Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] die Stücken mögen gleich noch so dicke
seyn; auch müssen sie sich nicht allein
mit den Fingern, sondern auch zwischen
den Zähnen leichtlich zerdrücken lassen,
und einen guten Geruch, fast wie Wey-
rauch, von sich geben.

Dieses Hartz wird gar selten nach
Franckreich gebracht, deshalben auch
sein Gebrauch, und wie es anzuwenden,
so gar unbekannt ist, ob es schon in Jn-
dien
und Neuspanien gnugsam genu-
tzet wird. An seine statt aber bringen
sie uns aus den Americanischen Jn-
Americani-
sches Copal.
seln ein ander Gummi Copal, wel-
ches etliche, wiewohl unrecht, Carabe
nennen.

Es rinnet dieses Gummi, von ihm
selbst, aus den Stämmen und Aesten
gar grosser Bäume, die unsern schwar-
tzen Pappelbäumen nicht unähnlich se-
hen, und häuffig auf den Bergen in den
[Spaltenumbruch] Antillen Jnseln wachsen, von dannen
es durch die Schlag- und Platzregen,
welche an den Bäumen, von denen die-
ses Gummi natürlicher Weise herabge-
fallen, hingelauffen, an die Ufer der
Flüsse geführet wird.

Man soll es aber unsortirt erweh-
len, d. i. so wie es von Nantes und
Rochelle gebracht worden ist: doch soll
das weisse dem röthlichten, dem schwar-
tzen und erdfahlen vorgezogen werden.

Es wird ein Verniß, mit Weinspiri-
tus, daraus gemacht: auch wird es an
statt der rechten Carabe verkauffet, wel-
ches aber unbillich ist, weil es nicht nur
derselben gantz und gar nicht gleichet,
sondern auch bey weitem nicht so sehre
stincket, wenn es angezündet wird, und
diesemnach auch nicht so kräftig ist, die
Dünste zu zertheilen.

[Ende Spaltensatz]
Das zwey und viertzigste Capitel.
Cancamum.
[Spaltenumbruch]

DJeses ist eine Waare, darum man
bisanher genug gestritten, indem es
einige für das Gummi Lacca, andere
aber für Myrrhen, Benzoe oder Terra
merita gehalten.

Allein es hat der Herr Brissot, ein
Medicus aus Paris, bey seiner Zurück-
kunft aus Westindien, ein Gummi mit
vier unterschiedenen Farben nach
Franckreich mitgebracht, unter denen
die erste wie Agtstein, die andere wie
Arcanson, und die nach dieser, als wie
Horn gesehen, an welcher hernach ein
trucknes weisses Gummi hienge, wel-
Gummi Ani-
mae
ches wir unter dem Titel Gummi Ani-
verkauffen.

Viel werden zwar meinen Worten
keinen Glauben geben, obgleich Da-
lechamp
und andere auch davon ge-
handelt haben; jedoch bin ich bereit der
Sache Wahrheit mit einem Stücke von
solchem Gummi, das einer Faust dicke ist,
und ich besitze, zu erweisen, denn daran
sind alle diese vier Arten Gummi an ein-
ander gleichsam gefüget, zu sehen.

Siehe Fig. 300.

Der Baum, der diese vier Gummen
trägt, ist nicht allzuhoch, und hat Blät-
ter, wie die Myrtenbäume, wächst häuf-
fig in Africa/ Brasilia, und auf der
S. Christophels Jnsel, von dannen
mein Stück hergekommen, so mir den
[Spaltenumbruch] 31. Julius 1686. von einem guten
Freunde verehret worden, der es von ei-
ner vornehmen Person, zu welcher er
von dem Gouverneur der gemeldten Jn-
sel gesendet worden, erhalten hat.

Dasjenige, das dem Agtsteine glei-
chet, zerschmiltzet, wenn es angezündet
oder verbrannt wird, und riecht wie
Gummi Lacca.

Das andere und schwartze zerschmiltzt
ebenfalls, riecht aber viel anmuthiger.

Das dritte aber, das wie Horn sie-
het, hat fast gar keinen Geruch, sowohl
als das vierte, welches das Gummi Ani-
mä ist.

Sehet also, was das wahrhafte
Cancamum
sey. Die dessen habhaft
werden können, mögen es, in Oel zer-
lassen, zu Heilung der Wunden gebrau-
chen. Zu Stillung der Zahnschmer-
tzen wird es so, wie es von dem Baume
kommt, aufgeleget.

Weil aber wir zu Paris nur allein
das Gummi Animä zu sehen bekommen,
deswegen soll man dasselbe aussuchen,
welches weiß und trucken ist, sich leicht
zerreiben läßt, einen guten Geruch hat,
und so viel als möglich, weder gypsicht,
noch mit den andern Gummen vermi-
schet ist: denn obgleich diese an Kräften
nicht von jenem unterschieden, dennoch

hindern

Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] die Stuͤcken moͤgen gleich noch ſo dicke
ſeyn; auch muͤſſen ſie ſich nicht allein
mit den Fingern, ſondern auch zwiſchen
den Zaͤhnen leichtlich zerdruͤcken laſſen,
und einen guten Geruch, faſt wie Wey-
rauch, von ſich geben.

Dieſes Hartz wird gar ſelten nach
Franckreich gebracht, deshalben auch
ſein Gebrauch, und wie es anzuwenden,
ſo gar unbekannt iſt, ob es ſchon in Jn-
dien
und Neuſpanien gnugſam genu-
tzet wird. An ſeine ſtatt aber bringen
ſie uns aus den Americaniſchen Jn-
Americani-
ſches Copal.
ſeln ein ander Gummi Copal, wel-
ches etliche, wiewohl unrecht, Carabe
nennen.

Es rinnet dieſes Gummi, von ihm
ſelbſt, aus den Staͤmmen und Aeſten
gar groſſer Baͤume, die unſern ſchwar-
tzen Pappelbaͤumen nicht unaͤhnlich ſe-
hen, und haͤuffig auf den Bergen in den
[Spaltenumbruch] Antillen Jnſeln wachſen, von dannen
es durch die Schlag- und Platzregen,
welche an den Baͤumen, von denen die-
ſes Gummi natuͤrlicher Weiſe herabge-
fallen, hingelauffen, an die Ufer der
Fluͤſſe gefuͤhret wird.

Man ſoll es aber unſortirt erweh-
len, d. i. ſo wie es von Nantes und
Rochelle gebracht worden iſt: doch ſoll
das weiſſe dem roͤthlichten, dem ſchwar-
tzen und erdfahlen vorgezogen werden.

Es wird ein Verniß, mit Weinſpiri-
tus, daraus gemacht: auch wird es an
ſtatt der rechten Carabe verkauffet, wel-
ches aber unbillich iſt, weil es nicht nur
derſelben gantz und gar nicht gleichet,
ſondern auch bey weitem nicht ſo ſehre
ſtincket, wenn es angezuͤndet wird, und
dieſemnach auch nicht ſo kraͤftig iſt, die
Duͤnſte zu zertheilen.

[Ende Spaltensatz]
Das zwey und viertzigſte Capitel.
Cancamum.
[Spaltenumbruch]

DJeſes iſt eine Waare, darum man
bisanher genug geſtritten, indem es
einige fuͤr das Gummi Lacca, andere
aber fuͤr Myrrhen, Benzoe oder Terra
merita gehalten.

Allein es hat der Herr Briſſot, ein
Medicus aus Paris, bey ſeiner Zuruͤck-
kunft aus Weſtindien, ein Gummi mit
vier unterſchiedenen Farben nach
Franckreich mitgebracht, unter denen
die erſte wie Agtſtein, die andere wie
Arcanſon, und die nach dieſer, als wie
Horn geſehen, an welcher hernach ein
trucknes weiſſes Gummi hienge, wel-
Gummi Ani-
ches wir unter dem Titel Gummi Ani-
maͤ
verkauffen.

Viel werden zwar meinen Worten
keinen Glauben geben, obgleich Da-
lechamp
und andere auch davon ge-
handelt haben; jedoch bin ich bereit der
Sache Wahrheit mit einem Stuͤcke von
ſolchem Gummi, das einer Fauſt dicke iſt,
und ich beſitze, zu erweiſen, denn daran
ſind alle dieſe vier Arten Gummi an ein-
ander gleichſam gefuͤget, zu ſehen.

Siehe Fig. 300.

Der Baum, der dieſe vier Gummen
traͤgt, iſt nicht allzuhoch, und hat Blaͤt-
ter, wie die Myrtenbaͤume, waͤchſt haͤuf-
fig in Africa/ Braſilia, und auf der
S. Chriſtophels Jnſel, von dannen
mein Stuͤck hergekommen, ſo mir den
[Spaltenumbruch] 31. Julius 1686. von einem guten
Freunde verehret worden, der es von ei-
ner vornehmen Perſon, zu welcher er
von dem Gouverneur der gemeldten Jn-
ſel geſendet worden, erhalten hat.

Dasjenige, das dem Agtſteine glei-
chet, zerſchmiltzet, wenn es angezuͤndet
oder verbrannt wird, und riecht wie
Gummi Lacca.

Das andere und ſchwartze zerſchmiltzt
ebenfalls, riecht aber viel anmuthiger.

Das dritte aber, das wie Horn ſie-
het, hat faſt gar keinen Geruch, ſowohl
als das vierte, welches das Gummi Ani-
maͤ iſt.

Sehet alſo, was das wahrhafte
Cancamum
ſey. Die deſſen habhaft
werden koͤnnen, moͤgen es, in Oel zer-
laſſen, zu Heilung der Wunden gebrau-
chen. Zu Stillung der Zahnſchmer-
tzen wird es ſo, wie es von dem Baume
kommt, aufgeleget.

Weil aber wir zu Paris nur allein
das Gummi Animaͤ zu ſehen bekom̃en,
deswegen ſoll man daſſelbe ausſuchen,
welches weiß und trucken iſt, ſich leicht
zerreiben laͤßt, einen guten Geruch hat,
und ſo viel als moͤglich, weder gypſicht,
noch mit den andern Gummen vermi-
ſchet iſt: denn obgleich dieſe an Kraͤften
nicht von jenem unterſchieden, dennoch

hindern
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <p><pb facs="#f0318"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der Spezereyen und Materialien</hi></fw><lb/><cb n="403"/>
die Stu&#x0364;cken mo&#x0364;gen gleich noch &#x017F;o dicke<lb/>
&#x017F;eyn; auch mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie &#x017F;ich nicht allein<lb/>
mit den Fingern, &#x017F;ondern auch zwi&#x017F;chen<lb/>
den Za&#x0364;hnen leichtlich zerdru&#x0364;cken la&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
und einen guten Geruch, fa&#x017F;t wie Wey-<lb/>
rauch, von &#x017F;ich geben.</p><lb/>
              <p>Die&#x017F;es Hartz wird gar &#x017F;elten nach<lb/><hi rendition="#fr">Franckreich</hi> gebracht, deshalben auch<lb/>
&#x017F;ein Gebrauch, und wie es anzuwenden,<lb/>
&#x017F;o gar unbekannt i&#x017F;t, ob es &#x017F;chon in <hi rendition="#fr">Jn-<lb/>
dien</hi> und <hi rendition="#fr">Neu&#x017F;panien</hi> gnug&#x017F;am genu-<lb/>
tzet wird. An &#x017F;eine &#x017F;tatt aber bringen<lb/>
&#x017F;ie uns aus den <hi rendition="#fr">Americani&#x017F;chen Jn-</hi><lb/><note place="left">Americani-<lb/>
&#x017F;ches Copal.</note><hi rendition="#fr">&#x017F;eln</hi> ein ander <hi rendition="#fr">Gummi Copal,</hi> wel-<lb/>
ches etliche, wiewohl unrecht, <hi rendition="#fr">Carabe</hi><lb/>
nennen.</p><lb/>
              <p>Es rinnet die&#x017F;es Gummi, von ihm<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t, aus den Sta&#x0364;mmen und Ae&#x017F;ten<lb/>
gar gro&#x017F;&#x017F;er Ba&#x0364;ume, die un&#x017F;ern &#x017F;chwar-<lb/>
tzen Pappelba&#x0364;umen nicht una&#x0364;hnlich &#x017F;e-<lb/>
hen, und ha&#x0364;uffig auf den Bergen in den<lb/><cb n="404"/> <hi rendition="#fr">Antillen Jn&#x017F;eln</hi> wach&#x017F;en, von dannen<lb/>
es durch die Schlag- und Platzregen,<lb/>
welche an den Ba&#x0364;umen, von denen die-<lb/>
&#x017F;es Gummi natu&#x0364;rlicher Wei&#x017F;e herabge-<lb/>
fallen, hingelauffen, an die Ufer der<lb/>
Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e gefu&#x0364;hret wird.</p><lb/>
              <p>Man &#x017F;oll es aber un&#x017F;ortirt erweh-<lb/>
len, d. i. &#x017F;o wie es von <hi rendition="#fr">Nantes</hi> und<lb/><hi rendition="#fr">Rochelle</hi> gebracht worden i&#x017F;t: doch &#x017F;oll<lb/>
das wei&#x017F;&#x017F;e dem ro&#x0364;thlichten, dem &#x017F;chwar-<lb/>
tzen und erdfahlen vorgezogen werden.</p><lb/>
              <p>Es wird ein Verniß, mit Wein&#x017F;piri-<lb/>
tus, daraus gemacht: auch wird es an<lb/>
&#x017F;tatt der rechten <hi rendition="#fr">Carabe</hi> verkauffet, wel-<lb/>
ches aber unbillich i&#x017F;t, weil es nicht nur<lb/>
der&#x017F;elben gantz und gar nicht gleichet,<lb/>
&#x017F;ondern auch bey weitem nicht &#x017F;o &#x017F;ehre<lb/>
&#x017F;tincket, wenn es angezu&#x0364;ndet wird, und<lb/>
die&#x017F;emnach auch nicht &#x017F;o kra&#x0364;ftig i&#x017F;t, die<lb/>
Du&#x0364;n&#x017F;te zu zertheilen.</p>
              <cb type="end"/>
            </div><lb/>
            <div n="3">
              <head> <hi rendition="#b">Das zwey und viertzig&#x017F;te Capitel.<lb/><hi rendition="#aq">Cancamum.</hi></hi> </head><lb/>
              <cb n="403"/>
              <p><hi rendition="#in">D</hi>Je&#x017F;es i&#x017F;t eine Waare, darum man<lb/>
bisanher genug ge&#x017F;tritten, indem es<lb/>
einige fu&#x0364;r das Gummi Lacca, andere<lb/>
aber fu&#x0364;r Myrrhen, Benzoe oder Terra<lb/>
merita gehalten.</p><lb/>
              <p>Allein es hat der Herr <hi rendition="#fr">Bri&#x017F;&#x017F;ot,</hi> ein<lb/>
Medicus aus <hi rendition="#fr">Paris,</hi> bey &#x017F;einer Zuru&#x0364;ck-<lb/>
kunft aus We&#x017F;tindien, ein Gummi mit<lb/>
vier unter&#x017F;chiedenen Farben nach<lb/><hi rendition="#fr">Franckreich</hi> mitgebracht, unter denen<lb/>
die er&#x017F;te wie Agt&#x017F;tein, die andere wie<lb/>
Arcan&#x017F;on, und die nach die&#x017F;er, als wie<lb/>
Horn ge&#x017F;ehen, an welcher hernach ein<lb/>
trucknes wei&#x017F;&#x017F;es Gummi hienge, wel-<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Gummi Ani-<lb/></hi></note>ches wir unter dem Titel <hi rendition="#fr">Gummi Ani-<lb/>
ma&#x0364;</hi> verkauffen.</p><lb/>
              <p>Viel werden zwar meinen Worten<lb/>
keinen Glauben geben, obgleich <hi rendition="#fr">Da-<lb/>
lechamp</hi> und andere auch davon ge-<lb/>
handelt haben; jedoch bin ich bereit der<lb/>
Sache Wahrheit mit einem Stu&#x0364;cke von<lb/>
&#x017F;olchem Gummi, das einer Fau&#x017F;t dicke i&#x017F;t,<lb/>
und ich be&#x017F;itze, zu erwei&#x017F;en, denn daran<lb/>
&#x017F;ind alle die&#x017F;e vier Arten Gummi an ein-<lb/>
ander gleich&#x017F;am gefu&#x0364;get, zu &#x017F;ehen.</p><lb/>
              <note place="left">Siehe <hi rendition="#aq">Fig.</hi> 300.</note>
              <p>Der Baum, der die&#x017F;e vier Gummen<lb/>
tra&#x0364;gt, i&#x017F;t nicht allzuhoch, und hat Bla&#x0364;t-<lb/>
ter, wie die Myrtenba&#x0364;ume, wa&#x0364;ch&#x017F;t ha&#x0364;uf-<lb/>
fig in <hi rendition="#fr">Africa/ Bra&#x017F;ilia,</hi> und auf der<lb/><hi rendition="#fr">S. Chri&#x017F;tophels Jn&#x017F;el,</hi> von dannen<lb/>
mein Stu&#x0364;ck hergekommen, &#x017F;o mir den<lb/><cb n="404"/>
31. Julius 1686. von einem guten<lb/>
Freunde verehret worden, der es von ei-<lb/>
ner vornehmen Per&#x017F;on, zu welcher er<lb/>
von dem Gouverneur der gemeldten Jn-<lb/>
&#x017F;el ge&#x017F;endet worden, erhalten hat.</p><lb/>
              <p>Dasjenige, das dem Agt&#x017F;teine glei-<lb/>
chet, zer&#x017F;chmiltzet, wenn es angezu&#x0364;ndet<lb/>
oder verbrannt wird, und riecht wie<lb/>
Gummi Lacca.</p><lb/>
              <p>Das andere und &#x017F;chwartze zer&#x017F;chmiltzt<lb/>
ebenfalls, riecht aber viel anmuthiger.</p><lb/>
              <p>Das dritte aber, das wie Horn &#x017F;ie-<lb/>
het, hat fa&#x017F;t gar keinen Geruch, &#x017F;owohl<lb/>
als das vierte, welches das Gummi Ani-<lb/>
ma&#x0364; i&#x017F;t.</p><lb/>
              <p>Sehet al&#x017F;o, was das <hi rendition="#fr">wahrhafte<lb/>
Cancamum</hi> &#x017F;ey. Die de&#x017F;&#x017F;en habhaft<lb/>
werden ko&#x0364;nnen, mo&#x0364;gen es, in Oel zer-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en, zu Heilung der Wunden gebrau-<lb/>
chen. Zu Stillung der Zahn&#x017F;chmer-<lb/>
tzen wird es &#x017F;o, wie es von dem Baume<lb/>
kommt, aufgeleget.</p><lb/>
              <p>Weil aber wir zu <hi rendition="#fr">Paris</hi> nur allein<lb/>
das <hi rendition="#fr">Gummi Anima&#x0364;</hi> zu &#x017F;ehen bekom&#x0303;en,<lb/>
deswegen &#x017F;oll man da&#x017F;&#x017F;elbe aus&#x017F;uchen,<lb/>
welches weiß und trucken i&#x017F;t, &#x017F;ich leicht<lb/>
zerreiben la&#x0364;ßt, einen guten Geruch hat,<lb/>
und &#x017F;o viel als mo&#x0364;glich, weder gyp&#x017F;icht,<lb/>
noch mit den andern Gummen vermi-<lb/>
&#x017F;chet i&#x017F;t: denn obgleich die&#x017F;e an Kra&#x0364;ften<lb/>
nicht von jenem unter&#x017F;chieden, dennoch<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">hindern</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0318] Der Spezereyen und Materialien die Stuͤcken moͤgen gleich noch ſo dicke ſeyn; auch muͤſſen ſie ſich nicht allein mit den Fingern, ſondern auch zwiſchen den Zaͤhnen leichtlich zerdruͤcken laſſen, und einen guten Geruch, faſt wie Wey- rauch, von ſich geben. Dieſes Hartz wird gar ſelten nach Franckreich gebracht, deshalben auch ſein Gebrauch, und wie es anzuwenden, ſo gar unbekannt iſt, ob es ſchon in Jn- dien und Neuſpanien gnugſam genu- tzet wird. An ſeine ſtatt aber bringen ſie uns aus den Americaniſchen Jn- ſeln ein ander Gummi Copal, wel- ches etliche, wiewohl unrecht, Carabe nennen. Americani- ſches Copal. Es rinnet dieſes Gummi, von ihm ſelbſt, aus den Staͤmmen und Aeſten gar groſſer Baͤume, die unſern ſchwar- tzen Pappelbaͤumen nicht unaͤhnlich ſe- hen, und haͤuffig auf den Bergen in den Antillen Jnſeln wachſen, von dannen es durch die Schlag- und Platzregen, welche an den Baͤumen, von denen die- ſes Gummi natuͤrlicher Weiſe herabge- fallen, hingelauffen, an die Ufer der Fluͤſſe gefuͤhret wird. Man ſoll es aber unſortirt erweh- len, d. i. ſo wie es von Nantes und Rochelle gebracht worden iſt: doch ſoll das weiſſe dem roͤthlichten, dem ſchwar- tzen und erdfahlen vorgezogen werden. Es wird ein Verniß, mit Weinſpiri- tus, daraus gemacht: auch wird es an ſtatt der rechten Carabe verkauffet, wel- ches aber unbillich iſt, weil es nicht nur derſelben gantz und gar nicht gleichet, ſondern auch bey weitem nicht ſo ſehre ſtincket, wenn es angezuͤndet wird, und dieſemnach auch nicht ſo kraͤftig iſt, die Duͤnſte zu zertheilen. Das zwey und viertzigſte Capitel. Cancamum. DJeſes iſt eine Waare, darum man bisanher genug geſtritten, indem es einige fuͤr das Gummi Lacca, andere aber fuͤr Myrrhen, Benzoe oder Terra merita gehalten. Allein es hat der Herr Briſſot, ein Medicus aus Paris, bey ſeiner Zuruͤck- kunft aus Weſtindien, ein Gummi mit vier unterſchiedenen Farben nach Franckreich mitgebracht, unter denen die erſte wie Agtſtein, die andere wie Arcanſon, und die nach dieſer, als wie Horn geſehen, an welcher hernach ein trucknes weiſſes Gummi hienge, wel- ches wir unter dem Titel Gummi Ani- maͤ verkauffen. Gummi Ani- mæ Viel werden zwar meinen Worten keinen Glauben geben, obgleich Da- lechamp und andere auch davon ge- handelt haben; jedoch bin ich bereit der Sache Wahrheit mit einem Stuͤcke von ſolchem Gummi, das einer Fauſt dicke iſt, und ich beſitze, zu erweiſen, denn daran ſind alle dieſe vier Arten Gummi an ein- ander gleichſam gefuͤget, zu ſehen. Der Baum, der dieſe vier Gummen traͤgt, iſt nicht allzuhoch, und hat Blaͤt- ter, wie die Myrtenbaͤume, waͤchſt haͤuf- fig in Africa/ Braſilia, und auf der S. Chriſtophels Jnſel, von dannen mein Stuͤck hergekommen, ſo mir den 31. Julius 1686. von einem guten Freunde verehret worden, der es von ei- ner vornehmen Perſon, zu welcher er von dem Gouverneur der gemeldten Jn- ſel geſendet worden, erhalten hat. Dasjenige, das dem Agtſteine glei- chet, zerſchmiltzet, wenn es angezuͤndet oder verbrannt wird, und riecht wie Gummi Lacca. Das andere und ſchwartze zerſchmiltzt ebenfalls, riecht aber viel anmuthiger. Das dritte aber, das wie Horn ſie- het, hat faſt gar keinen Geruch, ſowohl als das vierte, welches das Gummi Ani- maͤ iſt. Sehet alſo, was das wahrhafte Cancamum ſey. Die deſſen habhaft werden koͤnnen, moͤgen es, in Oel zer- laſſen, zu Heilung der Wunden gebrau- chen. Zu Stillung der Zahnſchmer- tzen wird es ſo, wie es von dem Baume kommt, aufgeleget. Weil aber wir zu Paris nur allein das Gummi Animaͤ zu ſehen bekom̃en, deswegen ſoll man daſſelbe ausſuchen, welches weiß und trucken iſt, ſich leicht zerreiben laͤßt, einen guten Geruch hat, und ſo viel als moͤglich, weder gypſicht, noch mit den andern Gummen vermi- ſchet iſt: denn obgleich dieſe an Kraͤften nicht von jenem unterſchieden, dennoch hindern

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/318
Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/318>, abgerufen am 21.11.2024.