Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Der Spezereyen und Materialien [Spaltenumbruch]
Flechten und in den Säcken zurückebleibet, wenn man, als schon gedacht, das Honig heraus ziehet. Polen/ die Barbarey/ Bretagne, Das gelbe Wachs dienet zu vieler- Aus dem gelben Wachs wird vermit- Was in dem leinenen Sacke, wenn Jn den Bienenstöcken befindet Vom weissen Wachs. Das weisse Wachs wird von dem gossen,
Der Spezereyen und Materialien [Spaltenumbruch]
Flechten und in den Saͤcken zuruͤckebleibet, wenn man, als ſchon gedacht, das Honig heraus ziehet. Polen/ die Barbarey/ Bretagne, Das gelbe Wachs dienet zu vieler- Aus dem gelben Wachs wird vermit- Was in dem leinenen Sacke, wenn Jn den Bienenſtoͤcken befindet Vom weiſſen Wachs. Das weiſſe Wachs wird von dem goſſen,
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0412"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der Spezereyen und Materialien</hi></fw><lb/><cb n="547"/> Flechten und in den Saͤcken zuruͤcke<lb/> bleibet, wenn man, als ſchon gedacht,<lb/> das Honig heraus ziehet.</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Polen/</hi> die <hi rendition="#fr">Barbarey/ Bretagne,<lb/> Champagne,</hi> und andere Gegenden<lb/> in <hi rendition="#fr">Franckreich</hi> verſehen uns haͤuffig<lb/> mit gelben Wachſe, doch liegt nichts<lb/> dran, von was Orten es auch komme,<lb/> wenn es nur, wie ſichs gebuͤhret, recht<lb/> gut beſchaffen, und nichts drunter ge-<lb/> than worden iſt: wiewohl das <hi rendition="#fr">Dan-<lb/> tziger Wachs/</hi> das aus <hi rendition="#fr">Bretagne</hi><lb/> und <hi rendition="#fr">Champagne,</hi> fuͤr das beſte gehal-<lb/> ten wird. Man ſoll aber das <hi rendition="#fr">gelbe<lb/> Wachs</hi> erwehlen, welches hoch an der<lb/> Farbe, von gutem Geruch, und leicht-<lb/> lich zu zerbrechen iſt, auch nicht an den<lb/> Zaͤhnen behangen bleibet: desgleichen<lb/> muß man Acht haben, daß nicht zuviel<lb/> Wuſt am Boden ſey, das iſt, es ſoll<lb/> recht wohl gereiniget ſeyn, und oben<lb/> wie unten ſehen: nicht weniger mag<lb/> man zuſchauen, abſonderlich, wenn es<lb/> dicke Wachsſcheiben ſind, als wie die<lb/> Dantziger, daß kein Waſſer, oder Stei-<lb/> ne, oder Erde in der Mitten ſtecke.<lb/> Kurtz: es muß ſo ſeyn, wie es von Na-<lb/> tur iſt, weder mit Hartz, Galipot oder<lb/> Pech vermiſchet, noch auch mit Terra<lb/> merita oder Roucou angefaͤrbet.</p><lb/> <p>Das <hi rendition="#fr">gelbe Wachs</hi> dienet zu vieler-<lb/> ley, zu Wachskertzen, duͤnnem Zug<lb/> und zu andern Sachen mehr. Es wird<lb/> auch ſtarck zur Artzney gebraucht, denn<lb/> es den Pflaſtern und Salben ihre<lb/> gebuͤhrende Dicke giebet. Desgleichen<lb/> wird es von vielen Handwercksleuten<lb/> zu allerhand Sachen, dazu ſie es noͤthig<lb/> haben, gebrauchet. Nichtweniger wer-<lb/> den die Pergamente damit beſiegelt, auf<lb/> welchen Privilegia und Freyheiten,<lb/> oder andere dergleichen Dinge geſchrie-<lb/> ben ſtehen. Doch wollen etliche, das<lb/> gelbe Wachs ſchicke ſich durchaus nicht<lb/> zur Artzney.</p><lb/> <p>Aus dem gelben Wachs wird vermit-<lb/> telſt Erde, Bolus und andern derglei-<lb/> chen Dingen, die keinen Geſchmack ha-<lb/> ben, oder auch mit eichener Aſche, ein<lb/><note place="left">Wachsoͤl<lb/> oder Butter.</note>weiſſes dickes Oel heruͤber getrieben,<lb/> welches gantz und gar wie Butter ſie-<lb/> het, und deswegen auch den Namen<lb/><hi rendition="#fr">Wachsbutter</hi> bekommen hat: daſſel-<lb/> be aber muß weiß ſehen, und wie<lb/> Wachs riechen. 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Die Butter<lb/> und das Oel vom Wachſe ſollen gut zu<lb/> denen Froſtbeulen ſeyn, inſonderheit,<lb/> wenn ſie aufgeſprungen; wie auch zu<lb/> andern dergleichen Kranckheiten mehr.</p><lb/> <p>Was in dem leinenen Sacke, wenn<lb/> das Wachs ausgepreſſet worden, zu-<lb/> ruͤcke bleibt, und anders nichts als tode<lb/> Bienen und anderer Unflat iſt, das<lb/> brauchen die Schmiede ſehr ſtarck, und<lb/> wird von uns <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Marc des mouches,</hi></hi> Bienen-<lb/> dreſter, genennet.</p><lb/> <p>Jn den Bienenſtoͤcken befindet<lb/> ſich auch noch eine Gattung <hi rendition="#fr">rothes<lb/> Wachſes,</hi> welches von etlichen <hi rendition="#fr">Jung-<lb/> feꝛnwachs,</hi> <hi rendition="#aq">Propolis,</hi> <hi rendition="#fr">Voꝛſtoß Stopf-<lb/> wachs/ Bienenhartz</hi> genennet wird,<lb/> und iſt daſſelbige Wachs, damit die Jm-<lb/> men die Ritzen und Loͤcher in den<lb/> Stoͤcken zu verkuͤtten und zu verſtopfen<lb/> pflegen, damit keine Luft dadurch gehe:<lb/> iemehr nun Loͤcher und Spalten in ei-<lb/> nem Stocke ſind, iemehr wird auch ſol-<lb/> ches Stopfwachs daran zu befinden<note place="right"><hi rendition="#aq">Propolis</hi><lb/> Stopfwachs.</note><lb/> ſeyn. 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Wobey zu mercken, daß das<lb/> Wachs, wenn es zwey oder drey Tage<lb/> auf den Tuͤchern gelegen hat, zu drey<lb/> oder viermahlen wieder umgeſchmol-<lb/> tzen wird, nachdem es ſchoͤn Wetter iſt,<lb/> und es viel Thau giebet, die Sonne auch<lb/> heiß ſcheinet. Wann es dann recht<lb/> weiß worden, wird es abermahls in<lb/> groſſen Keſſeln geſchmoltzen, und dar-<lb/> auf mit einem ſonderlich dazu verfertig-<lb/> ten Gefaͤß von weiſſen Bleche ausge-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">goſſen,</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0412]
Der Spezereyen und Materialien
Flechten und in den Saͤcken zuruͤcke
bleibet, wenn man, als ſchon gedacht,
das Honig heraus ziehet.
Polen/ die Barbarey/ Bretagne,
Champagne, und andere Gegenden
in Franckreich verſehen uns haͤuffig
mit gelben Wachſe, doch liegt nichts
dran, von was Orten es auch komme,
wenn es nur, wie ſichs gebuͤhret, recht
gut beſchaffen, und nichts drunter ge-
than worden iſt: wiewohl das Dan-
tziger Wachs/ das aus Bretagne
und Champagne, fuͤr das beſte gehal-
ten wird. Man ſoll aber das gelbe
Wachs erwehlen, welches hoch an der
Farbe, von gutem Geruch, und leicht-
lich zu zerbrechen iſt, auch nicht an den
Zaͤhnen behangen bleibet: desgleichen
muß man Acht haben, daß nicht zuviel
Wuſt am Boden ſey, das iſt, es ſoll
recht wohl gereiniget ſeyn, und oben
wie unten ſehen: nicht weniger mag
man zuſchauen, abſonderlich, wenn es
dicke Wachsſcheiben ſind, als wie die
Dantziger, daß kein Waſſer, oder Stei-
ne, oder Erde in der Mitten ſtecke.
Kurtz: es muß ſo ſeyn, wie es von Na-
tur iſt, weder mit Hartz, Galipot oder
Pech vermiſchet, noch auch mit Terra
merita oder Roucou angefaͤrbet.
Das gelbe Wachs dienet zu vieler-
ley, zu Wachskertzen, duͤnnem Zug
und zu andern Sachen mehr. Es wird
auch ſtarck zur Artzney gebraucht, denn
es den Pflaſtern und Salben ihre
gebuͤhrende Dicke giebet. Desgleichen
wird es von vielen Handwercksleuten
zu allerhand Sachen, dazu ſie es noͤthig
haben, gebrauchet. Nichtweniger wer-
den die Pergamente damit beſiegelt, auf
welchen Privilegia und Freyheiten,
oder andere dergleichen Dinge geſchrie-
ben ſtehen. Doch wollen etliche, das
gelbe Wachs ſchicke ſich durchaus nicht
zur Artzney.
Aus dem gelben Wachs wird vermit-
telſt Erde, Bolus und andern derglei-
chen Dingen, die keinen Geſchmack ha-
ben, oder auch mit eichener Aſche, ein
weiſſes dickes Oel heruͤber getrieben,
welches gantz und gar wie Butter ſie-
het, und deswegen auch den Namen
Wachsbutter bekommen hat: daſſel-
be aber muß weiß ſehen, und wie
Wachs riechen. Aus dieſer Wachs-
butter, wenn ſie mit geſtoſſenem Bo-
lus oder Kalch incorporiret worden iſt,
wird aus einer glaͤſernen Retorte, in
Sand geſtellt, ein klares und helles Oel,
wie Waſſer, gezogen, welches einen an-
genehmen Geruch hat. Die Butter
und das Oel vom Wachſe ſollen gut zu
denen Froſtbeulen ſeyn, inſonderheit,
wenn ſie aufgeſprungen; wie auch zu
andern dergleichen Kranckheiten mehr.
Wachsoͤl
oder Butter.
Was in dem leinenen Sacke, wenn
das Wachs ausgepreſſet worden, zu-
ruͤcke bleibt, und anders nichts als tode
Bienen und anderer Unflat iſt, das
brauchen die Schmiede ſehr ſtarck, und
wird von uns Marc des mouches, Bienen-
dreſter, genennet.
Jn den Bienenſtoͤcken befindet
ſich auch noch eine Gattung rothes
Wachſes, welches von etlichen Jung-
feꝛnwachs, Propolis, Voꝛſtoß Stopf-
wachs/ Bienenhartz genennet wird,
und iſt daſſelbige Wachs, damit die Jm-
men die Ritzen und Loͤcher in den
Stoͤcken zu verkuͤtten und zu verſtopfen
pflegen, damit keine Luft dadurch gehe:
iemehr nun Loͤcher und Spalten in ei-
nem Stocke ſind, iemehr wird auch ſol-
ches Stopfwachs daran zu befinden
ſeyn. Dieſes Wachs wurde vor dieſem
ſehr gebrauchet, anietzo aber weiß man
ſchier nicht mehr, was es iſt, ob es gleich
ein herrliches remedium iſt fuͤr die Zu-
faͤlle der Nerven.
Propolis
Stopfwachs.
Vom weiſſen Wachs.
Das weiſſe Wachs wird von dem
gelben bereitet, wenn daſſelbe geſchmol-
tzen und im Waſſer gekoͤrnet, oder zu
kleinen Broͤcklein gemachet worden iſt.
Hernach wird es auf Tuͤcher, welche an
Haken aufgehencket ſind, geleget, und
Tag und Nacht, vom April an, bis zu
Ende des Octobers an der freyen Luft
gelaſſen. Wobey zu mercken, daß das
Wachs, wenn es zwey oder drey Tage
auf den Tuͤchern gelegen hat, zu drey
oder viermahlen wieder umgeſchmol-
tzen wird, nachdem es ſchoͤn Wetter iſt,
und es viel Thau giebet, die Sonne auch
heiß ſcheinet. Wann es dann recht
weiß worden, wird es abermahls in
groſſen Keſſeln geſchmoltzen, und dar-
auf mit einem ſonderlich dazu verfertig-
ten Gefaͤß von weiſſen Bleche ausge-
goſſen,
Jn Langue-
doc wird das
Wachs nicht
gekoͤrnet, ſon-
dern ſie ma-
chen es uͤber-
aus duͤnne,
und in Ge-
ſtalt der Zu-
ckerhuͤte, die
ſie hernach-
mahls an die
Sonne ſtel-
len, und oft
mit friſchen
Waſſer be-
ſpritzen, da-
mit ſie nicht
von der hefti-
gen Soñenhi-
tze zerflieſſen.
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