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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch]

Jm übrigen ist dieses Gummi vor-
trefflich gut zu Wunden: und eben des-
wegen hat es auch den Griechischen Na-
[Spaltenumbruch] men Sarcocolla, welches soviel heißt, als
Fleischleim, überkommen.

[Ende Spaltensatz]
Das sechs und dreyßigste Capitel.
Euphorbium.
[Spaltenumbruch] Siehe Fig. 296.

DJß ist ein Gummi, welches zwischen
dicken und stachlichten Blättern, so
die Gestalt eines Baumes haben, her-
abrinnet: dieselben befinden sich in
Menge in Lybien, und auf dem Berge
Atlas in Africa.

Die Alten haben vielerley Dinge von
der Natur des Euphorbii, und wie es ge-
sammlet werde, aufgeschrieben. Etli-
che sagen, es rinne aus den Ritzen, die
mit langen und an der Spitze mit Ei-
sen beschlagenen Stangen darein gema-
chet würden, damit man den Geruch,
welcher über alle massen schädlich seyn
soll, nicht empfinden dürffe. Sobald
nun diese Blätter aufgeritzet worden,
so lauffe alsofort ein milchweisser Saft
heraus, welcher in Schafsmägen, die die
Einwohner ausdrücklich zu diesem Ende
darunter gestellet, aufgefangen werde.
Andere aber vermeinen, es sey der dick-
gemachte Saft einer grünen Frucht,
welche so groß und gestaltet sey, als wie
die Gurcken. Allein, wer es so viel
mahl gesehen, und handthieret hat wie
ich, wird bald erkennen, daß es kein dick-
gemachter Saft, sondern das Gummi
eines Baumes sey. Zudem, so habe ich
ein Blatt von diesem Gewächse, welches
so lang und so dicke ist als der Mittelfin-
ger an der Hand, und vierecket: an ie-
der Ecke sitzen ein Hauffen kleine sehr
spitzige Stacheln, und unter diesen das
Euphorbium, welches sonder Schnitt
hervorgedrungen, gleichwie aus der Fi-
Siehe Fig. 297.gur mit A. bezeichnet, zu ersehen.

Man erwehle aber das Euphorbium,
welches feine frische Tropfen hat, die
goldgelb sehen, und mit so wenig klei-
nen Bröcklein, als nur seyn kan, ver-
menget, anbey recht trucken und sauber
sind.

Unter dem Euphorbio befinden sich
[Spaltenumbruch] ein Hauffen kleiner Körner, die wie Klee
aussehen, oder noch besser zu sagen, wie
die Früchte des Spindelbaums, Pfaf-
fenmützlein; sind sehr leichte, und an
Farbe dem Coriander gleich: inwendig
liegt ein klein Korn, wie ein Nadel-
knopf, das soll, wie man mich versichert
hat, des Euphorbii Samen seyn.

Diese Spezerey ist in der Artzney
sehr wenig bräuchlich, wegen ihrer über-
mäßigen Hitze, und allzu grossen
Schärffe: dagegen wird sie vielfältig
von den Schmieden gebraucht, weil sie
trefflich gut ist wider die Raude und
Schäbigkeit der Pferde.

Die Africaner brauchen dieses
Gummi auch innerlich: allein sie wa-
schen es vorher mit Portulacwasser, ihm
dergestalt die Schärffe zu benehmen.

Das Euphorbium ist dermassen gefähr-
lich zu stossen, daß, wann diejenigen, die
es zu stossen willens sind, nicht alle er-
sinnliche Vorsichtigkeit gebrauchen; es
sanfte stossen, den Mörser oben mit Oel
oder Wasser bestreichen, und also das
subtilste zurücke halten, ihn auch mit ei-
nem sonderlich dazu verfertigten Felle
bedecken, und die Nasenlöcher mit
Baumwolle verstopfen; sie in Gefahr
stehen, so lange zu niesen und zu räu-
spern, bis das Blut nachgehet, und da-
bey die heftigsten Schmertzen auszuste-
hen.

Dannenhero dürffen diejenigen, wel-
che viel Euphorbium haben, so wie es
aus dem Lande kommt, dasselbe nur sanf-
te durch ein bedecktes Sieb stäuben las-
sen: denn weil diese Waare ohnediß voll
kleines Zeugs und Staubes ist, als ha-
ben sie nicht nöthig, es stossen zu lassen,
damit sie das Pulver davon bekommen.

Was das Euphorbium vitrificatum ist,
dessen Maevius gedencket, weiß ich nicht.

[Ende Spaltensatz]
Das sieben und dreyßigste Capitel.
Vom Weyrauch.
[Spaltenumbruch] Siehe Fig. 298.

OLibanum, auch Encens male, Olibanum
masculinum
genennet, ist ein Gum-
mi, welches aus den Ritzen der Stäm-
me gar vieler Bäume fliesset, welche in
[Spaltenumbruch] dem gelobten Lande und dem glück-
lichen Arabien
zu befinden sind, allda
sie in häuffiger Menge wachsen, abson-
derlich am Berge Libanon, dah er es

auch
Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch]

Jm uͤbrigen iſt dieſes Gummi vor-
trefflich gut zu Wunden: und eben des-
wegen hat es auch den Griechiſchen Na-
[Spaltenumbruch] men Sarcocolla, welches ſoviel heißt, als
Fleiſchleim, uͤberkommen.

[Ende Spaltensatz]
Das ſechs und dreyßigſte Capitel.
Euphorbium.
[Spaltenumbruch] Siehe Fig. 296.

DJß iſt ein Gummi, welches zwiſchen
dicken und ſtachlichten Blaͤttern, ſo
die Geſtalt eines Baumes haben, her-
abrinnet: dieſelben befinden ſich in
Menge in Lybien, und auf dem Berge
Atlas in Africa.

Die Alten haben vielerley Dinge von
der Natur des Euphorbii, und wie es ge-
ſammlet werde, aufgeſchrieben. Etli-
che ſagen, es rinne aus den Ritzen, die
mit langen und an der Spitze mit Ei-
ſen beſchlagenen Stangen darein gema-
chet wuͤrden, damit man den Geruch,
welcher uͤber alle maſſen ſchaͤdlich ſeyn
ſoll, nicht empfinden duͤrffe. Sobald
nun dieſe Blaͤtter aufgeritzet worden,
ſo lauffe alſofort ein milchweiſſer Saft
heraus, welcher in Schafsmaͤgen, die die
Einwohner ausdruͤcklich zu dieſem Ende
darunter geſtellet, aufgefangen werde.
Andere aber vermeinen, es ſey der dick-
gemachte Saft einer gruͤnen Frucht,
welche ſo groß und geſtaltet ſey, als wie
die Gurcken. Allein, wer es ſo viel
mahl geſehen, und handthieret hat wie
ich, wird bald erkennen, daß es kein dick-
gemachter Saft, ſondern das Gummi
eines Baumes ſey. Zudem, ſo habe ich
ein Blatt von dieſem Gewaͤchſe, welches
ſo lang und ſo dicke iſt als der Mittelfin-
ger an der Hand, und vierecket: an ie-
der Ecke ſitzen ein Hauffen kleine ſehr
ſpitzige Stacheln, und unter dieſen das
Euphorbium, welches ſonder Schnitt
hervorgedrungen, gleichwie aus der Fi-
Siehe Fig. 297.gur mit A. bezeichnet, zu erſehen.

Man erwehle aber das Euphorbium,
welches feine friſche Tropfen hat, die
goldgelb ſehen, und mit ſo wenig klei-
nen Broͤcklein, als nur ſeyn kan, ver-
menget, anbey recht trucken und ſauber
ſind.

Unter dem Euphorbio befinden ſich
[Spaltenumbruch] ein Hauffen kleiner Koͤrner, die wie Klee
ausſehen, oder noch beſſer zu ſagen, wie
die Fruͤchte des Spindelbaums, Pfaf-
fenmuͤtzlein; ſind ſehr leichte, und an
Farbe dem Coriander gleich: inwendig
liegt ein klein Korn, wie ein Nadel-
knopf, das ſoll, wie man mich verſichert
hat, des Euphorbii Samen ſeyn.

Dieſe Spezerey iſt in der Artzney
ſehr wenig braͤuchlich, wegen ihrer uͤber-
maͤßigen Hitze, und allzu groſſen
Schaͤrffe: dagegen wird ſie vielfaͤltig
von den Schmieden gebraucht, weil ſie
trefflich gut iſt wider die Raude und
Schaͤbigkeit der Pferde.

Die Africaner brauchen dieſes
Gummi auch innerlich: allein ſie wa-
ſchen es vorher mit Portulacwaſſer, ihm
dergeſtalt die Schaͤrffe zu benehmen.

Das Euphorbium iſt dermaſſen gefaͤhr-
lich zu ſtoſſen, daß, wann diejenigen, die
es zu ſtoſſen willens ſind, nicht alle er-
ſinnliche Vorſichtigkeit gebrauchen; es
ſanfte ſtoſſen, den Moͤrſer oben mit Oel
oder Waſſer beſtreichen, und alſo das
ſubtilſte zuruͤcke halten, ihn auch mit ei-
nem ſonderlich dazu verfertigten Felle
bedecken, und die Naſenloͤcher mit
Baumwolle verſtopfen; ſie in Gefahr
ſtehen, ſo lange zu nieſen und zu raͤu-
ſpern, bis das Blut nachgehet, und da-
bey die heftigſten Schmertzen auszuſte-
hen.

Dannenhero duͤrffen diejenigen, wel-
che viel Euphorbium haben, ſo wie es
aus dem Lande kommt, daſſelbe nur ſanf-
te durch ein bedecktes Sieb ſtaͤuben laſ-
ſen: denn weil dieſe Waare ohnediß voll
kleines Zeugs und Staubes iſt, als ha-
ben ſie nicht noͤthig, es ſtoſſen zu laſſen,
damit ſie das Pulver davon bekommen.

Was das Euphorbium vitrificatum iſt,
deſſen Mævius gedencket, weiß ich nicht.

[Ende Spaltensatz]
Das ſieben und dreyßigſte Capitel.
Vom Weyrauch.
[Spaltenumbruch] Siehe Fig. 298.

OLibanum, auch Encens mâle, Olibanum
maſculinum
genennet, iſt ein Gum-
mi, welches aus den Ritzen der Staͤm-
me gar vieler Baͤume flieſſet, welche in
[Spaltenumbruch] dem gelobten Lande und dem gluͤck-
lichen Arabien
zu befinden ſind, allda
ſie in haͤuffiger Menge wachſen, abſon-
derlich am Berge Libanon, dah er es

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/316>, abgerufen am 21.11.2024.