dessen
Aeste zwey biß drey Fuß lang, haben ei-
ne graulichte Rinde. Die Wurtzeln sind
gelb und holtzicht, die Blätter klein, und
dicke, welche wie die Myrtenblätter an
[Spaltenumbruch] den Zweigen sitzen, und so groß wie
Buchsbaumblätter sind. Der Same
ist so dicke, als ein Weitzenkorn, drey oder
viereckigt, bisweilen wie ein Hertz gestalt,
sieht gelbgrün aus, und hat einen anzie-
henden bittern Geschmack.

Die Färber färben gelb damit. Die
Holländer lassen diesen Samen in Was-
ser, darinne Römische oder Englische
Alaune zergangen, aufsieden, thun her-
nach das Weiß, damit sie das Bleyweiß
verfälschen, drunter, machen daraus ei-
nen Teig, und aus diesem kleine gewun-
dene Stengel, welche sie uns unter dem
Namen Stil de graine übersenden, die,Stil de graine.
wenn sie recht gut seyn sollen, fein gold-
gelbe sehen, zarte, aber nicht voll Sand
und Steine seyn, sich auch leichtlich zer-
reiben lassen müssen.

Der Stil de graine dienet so wohl zum
färben, als auch zur Mignatur-Arbeit.

[Ende Spaltensatz]
Das zwey und zwantzigste Capitel.
Von Myrten- und Heydelbeeren.
[Beginn Spaltensatz] Siehe Fig. 24.

MRrtilles, Myrten- oder Welschhey-
delbeeren
sind die Beeren oder der
[Spaltenumbruch] Samen gewisser Stauden, welche im
Frantzösischen Myrtes, auch Meurtes, zu

Teutsch,
B 3

Hauptbeſchreibung erſten Theils erſtes Buch
[Spaltenumbruch] ſind, als wie der Haarweiden; und Agnus
caſtus,
dieweil das Frauenzimmer zu
Athen, in denen der Ceres geweiheten
Oertern, Theſmophoria genannt, zu Be-
wahrung ihrer Keuſchheit, auf ſolchen
Blaͤttern zu ſchlaffen pflegte. Allein
der Name Agnus caſtus iſt dieſem Samen
nur ſpottweiſe beygeleget, maſſen er un-
ter die Artzney wider die Veneriſchen
[Spaltenumbruch] Kranckheiten/
welche denenjenigen,
die ihre Keuſchheit verletzet, nicht ſelten
zuzuſtoſſen pflegen, gethan wird.

Dem ſey aber wie ihm wolle, wann
nur der Samen fein friſch, dick und voll-
kommen, auch an warmen Orten ge-
wachſen iſt, weil ſolcher viel kraͤftiger,
denn welcher in kalten Laͤndern erbauet
worden.

[Ende Spaltensatz]
Das zwantzigſte Capitel.
Vom Magalep.
[Beginn Spaltensatz]

MAgalep/ oder wie andere wollen,
Mahalep, iſt der Kern einer kleinen
Frucht, und den Kirſchkernen nicht un-
Siehe Fig. 22.aͤhnlich: waͤchſt auf einer Staude, wel-
che einige Scribenten fuͤr eine Sorte der
Phillyræa halten, und hat groſſe, ſpitzige,
in etwas zuruͤckgebogene Blaͤtter, die
ſchier wie Kirſchlaub anzuſehen. Zwi-
ſchen dieſen kommt die Frucht hervor,
die mit einer zarten gruͤnen Schale be-
deckt, und ſehr klein iſt.

Wir bekommen dieſen Samen von
unterſchiedenen Orten her, abſonderlich
aus England: er muß aber, wenn er
[Spaltenumbruch] gerecht ſeyn ſoll, friſch, fein dicke, und von
ſeinen kleinen Schalen wohl geſaubert
ſeyn.

So muß man auch Acht geben, daß er
nicht allzu uͤbel rieche, denn etlicher ſtinckt
ſo ſehr wie Wantzen, daß er faſt gar nicht
zu brauchen iſt.

Die Parfumirer brauchen ihn am
meiſten: ſie ſtoſſen ihn, weichen ihn in ge-
meines Waſſer oder in Roſenwaſſer ein,
heꝛnach deſtilliren ſie ihn, und waſchen die
Seiffe damit, aus der ſie ihre Seiffen-
kugeln machen.

[Ende Spaltensatz]
Das ein und zwantzigſte Capitel.
Vom Grano Avenionenſi.
[Beginn Spaltensatz] Siehe Fig. 23.

GRaine d’Avignon, das Korn von A-
vignon,
welches im Lande Grainette,
desgleichen Grain jaune, das gelbe Korn
genennet wird, iſt der Samen einer
Stauden, welche die Scribenten Lycium
heiſſen, weil ſie in Lycia und Cappado-
cia
haͤuffig waͤchſt. Sie heißt auch Piza-
cantha,
welches dem Griechiſchen nach,
einen ſtachlichten Buchsbaum be-
deutet.

Dieſes Baͤumlein oder Staude,
waͤchſt in Menge um Avignon herum,
auch faſt uͤberalle in der Grafſchaft Ve-
naißin,
an rauhen und ſteinichten Or-
ten, wie nicht weniger hier und da in
Dauphine, Provence und Langue-
doc.

Es iſt ein ſtachlichtes Gewaͤchs, deſſen
Aeſte zwey biß drey Fuß lang, haben ei-
ne graulichte Rinde. Die Wurtzeln ſind
gelb und holtzicht, die Blaͤtter klein, und
dicke, welche wie die Myrtenblaͤtter an
[Spaltenumbruch] den Zweigen ſitzen, und ſo groß wie
Buchsbaumblaͤtter ſind. Der Same
iſt ſo dicke, als ein Weitzenkorn, drey oder
viereckigt, bisweilen wie ein Hertz geſtalt,
ſieht gelbgruͤn aus, und hat einen anzie-
henden bittern Geſchmack.

Die Faͤrber faͤrben gelb damit. Die
Hollaͤnder laſſen dieſen Samen in Waſ-
ſer, darinne Roͤmiſche oder Engliſche
Alaune zergangen, aufſieden, thun her-
nach das Weiß, damit ſie das Bleyweiß
verfaͤlſchen, drunter, machen daraus ei-
nen Teig, und aus dieſem kleine gewun-
dene Stengel, welche ſie uns unter dem
Namen Stil de graine uͤberſenden, die,Stil de graine.
wenn ſie recht gut ſeyn ſollen, fein gold-
gelbe ſehen, zarte, aber nicht voll Sand
und Steine ſeyn, ſich auch leichtlich zer-
reiben laſſen muͤſſen.

Der Stil de graine dienet ſo wohl zum
faͤrben, als auch zur Mignatur-Arbeit.

[Ende Spaltensatz]
Das zwey und zwantzigſte Capitel.
Von Myrten- und Heydelbeeren.
[Beginn Spaltensatz] Siehe Fig. 24.

MRrtilles, Myrten- oder Welſchhey-
delbeeren
ſind die Beeren oder der
[Spaltenumbruch] Samen gewiſſer Stauden, welche im
Frantzoͤſiſchen Myrtes, auch Meurtes, zu

Teutſch,
B 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="3">
              <p><pb facs="#f0045"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Hauptbe&#x017F;chreibung er&#x017F;ten Theils er&#x017F;tes Buch</hi></fw><lb/><cb n="25"/>
&#x017F;ind, als wie der Haarweiden; und <hi rendition="#aq">Agnus<lb/>
ca&#x017F;tus,</hi> dieweil das Frauenzimmer zu<lb/>
Athen, in denen der Ceres geweiheten<lb/>
Oertern, <hi rendition="#aq">The&#x017F;mophoria</hi> genannt, zu Be-<lb/>
wahrung ihrer Keu&#x017F;chheit, auf &#x017F;olchen<lb/>
Bla&#x0364;ttern zu &#x017F;chlaffen pflegte. Allein<lb/>
der Name <hi rendition="#aq">Agnus ca&#x017F;tus</hi> i&#x017F;t die&#x017F;em Samen<lb/>
nur &#x017F;pottwei&#x017F;e beygeleget, ma&#x017F;&#x017F;en er un-<lb/>
ter die Artzney wider die <hi rendition="#fr">Veneri&#x017F;chen<lb/><cb n="26"/>
Kranckheiten/</hi> welche denenjenigen,<lb/>
die ihre Keu&#x017F;chheit verletzet, nicht &#x017F;elten<lb/>
zuzu&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en pflegen, gethan wird.</p><lb/>
              <p>Dem &#x017F;ey aber wie ihm wolle, wann<lb/>
nur der Samen fein fri&#x017F;ch, dick und voll-<lb/>
kommen, auch an warmen Orten ge-<lb/>
wach&#x017F;en i&#x017F;t, weil &#x017F;olcher viel kra&#x0364;ftiger,<lb/>
denn welcher in kalten La&#x0364;ndern erbauet<lb/>
worden.</p>
              <cb type="end"/>
            </div><lb/>
            <div n="3">
              <head> <hi rendition="#b">Das zwantzig&#x017F;te Capitel.<lb/>
Vom Magalep.</hi> </head><lb/>
              <cb type="start"/>
              <p><hi rendition="#in">M</hi><hi rendition="#fr">Agalep/</hi> oder wie andere wollen,<lb/><hi rendition="#fr">Mahalep,</hi> i&#x017F;t der Kern einer kleinen<lb/>
Frucht, und den Kir&#x017F;chkernen nicht un-<lb/><note place="left">Siehe <hi rendition="#aq">Fig.</hi> 22.</note>a&#x0364;hnlich: wa&#x0364;ch&#x017F;t auf einer Staude, wel-<lb/>
che einige Scribenten fu&#x0364;r eine Sorte der<lb/><hi rendition="#aq">Phillyræa</hi> halten, und hat gro&#x017F;&#x017F;e, &#x017F;pitzige,<lb/>
in etwas zuru&#x0364;ckgebogene Bla&#x0364;tter, die<lb/>
&#x017F;chier wie Kir&#x017F;chlaub anzu&#x017F;ehen. Zwi-<lb/>
&#x017F;chen die&#x017F;en kommt die Frucht hervor,<lb/>
die mit einer zarten gru&#x0364;nen Schale be-<lb/>
deckt, und &#x017F;ehr klein i&#x017F;t.</p><lb/>
              <p>Wir bekommen die&#x017F;en Samen von<lb/>
unter&#x017F;chiedenen Orten her, ab&#x017F;onderlich<lb/>
aus <hi rendition="#fr">England:</hi> er muß aber, wenn er<lb/><cb/>
gerecht &#x017F;eyn &#x017F;oll, fri&#x017F;ch, fein dicke, und von<lb/>
&#x017F;einen kleinen Schalen wohl ge&#x017F;aubert<lb/>
&#x017F;eyn.</p><lb/>
              <p>So muß man auch Acht geben, daß er<lb/>
nicht allzu u&#x0364;bel rieche, denn etlicher &#x017F;tinckt<lb/>
&#x017F;o &#x017F;ehr wie Wantzen, daß er fa&#x017F;t gar nicht<lb/>
zu brauchen i&#x017F;t.</p><lb/>
              <p>Die Parfumirer brauchen ihn am<lb/>
mei&#x017F;ten: &#x017F;ie &#x017F;to&#x017F;&#x017F;en ihn, weichen ihn in ge-<lb/>
meines Wa&#x017F;&#x017F;er oder in Ro&#x017F;enwa&#x017F;&#x017F;er ein,<lb/>
he&#xA75B;nach de&#x017F;tilliren &#x017F;ie ihn, und wa&#x017F;chen die<lb/>
Seiffe damit, aus der &#x017F;ie ihre Seiffen-<lb/>
kugeln machen.</p>
              <cb type="end"/>
            </div><lb/>
            <div n="3">
              <head> <hi rendition="#b">Das ein und zwantzig&#x017F;te Capitel.<lb/>
Vom <hi rendition="#aq">Grano Avenionen&#x017F;i.</hi></hi> </head><lb/>
              <cb type="start"/>
              <note place="left">Siehe <hi rendition="#aq">Fig.</hi> 23.</note>
              <p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#in">G</hi><hi rendition="#i">Raine d&#x2019;Avignon,</hi></hi> das <hi rendition="#fr">Korn von A-<lb/>
vignon,</hi> welches im Lande <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Grainette,</hi></hi><lb/>
desgleichen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Grain jaune,</hi></hi> das <hi rendition="#fr">gelbe Korn</hi><lb/>
genennet wird, i&#x017F;t der Samen einer<lb/>
Stauden, welche die Scribenten <hi rendition="#aq">Lycium</hi><lb/>
hei&#x017F;&#x017F;en, weil &#x017F;ie in <hi rendition="#fr">Lycia</hi> und <hi rendition="#fr">Cappado-<lb/>
cia</hi> ha&#x0364;uffig wa&#x0364;ch&#x017F;t. Sie heißt auch <hi rendition="#aq">Piza-<lb/>
cantha,</hi> welches dem Griechi&#x017F;chen nach,<lb/>
einen <hi rendition="#fr">&#x017F;tachlichten Buchsbaum</hi> be-<lb/>
deutet.</p><lb/>
              <p>Die&#x017F;es Ba&#x0364;umlein oder Staude,<lb/>
wa&#x0364;ch&#x017F;t in Menge um <hi rendition="#fr">Avignon</hi> herum,<lb/>
auch fa&#x017F;t u&#x0364;beralle in der Graf&#x017F;chaft <hi rendition="#fr">Ve-<lb/>
naißin,</hi> an rauhen und &#x017F;teinichten Or-<lb/>
ten, wie nicht weniger hier und da in<lb/><hi rendition="#fr">Dauphine, Provence und Langue-<lb/>
doc.</hi></p><lb/>
              <p>Es i&#x017F;t ein &#x017F;tachlichtes Gewa&#x0364;chs, de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Ae&#x017F;te zwey biß drey Fuß lang, haben ei-<lb/>
ne graulichte Rinde. Die Wurtzeln &#x017F;ind<lb/>
gelb und holtzicht, die Bla&#x0364;tter klein, und<lb/>
dicke, welche wie die Myrtenbla&#x0364;tter an<lb/><cb/>
den Zweigen &#x017F;itzen, und &#x017F;o groß wie<lb/>
Buchsbaumbla&#x0364;tter &#x017F;ind. Der Same<lb/>
i&#x017F;t &#x017F;o dicke, als ein Weitzenkorn, drey oder<lb/>
viereckigt, bisweilen wie ein Hertz ge&#x017F;talt,<lb/>
&#x017F;ieht gelbgru&#x0364;n aus, und hat einen anzie-<lb/>
henden bittern Ge&#x017F;chmack.</p><lb/>
              <p>Die Fa&#x0364;rber fa&#x0364;rben gelb damit. Die<lb/>
Holla&#x0364;nder la&#x017F;&#x017F;en die&#x017F;en Samen in Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er, darinne Ro&#x0364;mi&#x017F;che oder Engli&#x017F;che<lb/>
Alaune zergangen, auf&#x017F;ieden, thun her-<lb/>
nach das Weiß, damit &#x017F;ie das Bleyweiß<lb/>
verfa&#x0364;l&#x017F;chen, drunter, machen daraus ei-<lb/>
nen Teig, und aus die&#x017F;em kleine gewun-<lb/>
dene Stengel, welche &#x017F;ie uns unter dem<lb/>
Namen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Stil de graine</hi></hi> u&#x0364;ber&#x017F;enden, die,<note place="right"><hi rendition="#aq">Stil de graine.</hi></note><lb/>
wenn &#x017F;ie recht gut &#x017F;eyn &#x017F;ollen, fein gold-<lb/>
gelbe &#x017F;ehen, zarte, aber nicht voll Sand<lb/>
und Steine &#x017F;eyn, &#x017F;ich auch leichtlich zer-<lb/>
reiben la&#x017F;&#x017F;en mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
              <p>Der <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Stil de graine</hi></hi> dienet &#x017F;o wohl zum<lb/>
fa&#x0364;rben, als auch zur Mignatur-Arbeit.</p>
              <cb type="end"/>
            </div><lb/>
            <div n="3">
              <head> <hi rendition="#b">Das zwey und zwantzig&#x017F;te Capitel.<lb/>
Von Myrten- und Heydelbeeren.</hi> </head><lb/>
              <cb type="start"/>
              <note place="left">Siehe <hi rendition="#aq">Fig.</hi> 24.</note>
              <p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#in">M</hi><hi rendition="#i">Rrtilles,</hi></hi><hi rendition="#fr">Myrten-</hi> oder <hi rendition="#fr">Wel&#x017F;chhey-<lb/>
delbeeren</hi> &#x017F;ind die Beeren oder der<lb/><cb/>
Samen gewi&#x017F;&#x017F;er Stauden, welche im<lb/>
Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Myrtes,</hi></hi> auch <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Meurtes,</hi></hi> zu<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B 3</fw><fw place="bottom" type="catch">Teut&#x017F;ch,</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0045] Hauptbeſchreibung erſten Theils erſtes Buch ſind, als wie der Haarweiden; und Agnus caſtus, dieweil das Frauenzimmer zu Athen, in denen der Ceres geweiheten Oertern, Theſmophoria genannt, zu Be- wahrung ihrer Keuſchheit, auf ſolchen Blaͤttern zu ſchlaffen pflegte. Allein der Name Agnus caſtus iſt dieſem Samen nur ſpottweiſe beygeleget, maſſen er un- ter die Artzney wider die Veneriſchen Kranckheiten/ welche denenjenigen, die ihre Keuſchheit verletzet, nicht ſelten zuzuſtoſſen pflegen, gethan wird. Dem ſey aber wie ihm wolle, wann nur der Samen fein friſch, dick und voll- kommen, auch an warmen Orten ge- wachſen iſt, weil ſolcher viel kraͤftiger, denn welcher in kalten Laͤndern erbauet worden. Das zwantzigſte Capitel. Vom Magalep. MAgalep/ oder wie andere wollen, Mahalep, iſt der Kern einer kleinen Frucht, und den Kirſchkernen nicht un- aͤhnlich: waͤchſt auf einer Staude, wel- che einige Scribenten fuͤr eine Sorte der Phillyræa halten, und hat groſſe, ſpitzige, in etwas zuruͤckgebogene Blaͤtter, die ſchier wie Kirſchlaub anzuſehen. Zwi- ſchen dieſen kommt die Frucht hervor, die mit einer zarten gruͤnen Schale be- deckt, und ſehr klein iſt. Siehe Fig. 22. Wir bekommen dieſen Samen von unterſchiedenen Orten her, abſonderlich aus England: er muß aber, wenn er gerecht ſeyn ſoll, friſch, fein dicke, und von ſeinen kleinen Schalen wohl geſaubert ſeyn. So muß man auch Acht geben, daß er nicht allzu uͤbel rieche, denn etlicher ſtinckt ſo ſehr wie Wantzen, daß er faſt gar nicht zu brauchen iſt. Die Parfumirer brauchen ihn am meiſten: ſie ſtoſſen ihn, weichen ihn in ge- meines Waſſer oder in Roſenwaſſer ein, heꝛnach deſtilliren ſie ihn, und waſchen die Seiffe damit, aus der ſie ihre Seiffen- kugeln machen. Das ein und zwantzigſte Capitel. Vom Grano Avenionenſi. GRaine d’Avignon, das Korn von A- vignon, welches im Lande Grainette, desgleichen Grain jaune, das gelbe Korn genennet wird, iſt der Samen einer Stauden, welche die Scribenten Lycium heiſſen, weil ſie in Lycia und Cappado- cia haͤuffig waͤchſt. Sie heißt auch Piza- cantha, welches dem Griechiſchen nach, einen ſtachlichten Buchsbaum be- deutet. Dieſes Baͤumlein oder Staude, waͤchſt in Menge um Avignon herum, auch faſt uͤberalle in der Grafſchaft Ve- naißin, an rauhen und ſteinichten Or- ten, wie nicht weniger hier und da in Dauphine, Provence und Langue- doc. Es iſt ein ſtachlichtes Gewaͤchs, deſſen Aeſte zwey biß drey Fuß lang, haben ei- ne graulichte Rinde. Die Wurtzeln ſind gelb und holtzicht, die Blaͤtter klein, und dicke, welche wie die Myrtenblaͤtter an den Zweigen ſitzen, und ſo groß wie Buchsbaumblaͤtter ſind. Der Same iſt ſo dicke, als ein Weitzenkorn, drey oder viereckigt, bisweilen wie ein Hertz geſtalt, ſieht gelbgruͤn aus, und hat einen anzie- henden bittern Geſchmack. Die Faͤrber faͤrben gelb damit. Die Hollaͤnder laſſen dieſen Samen in Waſ- ſer, darinne Roͤmiſche oder Engliſche Alaune zergangen, aufſieden, thun her- nach das Weiß, damit ſie das Bleyweiß verfaͤlſchen, drunter, machen daraus ei- nen Teig, und aus dieſem kleine gewun- dene Stengel, welche ſie uns unter dem Namen Stil de graine uͤberſenden, die, wenn ſie recht gut ſeyn ſollen, fein gold- gelbe ſehen, zarte, aber nicht voll Sand und Steine ſeyn, ſich auch leichtlich zer- reiben laſſen muͤſſen. Stil de graine. Der Stil de graine dienet ſo wohl zum faͤrben, als auch zur Mignatur-Arbeit. Das zwey und zwantzigſte Capitel. Von Myrten- und Heydelbeeren. MRrtilles, Myrten- oder Welſchhey- delbeeren ſind die Beeren oder der Samen gewiſſer Stauden, welche im Frantzoͤſiſchen Myrtes, auch Meurtes, zu Teutſch, B 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/45
Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/45>, abgerufen am 21.11.2024.