Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Hauptbeschreibung zweyter Theil. [Spaltenumbruch]
schön scharlachroth sehen, sanft anzu-fühlen seyn, und ein schön Korn haben, ziemlich gut riechen, und knarren, wenn man ihn reibt. Er wird zwar wohl auch zu Mar- Die Bockhäute, die wir zu Paris Es vermeinen etliche, der Frantzö- Das vierzehende Capitel. [Beginn Spaltensatz]
Siehe Fig. 348.Vom Steinbock. DEr Steinbock oder der wilde Weil es keine Wölffe auf der Jnsel hin K k 3
Hauptbeſchreibung zweyter Theil. [Spaltenumbruch]
ſchoͤn ſcharlachroth ſehen, ſanft anzu-fuͤhlen ſeyn, und ein ſchoͤn Korn haben, ziemlich gut riechen, und knarren, wenn man ihn reibt. Er wird zwar wohl auch zu Mar- Die Bockhaͤute, die wir zu Paris Es vermeinen etliche, der Frantzoͤ- Das vierzehende Capitel. [Beginn Spaltensatz]
Siehe Fig. 348.Vom Steinbock. DEr Steinbock oder der wilde Weil es keine Woͤlffe auf der Jnſel hin K k 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0395"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Hauptbeſchreibung zweyter Theil.</hi></fw><lb/><cb n="521"/> ſchoͤn ſcharlachroth ſehen, ſanft anzu-<lb/> fuͤhlen ſeyn, und ein ſchoͤn Korn haben,<lb/> ziemlich gut riechen, und knarren, wenn<lb/> man ihn reibt.</p><lb/> <p>Er wird zwar wohl auch zu <hi rendition="#fr">Mar-<lb/> ſeille</hi> und zu <hi rendition="#fr">Paris</hi> gemacht: allein, er<lb/> ſieht nicht ſo ſchoͤn roth, haͤlt auch nicht<lb/><note place="left">Schwartzer<lb/> Corduan.</note>alſo lange. Was den ſchwartzen <hi rendition="#fr">Cor-<lb/> duan</hi> betrifft, da kommt der allerbeſte<lb/> aus der <hi rendition="#fr">Barbarey,</hi> und iſt viel ſchoͤner<lb/> und ſchwaͤrtzer, hat auch ein weit ſchoͤ-<lb/> neres Korn, als der, welcher zu <hi rendition="#fr">Rouan</hi><lb/> gearbeitet, und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Peaux fraiches,</hi></hi> friſche<lb/><cb n="522"/> Felle, genennet wird, und mag man<lb/> mir ſagen, was man will, er iſt doch<lb/> nicht ſo gut, noch ſo ſchoͤn, als wie der<lb/> aus der Barbarey.</p><lb/> <p>Die Bockhaͤute, die wir zu <hi rendition="#fr">Paris</hi><lb/> haben, in denen Oelaus <hi rendition="#fr">Provence</hi> ge-<lb/> bracht wird, verkauffen wir gewiſſen<lb/> Leuten, die ſie zu allerhand Gebrauch<lb/> zurichten.</p><lb/> <p>Es vermeinen etliche, der Frantzoͤ-<lb/> ſiſche Name <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Bouc</hi></hi> komme vom Teutſchen<lb/> Bock, oder vom Jtalieniſchen <hi rendition="#aq">Becco</hi><lb/> her: die Lateiner nennen ihn <hi rendition="#aq">Hircus.</hi></p> <cb type="end"/> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Das vierzehende Capitel.<lb/> Vom Steinbock.</hi> </head><lb/> <cb type="start"/> <note place="left">Siehe <hi rendition="#aq">Fig.</hi> 348.</note> <p><hi rendition="#in">D</hi>Er <hi rendition="#fr">Steinbock</hi> oder der <hi rendition="#fr">wilde<lb/> Bock</hi> iſt ein Thier, das in <hi rendition="#fr">Franck-<lb/> reich</hi> wenig bekannt, deſto mehr aber<lb/> in der <hi rendition="#fr">Schweitz.</hi> Derowegen habe<lb/> ich fuͤr dienlich erachtet, dasjenige all-<lb/> hier anzufuͤhren, was <hi rendition="#fr">Peter Bellon<lb/> Mans</hi> in ſeiner Reiſebeſchreibung am<lb/> 14. Blatte, folgender Geſtalt davon<lb/> vermeldet hat.</p><lb/> <p>Weil es keine Woͤlffe auf der Jnſel<lb/><hi rendition="#fr">Candia</hi> giebet, dannenhero laſſen die<lb/> Leute ihr Vieh gantz ſicher und ohne<lb/> Furcht des Nachts uͤber auf dem Felde,<lb/> und ſonderlich die Schafe und Haͤm-<lb/> mel. Koͤnnen nun die Einwohner jun-<lb/> ge Steinboͤcke, derer es eine groſſe Men-<lb/> ge giebt, in den Gebirgen herumir-<lb/> rend antreffen, ſo ziehen ſie dieſelben<lb/> bey den zahmen Ziegen zugleich mit<lb/> auf, und machen ſie gleichfalls zahm.<lb/> Die wilden aber gehoͤren dem, der ſie<lb/> faͤhet oder toͤdtet. Jhre Groͤffe uͤber-<lb/> trifft die gebuͤhrende Groͤſſe und Dicke<lb/> der zahmen Ziegen nicht: doch haben<lb/> ſie wohl eben ſoviel Fleiſch, als ein groſ-<lb/> ſer Hirſch, ſind auch mit dergleichen<lb/> gelblichten und kurtzen Haar bedecket,<lb/> nicht wie die Ziegen. Die Maͤnnlein<lb/> haben einen groſſen braunen Bart,<lb/> welches eine Sache, die ſonſt an keinem<lb/> Thiere mehr, das Hirſchhaar hat, zu<lb/> befinden. Wenn ſie alt worden, wer-<lb/> den ſie grau, und haben einen ſchwar-<lb/> tzen Streiffen uͤber den Ruͤckgrad. Wir<lb/> haben ihrer auch in unſern Gebirgen,<lb/> bevoraus an jaͤhen und unerſteiglichen<lb/> Orten. Zu verwundern iſt es, daß ein<lb/> ſo kleines Thier dermaſſen ſchwere Hoͤr-<lb/><cb/> ner tragen kan, wie ich dann ein Paar<lb/> habe, die zwey Ellen lang ſind. Dieſe<lb/> haben ſo viel Qveerſtriche oder Linien,<lb/> oder Ringe, ſo viel Jahre die Boͤcke oder<lb/> Ziegen alt ſind. So habe ich auch be-<lb/> funden, daß es ihrer zweyerley Ge-<lb/> ſchlechte giebt, welches ich auch mit de-<lb/> nen Hoͤrnern, die ich aus <hi rendition="#fr">Cypern</hi> und<lb/><hi rendition="#fr">Creta</hi> bringen laſſen, und dem Herrn<lb/> Landvogt des Lyoniſchen Gebirges ver-<lb/> ehret habe, erwieſen. Unterſchiedliche<lb/> mahl habe ich die Vergnuͤgung gehabt,<lb/> und ſie mit Griechiſchen Hunden hetzen<lb/> ſehen. Auf denen allerhoͤheſten Ge-<lb/> birgen in <hi rendition="#fr">Candia/</hi> und ſonderlich um<lb/> das Gebirge Spacchia und Madera,<lb/> giebt es Bauern, welche ſo gute Bogen-<lb/> ſchuͤtzen ſind, daß ſie die Boͤcke, auf fuͤnff<lb/> und zwantzig Schritte weit, mit ihren<lb/> Pfeilen treffen koͤnnen. Sie nehmen<lb/> aber die Weiblein, welche ſie aufgezo-<lb/> gen und zahm gemacht haben, und bin-<lb/> den dieſelben hier oder dort in dem Ge-<lb/> birge an, wo etwan die Maͤnnlein ihren<lb/> Lauff zu haben pflegen. Drauf macht<lb/> ſich der Schuͤtze auf die Seite, und ver-<lb/> birgt ſich hinter das Geſtraͤuche, dem<lb/> Wind entgegen, weil er wohl weiß, daß<lb/> der <hi rendition="#fr">Steinbock</hi> einen dermaſſen ſcharf-<lb/> fen Geruch hat, daß er ihn auch auf<lb/> hundert Schritte riechen wuͤrde. Wann<lb/> dann das Maͤnnlein das Weiblein auf<lb/> dem Lauffe findet, ſteht es ſtille, und der<lb/> Bauer drucket ſeinen Bogen ab. Fuͤgt<lb/> ſichs, daß der <hi rendition="#fr">Steinbock</hi> nur ſchlecht<lb/> verwundet, oder das Eiſen ihm im Lei-<lb/> be ſtecken geblieben, ſo weiß er ihm ſelbſt<lb/> meiſterlich zu helffen: denn er geht nur<lb/> <fw place="bottom" type="sig">K k 3</fw><fw place="bottom" type="catch">hin</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0395]
Hauptbeſchreibung zweyter Theil.
ſchoͤn ſcharlachroth ſehen, ſanft anzu-
fuͤhlen ſeyn, und ein ſchoͤn Korn haben,
ziemlich gut riechen, und knarren, wenn
man ihn reibt.
Er wird zwar wohl auch zu Mar-
ſeille und zu Paris gemacht: allein, er
ſieht nicht ſo ſchoͤn roth, haͤlt auch nicht
alſo lange. Was den ſchwartzen Cor-
duan betrifft, da kommt der allerbeſte
aus der Barbarey, und iſt viel ſchoͤner
und ſchwaͤrtzer, hat auch ein weit ſchoͤ-
neres Korn, als der, welcher zu Rouan
gearbeitet, und Peaux fraiches, friſche
Felle, genennet wird, und mag man
mir ſagen, was man will, er iſt doch
nicht ſo gut, noch ſo ſchoͤn, als wie der
aus der Barbarey.
Schwartzer
Corduan.
Die Bockhaͤute, die wir zu Paris
haben, in denen Oelaus Provence ge-
bracht wird, verkauffen wir gewiſſen
Leuten, die ſie zu allerhand Gebrauch
zurichten.
Es vermeinen etliche, der Frantzoͤ-
ſiſche Name Bouc komme vom Teutſchen
Bock, oder vom Jtalieniſchen Becco
her: die Lateiner nennen ihn Hircus.
Das vierzehende Capitel.
Vom Steinbock.
DEr Steinbock oder der wilde
Bock iſt ein Thier, das in Franck-
reich wenig bekannt, deſto mehr aber
in der Schweitz. Derowegen habe
ich fuͤr dienlich erachtet, dasjenige all-
hier anzufuͤhren, was Peter Bellon
Mans in ſeiner Reiſebeſchreibung am
14. Blatte, folgender Geſtalt davon
vermeldet hat.
Weil es keine Woͤlffe auf der Jnſel
Candia giebet, dannenhero laſſen die
Leute ihr Vieh gantz ſicher und ohne
Furcht des Nachts uͤber auf dem Felde,
und ſonderlich die Schafe und Haͤm-
mel. Koͤnnen nun die Einwohner jun-
ge Steinboͤcke, derer es eine groſſe Men-
ge giebt, in den Gebirgen herumir-
rend antreffen, ſo ziehen ſie dieſelben
bey den zahmen Ziegen zugleich mit
auf, und machen ſie gleichfalls zahm.
Die wilden aber gehoͤren dem, der ſie
faͤhet oder toͤdtet. Jhre Groͤffe uͤber-
trifft die gebuͤhrende Groͤſſe und Dicke
der zahmen Ziegen nicht: doch haben
ſie wohl eben ſoviel Fleiſch, als ein groſ-
ſer Hirſch, ſind auch mit dergleichen
gelblichten und kurtzen Haar bedecket,
nicht wie die Ziegen. Die Maͤnnlein
haben einen groſſen braunen Bart,
welches eine Sache, die ſonſt an keinem
Thiere mehr, das Hirſchhaar hat, zu
befinden. Wenn ſie alt worden, wer-
den ſie grau, und haben einen ſchwar-
tzen Streiffen uͤber den Ruͤckgrad. Wir
haben ihrer auch in unſern Gebirgen,
bevoraus an jaͤhen und unerſteiglichen
Orten. Zu verwundern iſt es, daß ein
ſo kleines Thier dermaſſen ſchwere Hoͤr-
ner tragen kan, wie ich dann ein Paar
habe, die zwey Ellen lang ſind. Dieſe
haben ſo viel Qveerſtriche oder Linien,
oder Ringe, ſo viel Jahre die Boͤcke oder
Ziegen alt ſind. So habe ich auch be-
funden, daß es ihrer zweyerley Ge-
ſchlechte giebt, welches ich auch mit de-
nen Hoͤrnern, die ich aus Cypern und
Creta bringen laſſen, und dem Herrn
Landvogt des Lyoniſchen Gebirges ver-
ehret habe, erwieſen. Unterſchiedliche
mahl habe ich die Vergnuͤgung gehabt,
und ſie mit Griechiſchen Hunden hetzen
ſehen. Auf denen allerhoͤheſten Ge-
birgen in Candia/ und ſonderlich um
das Gebirge Spacchia und Madera,
giebt es Bauern, welche ſo gute Bogen-
ſchuͤtzen ſind, daß ſie die Boͤcke, auf fuͤnff
und zwantzig Schritte weit, mit ihren
Pfeilen treffen koͤnnen. Sie nehmen
aber die Weiblein, welche ſie aufgezo-
gen und zahm gemacht haben, und bin-
den dieſelben hier oder dort in dem Ge-
birge an, wo etwan die Maͤnnlein ihren
Lauff zu haben pflegen. Drauf macht
ſich der Schuͤtze auf die Seite, und ver-
birgt ſich hinter das Geſtraͤuche, dem
Wind entgegen, weil er wohl weiß, daß
der Steinbock einen dermaſſen ſcharf-
fen Geruch hat, daß er ihn auch auf
hundert Schritte riechen wuͤrde. Wann
dann das Maͤnnlein das Weiblein auf
dem Lauffe findet, ſteht es ſtille, und der
Bauer drucket ſeinen Bogen ab. Fuͤgt
ſichs, daß der Steinbock nur ſchlecht
verwundet, oder das Eiſen ihm im Lei-
be ſtecken geblieben, ſo weiß er ihm ſelbſt
meiſterlich zu helffen: denn er geht nur
hin
K k 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |