Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Hauptbeschreibung ersten Theils erstes Buch. [Spaltenumbruch]
Aus dem frischen Kraute wissen die Es giebt noch eine Gattung Fenchel, Noch eine andere Art Fenchel, im La-Siehe Fig. 12. Das zwölffte Capitel. [Beginn Spaltensatz]
Siehe Fig. 13.Vom Anis. DEr Anis wächst auf einem Kraute, Man soll den Anis erwehlen, der nur Unnöthig ists, viel von seinem Ge- Es wird ferner ein Wasser und weis- Die Parfumirer machen ihre Teige Weiter wird auch ein grünes Oel purifi-
Hauptbeſchreibung erſten Theils erſtes Buch. [Spaltenumbruch]
Aus dem friſchen Kraute wiſſen die Es giebt noch eine Gattung Fenchel, Noch eine andere Art Fenchel, im La-Siehe Fig. 12. Das zwoͤlffte Capitel. [Beginn Spaltensatz]
Siehe Fig. 13.Vom Anis. DEr Anis waͤchſt auf einem Kraute, Man ſoll den Anis erwehlen, der nur Unnoͤthig iſts, viel von ſeinem Ge- Es wird ferner ein Waſſer und weiſ- Die Parfumirer machen ihre Teige Weiter wird auch ein gruͤnes Oel purifi-
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Uber alles dieſes aber wird er auch<lb/> zu den eingeſaltzenen Oliven eingelegt,<lb/> damit ſie einen guten Geſchmack bekom-<lb/> men.</p><lb/> <p>Es giebt noch eine Gattung <hi rendition="#fr">Fenchel,</hi><lb/> den man, weil er faſt uͤberalle auf dem<lb/> Felde und Mauern von ſich ſelbſten<lb/> waͤchſt, den <hi rendition="#fr">wilden</hi> nennen moͤchte.<lb/><cb n="14"/> Selbiger iſt bey nahe gantz rund, kleiner<lb/> und platter, von Geſchmack ſchaͤrffer,<lb/> und nicht ſo gruͤne, wie der erſte. Er<lb/> wird auch gar nicht gebraucht, weil er<lb/> zu ſcharff, der rechte Fenchel aber zu ge-<lb/> meine iſt, ſonderlich, ſeit dem man die-<lb/> ſen in <hi rendition="#fr">Languedoc</hi> zu bauen angefan-<lb/> gen. 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Hauptbeſchreibung erſten Theils erſtes Buch.
Aus dem friſchen Kraute wiſſen die
Apothecker ein Waſſer zu diſtilliren,
welches in Entzuͤndungen der Augen
vortrefflich gut: wie nicht weniger ein
weiſſes Oel, das einen ſtarcken und aro-
matiſchen Geruch hat; wiewohl es ſo
wenig giebt, daß es kaum die Muͤhe be-
lohnet. Weil der Fenchel ſo gar trucken,
deswegen wird man ſchwerlich ein gruͤ-
nes Oel, wie aus dem Anis, preſſen koͤn-
nen. Uber alles dieſes aber wird er auch
zu den eingeſaltzenen Oliven eingelegt,
damit ſie einen guten Geſchmack bekom-
men.
Es giebt noch eine Gattung Fenchel,
den man, weil er faſt uͤberalle auf dem
Felde und Mauern von ſich ſelbſten
waͤchſt, den wilden nennen moͤchte.
Selbiger iſt bey nahe gantz rund, kleiner
und platter, von Geſchmack ſchaͤrffer,
und nicht ſo gruͤne, wie der erſte. Er
wird auch gar nicht gebraucht, weil er
zu ſcharff, der rechte Fenchel aber zu ge-
meine iſt, ſonderlich, ſeit dem man die-
ſen in Languedoc zu bauen angefan-
gen. Doch vor dieſem, da wir keinen
andern, als den Jtalieniſchen und Flo-
rentiniſchen hatten, wurde der wilde
noch zuweilen gebraucht.
Noch eine andere Art Fenchel, im La-
teiniſchen Creta marina oder Bati genen-
net, auf Frantzoͤſiſch Bacille, Paſſepierre
und Fenouil marin, Meerfenchel/ wird
mit Weineßig eingelegt, und Winters-
zeit mit eingelegten kleinen Gurcken
verkauffet.
Siehe Fig. 12.
Das zwoͤlffte Capitel.
Vom Anis.
DEr Anis waͤchſt auf einem Kraute,
das bey uns ſo bekannt iſt, als wie
dasjenige, das den Fenchel bringt, indem
ſchier kein eintziger Garten, darinnen es
nicht zu befinden waͤre. Doch derjenige,
den wir verkauffen, wird von unterſchied-
lichen Orten, vornehmlich aber, und in-
ſonderheit in Kriegslaͤufften, aus Tou-
raine gebracht: hergegen zu Friedens-
zeit kommt faſt keiner als aus Maltha
und von Alicanten, dieweil es beqve-
mer, ihn uͤber die See, als von Saint
Genou bey Tours kommen zu laſſen.
Zudem iſt jener viel ſuͤſſer und dicker, hat
auch einen weit kraͤftigern Geruch und
ſtaͤrckern Geſchmack, denn der Frantzoͤſi-
ſche, ob er gleich nicht ſo gruͤne ſiehet.
Man ſoll den Anis erwehlen, der nur
ein Jahr alt, fein dicke, rein und wohl-
riechend iſt, und einen etwas beiſſenden
aromatiſchen Geſchmack hat: auch muß
man Achtung geben, daß er nicht bitter
ſchmecke, denn es giebt ſolchen, den einer
kaum koſten kan, ſo bitter iſt er, abſon-
derlich, der von Chinon gebracht wird.
Unnoͤthig iſts, viel von ſeinem Ge-
brauch und Nutzen zu vermelden, die-
weil doch iederman bewuſt, daß er wider
die Blaͤhungen gar dienlich, auch zu
corrigir- und Veꝛbeſſerung der Wirckung
derer Sennensblaͤtter gebrauchet werde.
Die Zuckerbecker brauchen ihn am mei-
ſten, denn, wenn er trucken und mit Zu-
cker uͤberzogen worden, nennen ſie ihn
uͤberzogenen Anis, Anis Reine, und petit
Verdun, ſolcher geſtalt die andern Sorten
Anis, welche ſchlecht weg Verdun geheiſſen
weꝛden, und nur von Fenchel, nicht von A-
nis, gemachet ſind, davon zu unterſcheidẽ.
Es wird ferner ein Waſſer und weiſ-
ſes Oel aus dem Anis deſtilliret. Die-
ſes letztere, das von der geringſten Waͤr-
me aber wiederum zergehet und aufge-
loͤſet wird, hat einen gar ſtarcken pene-
tranten Geruch, und beſonders herrli-
che Tugenden. Dieweil es aber ſo gar
ſtarck riecht, deswegen ſoll es ſelten, oder
doch gantz maͤßig gebrauchet werden.
Die Parfumirer machen ihre Teige
darmit an, und miſchen es unter aller-
hand Gewuͤrtze, ſo ſie hernach Pots-pour-
ris nennen. Einige brauchen es auch,
wiewohl ſehr ungereimt, ein ſo genann-
tes Aniswaſſer zu machen. Sonſten
hat dieſes Oel uͤberaus groſſe Tugenden,
denn es nicht nur ein herrlich Mittel wi-
der das Grimmen und Bauchwehe/
ſonderlich der jungen Kinder/ wenn
man ihnen den Nabel damit ſtreicht,
oder nur ein eintziges Troͤpflein unter
die Speiſe miſchet; ſondern es hat auch,
mit einem Worte, alle Tugenden des
Aniſes, und kan eben alſo gebrauchet
werden.
Weiter wird auch ein gruͤnes Oel
aus dem Anis gepreßt, welches ſehr
ſtarck riecht, und alle Eigenſchafften mit
dem weiſſen gemein hat, nur daß es nicht
ſo gar kraͤftig iſt, weil man es zwar in
groͤßrer Menge, aber nicht ſo rein und
purifi-
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