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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Hauptbeschreibung ersten Theils achtes Buch.
[Spaltenumbruch] bedienen sich dieses saubern Vorwan-
des, ihre Schelmerey dadurch zu ver-
mänteln.

Das aufrichtige Gummi Elemy, das
wir aus Holland oder von Marseille
bekommen, ist ein natürlicher Wund-
balsam, deshalben es auch unter den
balsamum Arcaei genommen wird.

Jn den Americanischen Jnsuln fin-
det sich ein Baum, dessen Holtz weiß ist,
und die Blätter den Lorbeerblättern
gleich sehen, ohne, daß sie um ein gut
Theil grösser sind. Dieser Baum ist
dermassen voll Hartz, daß man ihrer fin-
det, die bis 50. Pfund weisses Gummi
geben, welches dem Galipot durchaus
ähnlich ist, nur daß es nicht so heftig
stincket. Weil aber dieses Hartz den
Handelsleuten noch gar wenig bekannt
ist, ob es gleich bey uns gantz gemeine,
dannenhero verkaufft es ein ieder, so gut
er kan: einige für das Gummi Elemy,
andere für Gummi Anime, und noch
andere für Tacamahaca. Allein man
Americani-
scher Galipot.
möchte es viel eher Americanischen
Galipot
nennen, indem sein Geruch
und Gestalt dem Galipot dergestalt bey-
kommt, daß es gewißlich Mühe giebt, sie
von einander zu unterscheiden.

Dieses Hartz kommt in Fässern von
[Spaltenumbruch] unterschiedenem Gewichte, und ist in
grosse Blätter eingewickelt, deren Na-
men ich bisanhero nicht habe erfahren
können.

Sonst verkauffen wir noch zwey
Sorten des Gummi Elemy, von de-
nen das eine dem Hartzpeche so ähnlich
siehet, daß kein Mensch einigen Unter-
schied darunter zu machen vermöchte,
wenn nicht der liebliche aromatische
Geruch thäte, und daß es allezeit mit
solchen Blättern, als wie das Näglein-
holtz umwickelt ist. Die andere Gat-
tung des Gummi Elemy sieht aschgrau,
und zieht sich aufs braune, und kommt
in dicken, trucknen und leicht zerbrech-
lichen Stücken. Weil mir aber un-
möglich gewesen zu erfahren, was doch
nur diese beyden Sorten dieses Gummi
Elemy seyn möchten, deshalben will
ich lieber gar nichts weiter davon geden-
cken, sondern nur vermelden, wie daß
ich gäntzlich glaube, daß es gutes und
verdorbenes Gummi Elemy seye, das
man in ziemlicher Menge umgeschmol-
tzen und wieder umgesotten haben wird.
Wiewohl ich auch dieses für keine
Wahrheit auszugeben begehre, dieweil
ichs selbsten nicht recht weiß.

[Ende Spaltensatz]
Das ein und dreyßigste Capitel.
Tacamahaca.
[Spaltenumbruch] Siehe Fig. 291.

TAcamahaca ist ein flüßiges durch-
sichtiges Hartz; rinnet aus dem
Stamme gar dicker Bäume, deren die
Menge in Neuspanien wächst, wie
auch auf der Jnsul Madagascar, wo-
selbst sie Harame genennet werden: sie
sehen unsern Pappelbäumen gleich
genug.

Diese Bäume sind mit grünen, den
Buchsbaumblättern nicht unähnlichen
Laube besetzet, nach welchem die rothen
Früchte folgen, die so dicke sind als unsre
grünen Nüsse, in denen ein wohlriechen-
des balsamisches Hartz befindlich ist.

Die Einwohner selbiger Jnseln ritzen
den Baum auf, daraus dringet alsdann
ein weisser heller Saft, welcher stracks
darauf, so bald er nur herabgefallen, er-
hartet. Dessen bedienen sich die Leute
wider die kalten Flüsse, wie ingleichen zu
Stillung der Zahnwehtagen; vor-
nehmlich aber ihre Schiffe und Gefäse
[Spaltenumbruch] damit zu verpichen. Aus dem Holtze
machen sie Breter.

Die auf der Jnsel S. Laurentius
hatten die Gewohnheit, daß sie das erste
Hartz, welches von sich selbst, und ohne
daß sie in den Baum geschnitten, heraus
geflossen, in kleine halb von einander ge-
spaltene Kürbse thaten, und ein grosses
Blatt, als wie ein Palmblatt, oben drauf
legten: welches dann etliche Scriben-
ten unter dem Namen Tacamahaca sub-Tacamahaca
sublimis,
oder
en coque.

limis verstehen. Dasselbe aber muß,
wenn es, wie sichs gebühret, beschaffen
seyn soll, trucken und röthlicht seyn, und
durchsichtig; gut riechen, fast wie La-
vendel, und bitterlich schmecken. Wir
pflegen es Tacamabaca en coque, in Scha-
len,
zu nennen.

Was aber aus den Ritzen, die in denTacamahaca
in Stücken
und in Tro-
pfen.

Baum gemachet worden sind, abrin-
net, das wird in Stücken zu uns ge-
bracht, bisweilen auch in Tropfen Ge-
stalt, schier wie der Jndianische Wey-

rauch,
B b 3

Hauptbeſchreibung erſten Theils achtes Buch.
[Spaltenumbruch] bedienen ſich dieſes ſaubern Vorwan-
des, ihre Schelmerey dadurch zu ver-
maͤnteln.

Das aufrichtige Gummi Elemy, das
wir aus Holland oder von Marſeille
bekommen, iſt ein natuͤrlicher Wund-
balſam, deshalben es auch unter den
balſamum Arcæi genommen wird.

Jn den Americaniſchen Jnſuln fin-
det ſich ein Baum, deſſen Holtz weiß iſt,
und die Blaͤtter den Lorbeerblaͤttern
gleich ſehen, ohne, daß ſie um ein gut
Theil groͤſſer ſind. Dieſer Baum iſt
dermaſſen voll Hartz, daß man ihrer fin-
det, die bis 50. Pfund weiſſes Gummi
geben, welches dem Galipot durchaus
aͤhnlich iſt, nur daß es nicht ſo heftig
ſtincket. Weil aber dieſes Hartz den
Handelsleuten noch gar wenig bekannt
iſt, ob es gleich bey uns gantz gemeine,
dannenhero verkaufft es ein ieder, ſo gut
er kan: einige fuͤr das Gummi Elemy,
andere fuͤr Gummi Anime, und noch
andere fuͤr Tacamahaca. Allein man
Americani-
ſcher Galipot.
moͤchte es viel eher Americaniſchen
Galipot
nennen, indem ſein Geruch
und Geſtalt dem Galipot dergeſtalt bey-
kommt, daß es gewißlich Muͤhe giebt, ſie
von einander zu unterſcheiden.

Dieſes Hartz kommt in Faͤſſern von
[Spaltenumbruch] unterſchiedenem Gewichte, und iſt in
groſſe Blaͤtter eingewickelt, deren Na-
men ich bisanhero nicht habe erfahren
koͤnnen.

Sonſt verkauffen wir noch zwey
Sorten des Gummi Elemy, von de-
nen das eine dem Hartzpeche ſo aͤhnlich
ſiehet, daß kein Menſch einigen Unter-
ſchied darunter zu machen vermoͤchte,
wenn nicht der liebliche aromatiſche
Geruch thaͤte, und daß es allezeit mit
ſolchen Blaͤttern, als wie das Naͤglein-
holtz umwickelt iſt. Die andere Gat-
tung des Gummi Elemy ſieht aſchgrau,
und zieht ſich aufs braune, und kommt
in dicken, trucknen und leicht zerbrech-
lichen Stuͤcken. Weil mir aber un-
moͤglich geweſen zu erfahren, was doch
nur dieſe beyden Sorten dieſes Gummi
Elemy ſeyn moͤchten, deshalben will
ich lieber gar nichts weiter davon geden-
cken, ſondern nur vermelden, wie daß
ich gaͤntzlich glaube, daß es gutes und
verdorbenes Gummi Elemy ſeye, das
man in ziemlicher Menge umgeſchmol-
tzen und wieder umgeſotten haben wird.
Wiewohl ich auch dieſes fuͤr keine
Wahrheit auszugeben begehre, dieweil
ichs ſelbſten nicht recht weiß.

[Ende Spaltensatz]
Das ein und dreyßigſte Capitel.
Tacamahaca.
[Spaltenumbruch] Siehe Fig. 291.

TAcamahaca iſt ein fluͤßiges durch-
ſichtiges Hartz; rinnet aus dem
Stamme gar dicker Baͤume, deren die
Menge in Neuſpanien waͤchſt, wie
auch auf der Jnſul Madagaſcar, wo-
ſelbſt ſie Harame genennet werden: ſie
ſehen unſern Pappelbaͤumen gleich
genug.

Dieſe Baͤume ſind mit gruͤnen, den
Buchsbaumblaͤttern nicht unaͤhnlichen
Laube beſetzet, nach welchem die rothen
Fruͤchte folgen, die ſo dicke ſind als unſre
gruͤnen Nuͤſſe, in denen ein wohlriechen-
des balſamiſches Hartz befindlich iſt.

Die Einwohner ſelbiger Jnſeln ritzen
den Baum auf, daraus dringet alsdann
ein weiſſer heller Saft, welcher ſtracks
darauf, ſo bald er nur herabgefallen, er-
hartet. Deſſen bedienen ſich die Leute
wider die kalten Fluͤſſe, wie ingleichen zu
Stillung der Zahnwehtagen; vor-
nehmlich aber ihre Schiffe und Gefaͤſe
[Spaltenumbruch] damit zu verpichen. Aus dem Holtze
machen ſie Breter.

Die auf der Jnſel S. Laurentius
hatten die Gewohnheit, daß ſie das erſte
Hartz, welches von ſich ſelbſt, und ohne
daß ſie in den Baum geſchnitten, heraus
gefloſſen, in kleine halb von einander ge-
ſpaltene Kuͤrbſe thaten, und ein groſſes
Blatt, als wie ein Palmblatt, oben dꝛauf
legten: welches dann etliche Scriben-
ten unter dem Namen Tacamahaca ſub-Tacamahaca
ſublimis,
oder
en coque.

limis verſtehen. Daſſelbe aber muß,
wenn es, wie ſichs gebuͤhret, beſchaffen
ſeyn ſoll, trucken und roͤthlicht ſeyn, und
durchſichtig; gut riechen, faſt wie La-
vendel, und bitterlich ſchmecken. Wir
pflegen es Tacamabaca en coque, in Scha-
len,
zu nennen.

Was aber aus den Ritzen, die in denTacamahaca
in Stuͤcken
und in Tro-
pfen.

Baum gemachet worden ſind, abrin-
net, das wird in Stuͤcken zu uns ge-
bracht, bisweilen auch in Tropfen Ge-
ſtalt, ſchier wie der Jndianiſche Wey-

rauch,
B b 3
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[0313] Hauptbeſchreibung erſten Theils achtes Buch. bedienen ſich dieſes ſaubern Vorwan- des, ihre Schelmerey dadurch zu ver- maͤnteln. Das aufrichtige Gummi Elemy, das wir aus Holland oder von Marſeille bekommen, iſt ein natuͤrlicher Wund- balſam, deshalben es auch unter den balſamum Arcæi genommen wird. Jn den Americaniſchen Jnſuln fin- det ſich ein Baum, deſſen Holtz weiß iſt, und die Blaͤtter den Lorbeerblaͤttern gleich ſehen, ohne, daß ſie um ein gut Theil groͤſſer ſind. Dieſer Baum iſt dermaſſen voll Hartz, daß man ihrer fin- det, die bis 50. Pfund weiſſes Gummi geben, welches dem Galipot durchaus aͤhnlich iſt, nur daß es nicht ſo heftig ſtincket. Weil aber dieſes Hartz den Handelsleuten noch gar wenig bekannt iſt, ob es gleich bey uns gantz gemeine, dannenhero verkaufft es ein ieder, ſo gut er kan: einige fuͤr das Gummi Elemy, andere fuͤr Gummi Anime, und noch andere fuͤr Tacamahaca. Allein man moͤchte es viel eher Americaniſchen Galipot nennen, indem ſein Geruch und Geſtalt dem Galipot dergeſtalt bey- kommt, daß es gewißlich Muͤhe giebt, ſie von einander zu unterſcheiden. Americani- ſcher Galipot. Dieſes Hartz kommt in Faͤſſern von unterſchiedenem Gewichte, und iſt in groſſe Blaͤtter eingewickelt, deren Na- men ich bisanhero nicht habe erfahren koͤnnen. Sonſt verkauffen wir noch zwey Sorten des Gummi Elemy, von de- nen das eine dem Hartzpeche ſo aͤhnlich ſiehet, daß kein Menſch einigen Unter- ſchied darunter zu machen vermoͤchte, wenn nicht der liebliche aromatiſche Geruch thaͤte, und daß es allezeit mit ſolchen Blaͤttern, als wie das Naͤglein- holtz umwickelt iſt. Die andere Gat- tung des Gummi Elemy ſieht aſchgrau, und zieht ſich aufs braune, und kommt in dicken, trucknen und leicht zerbrech- lichen Stuͤcken. Weil mir aber un- moͤglich geweſen zu erfahren, was doch nur dieſe beyden Sorten dieſes Gummi Elemy ſeyn moͤchten, deshalben will ich lieber gar nichts weiter davon geden- cken, ſondern nur vermelden, wie daß ich gaͤntzlich glaube, daß es gutes und verdorbenes Gummi Elemy ſeye, das man in ziemlicher Menge umgeſchmol- tzen und wieder umgeſotten haben wird. Wiewohl ich auch dieſes fuͤr keine Wahrheit auszugeben begehre, dieweil ichs ſelbſten nicht recht weiß. Das ein und dreyßigſte Capitel. Tacamahaca. TAcamahaca iſt ein fluͤßiges durch- ſichtiges Hartz; rinnet aus dem Stamme gar dicker Baͤume, deren die Menge in Neuſpanien waͤchſt, wie auch auf der Jnſul Madagaſcar, wo- ſelbſt ſie Harame genennet werden: ſie ſehen unſern Pappelbaͤumen gleich genug. Dieſe Baͤume ſind mit gruͤnen, den Buchsbaumblaͤttern nicht unaͤhnlichen Laube beſetzet, nach welchem die rothen Fruͤchte folgen, die ſo dicke ſind als unſre gruͤnen Nuͤſſe, in denen ein wohlriechen- des balſamiſches Hartz befindlich iſt. Die Einwohner ſelbiger Jnſeln ritzen den Baum auf, daraus dringet alsdann ein weiſſer heller Saft, welcher ſtracks darauf, ſo bald er nur herabgefallen, er- hartet. Deſſen bedienen ſich die Leute wider die kalten Fluͤſſe, wie ingleichen zu Stillung der Zahnwehtagen; vor- nehmlich aber ihre Schiffe und Gefaͤſe damit zu verpichen. Aus dem Holtze machen ſie Breter. Die auf der Jnſel S. Laurentius hatten die Gewohnheit, daß ſie das erſte Hartz, welches von ſich ſelbſt, und ohne daß ſie in den Baum geſchnitten, heraus gefloſſen, in kleine halb von einander ge- ſpaltene Kuͤrbſe thaten, und ein groſſes Blatt, als wie ein Palmblatt, oben dꝛauf legten: welches dann etliche Scriben- ten unter dem Namen Tacamahaca ſub- limis verſtehen. Daſſelbe aber muß, wenn es, wie ſichs gebuͤhret, beſchaffen ſeyn ſoll, trucken und roͤthlicht ſeyn, und durchſichtig; gut riechen, faſt wie La- vendel, und bitterlich ſchmecken. Wir pflegen es Tacamabaca en coque, in Scha- len, zu nennen. Tacamahaca ſublimis, oder en coque. Was aber aus den Ritzen, die in den Baum gemachet worden ſind, abrin- net, das wird in Stuͤcken zu uns ge- bracht, bisweilen auch in Tropfen Ge- ſtalt, ſchier wie der Jndianiſche Wey- rauch, Tacamahaca in Stuͤcken und in Tro- pfen. B b 3

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/313>, abgerufen am 23.11.2024.