Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Der Spezereyen und Materialien Das neunte Capitel. [Spaltenumbruch]
Siehe Fig. 341.Vom Cameel. DAs Cameel ist eines von denenje- Wenn die Cameele mit den Cara- Es giebt aber drey Geschlechte der Und diese sind die Thiere, deren HaarCameelhaar. Kürtzlich: das Cameel ist das aller- Vom natürlichen Sale Armoniaco. Das natürliche Sal Armoniacum,Das natütli- Saltz
Der Spezereyen und Materialien Das neunte Capitel. [Spaltenumbruch]
Siehe Fig. 341.Vom Cameel. DAs Cameel iſt eines von denenje- Wenn die Cameele mit den Cara- Es giebt aber drey Geſchlechte der Und dieſe ſind die Thiere, deren HaarCameelhaar. Kuͤrtzlich: das Cameel iſt das aller- Vom natuͤrlichen Sale Armoniaco. Das natuͤrliche Sal Armoniacum,Das natuͤtli- Saltz
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Der Spezereyen und Materialien
Das neunte Capitel.
Vom Cameel.
DAs Cameel iſt eines von denenje-
nigen Thieren, welche man dome-
ſtica zu nennen pfleget, und gantz zahm.
Es giebt ihrer die Menge durch gantz
Africa/ abſonderlich in der Barbarey,
in Lybien/ und in dem wuͤſten Getu-
lien: ſo haben auch die Araber ſonſt
keinen groͤſſern Reichthum. Die aus
Africa ſind unter allen denen andern
die beſten, weil ſie gantzer ſechs bis ſie-
ben Wochen keine Gerſte freſſen, auch
zehen bis zwoͤlff Tage lang ungegeſſen
und ungetruncken bleiben koͤnnen.
Das Weiblein traͤgt eilff Monate: ſo-
bald das Junge geworffen worden, bie-
get man ihm alle viere unter den Bauch
zuſammen, legt ihm eine Decke uͤber den
Ruͤcken, rund herum mit Steinen be-
ſchweret, daß es in 20. Tagen nicht auf-
zuſtehen vermag. Wann ſie nun alt
genug worden, werden ſie, als wie bey
uns die Pferde gebraucht.
Wenn die Cameele mit den Cara-
vanen oder ins Feld ziehen muͤſſen, ſo
ſingt ihr Fuͤhrer, oder pfeifft, ſoviel
ihm immer moͤglich, denn ie mehr man
dieſe Thiere erluſtiget, ie beſſer gehen ſie:
man bedarff auch keiner andern War-
tung fuͤr ſie, als daß man ihnen unter-
weilen mit einem kleinen Ruͤthlein den
Staub aus dem Felle und von dem
Ruͤcken klopfe, und Stroh oder Tep-
pichte unter die Fuͤſſe breite, wenn ſie
auf glatten Boden gehen ſollen, damit
ſie ſich nicht zerſprengen oder zerreiſſen;
welches ſonſten gar leichte angehet.
Wenn ſie abgeladen, werden ſie auf
die Felder und in die Weide getrieben,
da ſie dann das Gras, Dornen und die
Aeſte von den Baͤumen abfreſſen, und
die gantze Nacht hindurch wiederkaͤuen,
was ſie des Tages uͤber eingefreſſen.
Es giebt aber drey Geſchlechte der
Cameele. Diejenigen, welche Hegin
genennet werden, ſind die dickſten und
groͤſſeſten, und tragen biß tauſend
Pfund. Die zweyte Sorte wiꝛd Bechet
genennet, und haben zwey Hocker auf
dem Ruͤcken, welche man allebeyde be-
laden kan: ſind uͤberdiß bequem zum
reiten, allein es giebt ihrer nirgends
denn in Aſien. Die dritte Gattung
heiſſen ſie Dromedarien: ſind ſehr
klein, und zart, und dienen nur zum
reiten. Sie ſind ſo geſchwind, daß ſie
in einem Tage 35. bis 40. Meilen lauf-
fen, und dergeſtalt acht bis zehn Tage,
in der Wuͤſten, bey gar wenigem Fut-
ter aushalten koͤnnen. Wann man
ſie beladen will, darff man ſie nur mit
einer Spiesruthe bey den Knien und
am Halſe beruͤhren, ſo fallen ſie ſtracks
zur Erde/ und bleiben in ſolchem Stan-
de, bis ſie beladen: wiederkaͤuen ſtets,
und ſchreyen, wenn ſie noch jung ſind.
Wenn ſie vermercken, daß ſie beladen,
und der Huͤter nimmt ihnen den Ring
ab, an welchen ein Strick gebunden, da-
mit ſie, als mit einem Zaume, geleitet
werden, ſo erheben ſie ſich alſobald zu-
ſamt der Laſt. Die Cameele leiden
Hunger und Durſt gedultig, und wer-
den aller drey Tage aufs hoͤchſte getraͤn-
cket: andere ſagen, daß ſie das Waſſer
ſehr lange im Magen behalten koͤnten,
ſich damit zu erfriſchen, und dieſes ver-
mittelſt eines groſſen Schlauches, den
ſie haben, um welchen rund herum eine
ziemliche Anzahl Saͤcklein, zwiſchen
ſeinen Haͤuten ſtecken, in welchen, allem
Vermuthen nach, das Waſſer von die-
ſen Thieren aufbehalten wuͤrde; wel-
ches denn auch einige veranlaſſet zu ſa-
gen, daß die Tuͤrcken, wenn ſie mit ei-
ner Caravana, oder nach Mecha reiſen
wolten, und aber an Waſſer Mangel
litten, die Cameele toͤdteten, damit ſie
das Waſſer, welches ſie in ihren Waͤn-
ſten haͤtten, zu trincken bekaͤmen.
Hegin.
Bechet.
Dromeda-
rien.
Und dieſe ſind die Thiere, deren Haar
zu uns gebracht wird, und auch derſel-
ben Namen fuͤhret, daraus gar ſchoͤne
Zeuge gemachet werden. Das beſte
iſt, das vom Rumpfe kommt, und unter
dem gar wenig weiſſes iſt.
Cameelhaar.
Kuͤrtzlich: das Cameel iſt das aller-
zahmeſte Thier, welches ſeinem Herrn
ſehr wenig koſten macht, und doch viel
Nutzen ſchaffet.
Vom natuͤrlichen Sale Armoniaco.
Das natuͤrliche Sal Armoniacum,
oder vielmehr Sal Ammoniacum, iſt ein
Saltz
Das natuͤtli-
che Salmiac
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