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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Hauptbeschreibung ersten Theils achtes Buch.
[Spaltenumbruch] solcher Gestalt. Sie lassen die Gum-
mata
und Hartze übern Feuer zerge-
[Spaltenumbruch] hen, und rühren hernach die Pulver
drein.

[Ende Spaltensatz]
Das vier und dreyßigste Capitel.
Bdellium.
[Spaltenumbruch] Siehe Fig. 294.

DAs Bdellium ist ein Gummi, wel-
ches die Alten so gar auf unter-
schiedliche Weise beschrieben haben.
Denn etliche sagen, es fliesse aus dem
Stamme eines stachlichten Baumes,
dessen Blätter dem Eichenlaube gleich
wären, die Früchte wie die Feigen, von
ziemlichen guten Geschmack. Andre
wollen, daß er demjenigen Baume gleich
sey, der die Myrrhen giebt, und daß die-
se Bäume sehr häuffig in der Landschaft
Bactriana, dem glücklichen Ara-
bien
und in Jndien wüchsen. Und die-
ses ist dem Ansehen nach, dasjenige
Bdellium/ das man uns anietzo von
Marseille übersendet, und in der That
nichts anders ist, als das Gummi
Alouchi/
ob es schon von ihrer etlichen
für das wahrhafte Bdellium gehalten
wird. Jch aber will nur dieses sagen,
daß dasjenige, das auch in der Handlung
und von allen verständigen Kauffleuten
dafür erkannt und aufgenommen wer-
de, das Gummi sey, welches vor acht-
zehen oder zwantzig Jahren unter dem
Gummi von Senega gefunden, und
[Spaltenumbruch] den Färbern bekannt wurde, weil es
nicht, als wie das andere, zergienge.
Dannenhero examinirten es ein und
andere Personen, und erkannten es für
das wahrhafte Bdellium. Allein,
seit der Zeit, daß seine Tugend bekannt
worden, findet man sehr wenig mehr
darunter, und kaum fünff Untzen in ei-
nem Stücke, das fünff Centner schwer
ist.

Man soll das Bdellium erwehlen,
welches in hellen und durchsichtigen
Stücklein ist, die von aussen grau und
röthlicht, inwendig wie der Englische
Leim aussehen, und ihre Farbe verän-
dern, wann man mit der Zunge drüber
hin fähret.

Doch darff man sich weder an die
Farbe, noch an die Gestalt kehren, in-
dem dieselbe nicht einerley ist: iedennoch
ist die schönste insgemein länglicht, als
wie ein Ohrgehencke.

Gröstentheils wird es zum Mithri-
dat, Emplastro divino und andern Gale-
nischen Artzneyen gebraucht.

[Ende Spaltensatz]
Das fünff und dreyßigste Capitel.
Vom Fleischleim.
[Spaltenumbruch]

SArcocolla, der Fleischleim/ ist ein
Gummi, das aus einem kleinen stach-
Siehe Fig. 295.lichten Bäumlein rinnet, dessen Blät-
ter den Sennesblättern, de la Palthe ge-
nannt, gleich sehen, und von Farbe weiß-
gelblicht sind.

Es melden fast alle Scribenten, daß
diese Bäumlein in Persien wachsen:
mir aber haben dennoch zwey gute
Freunde den 25. des Brachmonats
1692. aus Marsilien folgendes über-
schrieben.

"Der Fleischleim ist ein Gummi, wel-
"ches im wüsten Arabien gesammlet
"wird: der Baum ist klein, und sehr
"stachlicht.

Es soll aber der Fleischleim wie Tro-
pfen oder körnicht erwehlet werden, an
Farbe weiß seyn, doch daß sie sich nach
gelb oder roth ziehen, an Geschmack,
als wie Zucker, mit einer ziemlichen un-
angenehmen Bitterkeit begleitet.

[Spaltenumbruch]

Dieses Gummi ist einer wundersa-
men Natur, denn es von ihm selbst, und
ohne Schnitt aus den Bäumen drin-
get, als wie Thränen, welche allerley
Grösse und Farbe haben, inmassen es
weisse, gelbe und rothe giebet, die wenn
sie trucken worden, sich dergestalt kör-
nen, wie wir sie von Marseille/ und zu
Gesichte bekommen.

Sonst findet sich noch eine Gattung
des Fleischleimes, in Gestalt einer
braunen Massa, welche einem vermisch-
ten Wesen nicht ungleich siehet: doch
halte ich dafür, daß es zwar Fleischleim
sey, der aber auf der See oder auf an-
dere Weise Schaden genommen, und
auch deswegen gantz und gar ausge-
worffen werden soll, sowohl als wie der-
jenige, dessen kleine Körner braun sind,
und mit tausenderley Unreinigkeit er-
füllet, dann diesem Unfall ist er gar sehr
unterworffen.

Jm

Hauptbeſchreibung erſten Theils achtes Buch.
[Spaltenumbruch] ſolcher Geſtalt. Sie laſſen die Gum-
mata
und Hartze uͤbern Feuer zerge-
[Spaltenumbruch] hen, und ruͤhren hernach die Pulver
drein.

[Ende Spaltensatz]
Das vier und dreyßigſte Capitel.
Bdellium.
[Spaltenumbruch] Siehe Fig. 294.

DAs Bdellium iſt ein Gummi, wel-
ches die Alten ſo gar auf unter-
ſchiedliche Weiſe beſchrieben haben.
Denn etliche ſagen, es flieſſe aus dem
Stamme eines ſtachlichten Baumes,
deſſen Blaͤtter dem Eichenlaube gleich
waͤren, die Fruͤchte wie die Feigen, von
ziemlichen guten Geſchmack. Andre
wollen, daß er demjenigen Baume gleich
ſey, der die Myrrhen giebt, und daß die-
ſe Baͤume ſehr haͤuffig in der Landſchaft
Bactriana, dem gluͤcklichen Ara-
bien
und in Jndien wuͤchſen. Und die-
ſes iſt dem Anſehen nach, dasjenige
Bdellium/ das man uns anietzo von
Marſeille uͤberſendet, und in der That
nichts anders iſt, als das Gummi
Alouchi/
ob es ſchon von ihrer etlichen
fuͤr das wahrhafte Bdellium gehalten
wird. Jch aber will nur dieſes ſagen,
daß dasjenige, das auch in der Handlung
und von allen verſtaͤndigen Kauffleuten
dafuͤr erkannt und aufgenommen wer-
de, das Gummi ſey, welches vor acht-
zehen oder zwantzig Jahren unter dem
Gummi von Senega gefunden, und
[Spaltenumbruch] den Faͤrbern bekannt wurde, weil es
nicht, als wie das andere, zergienge.
Dannenhero examinirten es ein und
andere Perſonen, und erkannten es fuͤr
das wahrhafte Bdellium. Allein,
ſeit der Zeit, daß ſeine Tugend bekannt
worden, findet man ſehr wenig mehr
darunter, und kaum fuͤnff Untzen in ei-
nem Stuͤcke, das fuͤnff Centner ſchwer
iſt.

Man ſoll das Bdellium erwehlen,
welches in hellen und durchſichtigen
Stuͤcklein iſt, die von auſſen grau und
roͤthlicht, inwendig wie der Engliſche
Leim auſſehen, und ihre Farbe veraͤn-
dern, wann man mit der Zunge druͤber
hin faͤhret.

Doch darff man ſich weder an die
Farbe, noch an die Geſtalt kehren, in-
dem dieſelbe nicht einerley iſt: iedennoch
iſt die ſchoͤnſte insgemein laͤnglicht, als
wie ein Ohrgehencke.

Groͤſtentheils wird es zum Mithri-
dat, Emplaſtro divino und andern Gale-
niſchen Artzneyen gebraucht.

[Ende Spaltensatz]
Das fuͤnff und dreyßigſte Capitel.
Vom Fleiſchleim.
[Spaltenumbruch]

SArcocolla, der Fleiſchleim/ iſt ein
Gummi, das aus einem kleinen ſtach-
Siehe Fig. 295.lichten Baͤumlein rinnet, deſſen Blaͤt-
ter den Sennesblaͤttern, de la Palthe ge-
nannt, gleich ſehen, und von Farbe weiß-
gelblicht ſind.

Es melden faſt alle Scribenten, daß
dieſe Baͤumlein in Perſien wachſen:
mir aber haben dennoch zwey gute
Freunde den 25. des Brachmonats
1692. aus Marſilien folgendes uͤber-
ſchrieben.

„Der Fleiſchleim iſt ein Gummi, wel-
„ches im wuͤſten Arabien geſammlet
„wird: der Baum iſt klein, und ſehr
„ſtachlicht.

Es ſoll aber der Fleiſchleim wie Tro-
pfen oder koͤrnicht erwehlet werden, an
Farbe weiß ſeyn, doch daß ſie ſich nach
gelb oder roth ziehen, an Geſchmack,
als wie Zucker, mit einer ziemlichen un-
angenehmen Bitterkeit begleitet.

[Spaltenumbruch]

Dieſes Gummi iſt einer wunderſa-
men Natur, denn es von ihm ſelbſt, und
ohne Schnitt aus den Baͤumen drin-
get, als wie Thraͤnen, welche allerley
Groͤſſe und Farbe haben, inmaſſen es
weiſſe, gelbe und rothe giebet, die wenn
ſie trucken worden, ſich dergeſtalt koͤr-
nen, wie wir ſie von Marſeille/ und zu
Geſichte bekommen.

Sonſt findet ſich noch eine Gattung
des Fleiſchleimes, in Geſtalt einer
braunen Maſſa, welche einem vermiſch-
ten Weſen nicht ungleich ſiehet: doch
halte ich dafuͤr, daß es zwar Fleiſchleim
ſey, der aber auf der See oder auf an-
dere Weiſe Schaden genommen, und
auch deswegen gantz und gar ausge-
worffen werden ſoll, ſowohl als wie der-
jenige, deſſen kleine Koͤrner braun ſind,
und mit tauſenderley Unreinigkeit er-
fuͤllet, dann dieſem Unfall iſt er gar ſehr
unterworffen.

Jm
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[0315] Hauptbeſchreibung erſten Theils achtes Buch. ſolcher Geſtalt. Sie laſſen die Gum- mata und Hartze uͤbern Feuer zerge- hen, und ruͤhren hernach die Pulver drein. Das vier und dreyßigſte Capitel. Bdellium. DAs Bdellium iſt ein Gummi, wel- ches die Alten ſo gar auf unter- ſchiedliche Weiſe beſchrieben haben. Denn etliche ſagen, es flieſſe aus dem Stamme eines ſtachlichten Baumes, deſſen Blaͤtter dem Eichenlaube gleich waͤren, die Fruͤchte wie die Feigen, von ziemlichen guten Geſchmack. Andre wollen, daß er demjenigen Baume gleich ſey, der die Myrrhen giebt, und daß die- ſe Baͤume ſehr haͤuffig in der Landſchaft Bactriana, dem gluͤcklichen Ara- bien und in Jndien wuͤchſen. Und die- ſes iſt dem Anſehen nach, dasjenige Bdellium/ das man uns anietzo von Marſeille uͤberſendet, und in der That nichts anders iſt, als das Gummi Alouchi/ ob es ſchon von ihrer etlichen fuͤr das wahrhafte Bdellium gehalten wird. Jch aber will nur dieſes ſagen, daß dasjenige, das auch in der Handlung und von allen verſtaͤndigen Kauffleuten dafuͤr erkannt und aufgenommen wer- de, das Gummi ſey, welches vor acht- zehen oder zwantzig Jahren unter dem Gummi von Senega gefunden, und den Faͤrbern bekannt wurde, weil es nicht, als wie das andere, zergienge. Dannenhero examinirten es ein und andere Perſonen, und erkannten es fuͤr das wahrhafte Bdellium. Allein, ſeit der Zeit, daß ſeine Tugend bekannt worden, findet man ſehr wenig mehr darunter, und kaum fuͤnff Untzen in ei- nem Stuͤcke, das fuͤnff Centner ſchwer iſt. Man ſoll das Bdellium erwehlen, welches in hellen und durchſichtigen Stuͤcklein iſt, die von auſſen grau und roͤthlicht, inwendig wie der Engliſche Leim auſſehen, und ihre Farbe veraͤn- dern, wann man mit der Zunge druͤber hin faͤhret. Doch darff man ſich weder an die Farbe, noch an die Geſtalt kehren, in- dem dieſelbe nicht einerley iſt: iedennoch iſt die ſchoͤnſte insgemein laͤnglicht, als wie ein Ohrgehencke. Groͤſtentheils wird es zum Mithri- dat, Emplaſtro divino und andern Gale- niſchen Artzneyen gebraucht. Das fuͤnff und dreyßigſte Capitel. Vom Fleiſchleim. SArcocolla, der Fleiſchleim/ iſt ein Gummi, das aus einem kleinen ſtach- lichten Baͤumlein rinnet, deſſen Blaͤt- ter den Sennesblaͤttern, de la Palthe ge- nannt, gleich ſehen, und von Farbe weiß- gelblicht ſind. Siehe Fig. 295. Es melden faſt alle Scribenten, daß dieſe Baͤumlein in Perſien wachſen: mir aber haben dennoch zwey gute Freunde den 25. des Brachmonats 1692. aus Marſilien folgendes uͤber- ſchrieben. „Der Fleiſchleim iſt ein Gummi, wel- „ches im wuͤſten Arabien geſammlet „wird: der Baum iſt klein, und ſehr „ſtachlicht. Es ſoll aber der Fleiſchleim wie Tro- pfen oder koͤrnicht erwehlet werden, an Farbe weiß ſeyn, doch daß ſie ſich nach gelb oder roth ziehen, an Geſchmack, als wie Zucker, mit einer ziemlichen un- angenehmen Bitterkeit begleitet. Dieſes Gummi iſt einer wunderſa- men Natur, denn es von ihm ſelbſt, und ohne Schnitt aus den Baͤumen drin- get, als wie Thraͤnen, welche allerley Groͤſſe und Farbe haben, inmaſſen es weiſſe, gelbe und rothe giebet, die wenn ſie trucken worden, ſich dergeſtalt koͤr- nen, wie wir ſie von Marſeille/ und zu Geſichte bekommen. Sonſt findet ſich noch eine Gattung des Fleiſchleimes, in Geſtalt einer braunen Maſſa, welche einem vermiſch- ten Weſen nicht ungleich ſiehet: doch halte ich dafuͤr, daß es zwar Fleiſchleim ſey, der aber auf der See oder auf an- dere Weiſe Schaden genommen, und auch deswegen gantz und gar ausge- worffen werden ſoll, ſowohl als wie der- jenige, deſſen kleine Koͤrner braun ſind, und mit tauſenderley Unreinigkeit er- fuͤllet, dann dieſem Unfall iſt er gar ſehr unterworffen. Jm

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/315>, abgerufen am 30.12.2024.