Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Hauptbeschreibung zweyter Theil. [Spaltenumbruch]
aufgehoben werden, weil ihr die Luftnicht wenig Schaden zufügen kan. Von diesem Leime wird zwar in Wir bekommen auch eine Art Fisch- Das drey und dreyßigste Capitel. [Beginn Spaltensatz]
Vom Narwall. DEr von den Jsländern also ge- gehabt O o 3
Hauptbeſchreibung zweyter Theil. [Spaltenumbruch]
aufgehoben werden, weil ihr die Luftnicht wenig Schaden zufuͤgen kan. Von dieſem Leime wird zwar in Wir bekommen auch eine Art Fiſch- Das drey und dreyßigſte Capitel. [Beginn Spaltensatz]
Vom Narwall. DEr von den Jslaͤndern alſo ge- gehabt O o 3
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Es iſt ein gar<lb/> zu veſt eingewurtzelter Jrrthum, wenn<lb/> die meiſten Leute glauben, der <hi rendition="#fr">Fiſchleim</hi><lb/> ſey eine toͤdtliche Materie, da doch ge-<lb/> wiß, daß er nicht die geringſte uͤbele Be-<lb/> ſchaffenheit habe, der Fiſch auch, von<lb/> dem er herkommt, eine der vornehm-<lb/> ſten Speiſen der <hi rendition="#fr">Moßkowiter</hi> ſey,<lb/> und ein recht herrliches Eſſen, wenn er<lb/> nicht gar zu ſuͤßlicht ſchmeckte. Dieſer<lb/> Leim aber hat keine andere Eigenſchaft,<lb/> was den Wein angehet, als daß er, ſo<lb/> bald er nur in den truͤben Wein ge-<lb/> worffen wird, ſich als wie eine Haut<lb/> daruͤber ausbreitet, zu Boden faͤllt, und<lb/> alle Hefen mit ſich zu Grunde reiſſet,<lb/> welches nicht allein ſehr vielen Leuten<lb/> aus der Erfahrung bewuſt, ſondern<lb/> man darff nur in die Faͤſſer ſehen, dar-<lb/> ein er gethan worden iſt, ſo wird man<lb/> ihn mit den Hefen vermiſchet finden.<lb/> Wann demnach die Weinſchencken ih-<lb/> re Weine mit nichts anders vermiſche-<lb/> ten, wuͤrde man nicht ſo viel von Pati-<lb/> enten und jaͤhen Todesfaͤllen hoͤren<lb/><cb n="586"/> muͤſſen. Auſſer dieſen gebrauchen ihn<lb/> auch die Seidenwircker, und geben den<lb/> Baͤndern und andern ſeidenen Zeugen<lb/> den Glantz damit: desgleichen die mit<lb/> Gold und Silber durchzogene feine<lb/> Leinwand weiß zu machen. So iſt er<lb/> auch das vornehmſte Stuͤcke derjenigen<lb/><hi rendition="#aq">compoſition,</hi> davon die feinen Orienta-<lb/> liſchen nachgemachten Perlen bereitet<lb/> werden. Den Namen Leim hat man<lb/> ihm gegeben, weil wir bey nahe keine<lb/> Materie haben, Porzellan und die fei-<lb/> nen Geſchirre von <hi rendition="#fr">Faͤyence</hi> zu leimen,<lb/> als dieſen in Branntwein oder Wein-<lb/> geiſt erweichten Fiſchleim. Etliche<lb/> weichen ihn nur in bloſes Waſſer ein,<lb/> und brauchen ihn das Geſichte und die<lb/> Haͤnde damit zu waſchen und ſchoͤn zu<lb/> machen.</p><lb/> <p>Wir bekommen auch eine Art <hi rendition="#fr">Fiſch-<lb/> leim</hi> aus <hi rendition="#fr">England, Holland</hi> und von<lb/> andern Orten her, welcher als wie klei-<lb/> ne Buͤchl ein zuſammen gewickelt iſt,<lb/> wird aber in <hi rendition="#fr">Franckreich</hi> gar wenig<lb/> gebrauchet, weil er nicht gerne zergehet,<lb/> auch niemahls recht weiß iſt. 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Hauptbeſchreibung zweyter Theil.
aufgehoben werden, weil ihr die Luft
nicht wenig Schaden zufuͤgen kan.
Von dieſem Leime wird zwar in
Franckreich ſehr viel verbrauchet, doch
nicht zur Artzney, denn das wenige, das
damit verthan wird, iſt nicht werth, daß
man dran gedencke, und wenn es nicht
noch zum Emplaſtro diachylon genom-
men wuͤrde, glaube ich, daß alle Apo-
thecker in Paris zuſammen, das gantze
Jahr hindurch nicht ein Pfund verthaͤ-
ten; im Gegentheil wird er von den
Weinhaͤndlern und Weinſchencken de-
ſto haͤuffiger gebrauchet, denn dieſe
machen ihre Weine damit klar, darauf
die Alten nicht wohl zu ſprechen geweſt,
wiewohl ſonder Urſach. Es iſt ein gar
zu veſt eingewurtzelter Jrrthum, wenn
die meiſten Leute glauben, der Fiſchleim
ſey eine toͤdtliche Materie, da doch ge-
wiß, daß er nicht die geringſte uͤbele Be-
ſchaffenheit habe, der Fiſch auch, von
dem er herkommt, eine der vornehm-
ſten Speiſen der Moßkowiter ſey,
und ein recht herrliches Eſſen, wenn er
nicht gar zu ſuͤßlicht ſchmeckte. Dieſer
Leim aber hat keine andere Eigenſchaft,
was den Wein angehet, als daß er, ſo
bald er nur in den truͤben Wein ge-
worffen wird, ſich als wie eine Haut
daruͤber ausbreitet, zu Boden faͤllt, und
alle Hefen mit ſich zu Grunde reiſſet,
welches nicht allein ſehr vielen Leuten
aus der Erfahrung bewuſt, ſondern
man darff nur in die Faͤſſer ſehen, dar-
ein er gethan worden iſt, ſo wird man
ihn mit den Hefen vermiſchet finden.
Wann demnach die Weinſchencken ih-
re Weine mit nichts anders vermiſche-
ten, wuͤrde man nicht ſo viel von Pati-
enten und jaͤhen Todesfaͤllen hoͤren
muͤſſen. Auſſer dieſen gebrauchen ihn
auch die Seidenwircker, und geben den
Baͤndern und andern ſeidenen Zeugen
den Glantz damit: desgleichen die mit
Gold und Silber durchzogene feine
Leinwand weiß zu machen. So iſt er
auch das vornehmſte Stuͤcke derjenigen
compoſition, davon die feinen Orienta-
liſchen nachgemachten Perlen bereitet
werden. Den Namen Leim hat man
ihm gegeben, weil wir bey nahe keine
Materie haben, Porzellan und die fei-
nen Geſchirre von Faͤyence zu leimen,
als dieſen in Branntwein oder Wein-
geiſt erweichten Fiſchleim. Etliche
weichen ihn nur in bloſes Waſſer ein,
und brauchen ihn das Geſichte und die
Haͤnde damit zu waſchen und ſchoͤn zu
machen.
Wir bekommen auch eine Art Fiſch-
leim aus England, Holland und von
andern Orten her, welcher als wie klei-
ne Buͤchl ein zuſammen gewickelt iſt,
wird aber in Franckreich gar wenig
gebrauchet, weil er nicht gerne zergehet,
auch niemahls recht weiß iſt. Ein und
andere Perſonen haben mich verſichern
wollen, es wuͤrde dieſer Leim aus dem
Uberreſt des erſtern bereitet: andere
aber geben vor, er wuͤrde von dem ſchlei-
michten Theilen des Fiſches gemachet,
den die Scribenten Silurus, die Frantzo-
ſen Etourgeon nennen, und bey ihnen
ſehr rar iſt: im Teutſchen heißt er
Wels. Zuweilen findet er ſich doch
auch in den Fluͤſſen in Franckreich/
allein in Anſehung dieſes Nutzens, und
weil er ſo gar rar iſt, auch ſehr dicke und
wohlgeſchmack, verkauffen ihn diejeni-
gen, die ihn fangen, um drey bis vier
hundert Pfund.
Siehe Fig. 370.
Das drey und dreyßigſte Capitel.
Vom Narwall.
DEr von den Jslaͤndern alſo ge-
nannte Narwall, von andern
Rhoar, und von uns See-Einhorn/
iſt ein groſſer Fiſch, welchen etliche fuͤr
ein Geſchlechte der Wallfiſche halten,
und haͤlt ſich in der Eis- und Nordſee
auf, inſonderheit langs der Js- und
Gronlaͤndiſchen Kuͤſte. Dieſes Meer-
wunder traͤgt auf der Spitze ſeiner Na-
ſen, ein ſchweres, weiſſes, glaͤntzendes
und ſchlangenweiſe gedrehetes Horn,
dergleichen eines zu S. Denis in
Franckreich zu ſehen iſt. Man findet
ſie auch, von unterſchiedenen Gewicht
und Groͤſſe in den Cabineten und
Kunſtkammern der Liebhaber natuͤrli-
cher Seltenheiten, dergleichen eine iſt
des Herrn Morin/ der verſtorbenen
Mademoiſelle von Guiſe Medici, wel-
ches ich geſehen und in Haͤnden gehabt,
auch zeichnen laſſen. So hat mir auch
der Herr Charras geſaget, daß er eins
gehabt
Siehe Fig. 371.
O o 3
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