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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Hauptbeschreibung zweyter Theil.
[Spaltenumbruch] schon diejenigen, welche ungleich sind,
und grosse Körner haben, sich eben so
gut gebrauchen lassen, sind sie doch nicht
so leichtlich zu verkauffen.

Spiegel auf dem Chagrin bedeuten die-
jenigen Plätze auf diesen Häuten, auf
denen nicht ein eintziges Korn ist, sondern
sind gantz gleich, und gleissend wie ein
Spiegel, daher auch der Name entstan-
den.

Mit dem Chagrin werden Bücher,
die man stets gebrauchet, überzogen,
wie ingleichen und sonderlich Uhrge-
häuse, und andere Geräthe, z. E.
Schreibzeuge, Schreibtafeln und der-
gleichen.

Der Chagrin wird nach belieben,
gefärbet, und dahero sieht man schwar-
tzen, rothen und grünen Chagrin. Al-
lein der beste und theuerste ist der rothe,
denn er ist mit Vermeillon und Car-
min zugerichtet. Den aufrechten Cha-
grin
aber erkennet man vor den zu Cha-
grin gemachten Corduan daran, daß er
sich nicht abzeucht.



Uber alle diejenigen Theile der vier-
füßigen Thiere, die wir zu verkauffen
Bären-
schmaltz.
pflegen, verkauffen wir auch noch Bä-
renschmaltz/
das wir aus denen
Schweitzergebirgen/ aus Savoy-
en
und aus Canada bringen lassen.
Es soll aber frisch geschmoltzen seyn,
graulicht und klebricht, eines starcken
häßlichen Geruchs, nicht zu harte, auch
nicht zu weich. Denn welches weiß-
licht und harte ist, dasselbe soll man ver-
werffen, dieweil es mit Unschlit ver-
mischet ist. Dieses Schmaltz ist ein voll-
kommen herrlich Mittel wider die kal-
ten Flüsse: so hält man es auch für das
Podagra gar dienlich, wenn man den
schmertzhaften Ort damit reibet: in-
gleichen soll es die Haare wachsen ma-
chen, sonderlich wenn man pulverisirte
Bienen drunter mischet und Nußöl.
Auch wird es etwas weniges in der
Artzney gebraucht, und zu unterschied-
lichen Galenischen compositionen, als da
ist mundificans de apio &c gebrauchet.

Bärenunsch-
lit.

Bärenunschlit lassen wir gar sel-
ten bringen, weil es in Franckreich
nicht sehr gebräuchlich, und nur für
diejenigen dienet, die nicht gerne viel
Geld für das Schmaltz geben wollen.

[Spaltenumbruch]

Wir verkauffen auch Dachsfett/Dachsfett.
weil es ein gar herrlich Mittel ist wider
die Nierenbeschwerung und Hüfftweh:
ingleichen Pinsel von Dachshaaren für
die Mahler.

Getreugte Wolffsleber und Där-Wolffsleber.
me, welche denenjenigen dienlich seyn
sollen, die mit Leberkranckheiten und
der Colica beladen sind.

Noch weiter verkauffen wir Fuchs-Fuchs-
schmaltz und
Lunge.

schmaltz und die getreugte Lunge:
das Schmaltz, weil es vortrefflich gut
ist wider den Ohrenzwang, wie auch,
daß man denenjenigen, welche die
schwere Noth bekommen, die Glieder
damit reibe. Die getrucknete und ge-
pülverte Lunge aber dienet für die Lun-
gensüchtigen und die einen kurtzen
Athem haben.

Jngleichen Hasenlaab, welches fürHasenlaab.
eine Artzney wider den Gift ausgege-
ben wird, und das geronnene Geblüte
im Leibe zertheilen soll.

Ausser diesen verkauffen wir auch
wilde Schweinszähne/ Schincken
von Mäyntz, Bayonne/ Anjou, wie
auch, die um Paris herum gemacht
werden. Bologneser und Provence
Würste/ Parmesan und Planzentini-
schen Käse/ welcher in der Normandie
nachgemachet wird, Gasconischen
Rocfort genannt, oder von Rovergue,
Auvergne, Gruyere, Vachelin, Bern,
Roche, Holländischen, und viele andere
Sorten Käse mehr, die wir von diesen
und jenen Orten bringen lassen.

Uber diß handeln wir auch starck mit
gesaltzner Butter, die wir aus Holland,
England, Jrrland, Bretagne, von La-
mion und Jsigny aus der Normandie
kommen lassen, denn daher wird die
allermeiste Butter gebracht, die wir zu
Paris verthun.

[Ende Spaltensatz]


Diese sind also alle diejenigen Theile
von vierfüßigen Thieren, damit wir zu
handeln pflegen. Ob nun ihre Anzahl
geringe ist, dennoch bringen sie keinen
schlechten Nutzen, nehmen viel Geld hin-
weg, und bezahlen bey der Ein- und
Ausfuhr nicht wenig Zoll. Thäte
aber nicht der so starcke Handel, und
bestünde nicht der meisten Parisischen

Speze-

Hauptbeſchreibung zweyter Theil.
[Spaltenumbruch] ſchon diejenigen, welche ungleich ſind,
und groſſe Koͤrner haben, ſich eben ſo
gut gebrauchen laſſen, ſind ſie doch nicht
ſo leichtlich zu verkauffen.

Spiegel auf dem Chagrin bedeuten die-
jenigen Plaͤtze auf dieſen Haͤuten, auf
denen nicht ein eintziges Korn iſt, ſondern
ſind gantz gleich, und gleiſſend wie ein
Spiegel, daher auch der Name entſtan-
den.

Mit dem Chagrin werden Buͤcher,
die man ſtets gebrauchet, uͤberzogen,
wie ingleichen und ſonderlich Uhrge-
haͤuſe, und andere Geraͤthe, z. E.
Schreibzeuge, Schreibtafeln und der-
gleichen.

Der Chagrin wird nach belieben,
gefaͤrbet, und dahero ſieht man ſchwar-
tzen, rothen und gruͤnen Chagrin. Al-
lein der beſte und theuerſte iſt der rothe,
denn er iſt mit Vermeillon und Car-
min zugerichtet. Den aufrechten Cha-
grin
aber erkennet man vor den zu Cha-
grin gemachten Corduan daran, daß er
ſich nicht abzeucht.



Uber alle diejenigen Theile der vier-
fuͤßigen Thiere, die wir zu verkauffen
Baͤren-
ſchmaltz.
pflegen, verkauffen wir auch noch Baͤ-
renſchmaltz/
das wir aus denen
Schweitzergebirgen/ aus Savoy-
en
und aus Canada bringen laſſen.
Es ſoll aber friſch geſchmoltzen ſeyn,
graulicht und klebricht, eines ſtarcken
haͤßlichen Geruchs, nicht zu harte, auch
nicht zu weich. Denn welches weiß-
licht und harte iſt, daſſelbe ſoll man ver-
werffen, dieweil es mit Unſchlit ver-
miſchet iſt. Dieſes Schmaltz iſt ein voll-
kommen herrlich Mittel wider die kal-
ten Fluͤſſe: ſo haͤlt man es auch fuͤr das
Podagra gar dienlich, wenn man den
ſchmertzhaften Ort damit reibet: in-
gleichen ſoll es die Haare wachſen ma-
chen, ſonderlich wenn man pulveriſirte
Bienen drunter miſchet und Nußoͤl.
Auch wird es etwas weniges in der
Artzney gebraucht, und zu unterſchied-
lichen Galeniſchen compoſitionen, als da
iſt mundificans de apio &c gebrauchet.

Baͤrenunſch-
lit.

Baͤrenunſchlit laſſen wir gar ſel-
ten bringen, weil es in Franckreich
nicht ſehr gebraͤuchlich, und nur fuͤr
diejenigen dienet, die nicht gerne viel
Geld fuͤr das Schmaltz geben wollen.

[Spaltenumbruch]

Wir verkauffen auch Dachsfett/Dachsfett.
weil es ein gar herrlich Mittel iſt wider
die Nierenbeſchwerung und Huͤfftweh:
ingleichen Pinſel von Dachshaaren fuͤr
die Mahler.

Getreugte Wolffsleber und Daͤr-Wolffsleber.
me, welche denenjenigen dienlich ſeyn
ſollen, die mit Leberkranckheiten und
der Colica beladen ſind.

Noch weiter verkauffen wir Fuchs-Fuchs-
ſchmaltz und
Lunge.

ſchmaltz und die getreugte Lunge:
das Schmaltz, weil es vortrefflich gut
iſt wider den Ohrenzwang, wie auch,
daß man denenjenigen, welche die
ſchwere Noth bekommen, die Glieder
damit reibe. Die getrucknete und ge-
puͤlverte Lunge aber dienet fuͤr die Lun-
genſuͤchtigen und die einen kurtzen
Athem haben.

Jngleichen Haſenlaab, welches fuͤrHaſenlaab.
eine Artzney wider den Gift ausgege-
ben wird, und das geronnene Gebluͤte
im Leibe zertheilen ſoll.

Auſſer dieſen verkauffen wir auch
wilde Schweinszaͤhne/ Schincken
von Maͤyntz, Bayonne/ Anjou, wie
auch, die um Paris herum gemacht
werden. Bologneſer und Provence
Wuͤrſte/ Parmeſan und Planzentini-
ſchen Kaͤſe/ welcher in der Normandie
nachgemachet wird, Gaſconiſchen
Rocfort genannt, oder von Rovergue,
Auvergne, Gruyere, Vachelin, Bern,
Roche, Hollaͤndiſchen, und viele andere
Sorten Kaͤſe mehr, die wir von dieſen
und jenen Orten bringen laſſen.

Uber diß handeln wir auch ſtarck mit
geſaltzner Butter, die wir aus Holland,
England, Jrrland, Bretagne, von La-
mion und Jſigny aus der Normandie
kommen laſſen, denn daher wird die
allermeiſte Butter gebracht, die wir zu
Paris verthun.

[Ende Spaltensatz]


Dieſe ſind alſo alle diejenigen Theile
von vierfuͤßigen Thieren, damit wir zu
handeln pflegen. Ob nun ihre Anzahl
geringe iſt, dennoch bringen ſie keinen
ſchlechten Nutzen, nehmen viel Geld hin-
weg, und bezahlen bey der Ein- und
Ausfuhr nicht wenig Zoll. Thaͤte
aber nicht der ſo ſtarcke Handel, und
beſtuͤnde nicht der meiſten Pariſiſchen

Speze-
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[0399] Hauptbeſchreibung zweyter Theil. ſchon diejenigen, welche ungleich ſind, und groſſe Koͤrner haben, ſich eben ſo gut gebrauchen laſſen, ſind ſie doch nicht ſo leichtlich zu verkauffen. Spiegel auf dem Chagrin bedeuten die- jenigen Plaͤtze auf dieſen Haͤuten, auf denen nicht ein eintziges Korn iſt, ſondern ſind gantz gleich, und gleiſſend wie ein Spiegel, daher auch der Name entſtan- den. Mit dem Chagrin werden Buͤcher, die man ſtets gebrauchet, uͤberzogen, wie ingleichen und ſonderlich Uhrge- haͤuſe, und andere Geraͤthe, z. E. Schreibzeuge, Schreibtafeln und der- gleichen. Der Chagrin wird nach belieben, gefaͤrbet, und dahero ſieht man ſchwar- tzen, rothen und gruͤnen Chagrin. Al- lein der beſte und theuerſte iſt der rothe, denn er iſt mit Vermeillon und Car- min zugerichtet. Den aufrechten Cha- grin aber erkennet man vor den zu Cha- grin gemachten Corduan daran, daß er ſich nicht abzeucht. Uber alle diejenigen Theile der vier- fuͤßigen Thiere, die wir zu verkauffen pflegen, verkauffen wir auch noch Baͤ- renſchmaltz/ das wir aus denen Schweitzergebirgen/ aus Savoy- en und aus Canada bringen laſſen. Es ſoll aber friſch geſchmoltzen ſeyn, graulicht und klebricht, eines ſtarcken haͤßlichen Geruchs, nicht zu harte, auch nicht zu weich. Denn welches weiß- licht und harte iſt, daſſelbe ſoll man ver- werffen, dieweil es mit Unſchlit ver- miſchet iſt. Dieſes Schmaltz iſt ein voll- kommen herrlich Mittel wider die kal- ten Fluͤſſe: ſo haͤlt man es auch fuͤr das Podagra gar dienlich, wenn man den ſchmertzhaften Ort damit reibet: in- gleichen ſoll es die Haare wachſen ma- chen, ſonderlich wenn man pulveriſirte Bienen drunter miſchet und Nußoͤl. Auch wird es etwas weniges in der Artzney gebraucht, und zu unterſchied- lichen Galeniſchen compoſitionen, als da iſt mundificans de apio &c gebrauchet. Baͤren- ſchmaltz. Baͤrenunſchlit laſſen wir gar ſel- ten bringen, weil es in Franckreich nicht ſehr gebraͤuchlich, und nur fuͤr diejenigen dienet, die nicht gerne viel Geld fuͤr das Schmaltz geben wollen. Wir verkauffen auch Dachsfett/ weil es ein gar herrlich Mittel iſt wider die Nierenbeſchwerung und Huͤfftweh: ingleichen Pinſel von Dachshaaren fuͤr die Mahler. Dachsfett. Getreugte Wolffsleber und Daͤr- me, welche denenjenigen dienlich ſeyn ſollen, die mit Leberkranckheiten und der Colica beladen ſind. Wolffsleber. Noch weiter verkauffen wir Fuchs- ſchmaltz und die getreugte Lunge: das Schmaltz, weil es vortrefflich gut iſt wider den Ohrenzwang, wie auch, daß man denenjenigen, welche die ſchwere Noth bekommen, die Glieder damit reibe. Die getrucknete und ge- puͤlverte Lunge aber dienet fuͤr die Lun- genſuͤchtigen und die einen kurtzen Athem haben. Fuchs- ſchmaltz und Lunge. Jngleichen Haſenlaab, welches fuͤr eine Artzney wider den Gift ausgege- ben wird, und das geronnene Gebluͤte im Leibe zertheilen ſoll. Haſenlaab. Auſſer dieſen verkauffen wir auch wilde Schweinszaͤhne/ Schincken von Maͤyntz, Bayonne/ Anjou, wie auch, die um Paris herum gemacht werden. Bologneſer und Provence Wuͤrſte/ Parmeſan und Planzentini- ſchen Kaͤſe/ welcher in der Normandie nachgemachet wird, Gaſconiſchen Rocfort genannt, oder von Rovergue, Auvergne, Gruyere, Vachelin, Bern, Roche, Hollaͤndiſchen, und viele andere Sorten Kaͤſe mehr, die wir von dieſen und jenen Orten bringen laſſen. Uber diß handeln wir auch ſtarck mit geſaltzner Butter, die wir aus Holland, England, Jrrland, Bretagne, von La- mion und Jſigny aus der Normandie kommen laſſen, denn daher wird die allermeiſte Butter gebracht, die wir zu Paris verthun. Dieſe ſind alſo alle diejenigen Theile von vierfuͤßigen Thieren, damit wir zu handeln pflegen. Ob nun ihre Anzahl geringe iſt, dennoch bringen ſie keinen ſchlechten Nutzen, nehmen viel Geld hin- weg, und bezahlen bey der Ein- und Ausfuhr nicht wenig Zoll. Thaͤte aber nicht der ſo ſtarcke Handel, und beſtuͤnde nicht der meiſten Pariſiſchen Speze-

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/399>, abgerufen am 21.11.2024.