Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

Bild:
<< vorherige Seite

Hauptbeschreibung ersten Theils siebendes Buch.
[Spaltenumbruch] Branntwein gemacht wird, viel Wor-
te machen, denn es eine Sache, die be-
kannt genug ist; so weiß auch ein ieder-
mann, daß er von Weine, er sey aufge-
standen oder nicht, gedistilliret wird.

Der Branntwein wird ietziger Zeit
dermassen häuffig verbrauchet, daß wir
bey nahe keine einige Waare haben, die
in so grosser Menge verthan wird, unge-
achtet alle diejenigen, die ihn trincken, al-
lerhand Unfug und lose Händel treiben,
weil es die Leute zugeben, die ihn verlas-
sen, und ihre Schencken stets offen hal-
ten, daß man sie mit allem Rechte der
Spitzbuben Herberge nennen möchte.
Welches ihnen nicht wenig Spezerey-
krämer solten gesaget seyn lassen; wie-
wohl ich sie lieber Branntweinschencken
nennen wolte, indem sie Tag und Nacht
zu sauffen geben; und möchten sich nicht
mit solchem liederlichen Thun verwir-
ren: das heißt so viel, sie solten nicht zu-
lassen, daß so ein Hauffen liederlich Ge-
sinde mit Brod, oder auch zuweilen mit
anderm Essen in ihre Läden käme, Aqua-
vit, Hypotheque
und Ratafia auf
einem umgestürtzten Fasse, oder auch
wohl gar an einem ausdrücklich für sie
aufgeschlagenen Tische zu trincken. Jn-
dessen nun die Commissarien nebst der
Wache bemühet sind, damit die Läden,
so bald die Glocke zehen geschlagen, ge-
schlossen, auch an Sonn- und Festtagen
unter währendem Gottesdienste zuge-
halten werden, haben diese Krämer der-
gleichen Säuffer gnug bey sich im Hau-
se, die hernachmahls halb berauschet,
zum Theil auch gar besoffen, von ihnen
gehen; welches aber Schuld und die ein-
tzige Ursache ist, daß so viel Mord und
Todtschlag zu Paris geschiehet, und
[Spaltenumbruch] man eine solche Menge blinder Leute
siehet.

Uber dieses wird auch der Brannt-
wein zur Artzney gebraucht; denn er
stärcket die Nerven: ingleichen wird er
zu andern Sachen mehr genommen.

Von dem Branntwein ziehen wir
ein geistiges Wasser, aquam spirituosam,
ab, welches klar und durchsichtig ist, und
wird Esprit de Vin, Spiritus vini, Wein-Spiritus Vini.
geist genennet. Wenn dieser die gehö-
rige Beschaffenheit hat, ist er fein weiß,
und verbrennet ohne Hinterlassung der
geringsten Feuchtigkeit, wenn man ihn
anzündet. Damit man nun erfahre,
ob er auch ohne phlegma und Wasser sey,
so darff man nur etwas weniges in ei-
nen eisernen oder silbernen Löffel gies-
sen, und auf einen Teller mit Wasser
stellen; verbrennet dann der Spiritus, bis
alles trocken, und das Pulver, das drein
geschüttet worden, geht zugleich mit
auf, so ist es ein ohnfehlbares Zeichen,
daß er ist, wie er seyn soll, und mag zu
allerhand Dingen, dazu der Weingeist
erfordert wird, gebrauchet werden.

Der Spiritus Vini hat so herrliche Ei-
genschafften, daß einer kaum glauben
solte, was für Kräfte er hat, und ist zu
vielerley dienlich.

Wir handeln auch allhier gar starck
mit Eßig und Agrest oder unreiffen
Weinbeersaft, und versenden den ersten,
welchen wir von Orleans und ander-
wärts her bekommen, in fremde Lan-
de: diesen aber haben wir deshalben zu
verkauffen, weil er einiger massen in der
Artzney gebrauchet wird, und die Spe-
zereyhändler gehalten sind ihn zu füh-
ren, weil er zu Reinigung des Wachses
vortrefflich dienet.

[Ende Spaltensatz]
Das ein und sechtzigste Capitel.
Vom weiß und rothen Weinstein.
[Spaltenumbruch]

ES ist der roth- und weisse Tartarus eine
Art Stein, der sich in den teutschen
Foudres,
Stückfässer
sind Fasse/ die
bis 1000.
Pipen hal-
ten.
Stückfässern; foudres auf Frantzösisch
genennt; oder in andern roth und weis-
sen Weinfassen anhänget, und wird,
nach seiner Dicke, oder nach den Landen,
von dannen er gekommen, benennet.

Der teutsche Weinstein, ist der schön-
ste, und auch der dickste, denn er viel län-
ger in diesen Fassen verblieben, soll auch
deshalben den Namen des roth- und
[Spaltenumbruch] weissen Weinsteins führen; muß
aber, wenn er anderst recht beschaffen,
dicke seyn, und leichtlich brechen, aussen-
her weiß, inwendig gläntzend seyn, und
so viel möglich, ohne Erde: der rothe
soll dem weissen so nahe als immer seyn
kan, kommen. Der andere ist der, den
wir aus der Gegend Provence und
Languedoc bekommen, und kommt
dem Rheinischen ziemlich bey. Den drit-
ten nennen wir la Gravelle de Lyon, undGravelle de
Lyon

ist in
X 3

Hauptbeſchreibung erſten Theils ſiebendes Buch.
[Spaltenumbruch] Branntwein gemacht wird, viel Wor-
te machen, denn es eine Sache, die be-
kannt genug iſt; ſo weiß auch ein ieder-
mann, daß er von Weine, er ſey aufge-
ſtanden oder nicht, gediſtilliret wird.

Der Branntwein wird ietziger Zeit
dermaſſen haͤuffig verbrauchet, daß wir
bey nahe keine einige Waare haben, die
in ſo groſſer Menge verthan wird, unge-
achtet alle diejenigen, die ihn trincken, al-
lerhand Unfug und loſe Haͤndel treiben,
weil es die Leute zugeben, die ihn verlaſ-
ſen, und ihre Schencken ſtets offen hal-
ten, daß man ſie mit allem Rechte der
Spitzbuben Herberge nennen moͤchte.
Welches ihnen nicht wenig Spezerey-
kraͤmer ſolten geſaget ſeyn laſſen; wie-
wohl ich ſie lieber Branntweinſchencken
nennen wolte, indem ſie Tag und Nacht
zu ſauffen geben; und moͤchten ſich nicht
mit ſolchem liederlichen Thun verwir-
ren: das heißt ſo viel, ſie ſolten nicht zu-
laſſen, daß ſo ein Hauffen liederlich Ge-
ſinde mit Brod, oder auch zuweilen mit
anderm Eſſen in ihre Laͤden kaͤme, Aqua-
vit, Hypotheque
und Ratafia auf
einem umgeſtuͤrtzten Faſſe, oder auch
wohl gar an einem ausdruͤcklich fuͤr ſie
aufgeſchlagenen Tiſche zu trincken. Jn-
deſſen nun die Commiſſarien nebſt der
Wache bemuͤhet ſind, damit die Laͤden,
ſo bald die Glocke zehen geſchlagen, ge-
ſchloſſen, auch an Sonn- und Feſttagen
unter waͤhrendem Gottesdienſte zuge-
halten werden, haben dieſe Kraͤmer der-
gleichen Saͤuffer gnug bey ſich im Hau-
ſe, die hernachmahls halb berauſchet,
zum Theil auch gar beſoffen, von ihnen
gehen; welches aber Schuld und die ein-
tzige Urſache iſt, daß ſo viel Mord und
Todtſchlag zu Paris geſchiehet, und
[Spaltenumbruch] man eine ſolche Menge blinder Leute
ſiehet.

Uber dieſes wird auch der Brannt-
wein zur Artzney gebraucht; denn er
ſtaͤrcket die Nerven: ingleichen wird er
zu andern Sachen mehr genommen.

Von dem Branntwein ziehen wir
ein geiſtiges Waſſer, aquam ſpirituoſam,
ab, welches klar und durchſichtig iſt, und
wird Eſprit de Vin, Spiritus vini, Wein-Spiritus Vini.
geiſt genennet. Wenn dieſer die gehoͤ-
rige Beſchaffenheit hat, iſt er fein weiß,
und verbrennet ohne Hinterlaſſung der
geringſten Feuchtigkeit, wenn man ihn
anzuͤndet. Damit man nun erfahre,
ob eꝛ auch ohne phlegma und Waſſer ſey,
ſo darff man nur etwas weniges in ei-
nen eiſernen oder ſilbernen Loͤffel gieſ-
ſen, und auf einen Teller mit Waſſer
ſtellen; verbrennet dann der Spiritus, bis
alles trocken, und das Pulver, das drein
geſchuͤttet worden, geht zugleich mit
auf, ſo iſt es ein ohnfehlbares Zeichen,
daß er iſt, wie er ſeyn ſoll, und mag zu
allerhand Dingen, dazu der Weingeiſt
erfordert wird, gebrauchet werden.

Der Spiritus Vini hat ſo herrliche Ei-
genſchafften, daß einer kaum glauben
ſolte, was fuͤr Kraͤfte er hat, und iſt zu
vielerley dienlich.

Wir handeln auch allhier gar ſtarck
mit Eßig und Agreſt oder unreiffen
Weinbeerſaft, und verſenden den erſten,
welchen wir von Orleans und ander-
waͤrts her bekommen, in fremde Lan-
de: dieſen aber haben wir deshalben zu
verkauffen, weil er einiger maſſen in der
Artzney gebrauchet wird, und die Spe-
zereyhaͤndler gehalten ſind ihn zu fuͤh-
ren, weil er zu Reinigung des Wachſes
vortrefflich dienet.

[Ende Spaltensatz]
Das ein und ſechtzigſte Capitel.
Vom weiß und rothen Weinſtein.
[Spaltenumbruch]

ES iſt der roth- und weiſſe Tartarus eine
Art Stein, der ſich in den teutſchen
Foudres,
Stuͤckfaͤſſer
ſind Faſſe/ die
bis 1000.
Pipen hal-
ten.
Stuͤckfaͤſſern; foudres auf Frantzoͤſiſch
genennt; oder in andern roth und weiſ-
ſen Weinfaſſen anhaͤnget, und wird,
nach ſeiner Dicke, oder nach den Landen,
von dannen er gekommen, benennet.

Der teutſche Weinſtein, iſt der ſchoͤn-
ſte, und auch der dickſte, denn er viel laͤn-
ger in dieſen Faſſen verblieben, ſoll auch
deshalben den Namen des roth- und
[Spaltenumbruch] weiſſen Weinſteins fuͤhren; muß
aber, wenn er anderſt recht beſchaffen,
dicke ſeyn, und leichtlich brechen, auſſen-
her weiß, inwendig glaͤntzend ſeyn, und
ſo viel moͤglich, ohne Erde: der rothe
ſoll dem weiſſen ſo nahe als immer ſeyn
kan, kommen. Der andere iſt der, den
wir aus der Gegend Provence und
Languedoc bekommen, und kommt
dem Rheiniſchen ziemlich bey. Den drit-
ten nennen wir la Gravelle de Lyon, undGravelle de
Lyon

iſt in
X 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <p><pb facs="#f0271"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Hauptbe&#x017F;chreibung er&#x017F;ten Theils &#x017F;iebendes Buch.</hi></fw><lb/><cb n="329"/>
Branntwein gemacht wird, viel Wor-<lb/>
te machen, denn es eine Sache, die be-<lb/>
kannt genug i&#x017F;t; &#x017F;o weiß auch ein ieder-<lb/>
mann, daß er von Weine, er &#x017F;ey aufge-<lb/>
&#x017F;tanden oder nicht, gedi&#x017F;tilliret wird.</p><lb/>
              <p>Der Branntwein wird ietziger Zeit<lb/>
derma&#x017F;&#x017F;en ha&#x0364;uffig verbrauchet, daß wir<lb/>
bey nahe keine einige Waare haben, die<lb/>
in &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;er Menge verthan wird, unge-<lb/>
achtet alle diejenigen, die ihn trincken, al-<lb/>
lerhand Unfug und lo&#x017F;e Ha&#x0364;ndel treiben,<lb/>
weil es die Leute zugeben, die ihn verla&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, und ihre Schencken &#x017F;tets offen hal-<lb/>
ten, daß man &#x017F;ie mit allem Rechte der<lb/>
Spitzbuben Herberge nennen mo&#x0364;chte.<lb/>
Welches ihnen nicht wenig Spezerey-<lb/>
kra&#x0364;mer &#x017F;olten ge&#x017F;aget &#x017F;eyn la&#x017F;&#x017F;en; wie-<lb/>
wohl ich &#x017F;ie lieber Branntwein&#x017F;chencken<lb/>
nennen wolte, indem &#x017F;ie Tag und Nacht<lb/>
zu &#x017F;auffen geben; und mo&#x0364;chten &#x017F;ich nicht<lb/>
mit &#x017F;olchem liederlichen Thun verwir-<lb/>
ren: das heißt &#x017F;o viel, &#x017F;ie &#x017F;olten nicht zu-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en, daß &#x017F;o ein Hauffen liederlich Ge-<lb/>
&#x017F;inde mit Brod, oder auch zuweilen mit<lb/>
anderm E&#x017F;&#x017F;en in ihre La&#x0364;den ka&#x0364;me, <hi rendition="#fr">Aqua-<lb/>
vit, Hypotheque</hi> und <hi rendition="#fr">Ratafia</hi> auf<lb/>
einem umge&#x017F;tu&#x0364;rtzten Fa&#x017F;&#x017F;e, oder auch<lb/>
wohl gar an einem ausdru&#x0364;cklich fu&#x0364;r &#x017F;ie<lb/>
aufge&#x017F;chlagenen Ti&#x017F;che zu trincken. Jn-<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en nun die Commi&#x017F;&#x017F;arien neb&#x017F;t der<lb/>
Wache bemu&#x0364;het &#x017F;ind, damit die La&#x0364;den,<lb/>
&#x017F;o bald die Glocke zehen ge&#x017F;chlagen, ge-<lb/>
&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, auch an Sonn- und Fe&#x017F;ttagen<lb/>
unter wa&#x0364;hrendem Gottesdien&#x017F;te zuge-<lb/>
halten werden, haben die&#x017F;e Kra&#x0364;mer der-<lb/>
gleichen Sa&#x0364;uffer gnug bey &#x017F;ich im Hau-<lb/>
&#x017F;e, die hernachmahls halb berau&#x017F;chet,<lb/>
zum Theil auch gar be&#x017F;offen, von ihnen<lb/>
gehen; welches aber Schuld und die ein-<lb/>
tzige Ur&#x017F;ache i&#x017F;t, daß &#x017F;o viel Mord und<lb/>
Todt&#x017F;chlag zu <hi rendition="#fr">Paris</hi> ge&#x017F;chiehet, und<lb/><cb n="330"/>
man eine &#x017F;olche Menge blinder Leute<lb/>
&#x017F;iehet.</p><lb/>
              <p>Uber die&#x017F;es wird auch der Brannt-<lb/>
wein zur Artzney gebraucht; denn er<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;rcket die Nerven: ingleichen wird er<lb/>
zu andern Sachen mehr genommen.</p><lb/>
              <p>Von dem Branntwein ziehen wir<lb/>
ein gei&#x017F;tiges Wa&#x017F;&#x017F;er, <hi rendition="#aq">aquam &#x017F;pirituo&#x017F;am,</hi><lb/>
ab, welches klar und durch&#x017F;ichtig i&#x017F;t, und<lb/>
wird <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">E&#x017F;prit de Vin</hi>, Spiritus vini,</hi> <hi rendition="#fr">Wein-</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">Spiritus Vini.</hi></note><lb/><hi rendition="#fr">gei&#x017F;t</hi> genennet. Wenn die&#x017F;er die geho&#x0364;-<lb/>
rige Be&#x017F;chaffenheit hat, i&#x017F;t er fein weiß,<lb/>
und verbrennet ohne Hinterla&#x017F;&#x017F;ung der<lb/>
gering&#x017F;ten Feuchtigkeit, wenn man ihn<lb/>
anzu&#x0364;ndet. Damit man nun erfahre,<lb/>
ob e&#xA75B; auch ohne <hi rendition="#aq">phlegma</hi> und Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;ey,<lb/>
&#x017F;o darff man nur etwas weniges in ei-<lb/>
nen ei&#x017F;ernen oder &#x017F;ilbernen Lo&#x0364;ffel gie&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, und auf einen Teller mit Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
&#x017F;tellen; verbrennet dann der <hi rendition="#aq">Spiritus,</hi> bis<lb/>
alles trocken, und das Pulver, das drein<lb/>
ge&#x017F;chu&#x0364;ttet worden, geht zugleich mit<lb/>
auf, &#x017F;o i&#x017F;t es ein ohnfehlbares Zeichen,<lb/>
daß er i&#x017F;t, wie er &#x017F;eyn &#x017F;oll, und mag zu<lb/>
allerhand Dingen, dazu der Weingei&#x017F;t<lb/>
erfordert wird, gebrauchet werden.</p><lb/>
              <p>Der <hi rendition="#aq">Spiritus Vini</hi> hat &#x017F;o herrliche Ei-<lb/>
gen&#x017F;chafften, daß einer kaum glauben<lb/>
&#x017F;olte, was fu&#x0364;r Kra&#x0364;fte er hat, und i&#x017F;t zu<lb/>
vielerley dienlich.</p><lb/>
              <p>Wir handeln auch allhier gar &#x017F;tarck<lb/>
mit <hi rendition="#fr">Eßig</hi> und <hi rendition="#fr">Agre&#x017F;t</hi> oder unreiffen<lb/>
Weinbeer&#x017F;aft, und ver&#x017F;enden den er&#x017F;ten,<lb/>
welchen wir von <hi rendition="#fr">Orleans</hi> und ander-<lb/>
wa&#x0364;rts her bekommen, in fremde Lan-<lb/>
de: die&#x017F;en aber haben wir deshalben zu<lb/>
verkauffen, weil er einiger ma&#x017F;&#x017F;en in der<lb/>
Artzney gebrauchet wird, und die Spe-<lb/>
zereyha&#x0364;ndler gehalten &#x017F;ind ihn zu fu&#x0364;h-<lb/>
ren, weil er zu Reinigung des Wach&#x017F;es<lb/>
vortrefflich dienet.</p>
              <cb type="end"/>
            </div><lb/>
            <div n="3">
              <head> <hi rendition="#b">Das ein und &#x017F;echtzig&#x017F;te Capitel.<lb/>
Vom weiß und rothen Wein&#x017F;tein.</hi> </head><lb/>
              <cb n="329"/>
              <p><hi rendition="#in">E</hi>S i&#x017F;t der roth- und wei&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">Tartarus</hi> eine<lb/>
Art Stein, der &#x017F;ich in den teut&#x017F;chen<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Foudres,</hi><lb/>
Stu&#x0364;ckfa&#x0364;&#x017F;&#x017F;er<lb/>
&#x017F;ind Fa&#x017F;&#x017F;e/ die<lb/>
bis 1000.<lb/>
Pipen hal-<lb/>
ten.</note>Stu&#x0364;ckfa&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern; <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">foudres</hi></hi> auf Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;ch<lb/>
genennt; oder in andern roth und wei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Weinfa&#x017F;&#x017F;en anha&#x0364;nget, und wird,<lb/>
nach &#x017F;einer Dicke, oder nach den Landen,<lb/>
von dannen er gekommen, benennet.</p><lb/>
              <p>Der teut&#x017F;che <hi rendition="#fr">Wein&#x017F;tein,</hi> i&#x017F;t der &#x017F;cho&#x0364;n-<lb/>
&#x017F;te, und auch der dick&#x017F;te, denn er viel la&#x0364;n-<lb/>
ger in die&#x017F;en Fa&#x017F;&#x017F;en verblieben, &#x017F;oll auch<lb/>
deshalben den Namen des <hi rendition="#fr">roth-</hi> und<lb/><cb n="330"/> <hi rendition="#fr">wei&#x017F;&#x017F;en Wein&#x017F;teins</hi> fu&#x0364;hren; muß<lb/>
aber, wenn er ander&#x017F;t recht be&#x017F;chaffen,<lb/>
dicke &#x017F;eyn, und leichtlich brechen, au&#x017F;&#x017F;en-<lb/>
her weiß, inwendig gla&#x0364;ntzend &#x017F;eyn, und<lb/>
&#x017F;o viel mo&#x0364;glich, ohne Erde: der rothe<lb/>
&#x017F;oll dem wei&#x017F;&#x017F;en &#x017F;o nahe als immer &#x017F;eyn<lb/>
kan, kommen. Der andere i&#x017F;t der, den<lb/>
wir aus der Gegend <hi rendition="#fr">Provence</hi> und<lb/><hi rendition="#fr">Languedoc</hi> bekommen, und kommt<lb/>
dem Rheini&#x017F;chen ziemlich bey. Den drit-<lb/>
ten nennen wir <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">la Gravelle de Lyon</hi>,</hi> und<note place="right"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Gravelle de<lb/>
Lyon</hi></hi></note><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">X 3</fw><fw place="bottom" type="catch">i&#x017F;t in</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0271] Hauptbeſchreibung erſten Theils ſiebendes Buch. Branntwein gemacht wird, viel Wor- te machen, denn es eine Sache, die be- kannt genug iſt; ſo weiß auch ein ieder- mann, daß er von Weine, er ſey aufge- ſtanden oder nicht, gediſtilliret wird. Der Branntwein wird ietziger Zeit dermaſſen haͤuffig verbrauchet, daß wir bey nahe keine einige Waare haben, die in ſo groſſer Menge verthan wird, unge- achtet alle diejenigen, die ihn trincken, al- lerhand Unfug und loſe Haͤndel treiben, weil es die Leute zugeben, die ihn verlaſ- ſen, und ihre Schencken ſtets offen hal- ten, daß man ſie mit allem Rechte der Spitzbuben Herberge nennen moͤchte. Welches ihnen nicht wenig Spezerey- kraͤmer ſolten geſaget ſeyn laſſen; wie- wohl ich ſie lieber Branntweinſchencken nennen wolte, indem ſie Tag und Nacht zu ſauffen geben; und moͤchten ſich nicht mit ſolchem liederlichen Thun verwir- ren: das heißt ſo viel, ſie ſolten nicht zu- laſſen, daß ſo ein Hauffen liederlich Ge- ſinde mit Brod, oder auch zuweilen mit anderm Eſſen in ihre Laͤden kaͤme, Aqua- vit, Hypotheque und Ratafia auf einem umgeſtuͤrtzten Faſſe, oder auch wohl gar an einem ausdruͤcklich fuͤr ſie aufgeſchlagenen Tiſche zu trincken. Jn- deſſen nun die Commiſſarien nebſt der Wache bemuͤhet ſind, damit die Laͤden, ſo bald die Glocke zehen geſchlagen, ge- ſchloſſen, auch an Sonn- und Feſttagen unter waͤhrendem Gottesdienſte zuge- halten werden, haben dieſe Kraͤmer der- gleichen Saͤuffer gnug bey ſich im Hau- ſe, die hernachmahls halb berauſchet, zum Theil auch gar beſoffen, von ihnen gehen; welches aber Schuld und die ein- tzige Urſache iſt, daß ſo viel Mord und Todtſchlag zu Paris geſchiehet, und man eine ſolche Menge blinder Leute ſiehet. Uber dieſes wird auch der Brannt- wein zur Artzney gebraucht; denn er ſtaͤrcket die Nerven: ingleichen wird er zu andern Sachen mehr genommen. Von dem Branntwein ziehen wir ein geiſtiges Waſſer, aquam ſpirituoſam, ab, welches klar und durchſichtig iſt, und wird Eſprit de Vin, Spiritus vini, Wein- geiſt genennet. Wenn dieſer die gehoͤ- rige Beſchaffenheit hat, iſt er fein weiß, und verbrennet ohne Hinterlaſſung der geringſten Feuchtigkeit, wenn man ihn anzuͤndet. Damit man nun erfahre, ob eꝛ auch ohne phlegma und Waſſer ſey, ſo darff man nur etwas weniges in ei- nen eiſernen oder ſilbernen Loͤffel gieſ- ſen, und auf einen Teller mit Waſſer ſtellen; verbrennet dann der Spiritus, bis alles trocken, und das Pulver, das drein geſchuͤttet worden, geht zugleich mit auf, ſo iſt es ein ohnfehlbares Zeichen, daß er iſt, wie er ſeyn ſoll, und mag zu allerhand Dingen, dazu der Weingeiſt erfordert wird, gebrauchet werden. Spiritus Vini. Der Spiritus Vini hat ſo herrliche Ei- genſchafften, daß einer kaum glauben ſolte, was fuͤr Kraͤfte er hat, und iſt zu vielerley dienlich. Wir handeln auch allhier gar ſtarck mit Eßig und Agreſt oder unreiffen Weinbeerſaft, und verſenden den erſten, welchen wir von Orleans und ander- waͤrts her bekommen, in fremde Lan- de: dieſen aber haben wir deshalben zu verkauffen, weil er einiger maſſen in der Artzney gebrauchet wird, und die Spe- zereyhaͤndler gehalten ſind ihn zu fuͤh- ren, weil er zu Reinigung des Wachſes vortrefflich dienet. Das ein und ſechtzigſte Capitel. Vom weiß und rothen Weinſtein. ES iſt der roth- und weiſſe Tartarus eine Art Stein, der ſich in den teutſchen Stuͤckfaͤſſern; foudres auf Frantzoͤſiſch genennt; oder in andern roth und weiſ- ſen Weinfaſſen anhaͤnget, und wird, nach ſeiner Dicke, oder nach den Landen, von dannen er gekommen, benennet. Foudres, Stuͤckfaͤſſer ſind Faſſe/ die bis 1000. Pipen hal- ten. Der teutſche Weinſtein, iſt der ſchoͤn- ſte, und auch der dickſte, denn er viel laͤn- ger in dieſen Faſſen verblieben, ſoll auch deshalben den Namen des roth- und weiſſen Weinſteins fuͤhren; muß aber, wenn er anderſt recht beſchaffen, dicke ſeyn, und leichtlich brechen, auſſen- her weiß, inwendig glaͤntzend ſeyn, und ſo viel moͤglich, ohne Erde: der rothe ſoll dem weiſſen ſo nahe als immer ſeyn kan, kommen. Der andere iſt der, den wir aus der Gegend Provence und Languedoc bekommen, und kommt dem Rheiniſchen ziemlich bey. Den drit- ten nennen wir la Gravelle de Lyon, und iſt in Gravelle de Lyon X 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/271
Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/271>, abgerufen am 21.12.2024.