Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

Bild:
<< vorherige Seite

Hauptbeschreibung zweyter Theil.
[Spaltenumbruch] nur den Speck vom Wallfische geschnit-
ten, bereitet wird. Und daher kömmt
es auch, daß der Frantzösische Fisch-
thran nicht so übel stinckt, als wie der
Holländische, alldieweil die Hollän-
der
den Thran nicht alsofort bereiten,
sobald sie den Speck vom Wallfische ab-
genommen haben, sondern ihn erst in
Holland zu machen pflegen. Daher
soll man auch den Frantzösischen dem
Holländischen vorziehen, diesen aber
daran erkennen, daß er zwar roth und
stinckend, iedennoch aber klar und ohne
Hefen ist. Der Wallfischthran
kommt meistentheils aus der Eissee,
insonderheit der Holländische: denn
dieses ist der Ort, an welchem sich die
allermeisten Wallfische aufhalten.

Vom Wallrath.

Le blanc de Baleine, der Wallrath/
welchen alle alte und neue Scribenten
den Samen oder die Natur des Wall-
fisches genannt haben und noch nennen,
ist das Gehirn von einem gewissen Ge-
schlechte der Wallfische, welche die
Gasconier Byaris, und die von S. Jo-
hann de Luz
Cachalot nennen. Die-
ses Thier wird, nach einiger Meinung,
das Wallfischmännlein/ und von den
Lateinern Orca genennet; ist ohnge-
fehr 25. Fuß lang, und zwölffe hoch:
iedweder von seinen Zähnen wieget ein
Pfund, daraus kan man allerley Sa-
chen verfertigen.

Diese Thiere sind auf der Küste von
Gallizien/ bey Cabo Finis Terrä/
sehr gemeine; wie auch in Norwegen.
Jm Jahr 1688. ward einer von einem
Spanischen Schiffe gefangen, und nach
S. Sebastian gebracht: aus dessen
Kopfe wurden 24. Barill Gehirn ge-
zogen, und von dem Leibe 96. Baril
oder Tonnen Speck geschnitten. De-
rohalben darf man hinfort nicht mehr
glauben, daß der Wallrath etwas an-
ders als des Wallfisches Gehirne sey;
wie ich denn dieses um soviel desto ge-
wisser sagen kan, weil ich es habe be-
reiten sehen, und auch selbst bereitet, wie
folget.

Der Wallrath wird insgemeine zu
Bayonne gemacht, wie auch zu S.
Jean de Luz;
in Franckreich aber
ist diese Bereitung etwas also rares,
[Spaltenumbruch] daß vorietzo nicht mehr als zwey Per-
sonen zu S. Jean de Luz im Leben,
welche es recht wohl zuzurichten wissen,
und unter diesen ist der Herr Johann
von Haraneder Monsequir.

Diejenigen nun, die damit umgehen,
nehmen das Gehirne, lassens über ei-
nem kleinen Feuer zerschmeltzen, und
schütten es hernach in solche Formen,
welche als wie diejenigen, darein man
den Zucker schüttet, gemachet sind:
wann es dann erkaltet, und das Oel
herausgetroffen, nehmen sie es heraus,
schmeltzens auf ein neues, und verfah-
ren dergestalt so lange fort, bis es recht
wohl gereiniget und schneeweiß worden
ist. Darauf zerschneiden sie es mit ei-
nem sonderlich dazu gemachten Messer,
daß es zu Schuppen werde, so wie wir
es zu sehen bekommen. Weil es dann
eine Waare von keiner geringen Wich-
tigkeit, des hohen Preisses halber, dero-
wegen will vermelden, daß man das-
jenige erwehlen solle, welches feine schö-
ne Schuppen, die helle und durchsichtig
sind, und einen wildentzenden Geruch
haben: wobey in Acht zu nehmen, daß
es keinen Zusatz von weissem Wachse
bekommen habe, welches nur gar zu
ofte geschicht, iedennoch gar bald kan
gemercket werden, so wohl an dem
Wachsgeruch/ als auch, weil es gar zu
sehr zerbröckelt und die Farbe gar
matt ist.

Jngleichen dienet zu mercken, daß es
allezeit von dem Gehirne müsse bereitet
werden; denn welches vom Fette ge-
machet worden ist, wird leichtlich gelb:
und daher kommts, daß man Wall-
rath
hat, welcher stracks gelb wird, so
er an die Luft kommt.

Wir haben auch keine einige Waa-
re, welche die Luft so gar übel vertragen
kan, als wie der Wallrath/ dannen-
hero soll man besorget seyn, und ihn
in Gläsern aufbehalten, oder in den
Tonnen, darinne er kommt, und sie
wohl verstopfen, damit keine Luft da-
zu komme, und diese Waare nicht gelb
werde.

Der Wallrath wird von dem
Frauenzimmer zur Schmincke ge-
braucht, wie auch zu den Teigen, damit
sie sich die Hände zu waschen pflegen.

Es
O o 2

Hauptbeſchreibung zweyter Theil.
[Spaltenumbruch] nur den Speck vom Wallfiſche geſchnit-
ten, bereitet wird. Und daher koͤmmt
es auch, daß der Frantzoͤſiſche Fiſch-
thran nicht ſo uͤbel ſtinckt, als wie der
Hollaͤndiſche, alldieweil die Hollaͤn-
der
den Thran nicht alſofort bereiten,
ſobald ſie den Speck vom Wallfiſche ab-
genommen haben, ſondern ihn erſt in
Holland zu machen pflegen. Daher
ſoll man auch den Frantzoͤſiſchen dem
Hollaͤndiſchen vorziehen, dieſen aber
daran erkennen, daß er zwar roth und
ſtinckend, iedennoch aber klar und ohne
Hefen iſt. Der Wallfiſchthran
kommt meiſtentheils aus der Eisſee,
inſonderheit der Hollaͤndiſche: denn
dieſes iſt der Ort, an welchem ſich die
allermeiſten Wallfiſche aufhalten.

Vom Wallrath.

Le blanc de Baleine, der Wallrath/
welchen alle alte und neue Scribenten
den Samen oder die Natur des Wall-
fiſches genannt haben und noch nennen,
iſt das Gehirn von einem gewiſſen Ge-
ſchlechte der Wallfiſche, welche die
Gaſconier Byaris, und die von S. Jo-
hann de Luz
Cachalot nennen. Die-
ſes Thier wird, nach einiger Meinung,
das Wallfiſchmaͤnnlein/ und von den
Lateinern Orca genennet; iſt ohnge-
fehr 25. Fuß lang, und zwoͤlffe hoch:
iedweder von ſeinen Zaͤhnen wieget ein
Pfund, daraus kan man allerley Sa-
chen verfertigen.

Dieſe Thiere ſind auf der Kuͤſte von
Gallizien/ bey Cabo Finis Terraͤ/
ſehr gemeine; wie auch in Norwegen.
Jm Jahr 1688. ward einer von einem
Spaniſchen Schiffe gefangen, und nach
S. Sebaſtian gebracht: aus deſſen
Kopfe wurden 24. Barill Gehirn ge-
zogen, und von dem Leibe 96. Baril
oder Tonnen Speck geſchnitten. De-
rohalben darf man hinfort nicht mehr
glauben, daß der Wallrath etwas an-
ders als des Wallfiſches Gehirne ſey;
wie ich denn dieſes um ſoviel deſto ge-
wiſſer ſagen kan, weil ich es habe be-
reiten ſehen, und auch ſelbſt bereitet, wie
folget.

Der Wallrath wird insgemeine zu
Bayonne gemacht, wie auch zu S.
Jean de Luz;
in Franckreich aber
iſt dieſe Bereitung etwas alſo rares,
[Spaltenumbruch] daß vorietzo nicht mehr als zwey Per-
ſonen zu S. Jean de Luz im Leben,
welche es recht wohl zuzurichten wiſſen,
und unter dieſen iſt der Herr Johann
von Haraneder Monſequir.

Diejenigen nun, die damit umgehen,
nehmen das Gehirne, laſſens uͤber ei-
nem kleinen Feuer zerſchmeltzen, und
ſchuͤtten es hernach in ſolche Formen,
welche als wie diejenigen, darein man
den Zucker ſchuͤttet, gemachet ſind:
wann es dann erkaltet, und das Oel
herausgetroffen, nehmen ſie es heraus,
ſchmeltzens auf ein neues, und verfah-
ren dergeſtalt ſo lange fort, bis es recht
wohl gereiniget und ſchneeweiß worden
iſt. Darauf zerſchneiden ſie es mit ei-
nem ſonderlich dazu gemachten Meſſer,
daß es zu Schuppen werde, ſo wie wir
es zu ſehen bekommen. Weil es dann
eine Waare von keiner geringen Wich-
tigkeit, des hohen Preiſſes halber, dero-
wegen will vermelden, daß man das-
jenige erwehlen ſolle, welches feine ſchoͤ-
ne Schuppen, die helle und durchſichtig
ſind, und einen wildentzenden Geruch
haben: wobey in Acht zu nehmen, daß
es keinen Zuſatz von weiſſem Wachſe
bekommen habe, welches nur gar zu
ofte geſchicht, iedennoch gar bald kan
gemercket werden, ſo wohl an dem
Wachsgeruch/ als auch, weil es gar zu
ſehr zerbroͤckelt und die Farbe gar
matt iſt.

Jngleichen dienet zu mercken, daß es
allezeit von dem Gehirne muͤſſe bereitet
werden; denn welches vom Fette ge-
machet worden iſt, wird leichtlich gelb:
und daher kommts, daß man Wall-
rath
hat, welcher ſtracks gelb wird, ſo
er an die Luft kommt.

Wir haben auch keine einige Waa-
re, welche die Luft ſo gar uͤbel vertragen
kan, als wie der Wallrath/ dannen-
hero ſoll man beſorget ſeyn, und ihn
in Glaͤſern aufbehalten, oder in den
Tonnen, darinne er kommt, und ſie
wohl verſtopfen, damit keine Luft da-
zu komme, und dieſe Waare nicht gelb
werde.

Der Wallrath wird von dem
Frauenzimmer zur Schmincke ge-
braucht, wie auch zu den Teigen, damit
ſie ſich die Haͤnde zu waſchen pflegen.

Es
O o 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <p><pb facs="#f0433"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Hauptbe&#x017F;chreibung zweyter Theil.</hi></fw><lb/><cb n="581"/>
nur den Speck vom Wallfi&#x017F;che ge&#x017F;chnit-<lb/>
ten, bereitet wird. Und daher ko&#x0364;mmt<lb/>
es auch, daß der <hi rendition="#fr">Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;che</hi> Fi&#x017F;ch-<lb/>
thran nicht &#x017F;o u&#x0364;bel &#x017F;tinckt, als wie der<lb/><hi rendition="#fr">Holla&#x0364;ndi&#x017F;che,</hi> alldieweil die <hi rendition="#fr">Holla&#x0364;n-<lb/>
der</hi> den Thran nicht al&#x017F;ofort bereiten,<lb/>
&#x017F;obald &#x017F;ie den Speck vom Wallfi&#x017F;che ab-<lb/>
genommen haben, &#x017F;ondern ihn er&#x017F;t in<lb/>
Holland zu machen pflegen. Daher<lb/>
&#x017F;oll man auch den Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen dem<lb/>
Holla&#x0364;ndi&#x017F;chen vorziehen, die&#x017F;en aber<lb/>
daran erkennen, daß er zwar roth und<lb/>
&#x017F;tinckend, iedennoch aber klar und ohne<lb/>
Hefen i&#x017F;t. Der <hi rendition="#fr">Wallfi&#x017F;chthran</hi><lb/>
kommt mei&#x017F;tentheils aus der <hi rendition="#fr">Eis&#x017F;ee,</hi><lb/>
in&#x017F;onderheit der Holla&#x0364;ndi&#x017F;che: denn<lb/>
die&#x017F;es i&#x017F;t der Ort, an welchem &#x017F;ich die<lb/>
allermei&#x017F;ten Wallfi&#x017F;che aufhalten.</p><lb/>
              <div n="4">
                <head> <hi rendition="#b">Vom Wallrath.</hi> </head><lb/>
                <p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Le blanc de Baleine,</hi></hi> der <hi rendition="#fr">Wallrath/</hi><lb/>
welchen alle alte und neue Scribenten<lb/>
den Samen oder die Natur des Wall-<lb/>
fi&#x017F;ches genannt haben und noch nennen,<lb/>
i&#x017F;t das Gehirn von einem gewi&#x017F;&#x017F;en Ge-<lb/>
&#x017F;chlechte der Wallfi&#x017F;che, welche die<lb/><hi rendition="#fr">Ga&#x017F;conier</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Byaris,</hi></hi> und die von <hi rendition="#fr">S. Jo-<lb/>
hann de Luz</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Cachalot</hi></hi> nennen. Die-<lb/>
&#x017F;es Thier wird, nach einiger Meinung,<lb/>
das <hi rendition="#fr">Wallfi&#x017F;chma&#x0364;nnlein/</hi> und von den<lb/>
Lateinern <hi rendition="#aq">Orca</hi> genennet; i&#x017F;t ohnge-<lb/>
fehr 25. Fuß lang, und zwo&#x0364;lffe hoch:<lb/>
iedweder von &#x017F;einen Za&#x0364;hnen wieget ein<lb/>
Pfund, daraus kan man allerley Sa-<lb/>
chen verfertigen.</p><lb/>
                <p>Die&#x017F;e Thiere &#x017F;ind auf der Ku&#x0364;&#x017F;te von<lb/><hi rendition="#fr">Gallizien/</hi> bey <hi rendition="#fr">Cabo Finis Terra&#x0364;/</hi><lb/>
&#x017F;ehr gemeine; wie auch in <hi rendition="#fr">Norwegen.</hi><lb/>
Jm Jahr 1688. ward einer von einem<lb/>
Spani&#x017F;chen Schiffe gefangen, und nach<lb/><hi rendition="#fr">S. Seba&#x017F;tian</hi> gebracht: aus de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Kopfe wurden 24. Barill Gehirn ge-<lb/>
zogen, und von dem Leibe 96. Baril<lb/>
oder Tonnen Speck ge&#x017F;chnitten. De-<lb/>
rohalben darf man hinfort nicht mehr<lb/>
glauben, daß der <hi rendition="#fr">Wallrath</hi> etwas an-<lb/>
ders als des Wallfi&#x017F;ches Gehirne &#x017F;ey;<lb/>
wie ich denn die&#x017F;es um &#x017F;oviel de&#x017F;to ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;er &#x017F;agen kan, weil ich es habe be-<lb/>
reiten &#x017F;ehen, und auch &#x017F;elb&#x017F;t bereitet, wie<lb/>
folget.</p><lb/>
                <p>Der <hi rendition="#fr">Wallrath</hi> wird insgemeine zu<lb/><hi rendition="#fr">Bayonne</hi> gemacht, wie auch zu <hi rendition="#fr">S.<lb/>
Jean de Luz;</hi> in <hi rendition="#fr">Franckreich</hi> aber<lb/>
i&#x017F;t die&#x017F;e Bereitung etwas al&#x017F;o rares,<lb/><cb n="582"/>
daß vorietzo nicht mehr als zwey Per-<lb/>
&#x017F;onen zu <hi rendition="#fr">S. Jean de Luz</hi> im Leben,<lb/>
welche es recht wohl zuzurichten wi&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
und unter die&#x017F;en i&#x017F;t der Herr <hi rendition="#fr">Johann<lb/>
von Haraneder Mon&#x017F;equir.</hi></p><lb/>
                <p>Diejenigen nun, die damit umgehen,<lb/>
nehmen das Gehirne, la&#x017F;&#x017F;ens u&#x0364;ber ei-<lb/>
nem kleinen Feuer zer&#x017F;chmeltzen, und<lb/>
&#x017F;chu&#x0364;tten es hernach in &#x017F;olche Formen,<lb/>
welche als wie diejenigen, darein man<lb/>
den Zucker &#x017F;chu&#x0364;ttet, gemachet &#x017F;ind:<lb/>
wann es dann erkaltet, und das Oel<lb/>
herausgetroffen, nehmen &#x017F;ie es heraus,<lb/>
&#x017F;chmeltzens auf ein neues, und verfah-<lb/>
ren derge&#x017F;talt &#x017F;o lange fort, bis es recht<lb/>
wohl gereiniget und &#x017F;chneeweiß worden<lb/>
i&#x017F;t. Darauf zer&#x017F;chneiden &#x017F;ie es mit ei-<lb/>
nem &#x017F;onderlich dazu gemachten Me&#x017F;&#x017F;er,<lb/>
daß es zu Schuppen werde, &#x017F;o wie wir<lb/>
es zu &#x017F;ehen bekommen. Weil es dann<lb/>
eine Waare von keiner geringen Wich-<lb/>
tigkeit, des hohen Prei&#x017F;&#x017F;es halber, dero-<lb/>
wegen will vermelden, daß man das-<lb/>
jenige erwehlen &#x017F;olle, welches feine &#x017F;cho&#x0364;-<lb/>
ne Schuppen, die helle und durch&#x017F;ichtig<lb/>
&#x017F;ind, und einen wildentzenden Geruch<lb/>
haben: wobey in Acht zu nehmen, daß<lb/>
es keinen Zu&#x017F;atz von wei&#x017F;&#x017F;em Wach&#x017F;e<lb/>
bekommen habe, welches nur gar zu<lb/>
ofte ge&#x017F;chicht, iedennoch gar bald kan<lb/>
gemercket werden, &#x017F;o wohl an dem<lb/>
Wachsgeruch/ als auch, weil es gar zu<lb/>
&#x017F;ehr zerbro&#x0364;ckelt und die Farbe gar<lb/>
matt i&#x017F;t.</p><lb/>
                <p>Jngleichen dienet zu mercken, daß es<lb/>
allezeit von dem Gehirne mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e bereitet<lb/>
werden; denn welches vom Fette ge-<lb/>
machet worden i&#x017F;t, wird leichtlich gelb:<lb/>
und daher kommts, daß man <hi rendition="#fr">Wall-<lb/>
rath</hi> hat, welcher &#x017F;tracks gelb wird, &#x017F;o<lb/>
er an die Luft kommt.</p><lb/>
                <p>Wir haben auch keine einige Waa-<lb/>
re, welche die Luft &#x017F;o gar u&#x0364;bel vertragen<lb/>
kan, als wie der <hi rendition="#fr">Wallrath/</hi> dannen-<lb/>
hero &#x017F;oll man be&#x017F;orget &#x017F;eyn, und ihn<lb/>
in Gla&#x0364;&#x017F;ern aufbehalten, oder in den<lb/>
Tonnen, darinne er kommt, und &#x017F;ie<lb/>
wohl ver&#x017F;topfen, damit keine Luft da-<lb/>
zu komme, und die&#x017F;e Waare nicht gelb<lb/>
werde.</p><lb/>
                <p>Der <hi rendition="#fr">Wallrath</hi> wird von dem<lb/>
Frauenzimmer zur Schmincke ge-<lb/>
braucht, wie auch zu den Teigen, damit<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;ich die Ha&#x0364;nde zu wa&#x017F;chen pflegen.<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">O o 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Es</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0433] Hauptbeſchreibung zweyter Theil. nur den Speck vom Wallfiſche geſchnit- ten, bereitet wird. Und daher koͤmmt es auch, daß der Frantzoͤſiſche Fiſch- thran nicht ſo uͤbel ſtinckt, als wie der Hollaͤndiſche, alldieweil die Hollaͤn- der den Thran nicht alſofort bereiten, ſobald ſie den Speck vom Wallfiſche ab- genommen haben, ſondern ihn erſt in Holland zu machen pflegen. Daher ſoll man auch den Frantzoͤſiſchen dem Hollaͤndiſchen vorziehen, dieſen aber daran erkennen, daß er zwar roth und ſtinckend, iedennoch aber klar und ohne Hefen iſt. Der Wallfiſchthran kommt meiſtentheils aus der Eisſee, inſonderheit der Hollaͤndiſche: denn dieſes iſt der Ort, an welchem ſich die allermeiſten Wallfiſche aufhalten. Vom Wallrath. Le blanc de Baleine, der Wallrath/ welchen alle alte und neue Scribenten den Samen oder die Natur des Wall- fiſches genannt haben und noch nennen, iſt das Gehirn von einem gewiſſen Ge- ſchlechte der Wallfiſche, welche die Gaſconier Byaris, und die von S. Jo- hann de Luz Cachalot nennen. Die- ſes Thier wird, nach einiger Meinung, das Wallfiſchmaͤnnlein/ und von den Lateinern Orca genennet; iſt ohnge- fehr 25. Fuß lang, und zwoͤlffe hoch: iedweder von ſeinen Zaͤhnen wieget ein Pfund, daraus kan man allerley Sa- chen verfertigen. Dieſe Thiere ſind auf der Kuͤſte von Gallizien/ bey Cabo Finis Terraͤ/ ſehr gemeine; wie auch in Norwegen. Jm Jahr 1688. ward einer von einem Spaniſchen Schiffe gefangen, und nach S. Sebaſtian gebracht: aus deſſen Kopfe wurden 24. Barill Gehirn ge- zogen, und von dem Leibe 96. Baril oder Tonnen Speck geſchnitten. De- rohalben darf man hinfort nicht mehr glauben, daß der Wallrath etwas an- ders als des Wallfiſches Gehirne ſey; wie ich denn dieſes um ſoviel deſto ge- wiſſer ſagen kan, weil ich es habe be- reiten ſehen, und auch ſelbſt bereitet, wie folget. Der Wallrath wird insgemeine zu Bayonne gemacht, wie auch zu S. Jean de Luz; in Franckreich aber iſt dieſe Bereitung etwas alſo rares, daß vorietzo nicht mehr als zwey Per- ſonen zu S. Jean de Luz im Leben, welche es recht wohl zuzurichten wiſſen, und unter dieſen iſt der Herr Johann von Haraneder Monſequir. Diejenigen nun, die damit umgehen, nehmen das Gehirne, laſſens uͤber ei- nem kleinen Feuer zerſchmeltzen, und ſchuͤtten es hernach in ſolche Formen, welche als wie diejenigen, darein man den Zucker ſchuͤttet, gemachet ſind: wann es dann erkaltet, und das Oel herausgetroffen, nehmen ſie es heraus, ſchmeltzens auf ein neues, und verfah- ren dergeſtalt ſo lange fort, bis es recht wohl gereiniget und ſchneeweiß worden iſt. Darauf zerſchneiden ſie es mit ei- nem ſonderlich dazu gemachten Meſſer, daß es zu Schuppen werde, ſo wie wir es zu ſehen bekommen. Weil es dann eine Waare von keiner geringen Wich- tigkeit, des hohen Preiſſes halber, dero- wegen will vermelden, daß man das- jenige erwehlen ſolle, welches feine ſchoͤ- ne Schuppen, die helle und durchſichtig ſind, und einen wildentzenden Geruch haben: wobey in Acht zu nehmen, daß es keinen Zuſatz von weiſſem Wachſe bekommen habe, welches nur gar zu ofte geſchicht, iedennoch gar bald kan gemercket werden, ſo wohl an dem Wachsgeruch/ als auch, weil es gar zu ſehr zerbroͤckelt und die Farbe gar matt iſt. Jngleichen dienet zu mercken, daß es allezeit von dem Gehirne muͤſſe bereitet werden; denn welches vom Fette ge- machet worden iſt, wird leichtlich gelb: und daher kommts, daß man Wall- rath hat, welcher ſtracks gelb wird, ſo er an die Luft kommt. Wir haben auch keine einige Waa- re, welche die Luft ſo gar uͤbel vertragen kan, als wie der Wallrath/ dannen- hero ſoll man beſorget ſeyn, und ihn in Glaͤſern aufbehalten, oder in den Tonnen, darinne er kommt, und ſie wohl verſtopfen, damit keine Luft da- zu komme, und dieſe Waare nicht gelb werde. Der Wallrath wird von dem Frauenzimmer zur Schmincke ge- braucht, wie auch zu den Teigen, damit ſie ſich die Haͤnde zu waſchen pflegen. Es O o 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/433
Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/433>, abgerufen am 21.11.2024.