Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Der Spezereyen und Materialien [Spaltenumbruch]
selten, Succus Acaciae Germanicae genannt,der aus den Schlehen gezogen und her- nach gekochet worden ist, bis er die Con- sistentz eines hart und vesten Extracts überkommen: drauf wird er in Blasen gethan, wie der Egyptische Acacien- [Spaltenumbruch] saft/ dem er auch an Gestalt gleichet, nicht aber an der Farbe: denn der Suc- cus Acaciae verae sieht braunroth, wie ich oben gemeldet habe, der Succus Acaciae Germanicae aber so schwartz, als wie der frische Süßholtzsaft. Das achte Capitel. [Spaltenumbruch]
Achiotl oderVom Roucou. Orlean. WAs die Jndianer Achiotl und Das Bäumlein, das den Roucou Die Europäer machen es in einem Dieser Bericht lautet gantz anders, Dieser letztere Bericht ist viel richti- set,
Der Spezereyen und Materialien [Spaltenumbruch]
ſelten, Succus Acaciæ Germanicæ genannt,der aus den Schlehen gezogen und her- nach gekochet worden iſt, bis er die Con- ſiſtentz eines hart und veſten Extracts uͤberkommen: drauf wird er in Blaſen gethan, wie der Egyptiſche Acacien- [Spaltenumbruch] ſaft/ dem er auch an Geſtalt gleichet, nicht aber an der Farbe: denn der Suc- cus Acaciæ veræ ſieht braunroth, wie ich oben gemeldet habe, der Succus Acaciæ Germanicæ aber ſo ſchwartz, als wie der friſche Suͤßholtzſaft. Das achte Capitel. [Spaltenumbruch]
Achiotl oderVom Roucou. Orlean. WAs die Jndianer Achiotl und Das Baͤumlein, das den Roucou Die Europaͤer machen es in einem Dieſer Bericht lautet gantz anders, Dieſer letztere Bericht iſt viel richti- ſet,
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0350"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der Spezereyen und Materialien</hi></fw><lb/><cb n="451"/> ſelten, <hi rendition="#aq">Succus Acaciæ Germanicæ</hi> genannt,<lb/> der aus den <hi rendition="#fr">Schlehen</hi> gezogen und her-<lb/> nach gekochet worden iſt, bis er die Con-<lb/> ſiſtentz eines hart und veſten Extracts<lb/> uͤberkommen: drauf wird er in Blaſen<lb/> gethan, wie der <hi rendition="#fr">Egyptiſche Acacien-<lb/><cb n="452"/> ſaft/</hi> dem er auch an Geſtalt gleichet,<lb/> nicht aber an der Farbe: denn der <hi rendition="#aq">Suc-<lb/> cus Acaciæ veræ</hi> ſieht braunroth, wie ich<lb/> oben gemeldet habe, der <hi rendition="#aq">Succus Acaciæ<lb/> Germanicæ</hi> aber ſo ſchwartz, als wie der<lb/> friſche Suͤßholtzſaft.</p> <cb type="end"/> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Das achte Capitel.<lb/><hi rendition="#g">Vom Roucou</hi>.</hi> </head><lb/> <cb n="451"/> <note place="left">Achiotl oder<lb/> Orlean.</note> <p><hi rendition="#in">W</hi>As die <hi rendition="#fr">Jndianer Achiotl</hi> und<lb/><hi rendition="#fr">Urucu/</hi> die Hollaͤnder aber <hi rendition="#fr">Or-<lb/> lean</hi> nennen, wird im Frantzoͤſiſchen<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Roucou</hi></hi> geheiſſen, und iſt eine <hi rendition="#aq">Fecula</hi> oder<lb/> zartes Pulver, welches die Einwohner<lb/> der <hi rendition="#fr">Jnſeln unter dem Wind</hi> und <hi rendition="#fr">S.<lb/> Domingo,</hi> aus einem kleinen Korn be-<lb/> reiten, das in einer Huͤlſe ſteckt, deren<lb/><note place="left">Siehe <hi rendition="#aq">Fig.</hi> 319.</note>Geſtalt ich nach demjenigen Stuͤcke, das<lb/> in meinen Haͤnden iſt, zeichnen und mit<lb/> dem Buchſtaben <hi rendition="#aq">A</hi> bemercken laſſen.</p><lb/> <note place="left">Siehe <hi rendition="#aq">Fig.</hi> 320.</note> <p>Das Baͤumlein, das den <hi rendition="#fr">Roucou</hi><lb/> traͤgt, ſtoͤſt, nach des <hi rendition="#fr">P. Tertre</hi> Berich-<lb/> te, aus ſeiner Wurtzel einen Hauffen<lb/> Zweige hervor, welche ſich wiederum in<lb/> viel kleinere Aeſte zertheilen, und alſo<lb/> eine Staude formiren. Seine Blaͤtter<lb/> ſehen bey nahe als wie die Blaͤtter des<lb/> Spaniſchen Holders, und es bringt<lb/> zweymahl des Jahres ein Hauffen<lb/> Buͤſchlein weiſſer mit roth vermengter<lb/> Blumen, welche der Geſtalt nach, bald<lb/> wie die Blumen der ſchwartzen Nies-<lb/> wurtz ſehen. Dieſe Blumen ſind gantz<lb/> voll kleiner gelber Zaͤſerlein mit rothen<lb/> Zuͤnglein beſetzet. Wann die Blumen<lb/> abgefallen, alsdann kommen die caſta-<lb/> nienbraunen Knoͤpfe hervor, welche<lb/> uͤber und uͤber mit kleinen und zarten<lb/> braunen Spitzlein oder Stacheln verſe-<lb/> hen ſind, die aber gar nicht ſtechen.<lb/> Wann dieſe zeitig worden, ſo finden ſich<lb/> in der Mitte zwey gedoppelte Kerne,<lb/> welche um und um mit einem hochro-<lb/> then glaͤntzenden Safte, den die Wilden<lb/><hi rendition="#fr">Roucou</hi> nennen, umgeben ſind. Mit<lb/> dieſer Farbe mahlen ſich die <hi rendition="#fr">Jndianer/</hi><lb/> wenn ſie verreiſen wollen; doch muͤſſen<lb/> ſie dieſelbe zuvor mit einem gewiſſen<lb/> Oele, welches ſie ausdruͤcklich hierzu<lb/> von einem und dem andern Samen be-<lb/> reiten, aufloͤſen.</p><lb/> <p>Die <hi rendition="#fr">Europaͤer</hi> machen es in einem<lb/> Moͤrſel mit Leinoͤl an, und daraus, nach-<lb/> dem ſie es genugſam geſtoſſen, eine<lb/> Maſſa, die ſie nach <hi rendition="#fr">Franckreich</hi> ver-<lb/> ſenden, woſelbſt es gebraucht, und das<lb/><cb n="452"/> Wachs, wenn es zu blaß iſt, gelb damit<lb/> gefaͤrbet wird. Man braucht es auch<lb/> die Chocolate zu faͤrben. Einige be-<lb/> gnuͤgen ſich, wenn ſie es nur in einem<lb/> Moͤrſel ohne Oel geſtoſſen, und machen<lb/> hernachmahls gleichfalls eine Maſſa<lb/> oder Taͤflein draus, welche, wenn ſie in<lb/> Urin zerlaſſen, eine rothe Farbe geben,<lb/> die ſo gut als die beſte Europaͤiſche Farbe<lb/> faͤrbet. Sie iſt auch ohne diß eine ſehr<lb/> gute Waare. Jm uͤbrigen iſt dieſes<lb/> Baͤumlein eben dasjenige, deſſen <hi rendition="#fr">Sca-<lb/> liger</hi> gedencket, und es <hi rendition="#aq">arborem finium<lb/> regundorum,</hi> einen Baum der die Graͤn-<lb/> tzen bezeichnet, oder den <hi rendition="#fr">Graͤntzbaum/</hi><lb/> nennet.</p><lb/> <p>Dieſer Bericht lautet gantz anders,<lb/> denn des Hrn. <hi rendition="#fr">Frantz Rouſſeau</hi> ſeiner,<lb/> welcher mir geſchrieben, daß es ein<lb/> Baum ſey, acht oder neun Fuß hoch,<lb/> deſſen Blaͤtter dem Pfirſichlaube ſchier<lb/> gleich ſaͤhen; nach dieſen wuͤchſen die<lb/> Schoten, die faſt wie unſre Kaſtanien-<lb/> ſchalen ſaͤhen, und um und um mit klei-<lb/> nen Dornen oder Spitzlein beſetzet waͤ-<lb/> ren. Jnwendig befinde ſich ein kleines<lb/> Korn, welches im Moͤrſel oder auf ei-<lb/> nem Steine zerquetſchet und darauf in<lb/> ein mit Waſſer angefuͤlltes Geſchirr ge-<lb/> leget wuͤrde. Mit einem Worte, der<lb/><hi rendition="#fr">Roucou</hi> wird in den Jnſeln eben als<lb/> wie bey uns das Staͤrckmehl gemacht:<lb/> doch nicht auf ſolche Art wie <hi rendition="#fr">Maͤvius</hi><lb/> beſchreibet, ſondern wie es unſere<lb/> Staͤrckmacher bereiten: hernach wenn<lb/> es zu Klumpen gemacht, und getrucknet<lb/> worden iſt, wird es zu uns gebracht.</p><lb/> <p>Dieſer letztere Bericht iſt viel richti-<lb/> ger, denn der erſte, dieweil die Huͤlſen,<lb/> die ich beſitze, allerdings alſo ſehen, wie<lb/> in dem Briefe des Herrn <hi rendition="#fr">Rouſſeau</hi><lb/> vermeldet worden. Uberdiß iſt an dem<lb/><hi rendition="#fr">Roucou,</hi> den wir verkauffen, zumahl<lb/> wenn er, wie er ſoll, beſchaffen iſt, gar<lb/> leicht zu mercken, daß er nicht mit Oele<lb/> angemachet ſey, dieweil der gute Geruch<lb/> des gerechten <hi rendition="#fr">Roucou</hi> ſattſam erwei-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſet,</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0350]
Der Spezereyen und Materialien
ſelten, Succus Acaciæ Germanicæ genannt,
der aus den Schlehen gezogen und her-
nach gekochet worden iſt, bis er die Con-
ſiſtentz eines hart und veſten Extracts
uͤberkommen: drauf wird er in Blaſen
gethan, wie der Egyptiſche Acacien-
ſaft/ dem er auch an Geſtalt gleichet,
nicht aber an der Farbe: denn der Suc-
cus Acaciæ veræ ſieht braunroth, wie ich
oben gemeldet habe, der Succus Acaciæ
Germanicæ aber ſo ſchwartz, als wie der
friſche Suͤßholtzſaft.
Das achte Capitel.
Vom Roucou.
WAs die Jndianer Achiotl und
Urucu/ die Hollaͤnder aber Or-
lean nennen, wird im Frantzoͤſiſchen
Roucou geheiſſen, und iſt eine Fecula oder
zartes Pulver, welches die Einwohner
der Jnſeln unter dem Wind und S.
Domingo, aus einem kleinen Korn be-
reiten, das in einer Huͤlſe ſteckt, deren
Geſtalt ich nach demjenigen Stuͤcke, das
in meinen Haͤnden iſt, zeichnen und mit
dem Buchſtaben A bemercken laſſen.
Siehe Fig. 319.
Das Baͤumlein, das den Roucou
traͤgt, ſtoͤſt, nach des P. Tertre Berich-
te, aus ſeiner Wurtzel einen Hauffen
Zweige hervor, welche ſich wiederum in
viel kleinere Aeſte zertheilen, und alſo
eine Staude formiren. Seine Blaͤtter
ſehen bey nahe als wie die Blaͤtter des
Spaniſchen Holders, und es bringt
zweymahl des Jahres ein Hauffen
Buͤſchlein weiſſer mit roth vermengter
Blumen, welche der Geſtalt nach, bald
wie die Blumen der ſchwartzen Nies-
wurtz ſehen. Dieſe Blumen ſind gantz
voll kleiner gelber Zaͤſerlein mit rothen
Zuͤnglein beſetzet. Wann die Blumen
abgefallen, alsdann kommen die caſta-
nienbraunen Knoͤpfe hervor, welche
uͤber und uͤber mit kleinen und zarten
braunen Spitzlein oder Stacheln verſe-
hen ſind, die aber gar nicht ſtechen.
Wann dieſe zeitig worden, ſo finden ſich
in der Mitte zwey gedoppelte Kerne,
welche um und um mit einem hochro-
then glaͤntzenden Safte, den die Wilden
Roucou nennen, umgeben ſind. Mit
dieſer Farbe mahlen ſich die Jndianer/
wenn ſie verreiſen wollen; doch muͤſſen
ſie dieſelbe zuvor mit einem gewiſſen
Oele, welches ſie ausdruͤcklich hierzu
von einem und dem andern Samen be-
reiten, aufloͤſen.
Die Europaͤer machen es in einem
Moͤrſel mit Leinoͤl an, und daraus, nach-
dem ſie es genugſam geſtoſſen, eine
Maſſa, die ſie nach Franckreich ver-
ſenden, woſelbſt es gebraucht, und das
Wachs, wenn es zu blaß iſt, gelb damit
gefaͤrbet wird. Man braucht es auch
die Chocolate zu faͤrben. Einige be-
gnuͤgen ſich, wenn ſie es nur in einem
Moͤrſel ohne Oel geſtoſſen, und machen
hernachmahls gleichfalls eine Maſſa
oder Taͤflein draus, welche, wenn ſie in
Urin zerlaſſen, eine rothe Farbe geben,
die ſo gut als die beſte Europaͤiſche Farbe
faͤrbet. Sie iſt auch ohne diß eine ſehr
gute Waare. Jm uͤbrigen iſt dieſes
Baͤumlein eben dasjenige, deſſen Sca-
liger gedencket, und es arborem finium
regundorum, einen Baum der die Graͤn-
tzen bezeichnet, oder den Graͤntzbaum/
nennet.
Dieſer Bericht lautet gantz anders,
denn des Hrn. Frantz Rouſſeau ſeiner,
welcher mir geſchrieben, daß es ein
Baum ſey, acht oder neun Fuß hoch,
deſſen Blaͤtter dem Pfirſichlaube ſchier
gleich ſaͤhen; nach dieſen wuͤchſen die
Schoten, die faſt wie unſre Kaſtanien-
ſchalen ſaͤhen, und um und um mit klei-
nen Dornen oder Spitzlein beſetzet waͤ-
ren. Jnwendig befinde ſich ein kleines
Korn, welches im Moͤrſel oder auf ei-
nem Steine zerquetſchet und darauf in
ein mit Waſſer angefuͤlltes Geſchirr ge-
leget wuͤrde. Mit einem Worte, der
Roucou wird in den Jnſeln eben als
wie bey uns das Staͤrckmehl gemacht:
doch nicht auf ſolche Art wie Maͤvius
beſchreibet, ſondern wie es unſere
Staͤrckmacher bereiten: hernach wenn
es zu Klumpen gemacht, und getrucknet
worden iſt, wird es zu uns gebracht.
Dieſer letztere Bericht iſt viel richti-
ger, denn der erſte, dieweil die Huͤlſen,
die ich beſitze, allerdings alſo ſehen, wie
in dem Briefe des Herrn Rouſſeau
vermeldet worden. Uberdiß iſt an dem
Roucou, den wir verkauffen, zumahl
wenn er, wie er ſoll, beſchaffen iſt, gar
leicht zu mercken, daß er nicht mit Oele
angemachet ſey, dieweil der gute Geruch
des gerechten Roucou ſattſam erwei-
ſet,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |