Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] Pfund insgemein zwey Sols kostet,
und dem also genannten Scammonio,
das sie von 40. Sols bis zu 10. Francken
verkauffen, nachdem sich nämlich dieje-
nigen, die das Scammonium von ih-
nen begehren, drauf verstehen. Diese
abscheuliche Leichtfertigkeit zu beschöni-
gen, haben sie ihm den Namen Jndia-
nisches Scammonium
oder Scam-
monium der Compagnie
gegeben. Ge-
wißlich eine treffliche Ehre, die sie den
Herren von der Compagnie erzeigen;
massen es das Ansehen gewinnet, als
ob diese Betrüger diejenigen Fehler,
welche in Franckreich mit so übel be-
schaffenen Materialien begangen wer-
den, jenen rechtschaffenen ehrlichen
Leuten aufbürden wolten.

Ja ich erachte mich verbunden, diese
Betrügerey zu eröffnen, und zu melden,
daß der mehrere Theil der also verfälsch-
ten Waaren, von denenjenigen, die sie
verkauffen, selbst gemachet sey; kan die-
ses auch mit dem Exempel dererjenigen,
die das Arcanson für Frantzosenholtz-
gummi verkauffen, erweisen. Woraus
man zur Gnüge abnehmen kan, daß die
Herren von der Compagnie ihre Waa-
ren nicht anders, als wie sie dieselben be-
kommen, verkauffen; denn alles Gua-
jacum, das durch ihre Vermittelung
gekommen ist, und annoch kommt, ist
gut; allein, die es ihnen abgekaufft,
verfälschen es mit dem Arcanson, nur
damit sie desto bessern Profit damit ma-
chen mögen. Wenn aber auch, zu al-
lem Unglück, diese Herren selbst wären
betrogen worden, so gebührte sichs, daß
diejenigen, welche die Waaren von ih-
nen kauffen, fein Achtung gäben, und
sie ihnen lassen solten, damit sie ein an-
der mahl sich besser in Acht nähmen,
wenn sie ersehen, daß sie betrogen wor-
[Spaltenumbruch] den sind. Jch vermeine, daß ich genug
gesaget, wie man den Betrug, der bey
den Materialien vorgehet, mercken
und zugleich erkennen solle, was wohl
die armen Patienten ausstehen müssen,
und wie die Medici in ihrem Absehen
gehindert werden.

Jch gestehe gantz gerne, daß ich nim-
mermehr geglaubet, daß Leute so bos-
haft seyn könten, dafern ich nicht selbst
eine ziemliche Menge dieses häßlichen
Scammonii verkauffen sehen, und wenn
ich nichts mehr davon in Händen hätte,
welches ich bereits eine geraume Zeit
aufbehalten, und denenjenigen zeigen
kan, die es nicht glauben wollen. So
will ich auch noch zum Uberfluß einen
Schein allhier zugleich mit anführen,
den der Herr von Tour, ein Medicus zu
Montpellier, dieses Scammonii halber
von sich gestellet, und dadurch die Schäd-
lichkeit dieser liederlichen Materie um so
viel desto mehr erweisen.

"Mir ist es begegnet, daß als ich eine
"halbe Untze einer Materie, die man
"mir für Scammonium verkaufft, prä-
"pariret hatte, der Syrup davon, nach
"geschehener Präparation, bey nahe
"grasgrün sahe; welches mir die Ge-
"dancken machte, es müsse giftig gewe-
"sen seyn: welches mir auch die Erfah-
"rung bestätigte. Denn als ich einem
"kleinen Hunde davon gegeben, lieff
"ihm der Leib auf, und ward fünff oder
"sechs Tage drauf sehr kranck, ohne daß
"es ihn purgiret hätte.
De la Tour, Medicus
zu Montpellier.

Welches gewißlich eine Sache, darob
sich desto mehr zu verwundern, dieweil
die ordentliche Wirckung des Scammo-
niums purgirend ist.

[Ende Spaltensatz]
Das dritte Capitel.
Opium.
[Spaltenumbruch]

DAs Opium, von den Türcken
Amphion.Amphion genennet, ist ein weisser
Saft, als wie Milch, welcher aus den
Köpfen des schwartzen Mohns trief-
fet, wenn man dieselben aufgeritzet hat.
Nachdem er hervorgedrungen, wird er
dicke, und seine weisse Farbe verändert
sich in braun. Das aufrechte Opium
aber, das sind kleine Tropfen, als wie
der Mastix, ohne daß ihre Farbe viel
[Spaltenumbruch] dunckler. Und diß ist nun das wahrhaf-
te Opium, dessen sich die Türcken so sehr
bedienen, und eine oder zwey Tage ohne
einige andere Nahrung leben können:
welches ihnen dann eine grosse Hülffe.
Wann sie aber in Streit gehen wollen,
brauchen sie es gantz übermäßig; da-
durch werden sie aller Vernunft berau-
bet, daß sie als wie blind drauf gehen,
und sich um keine Gefahr bekümmern.

Es

Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] Pfund insgemein zwey Sols koſtet,
und dem alſo genannten Scammonio,
das ſie von 40. Sols bis zu 10. Francken
verkauffen, nachdem ſich naͤmlich dieje-
nigen, die das Scammonium von ih-
nen begehren, drauf verſtehen. Dieſe
abſcheuliche Leichtfertigkeit zu beſchoͤni-
gen, haben ſie ihm den Namen Jndia-
niſches Scammonium
oder Scam-
monium der Compagnie
gegeben. Ge-
wißlich eine treffliche Ehre, die ſie den
Herren von der Compagnie erzeigen;
maſſen es das Anſehen gewinnet, als
ob dieſe Betruͤger diejenigen Fehler,
welche in Franckreich mit ſo uͤbel be-
ſchaffenen Materialien begangen wer-
den, jenen rechtſchaffenen ehrlichen
Leuten aufbuͤrden wolten.

Ja ich erachte mich verbunden, dieſe
Betruͤgerey zu eroͤffnen, und zu melden,
daß der mehrere Theil der alſo verfaͤlſch-
ten Waaren, von denenjenigen, die ſie
verkauffen, ſelbſt gemachet ſey; kan die-
ſes auch mit dem Exempel dererjenigen,
die das Arcanſon fuͤr Frantzoſenholtz-
gummi verkauffen, erweiſen. Woraus
man zur Gnuͤge abnehmen kan, daß die
Herren von der Compagnie ihre Waa-
ren nicht anders, als wie ſie dieſelben be-
kommen, verkauffen; denn alles Gua-
jacum, das durch ihre Vermittelung
gekommen iſt, und annoch kommt, iſt
gut; allein, die es ihnen abgekaufft,
verfaͤlſchen es mit dem Arcanſon, nur
damit ſie deſto beſſern Profit damit ma-
chen moͤgen. Wenn aber auch, zu al-
lem Ungluͤck, dieſe Herren ſelbſt waͤren
betrogen worden, ſo gebuͤhrte ſichs, daß
diejenigen, welche die Waaren von ih-
nen kauffen, fein Achtung gaͤben, und
ſie ihnen laſſen ſolten, damit ſie ein an-
der mahl ſich beſſer in Acht naͤhmen,
wenn ſie erſehen, daß ſie betrogen wor-
[Spaltenumbruch] den ſind. Jch vermeine, daß ich genug
geſaget, wie man den Betrug, der bey
den Materialien vorgehet, mercken
und zugleich erkennen ſolle, was wohl
die armen Patienten ausſtehen muͤſſen,
und wie die Medici in ihrem Abſehen
gehindert werden.

Jch geſtehe gantz gerne, daß ich nim-
mermehr geglaubet, daß Leute ſo bos-
haft ſeyn koͤnten, dafern ich nicht ſelbſt
eine ziemliche Menge dieſes haͤßlichen
Scammonii verkauffen ſehen, und wenn
ich nichts mehr davon in Haͤnden haͤtte,
welches ich bereits eine geraume Zeit
aufbehalten, und denenjenigen zeigen
kan, die es nicht glauben wollen. So
will ich auch noch zum Uberfluß einen
Schein allhier zugleich mit anfuͤhren,
den der Herr von Tour, ein Medicus zu
Montpellier, dieſes Scammonii halber
von ſich geſtellet, und dadurch die Schaͤd-
lichkeit dieſer liederlichen Materie um ſo
viel deſto mehr erweiſen.

„Mir iſt es begegnet, daß als ich eine
„halbe Untze einer Materie, die man
„mir fuͤr Scammonium verkaufft, praͤ-
„pariret hatte, der Syrup davon, nach
„geſchehener Praͤparation, bey nahe
„grasgruͤn ſahe; welches mir die Ge-
„dancken machte, es muͤſſe giftig gewe-
„ſen ſeyn: welches mir auch die Erfah-
„rung beſtaͤtigte. Denn als ich einem
„kleinen Hunde davon gegeben, lieff
„ihm der Leib auf, und ward fuͤnff oder
„ſechs Tage drauf ſehr kranck, ohne daß
„es ihn purgiret haͤtte.
De la Tour, Medicus
zu Montpellier.

Welches gewißlich eine Sache, darob
ſich deſto mehr zu verwundern, dieweil
die ordentliche Wirckung des Scammo-
niums purgirend iſt.

[Ende Spaltensatz]
Das dritte Capitel.
Opium.
[Spaltenumbruch]

DAs Opium, von den Tuͤrcken
Amphion.Amphion genennet, iſt ein weiſſer
Saft, als wie Milch, welcher aus den
Koͤpfen des ſchwartzen Mohns trief-
fet, wenn man dieſelben aufgeritzet hat.
Nachdem er hervorgedrungen, wird er
dicke, und ſeine weiſſe Farbe veraͤndert
ſich in braun. Das aufrechte Opium
aber, das ſind kleine Tropfen, als wie
der Maſtix, ohne daß ihre Farbe viel
[Spaltenumbruch] dunckler. Und diß iſt nun das wahrhaf-
te Opium, deſſen ſich die Tuͤrcken ſo ſehr
bedienen, und eine oder zwey Tage ohne
einige andere Nahrung leben koͤnnen:
welches ihnen dann eine groſſe Huͤlffe.
Wann ſie aber in Streit gehen wollen,
brauchen ſie es gantz uͤbermaͤßig; da-
durch werden ſie aller Vernunft berau-
bet, daß ſie als wie blind drauf gehen,
und ſich um keine Gefahr bekuͤmmern.

Es
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <p><pb facs="#f0340"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der Spezereyen und Materialien</hi></fw><lb/><cb n="439"/>
Pfund insgemein zwey Sols ko&#x017F;tet,<lb/>
und dem al&#x017F;o genannten <hi rendition="#aq">Scammonio,</hi><lb/>
das &#x017F;ie von 40. Sols bis zu 10. Francken<lb/>
verkauffen, nachdem &#x017F;ich na&#x0364;mlich dieje-<lb/>
nigen, die das Scammonium von ih-<lb/>
nen begehren, drauf ver&#x017F;tehen. Die&#x017F;e<lb/>
ab&#x017F;cheuliche Leichtfertigkeit zu be&#x017F;cho&#x0364;ni-<lb/>
gen, haben &#x017F;ie ihm den Namen <hi rendition="#fr">Jndia-<lb/>
ni&#x017F;ches Scammonium</hi> oder <hi rendition="#fr">Scam-<lb/>
monium der Compagnie</hi> gegeben. Ge-<lb/>
wißlich eine treffliche Ehre, die &#x017F;ie den<lb/>
Herren von der Compagnie erzeigen;<lb/>
ma&#x017F;&#x017F;en es das An&#x017F;ehen gewinnet, als<lb/>
ob die&#x017F;e Betru&#x0364;ger diejenigen Fehler,<lb/>
welche in <hi rendition="#fr">Franckreich</hi> mit &#x017F;o u&#x0364;bel be-<lb/>
&#x017F;chaffenen Materialien begangen wer-<lb/>
den, jenen recht&#x017F;chaffenen ehrlichen<lb/>
Leuten aufbu&#x0364;rden wolten.</p><lb/>
              <p>Ja ich erachte mich verbunden, die&#x017F;e<lb/>
Betru&#x0364;gerey zu ero&#x0364;ffnen, und zu melden,<lb/>
daß der mehrere Theil der al&#x017F;o verfa&#x0364;l&#x017F;ch-<lb/>
ten Waaren, von denenjenigen, die &#x017F;ie<lb/>
verkauffen, &#x017F;elb&#x017F;t gemachet &#x017F;ey; kan die-<lb/>
&#x017F;es auch mit dem Exempel dererjenigen,<lb/>
die das Arcan&#x017F;on fu&#x0364;r Frantzo&#x017F;enholtz-<lb/>
gummi verkauffen, erwei&#x017F;en. Woraus<lb/>
man zur Gnu&#x0364;ge abnehmen kan, daß die<lb/>
Herren von der Compagnie ihre Waa-<lb/>
ren nicht anders, als wie &#x017F;ie die&#x017F;elben be-<lb/>
kommen, verkauffen; denn alles Gua-<lb/>
jacum, das durch ihre Vermittelung<lb/>
gekommen i&#x017F;t, und annoch kommt, i&#x017F;t<lb/>
gut; allein, die es ihnen abgekaufft,<lb/>
verfa&#x0364;l&#x017F;chen es mit dem Arcan&#x017F;on, nur<lb/>
damit &#x017F;ie de&#x017F;to be&#x017F;&#x017F;ern Profit damit ma-<lb/>
chen mo&#x0364;gen. Wenn aber auch, zu al-<lb/>
lem Unglu&#x0364;ck, die&#x017F;e Herren &#x017F;elb&#x017F;t wa&#x0364;ren<lb/>
betrogen worden, &#x017F;o gebu&#x0364;hrte &#x017F;ichs, daß<lb/>
diejenigen, welche die Waaren von ih-<lb/>
nen kauffen, fein Achtung ga&#x0364;ben, und<lb/>
&#x017F;ie ihnen la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;olten, damit &#x017F;ie ein an-<lb/>
der mahl &#x017F;ich be&#x017F;&#x017F;er in Acht na&#x0364;hmen,<lb/>
wenn &#x017F;ie er&#x017F;ehen, daß &#x017F;ie betrogen wor-<lb/><cb n="440"/>
den &#x017F;ind. Jch vermeine, daß ich genug<lb/>
ge&#x017F;aget, wie man den Betrug, der bey<lb/>
den Materialien vorgehet, mercken<lb/>
und zugleich erkennen &#x017F;olle, was wohl<lb/>
die armen Patienten aus&#x017F;tehen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
und wie die Medici in ihrem Ab&#x017F;ehen<lb/>
gehindert werden.</p><lb/>
              <p>Jch ge&#x017F;tehe gantz gerne, daß ich nim-<lb/>
mermehr geglaubet, daß Leute &#x017F;o bos-<lb/>
haft &#x017F;eyn ko&#x0364;nten, dafern ich nicht &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
eine ziemliche Menge die&#x017F;es ha&#x0364;ßlichen<lb/><hi rendition="#aq">Scammonii</hi> verkauffen &#x017F;ehen, und wenn<lb/>
ich nichts mehr davon in Ha&#x0364;nden ha&#x0364;tte,<lb/>
welches ich bereits eine geraume Zeit<lb/>
aufbehalten, und denenjenigen zeigen<lb/>
kan, die es nicht glauben wollen. So<lb/>
will ich auch noch zum Uberfluß einen<lb/>
Schein allhier zugleich mit anfu&#x0364;hren,<lb/>
den der Herr von <hi rendition="#fr">Tour,</hi> ein Medicus zu<lb/>
Montpellier, die&#x017F;es <hi rendition="#aq">Scammonii</hi> halber<lb/>
von &#x017F;ich ge&#x017F;tellet, und dadurch die Scha&#x0364;d-<lb/>
lichkeit die&#x017F;er liederlichen Materie um &#x017F;o<lb/>
viel de&#x017F;to mehr erwei&#x017F;en.</p><lb/>
              <cit>
                <quote>&#x201E;Mir i&#x017F;t es begegnet, daß als ich eine<lb/>
&#x201E;halbe Untze einer Materie, die man<lb/>
&#x201E;mir fu&#x0364;r <hi rendition="#aq">Scammonium</hi> verkaufft, pra&#x0364;-<lb/>
&#x201E;pariret hatte, der Syrup davon, nach<lb/>
&#x201E;ge&#x017F;chehener Pra&#x0364;paration, bey nahe<lb/>
&#x201E;grasgru&#x0364;n &#x017F;ahe; welches mir die Ge-<lb/>
&#x201E;dancken machte, es mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e giftig gewe-<lb/>
&#x201E;&#x017F;en &#x017F;eyn: welches mir auch die Erfah-<lb/>
&#x201E;rung be&#x017F;ta&#x0364;tigte. Denn als ich einem<lb/>
&#x201E;kleinen Hunde davon gegeben, lieff<lb/>
&#x201E;ihm der Leib auf, und ward fu&#x0364;nff oder<lb/>
&#x201E;&#x017F;echs Tage drauf &#x017F;ehr kranck, ohne daß<lb/>
&#x201E;es ihn purgiret ha&#x0364;tte.<lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">De la Tour, Medicus</hi><lb/>
zu Montpellier.</hi></quote>
                <bibl/>
              </cit><lb/>
              <p>Welches gewißlich eine Sache, darob<lb/>
&#x017F;ich de&#x017F;to mehr zu verwundern, dieweil<lb/>
die ordentliche Wirckung des Scammo-<lb/>
niums purgirend i&#x017F;t.</p>
              <cb type="end"/>
            </div><lb/>
            <div n="3">
              <head> <hi rendition="#b">Das dritte Capitel.<lb/>
Opium.</hi> </head><lb/>
              <cb n="439"/>
              <p><hi rendition="#in">D</hi>As <hi rendition="#fr">Opium,</hi> von den Tu&#x0364;rcken<lb/><note place="left">Amphion.</note><hi rendition="#fr">Amphion</hi> genennet, i&#x017F;t ein wei&#x017F;&#x017F;er<lb/>
Saft, als wie Milch, welcher aus den<lb/>
Ko&#x0364;pfen des <hi rendition="#fr">&#x017F;chwartzen Mohns</hi> trief-<lb/>
fet, wenn man die&#x017F;elben aufgeritzet hat.<lb/>
Nachdem er hervorgedrungen, wird er<lb/>
dicke, und &#x017F;eine wei&#x017F;&#x017F;e Farbe vera&#x0364;ndert<lb/>
&#x017F;ich in braun. Das aufrechte <hi rendition="#fr">Opium</hi><lb/>
aber, das &#x017F;ind kleine Tropfen, als wie<lb/>
der Ma&#x017F;tix, ohne daß ihre Farbe viel<lb/><cb n="440"/>
dunckler. Und diß i&#x017F;t nun das wahrhaf-<lb/>
te <hi rendition="#fr">Opium,</hi> de&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich die Tu&#x0364;rcken &#x017F;o &#x017F;ehr<lb/>
bedienen, und eine oder zwey Tage ohne<lb/>
einige andere Nahrung leben ko&#x0364;nnen:<lb/>
welches ihnen dann eine gro&#x017F;&#x017F;e Hu&#x0364;lffe.<lb/>
Wann &#x017F;ie aber in Streit gehen wollen,<lb/>
brauchen &#x017F;ie es gantz u&#x0364;berma&#x0364;ßig; da-<lb/>
durch werden &#x017F;ie aller Vernunft berau-<lb/>
bet, daß &#x017F;ie als wie blind drauf gehen,<lb/>
und &#x017F;ich um keine Gefahr beku&#x0364;mmern.</p><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Es</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0340] Der Spezereyen und Materialien Pfund insgemein zwey Sols koſtet, und dem alſo genannten Scammonio, das ſie von 40. Sols bis zu 10. Francken verkauffen, nachdem ſich naͤmlich dieje- nigen, die das Scammonium von ih- nen begehren, drauf verſtehen. Dieſe abſcheuliche Leichtfertigkeit zu beſchoͤni- gen, haben ſie ihm den Namen Jndia- niſches Scammonium oder Scam- monium der Compagnie gegeben. Ge- wißlich eine treffliche Ehre, die ſie den Herren von der Compagnie erzeigen; maſſen es das Anſehen gewinnet, als ob dieſe Betruͤger diejenigen Fehler, welche in Franckreich mit ſo uͤbel be- ſchaffenen Materialien begangen wer- den, jenen rechtſchaffenen ehrlichen Leuten aufbuͤrden wolten. Ja ich erachte mich verbunden, dieſe Betruͤgerey zu eroͤffnen, und zu melden, daß der mehrere Theil der alſo verfaͤlſch- ten Waaren, von denenjenigen, die ſie verkauffen, ſelbſt gemachet ſey; kan die- ſes auch mit dem Exempel dererjenigen, die das Arcanſon fuͤr Frantzoſenholtz- gummi verkauffen, erweiſen. Woraus man zur Gnuͤge abnehmen kan, daß die Herren von der Compagnie ihre Waa- ren nicht anders, als wie ſie dieſelben be- kommen, verkauffen; denn alles Gua- jacum, das durch ihre Vermittelung gekommen iſt, und annoch kommt, iſt gut; allein, die es ihnen abgekaufft, verfaͤlſchen es mit dem Arcanſon, nur damit ſie deſto beſſern Profit damit ma- chen moͤgen. Wenn aber auch, zu al- lem Ungluͤck, dieſe Herren ſelbſt waͤren betrogen worden, ſo gebuͤhrte ſichs, daß diejenigen, welche die Waaren von ih- nen kauffen, fein Achtung gaͤben, und ſie ihnen laſſen ſolten, damit ſie ein an- der mahl ſich beſſer in Acht naͤhmen, wenn ſie erſehen, daß ſie betrogen wor- den ſind. Jch vermeine, daß ich genug geſaget, wie man den Betrug, der bey den Materialien vorgehet, mercken und zugleich erkennen ſolle, was wohl die armen Patienten ausſtehen muͤſſen, und wie die Medici in ihrem Abſehen gehindert werden. Jch geſtehe gantz gerne, daß ich nim- mermehr geglaubet, daß Leute ſo bos- haft ſeyn koͤnten, dafern ich nicht ſelbſt eine ziemliche Menge dieſes haͤßlichen Scammonii verkauffen ſehen, und wenn ich nichts mehr davon in Haͤnden haͤtte, welches ich bereits eine geraume Zeit aufbehalten, und denenjenigen zeigen kan, die es nicht glauben wollen. So will ich auch noch zum Uberfluß einen Schein allhier zugleich mit anfuͤhren, den der Herr von Tour, ein Medicus zu Montpellier, dieſes Scammonii halber von ſich geſtellet, und dadurch die Schaͤd- lichkeit dieſer liederlichen Materie um ſo viel deſto mehr erweiſen. „Mir iſt es begegnet, daß als ich eine „halbe Untze einer Materie, die man „mir fuͤr Scammonium verkaufft, praͤ- „pariret hatte, der Syrup davon, nach „geſchehener Praͤparation, bey nahe „grasgruͤn ſahe; welches mir die Ge- „dancken machte, es muͤſſe giftig gewe- „ſen ſeyn: welches mir auch die Erfah- „rung beſtaͤtigte. Denn als ich einem „kleinen Hunde davon gegeben, lieff „ihm der Leib auf, und ward fuͤnff oder „ſechs Tage drauf ſehr kranck, ohne daß „es ihn purgiret haͤtte. De la Tour, Medicus zu Montpellier. Welches gewißlich eine Sache, darob ſich deſto mehr zu verwundern, dieweil die ordentliche Wirckung des Scammo- niums purgirend iſt. Das dritte Capitel. Opium. DAs Opium, von den Tuͤrcken Amphion genennet, iſt ein weiſſer Saft, als wie Milch, welcher aus den Koͤpfen des ſchwartzen Mohns trief- fet, wenn man dieſelben aufgeritzet hat. Nachdem er hervorgedrungen, wird er dicke, und ſeine weiſſe Farbe veraͤndert ſich in braun. Das aufrechte Opium aber, das ſind kleine Tropfen, als wie der Maſtix, ohne daß ihre Farbe viel dunckler. Und diß iſt nun das wahrhaf- te Opium, deſſen ſich die Tuͤrcken ſo ſehr bedienen, und eine oder zwey Tage ohne einige andere Nahrung leben koͤnnen: welches ihnen dann eine groſſe Huͤlffe. Wann ſie aber in Streit gehen wollen, brauchen ſie es gantz uͤbermaͤßig; da- durch werden ſie aller Vernunft berau- bet, daß ſie als wie blind drauf gehen, und ſich um keine Gefahr bekuͤmmern. Amphion. Es

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/340
Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/340>, abgerufen am 21.11.2024.