Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] [Ende Spaltensatz]
Vom weichen roth- und grünen
Wachse.

Das weiche rothe Wachs wird
von weissem Wachs und gewaschenen
Terpentin, unter einander geschmol-
tzen, bereitet, und mit Vermeillon oder
Orcanette angefärbet. Es muß aber
eine geziemende Consistentz haben, schön
roth und sauber zubereitet seyn, soll es
anders die gebührende Beschaffenheit
haben. Die Commissarien und Be-
amten brauchen es zum siegeln.

Das grüne Wachs wird eben auf
diese Art zugerichtet, nur daß es mit
Grünspan gefärbet ist. Es wird zu
den Hüneraugen oder Leichdornen ge-
brauchet: es brauchens auch die Land-
leute, als wie das rothe, und machen
die Spitzen und Enden der Kertzen und
Fackeln damit grün und roth.

Wachs zum
wächsen.

Wir machen auch Wachs, die Feder-
betten damit zu wächsen, von weissen
oder gelben Wachse, mit Terpentin ge-
schmoltzen, oder mit weichen Peche, das
hernach in gewissen blechernen Formen,
wie ein Becher gestalt, zu Kuchen gefor-
met wird. Die Tapetenmacher brau-
chen es.

Zu dem so verkauffen wir noch einen
Hauffen andere Wachsarbeit, Bilder,
Früchte, und so fort an, von allerhand
Farben; solches alles aber ist gut oder
schlecht, nachdem nämlich der Wachs-
bereiter ein ehrlicher Mann und guter
Arbeiter ist.

[Spaltenumbruch] [Ende Spaltensatz]
Vom Jndianischen schwartzen
Wachs.

Es giebt an vielen Orten in Ost- und
West-Jndien kleine Bienen, welche
ihre Stöcke in die holen Bäume bauen,
gleichwie in der Figur zu ersehen. SieSiehe Fig. 359.
machen aber ihr Honig in kleinen
Häuslein von schwartzem Wachse, in
der Grösse und Gestalt der Taubeneyer.
Das Honig ist sehr lieblich, und hat eine
Farbe wie der Ambra. Das Wachs
brauchen die Jndianer zu Kertzen, und
den Balsam von Tolu von dem Bau-
me damit aufzufangen, gleichwie ich
bereits oben berichtet habe.

Einige Scribenten vermelden, daß
es ein Thier gebe, welches wie eine Katze
gestalt sey, und von den Jndianern
Heirat
oder das Honigthier genen-
net werde: dasselbe steige mehrmahls
auf diese Bäume, und fresse allen Ho-
nig auf. Das wunderbareste aber sey,
daß zwar das Thier die Honigkuchen
mit seinen Pfoten heraus ziehe, den
Bienen aber kein Leid zufüge, die ihm
dagegen gleichfalls nichts zu leide thun,
weil sie keinen Stachel haben, als wie
die unsern.

Dieses Wachs war vor diesem in
Spanien überaus im Gebrauch, auch
einiger massen in Franckreich: anietzo
aber weiß man nicht mehr, was es
ist, denn es ist eine der raresten Speze-
reyen.

[Ende Spaltensatz]
Das sechs und zwantzigste Capitel.
Vom grauen Ambra.
[Beginn Spaltensatz]

DEr Amber ist die köstlichste und al-
lertheuerste Waare, die wir in
Franckreich haben, zugleich aber auch
eine Spezerey, die am wenigsten be-
kannt ist, um deren Ursprung man
sich heftig gezancket. Denn so ich alles
vorbringen wolte, was die Scribenten
davon geschrieben, hätte ich Materie
genug ein gantzes Buch davon zu ver-
fertigen. Allein, damit ich niemand
nicht Unrecht thun möge, auch nicht
wiederhohlen dürffe, was so viele Auto-
res aufgezeichnet, als will ich sagen, daß
der Ambra/ den wir von sehr vielen
Orten kommen lassen, und insonderheit
von Lissabon/ nichts anders sey, als
[Spaltenumbruch] ein Klumpen Gewircke der Bienen,
welcher von den Steinklippen
herab ins Meergefallen, oder auch
durch die Gewalt der Wellen und
des Windes, oder sonst auf eine an-
dere Art herabgerissen worden.

Dieses honigvolle Gewircke wird in der
See, entweder durch die Eigenschafft
des Seewassers, oder durch die Kraft
der Sonne, fliessend und schwimmend
gemacht, welches sich denn gar oft zu-
trägt.

Viel werden sich verwundern, daß
ich vorgeben dürffen, der Ambra, des-
sen Natur bis ietzo so gar wenig be-
kannt, sey nichts anders als Wachs:

allein,
Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] [Ende Spaltensatz]
Vom weichen roth- und gruͤnen
Wachſe.

Das weiche rothe Wachs wird
von weiſſem Wachs und gewaſchenen
Terpentin, unter einander geſchmol-
tzen, bereitet, und mit Vermeillon oder
Orcanette angefaͤrbet. Es muß aber
eine geziemende Conſiſtentz haben, ſchoͤn
roth und ſauber zubereitet ſeyn, ſoll es
anders die gebuͤhrende Beſchaffenheit
haben. Die Commiſſarien und Be-
amten brauchen es zum ſiegeln.

Das gruͤne Wachs wird eben auf
dieſe Art zugerichtet, nur daß es mit
Gruͤnſpan gefaͤrbet iſt. Es wird zu
den Huͤneraugen oder Leichdornen ge-
brauchet: es brauchens auch die Land-
leute, als wie das rothe, und machen
die Spitzen und Enden der Kertzen und
Fackeln damit gruͤn und roth.

Wachs zum
waͤchſen.

Wir machen auch Wachs, die Feder-
betten damit zu waͤchſen, von weiſſen
oder gelben Wachſe, mit Terpentin ge-
ſchmoltzen, oder mit weichen Peche, das
hernach in gewiſſen blechernen Foꝛmen,
wie ein Becher geſtalt, zu Kuchen gefor-
met wird. Die Tapetenmacher brau-
chen es.

Zu dem ſo verkauffen wir noch einen
Hauffen andere Wachsarbeit, Bilder,
Fruͤchte, und ſo fort an, von allerhand
Farben; ſolches alles aber iſt gut oder
ſchlecht, nachdem naͤmlich der Wachs-
bereiter ein ehrlicher Mann und guter
Arbeiter iſt.

[Spaltenumbruch] [Ende Spaltensatz]
Vom Jndianiſchen ſchwartzen
Wachs.

Es giebt an vielen Orten in Oſt- und
Weſt-Jndien kleine Bienen, welche
ihre Stoͤcke in die holen Baͤume bauen,
gleichwie in der Figur zu erſehen. SieSiehe Fig. 359.
machen aber ihr Honig in kleinen
Haͤuslein von ſchwartzem Wachſe, in
der Groͤſſe und Geſtalt der Taubeneyer.
Das Honig iſt ſehr lieblich, und hat eine
Farbe wie der Ambra. Das Wachs
brauchen die Jndianer zu Kertzen, und
den Balſam von Tolu von dem Bau-
me damit aufzufangen, gleichwie ich
bereits oben berichtet habe.

Einige Scribenten vermelden, daß
es ein Thier gebe, welches wie eine Katze
geſtalt ſey, und von den Jndianern
Heirat
oder das Honigthier genen-
net werde: daſſelbe ſteige mehrmahls
auf dieſe Baͤume, und freſſe allen Ho-
nig auf. Das wunderbareſte aber ſey,
daß zwar das Thier die Honigkuchen
mit ſeinen Pfoten heraus ziehe, den
Bienen aber kein Leid zufuͤge, die ihm
dagegen gleichfalls nichts zu leide thun,
weil ſie keinen Stachel haben, als wie
die unſern.

Dieſes Wachs war vor dieſem in
Spanien uͤberaus im Gebrauch, auch
einiger maſſen in Franckreich: anietzo
aber weiß man nicht mehr, was es
iſt, denn es iſt eine der rareſten Speze-
reyen.

[Ende Spaltensatz]
Das ſechs und zwantzigſte Capitel.
Vom grauen Ambra.
[Beginn Spaltensatz]

DEr Amber iſt die koͤſtlichſte und al-
lertheuerſte Waare, die wir in
Franckreich haben, zugleich aber auch
eine Spezerey, die am wenigſten be-
kannt iſt, um deren Urſprung man
ſich heftig gezancket. Denn ſo ich alles
vorbringen wolte, was die Scribenten
davon geſchrieben, haͤtte ich Materie
genug ein gantzes Buch davon zu ver-
fertigen. Allein, damit ich niemand
nicht Unrecht thun moͤge, auch nicht
wiederhohlen duͤrffe, was ſo viele Auto-
res aufgezeichnet, als will ich ſagen, daß
der Ambra/ den wir von ſehr vielen
Orten kommen laſſen, und inſonderheit
von Liſſabon/ nichts anders ſey, als
[Spaltenumbruch] ein Klumpen Gewircke der Bienen,
welcher von den Steinklippen
herab ins Meergefallen, oder auch
durch die Gewalt der Wellen und
des Windes, oder ſonſt auf eine an-
dere Art herabgeriſſen worden.

Dieſes honigvolle Gewircke wird in der
See, entweder durch die Eigenſchafft
des Seewaſſers, oder durch die Kraft
der Sonne, flieſſend und ſchwimmend
gemacht, welches ſich denn gar oft zu-
traͤgt.

Viel werden ſich verwundern, daß
ich vorgeben duͤrffen, der Ambra, deſ-
ſen Natur bis ietzo ſo gar wenig be-
kannt, ſey nichts anders als Wachs:

allein,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <div n="4">
                <pb facs="#f0414"/>
                <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Spezereyen und Materialien</hi> </fw><lb/>
                <cb n="551"/>
                <cb type="end"/>
              </div><lb/>
              <div n="4">
                <head> <hi rendition="#b">Vom weichen roth- und gru&#x0364;nen<lb/>
Wach&#x017F;e.</hi> </head><lb/>
                <p>Das <hi rendition="#fr">weiche rothe Wachs</hi> wird<lb/>
von wei&#x017F;&#x017F;em Wachs und gewa&#x017F;chenen<lb/>
Terpentin, unter einander ge&#x017F;chmol-<lb/>
tzen, bereitet, und mit Vermeillon oder<lb/>
Orcanette angefa&#x0364;rbet. Es muß aber<lb/>
eine geziemende Con&#x017F;i&#x017F;tentz haben, &#x017F;cho&#x0364;n<lb/>
roth und &#x017F;auber zubereitet &#x017F;eyn, &#x017F;oll es<lb/>
anders die gebu&#x0364;hrende Be&#x017F;chaffenheit<lb/>
haben. Die Commi&#x017F;&#x017F;arien und Be-<lb/>
amten brauchen es zum &#x017F;iegeln.</p><lb/>
                <p>Das <hi rendition="#fr">gru&#x0364;ne Wachs</hi> wird eben auf<lb/>
die&#x017F;e Art zugerichtet, nur daß es mit<lb/>
Gru&#x0364;n&#x017F;pan gefa&#x0364;rbet i&#x017F;t. Es wird zu<lb/>
den Hu&#x0364;neraugen oder Leichdornen ge-<lb/>
brauchet: es brauchens auch die Land-<lb/>
leute, als wie das rothe, und machen<lb/>
die Spitzen und Enden der Kertzen und<lb/>
Fackeln damit gru&#x0364;n und roth.</p><lb/>
                <note place="left">Wachs zum<lb/>
wa&#x0364;ch&#x017F;en.</note>
                <p>Wir machen auch Wachs, die Feder-<lb/>
betten damit zu wa&#x0364;ch&#x017F;en, von wei&#x017F;&#x017F;en<lb/>
oder gelben Wach&#x017F;e, mit Terpentin ge-<lb/>
&#x017F;chmoltzen, oder mit weichen Peche, das<lb/>
hernach in gewi&#x017F;&#x017F;en blechernen Fo&#xA75B;men,<lb/>
wie ein Becher ge&#x017F;talt, zu Kuchen gefor-<lb/>
met wird. Die Tapetenmacher brau-<lb/>
chen es.</p><lb/>
                <p>Zu dem &#x017F;o verkauffen wir noch einen<lb/>
Hauffen andere Wachsarbeit, Bilder,<lb/>
Fru&#x0364;chte, und &#x017F;o fort an, von allerhand<lb/>
Farben; &#x017F;olches alles aber i&#x017F;t gut oder<lb/>
&#x017F;chlecht, nachdem na&#x0364;mlich der Wachs-<lb/>
bereiter ein ehrlicher Mann und guter<lb/>
Arbeiter i&#x017F;t.</p><lb/>
                <cb n="552"/>
                <cb type="end"/>
              </div><lb/>
              <div n="4">
                <head> <hi rendition="#b">Vom Jndiani&#x017F;chen &#x017F;chwartzen<lb/>
Wachs.</hi> </head><lb/>
                <p>Es giebt an vielen Orten in <hi rendition="#fr">O&#x017F;t-</hi> und<lb/><hi rendition="#fr">We&#x017F;t-Jndien</hi> kleine <hi rendition="#fr">Bienen,</hi> welche<lb/>
ihre Sto&#x0364;cke in die holen Ba&#x0364;ume bauen,<lb/>
gleichwie in der Figur zu er&#x017F;ehen. Sie<note place="right">Siehe <hi rendition="#aq">Fig.</hi> 359.</note><lb/>
machen aber ihr Honig in kleinen<lb/>
Ha&#x0364;uslein von &#x017F;chwartzem Wach&#x017F;e, in<lb/>
der Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e und Ge&#x017F;talt der Taubeneyer.<lb/>
Das Honig i&#x017F;t &#x017F;ehr lieblich, und hat eine<lb/>
Farbe wie der Ambra. Das Wachs<lb/>
brauchen die <hi rendition="#fr">Jndianer</hi> zu Kertzen, und<lb/>
den Bal&#x017F;am von Tolu von dem Bau-<lb/>
me damit aufzufangen, gleichwie ich<lb/>
bereits oben berichtet habe.</p><lb/>
                <p>Einige Scribenten vermelden, daß<lb/>
es ein Thier gebe, welches wie eine Katze<lb/>
ge&#x017F;talt &#x017F;ey, und von den <hi rendition="#fr">Jndianern<lb/>
Heirat</hi> oder das <hi rendition="#fr">Honigthier</hi> genen-<lb/>
net werde: da&#x017F;&#x017F;elbe &#x017F;teige mehrmahls<lb/>
auf die&#x017F;e Ba&#x0364;ume, und fre&#x017F;&#x017F;e allen Ho-<lb/>
nig auf. Das wunderbare&#x017F;te aber &#x017F;ey,<lb/>
daß zwar das Thier die Honigkuchen<lb/>
mit &#x017F;einen Pfoten heraus ziehe, den<lb/>
Bienen aber kein Leid zufu&#x0364;ge, die ihm<lb/>
dagegen gleichfalls nichts zu leide thun,<lb/>
weil &#x017F;ie keinen Stachel haben, als wie<lb/>
die un&#x017F;ern.</p><lb/>
                <p>Die&#x017F;es Wachs war vor die&#x017F;em in<lb/><hi rendition="#fr">Spanien</hi> u&#x0364;beraus im Gebrauch, auch<lb/>
einiger ma&#x017F;&#x017F;en in Franckreich: anietzo<lb/>
aber weiß man nicht mehr, was es<lb/>
i&#x017F;t, denn es i&#x017F;t eine der rare&#x017F;ten Speze-<lb/>
reyen.</p>
              </div>
              <cb type="end"/>
            </div><lb/>
            <div n="3">
              <head> <hi rendition="#b">Das &#x017F;echs und zwantzig&#x017F;te Capitel.<lb/>
Vom grauen Ambra.</hi> </head><lb/>
              <cb type="start"/>
              <p><hi rendition="#in">D</hi>Er <hi rendition="#fr">Amber</hi> i&#x017F;t die ko&#x0364;&#x017F;tlich&#x017F;te und al-<lb/>
lertheuer&#x017F;te Waare, die wir in<lb/><hi rendition="#fr">Franckreich</hi> haben, zugleich aber auch<lb/>
eine Spezerey, die am wenig&#x017F;ten be-<lb/>
kannt i&#x017F;t, um deren Ur&#x017F;prung man<lb/>
&#x017F;ich heftig gezancket. Denn &#x017F;o ich alles<lb/>
vorbringen wolte, was die Scribenten<lb/>
davon ge&#x017F;chrieben, ha&#x0364;tte ich Materie<lb/>
genug ein gantzes Buch davon zu ver-<lb/>
fertigen. Allein, damit ich niemand<lb/>
nicht Unrecht thun mo&#x0364;ge, auch nicht<lb/>
wiederhohlen du&#x0364;rffe, was &#x017F;o viele Auto-<lb/>
res aufgezeichnet, als will ich &#x017F;agen, daß<lb/>
der <hi rendition="#fr">Ambra/</hi> den wir von &#x017F;ehr vielen<lb/>
Orten kommen la&#x017F;&#x017F;en, und in&#x017F;onderheit<lb/>
von <hi rendition="#fr">Li&#x017F;&#x017F;abon/</hi> nichts anders &#x017F;ey, als<lb/><cb/> <hi rendition="#fr">ein Klumpen Gewircke der Bienen,<lb/>
welcher von den Steinklippen<lb/>
herab ins Meergefallen, oder auch<lb/>
durch die Gewalt der Wellen und<lb/>
des Windes, oder &#x017F;on&#x017F;t auf eine an-<lb/>
dere Art herabgeri&#x017F;&#x017F;en worden.</hi><lb/>
Die&#x017F;es honigvolle Gewircke wird in der<lb/>
See, entweder durch die Eigen&#x017F;chafft<lb/>
des Seewa&#x017F;&#x017F;ers, oder durch die Kraft<lb/>
der Sonne, flie&#x017F;&#x017F;end und &#x017F;chwimmend<lb/>
gemacht, welches &#x017F;ich denn gar oft zu-<lb/>
tra&#x0364;gt.</p><lb/>
              <p>Viel werden &#x017F;ich verwundern, daß<lb/>
ich vorgeben du&#x0364;rffen, der <hi rendition="#fr">Ambra,</hi> de&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Natur bis ietzo &#x017F;o gar wenig be-<lb/>
kannt, &#x017F;ey nichts anders als Wachs:<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">allein,</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0414] Der Spezereyen und Materialien Vom weichen roth- und gruͤnen Wachſe. Das weiche rothe Wachs wird von weiſſem Wachs und gewaſchenen Terpentin, unter einander geſchmol- tzen, bereitet, und mit Vermeillon oder Orcanette angefaͤrbet. Es muß aber eine geziemende Conſiſtentz haben, ſchoͤn roth und ſauber zubereitet ſeyn, ſoll es anders die gebuͤhrende Beſchaffenheit haben. Die Commiſſarien und Be- amten brauchen es zum ſiegeln. Das gruͤne Wachs wird eben auf dieſe Art zugerichtet, nur daß es mit Gruͤnſpan gefaͤrbet iſt. Es wird zu den Huͤneraugen oder Leichdornen ge- brauchet: es brauchens auch die Land- leute, als wie das rothe, und machen die Spitzen und Enden der Kertzen und Fackeln damit gruͤn und roth. Wir machen auch Wachs, die Feder- betten damit zu waͤchſen, von weiſſen oder gelben Wachſe, mit Terpentin ge- ſchmoltzen, oder mit weichen Peche, das hernach in gewiſſen blechernen Foꝛmen, wie ein Becher geſtalt, zu Kuchen gefor- met wird. Die Tapetenmacher brau- chen es. Zu dem ſo verkauffen wir noch einen Hauffen andere Wachsarbeit, Bilder, Fruͤchte, und ſo fort an, von allerhand Farben; ſolches alles aber iſt gut oder ſchlecht, nachdem naͤmlich der Wachs- bereiter ein ehrlicher Mann und guter Arbeiter iſt. Vom Jndianiſchen ſchwartzen Wachs. Es giebt an vielen Orten in Oſt- und Weſt-Jndien kleine Bienen, welche ihre Stoͤcke in die holen Baͤume bauen, gleichwie in der Figur zu erſehen. Sie machen aber ihr Honig in kleinen Haͤuslein von ſchwartzem Wachſe, in der Groͤſſe und Geſtalt der Taubeneyer. Das Honig iſt ſehr lieblich, und hat eine Farbe wie der Ambra. Das Wachs brauchen die Jndianer zu Kertzen, und den Balſam von Tolu von dem Bau- me damit aufzufangen, gleichwie ich bereits oben berichtet habe. Siehe Fig. 359. Einige Scribenten vermelden, daß es ein Thier gebe, welches wie eine Katze geſtalt ſey, und von den Jndianern Heirat oder das Honigthier genen- net werde: daſſelbe ſteige mehrmahls auf dieſe Baͤume, und freſſe allen Ho- nig auf. Das wunderbareſte aber ſey, daß zwar das Thier die Honigkuchen mit ſeinen Pfoten heraus ziehe, den Bienen aber kein Leid zufuͤge, die ihm dagegen gleichfalls nichts zu leide thun, weil ſie keinen Stachel haben, als wie die unſern. Dieſes Wachs war vor dieſem in Spanien uͤberaus im Gebrauch, auch einiger maſſen in Franckreich: anietzo aber weiß man nicht mehr, was es iſt, denn es iſt eine der rareſten Speze- reyen. Das ſechs und zwantzigſte Capitel. Vom grauen Ambra. DEr Amber iſt die koͤſtlichſte und al- lertheuerſte Waare, die wir in Franckreich haben, zugleich aber auch eine Spezerey, die am wenigſten be- kannt iſt, um deren Urſprung man ſich heftig gezancket. Denn ſo ich alles vorbringen wolte, was die Scribenten davon geſchrieben, haͤtte ich Materie genug ein gantzes Buch davon zu ver- fertigen. Allein, damit ich niemand nicht Unrecht thun moͤge, auch nicht wiederhohlen duͤrffe, was ſo viele Auto- res aufgezeichnet, als will ich ſagen, daß der Ambra/ den wir von ſehr vielen Orten kommen laſſen, und inſonderheit von Liſſabon/ nichts anders ſey, als ein Klumpen Gewircke der Bienen, welcher von den Steinklippen herab ins Meergefallen, oder auch durch die Gewalt der Wellen und des Windes, oder ſonſt auf eine an- dere Art herabgeriſſen worden. Dieſes honigvolle Gewircke wird in der See, entweder durch die Eigenſchafft des Seewaſſers, oder durch die Kraft der Sonne, flieſſend und ſchwimmend gemacht, welches ſich denn gar oft zu- traͤgt. Viel werden ſich verwundern, daß ich vorgeben duͤrffen, der Ambra, deſ- ſen Natur bis ietzo ſo gar wenig be- kannt, ſey nichts anders als Wachs: allein,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/414
Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/414>, abgerufen am 21.11.2024.