Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Der Spezereyen und Materialien Das drey und zwantzigste Capitel. [Spaltenumbruch]
Siehe Fig. 359.Von denen Bienen. DJe Bienen oder Honigfliegen sind Einige unter denen Naturkündigern Allein diese Geburt oder Ursprung Mir bedunckte, der Virgilius sey ein Dieses sind also zwey ziemlich wie- Anmerckungen von den Bienen, welche mir eine gewisse Person mitgetheilet. Die Erzielung derer Bienen hat das- unten
Der Spezereyen und Materialien Das drey und zwantzigſte Capitel. [Spaltenumbruch]
Siehe Fig. 359.Von denen Bienen. DJe Bienen oder Honigfliegen ſind Einige unter denen Naturkuͤndigern Allein dieſe Geburt oder Urſprung Mir bedunckte, der Virgilius ſey ein Dieſes ſind alſo zwey ziemlich wie- Anmerckungen von den Bienen, welche mir eine gewiſſe Perſon mitgetheilet. Die Erzielung derer Bienen hat das- unten
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <pb facs="#f0404"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Spezereyen und Materialien</hi> </fw><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Das drey und zwantzigſte Capitel.<lb/> Von denen Bienen.</hi> </head><lb/> <cb n="535"/> <note place="left">Siehe <hi rendition="#aq">Fig.</hi> 359.</note> <p><hi rendition="#in">D</hi>Je <hi rendition="#fr">Bienen</hi> oder Honigfliegen ſind<lb/> kleine Thierlein, deren Natur und<lb/> Klugheit eben ſo verwunderbarlich, als<lb/> noͤthig ihre Arbeit iſt; denn ſie geben<lb/> uns Honig und Wachs, mit denen wir<lb/> eine ſtarcke Handlung treiben. Die-<lb/> weil ich aber niemahlen ſelbſt <hi rendition="#fr">Bienen</hi><lb/> gehalten, ſo habe mich auf einen guten<lb/> Freund verlaſſen muͤſſen, welcher viel<lb/> Jahre lang damit umgangen, und ge-<lb/> handelt hat, der dann belieben gehabt<lb/> mir alles, was er nur dabey beobach-<lb/> ten koͤnnen, zu geben, auf daß ich es mit<lb/> demjenigen, was die Scribenten davon<lb/> gemeldet, <hi rendition="#aq">conferi</hi>ren und vergleichen<lb/> moͤchte.</p><lb/> <p>Einige unter denen Naturkuͤndigern<lb/> geben vor, daß die <hi rendition="#fr">Bienen</hi> ihren Ur-<lb/> ſprung von todten Loͤwen und Ochſen<lb/> naͤhmen, und daß an ſtatt der Wuͤrme,<lb/> welche aus denen Coͤrpern der andern<lb/> Thiere zu wachſen pflegen, aus denen<lb/> Coͤrpern der Loͤwen und Ochſen <hi rendition="#fr">Bie-<lb/> nen</hi> herfuͤr kaͤmen.</p><lb/> <p>Allein dieſe Geburt oder Urſprung<lb/> ſcheinet mir um ſo viel mehr von der<lb/> Wahrheit entfernet zu ſeyn, weil eine<lb/> gewiſſe Perſon dasjenige/ was der Poet<lb/><hi rendition="#fr">Virgilius</hi> im <hi rendition="#aq">IV.</hi> Buch vom Ackerbau<lb/> davon geſchrieben, auf die Probe ge-<lb/> ſtellet und nichts dergleichen gefunden.<lb/> Der gantze Handel ſteht in einem ge-<lb/> druckten Buͤchlein, welches einem<lb/> Dorffprieſter zugeſchrieben wird, wel-<lb/> cher allda am 14. Blat alſo redet.</p><lb/> <p>Mir bedunckte, der Virgilius ſey ein<lb/> Autor, der Anſehens genug haͤtte, ei-<lb/> ne, allem Vermuthen nach, nicht ſo gar<lb/> unglaubliche Sache zu beſtaͤtigen, und<lb/> verdiente noch wohl, daß ich ſie auf ſein<lb/> Wort, auf die Probe fuͤhrete. Jch<lb/> that ſolches auch, zu allem Ungluͤck,<lb/> und gedachte nicht anders, oder ich wuͤr-<lb/> de das gantze Dorff <hi rendition="#aq">inficir</hi>en und anſte-<lb/> cken. Denn ich ließ einen jungen Stier,<lb/><hi rendition="#aq">bina cornua ferens,</hi> der zwey Hoͤrner hat-<lb/> te, todſchlagen, und demſelben, bis er<lb/> ſtarb, viel tauſend Streiche mit Pruͤ-<lb/> geln geben. An ſtatt des Begraͤbnuͤſ-<lb/> ſes ward er zerſtuͤcket, ſamt ſeinen bey-<lb/> den Hoͤrnern in ein hoͤltzern Vaß gele-<lb/> get, welches vier Loͤcher hatte, nach de-<lb/><cb n="536"/> nen vier Winden, damit die vielen<lb/> Millionen Bienen, nach des Virgilius<lb/> Worten, heraus kriechen koͤnten. 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Al-<lb/> lein, an ſtatt, daß etliche tauſend Bie-<lb/> nenſchwaͤrme aus dem Leibe dieſes<lb/> Thiers herfuͤr kommen ſolten, krochen<lb/> eine gantz unzehliche Menge dicker<lb/> Wuͤrme herfuͤr, und entſtund ein ſol-<lb/> cher heftiger Geſtanck, daß ich vermein-<lb/> te, er wuͤrde die gantze Gegend vergif-<lb/> ten, denn er war dermaſſen heftig, daß<lb/> iederman glaubete, das Land wuͤrde von<lb/> der Peſtilentz angegriffen werden.</p><lb/> <p>Dieſes ſind alſo zwey ziemlich wie-<lb/> drige Meinungen, welche zu entſchei-<lb/> den ich viel zu unvermoͤgend bin: will<lb/> derowegen viel lieber eine und andere<lb/> Anmerckungen, welche ſich auf die taͤgli-<lb/> che Erfahrung gruͤnden, allhier anfuͤh-<lb/> ren Diejenigen aber, welche mehꝛ davon<lb/> zu wiſſen begehren, koͤnnen den <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Grenade</hi></hi><lb/> leſen, oder auch das Buͤchlein, das ob-<lb/> gedachter Dorffprieſter verfertiget hat,<lb/> oder ein ander kleines Buͤchlein, das<lb/> erſt kuͤrtzlich zu <hi rendition="#fr">Paris</hi> heraus gekom-<lb/> men, und alſo heißt: <hi rendition="#fr">Tractaͤtlein von<lb/> Bienen,</hi> worinne beſchrieben ſtehet,<lb/> auf was fuͤr Art und Weiſe man die<lb/> Bienen warten ſoll, und was dabey in<lb/> Acht zu nehmen, auch wie man, durch<lb/> Sammlung des Honigs und des Wach-<lb/> ſes, einen groſſen Gewinn davon ziehen<lb/> ſolle.</p><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">Anmerckungen von den Bienen,<lb/> welche mir eine gewiſſe Perſon<lb/> mitgetheilet.</hi> </head><lb/> <p>Die Erzielung derer <hi rendition="#fr">Bienen</hi> hat das-<lb/> jenige zu ihrem Anfange, woraus ſie<lb/> gezeuget werden, und eine Gattung ei-<lb/> nes kleinen weiſſen Sames iſt, welcher<lb/> <fw place="bottom" type="catch">unten</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0404]
Der Spezereyen und Materialien
Das drey und zwantzigſte Capitel.
Von denen Bienen.
DJe Bienen oder Honigfliegen ſind
kleine Thierlein, deren Natur und
Klugheit eben ſo verwunderbarlich, als
noͤthig ihre Arbeit iſt; denn ſie geben
uns Honig und Wachs, mit denen wir
eine ſtarcke Handlung treiben. Die-
weil ich aber niemahlen ſelbſt Bienen
gehalten, ſo habe mich auf einen guten
Freund verlaſſen muͤſſen, welcher viel
Jahre lang damit umgangen, und ge-
handelt hat, der dann belieben gehabt
mir alles, was er nur dabey beobach-
ten koͤnnen, zu geben, auf daß ich es mit
demjenigen, was die Scribenten davon
gemeldet, conferiren und vergleichen
moͤchte.
Einige unter denen Naturkuͤndigern
geben vor, daß die Bienen ihren Ur-
ſprung von todten Loͤwen und Ochſen
naͤhmen, und daß an ſtatt der Wuͤrme,
welche aus denen Coͤrpern der andern
Thiere zu wachſen pflegen, aus denen
Coͤrpern der Loͤwen und Ochſen Bie-
nen herfuͤr kaͤmen.
Allein dieſe Geburt oder Urſprung
ſcheinet mir um ſo viel mehr von der
Wahrheit entfernet zu ſeyn, weil eine
gewiſſe Perſon dasjenige/ was der Poet
Virgilius im IV. Buch vom Ackerbau
davon geſchrieben, auf die Probe ge-
ſtellet und nichts dergleichen gefunden.
Der gantze Handel ſteht in einem ge-
druckten Buͤchlein, welches einem
Dorffprieſter zugeſchrieben wird, wel-
cher allda am 14. Blat alſo redet.
Mir bedunckte, der Virgilius ſey ein
Autor, der Anſehens genug haͤtte, ei-
ne, allem Vermuthen nach, nicht ſo gar
unglaubliche Sache zu beſtaͤtigen, und
verdiente noch wohl, daß ich ſie auf ſein
Wort, auf die Probe fuͤhrete. Jch
that ſolches auch, zu allem Ungluͤck,
und gedachte nicht anders, oder ich wuͤr-
de das gantze Dorff inficiren und anſte-
cken. Denn ich ließ einen jungen Stier,
bina cornua ferens, der zwey Hoͤrner hat-
te, todſchlagen, und demſelben, bis er
ſtarb, viel tauſend Streiche mit Pruͤ-
geln geben. An ſtatt des Begraͤbnuͤſ-
ſes ward er zerſtuͤcket, ſamt ſeinen bey-
den Hoͤrnern in ein hoͤltzern Vaß gele-
get, welches vier Loͤcher hatte, nach de-
nen vier Winden, damit die vielen
Millionen Bienen, nach des Virgilius
Worten, heraus kriechen koͤnten. Der
Koͤnig entſprieſſet aus dem Magen,
und die faulen Bienen (Afterbienen
oder Threnen,) aus dem untern Leibe.
Die Koͤnige bekriegen einander zu Waſ-
ſer und zu Lande, ſtellen ihre Kriegs-
heere in Schlachtordnung, beſchencken
die Oberſten und Hauptleute, ſtraffen
die nachlaͤßigen, laſſen ſie durch die Ru-
then lauffen, die Diebe laſſen ſie wip-
pen: und was dergleichen Poſſen mehr
ſind, welche ihrer viel geglaͤubet haben,
und noch feſte darauf verbleiben. Al-
lein, an ſtatt, daß etliche tauſend Bie-
nenſchwaͤrme aus dem Leibe dieſes
Thiers herfuͤr kommen ſolten, krochen
eine gantz unzehliche Menge dicker
Wuͤrme herfuͤr, und entſtund ein ſol-
cher heftiger Geſtanck, daß ich vermein-
te, er wuͤrde die gantze Gegend vergif-
ten, denn er war dermaſſen heftig, daß
iederman glaubete, das Land wuͤrde von
der Peſtilentz angegriffen werden.
Dieſes ſind alſo zwey ziemlich wie-
drige Meinungen, welche zu entſchei-
den ich viel zu unvermoͤgend bin: will
derowegen viel lieber eine und andere
Anmerckungen, welche ſich auf die taͤgli-
che Erfahrung gruͤnden, allhier anfuͤh-
ren Diejenigen aber, welche mehꝛ davon
zu wiſſen begehren, koͤnnen den Grenade
leſen, oder auch das Buͤchlein, das ob-
gedachter Dorffprieſter verfertiget hat,
oder ein ander kleines Buͤchlein, das
erſt kuͤrtzlich zu Paris heraus gekom-
men, und alſo heißt: Tractaͤtlein von
Bienen, worinne beſchrieben ſtehet,
auf was fuͤr Art und Weiſe man die
Bienen warten ſoll, und was dabey in
Acht zu nehmen, auch wie man, durch
Sammlung des Honigs und des Wach-
ſes, einen groſſen Gewinn davon ziehen
ſolle.
Anmerckungen von den Bienen,
welche mir eine gewiſſe Perſon
mitgetheilet.
Die Erzielung derer Bienen hat das-
jenige zu ihrem Anfange, woraus ſie
gezeuget werden, und eine Gattung ei-
nes kleinen weiſſen Sames iſt, welcher
unten
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