Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

Bild:
<< vorherige Seite
Hauptbeschreibung ersten Theils siebendes Buch.
Das acht und funfftzigste Capitel.
Von den Damascenischen Rosinen oder Zibeben.
[Spaltenumbruch] Siehe Fig. 259.

DJe Zibeben, welche auch Damasce-
nische Rosinen
genennet werden,
sind platte Rosinen, so lang und dicke als
die Spitze des Daumens, und werden
von Damasco, der Hauptstadt in Sy-
rien, in halbrunden Schachteln, Bustes
genannt, zu uns gebracht.

Man soll diese Rosinen erwehlen,
welche frisch, fein dicke und vollkommen;
und dabey Acht haben, daß es nicht Ca-
labrische, oder breitgequetschte Jubis-
rosinen seyn, die mit Fleiß in solche Ro-
sinschachteln geleget worden, welches
von gar vielen Spezereykramern und
Apotheckern geschicht, die ihnen keine
grosse Schwierigkeit machen, wenn sie
eine Sache an statt der andern verkauf-
fen können. Dieses aber kan einer gar
leichtlich mercken, wer nur ein wenig
weiß, was es ist; denn die Zibeben sind
dicke, groß, fett, trucken und veste, ha-
ben insgemein zwey Kerne, und einen
[Spaltenumbruch] wunderlichen fast widerlichen Ge-
schmack: dagegen sind die Calabrischen
fett und weich, schmecken zuckricht, als
wie die Jubisrosinen. Uberdiß kan
man auch gar balde sehen, ob sie mit
Fleiß darein geleget worden, oder aber
gar nicht gerühret und noch so sind, wie
sie von Damasco kommen.

Diese Rosinen werden öfters zu-
sammt den Brustbeeren, Sebesten und
Datteln zu Brustträncken gebraucht.

Weil ich nicht habe erfahren können,
wie sie diese Rosinen, bevor sie in die
Schachteln gethan werden, zurichten,
darum kan ich auch nichts weiter davon
vermelden, als daß ich berichtet worden,
es wären dieselben dermassen dicke, daß
es Trauben gäbe zu 24 Pfunden schwer:
welches gar wohl seyn kan, denn wir in
Provence gleichfalls Trauben haben,
die bis 12. Pfund wiegen.

[Ende Spaltensatz]
Das neun und funfftzigste Capitel.
Von den kleinen Rosinen oder Corinthen.
[Spaltenumbruch]

DJe Corinthen sind kleine Rosinen,
von unterschiedener Farbe, indem
es schwartze, rothe und weisse giebet,
welche insgemein so dicke sind, als wie die
Johannsbeeren.

Siehe Fig. 260.

Der Stock, der sie trägt, ist niedrig,
mit dicken, gar sehr zerkerbten Blättern
besetzet, wächst häuffig und in Menge
auf einer überaus grossen und gerau-
men Ebene hinter dem Schloß zu Zan-
ten
in Griechenland. Dieser Platz ist
rund umher mit Bergen und Hügeln
umgeben, und in zwey Weingärten, da-
rinnen ein Hauffen Cupressen, Oliven-
bäume und Lusthäuser stehen, abgethei-
let, welche nebst der Fortresse und dem
Berge Discoppo in einer über alle
massen angenehmen Gegend liegen.

Wenn diese kleine Rosinlein reiff sind,
welches im August geschicht, so sammlen
sie die Leute, beeren sie ab, und machen
hernachmahls Bette in die Erde, damit
sie dieselben trocknen können. Nach-
dem sie nun trucken worden, bringen sie
sie nach der Stadt, und schütten sie durch
ein Loch in grosse Häuser, die sie Serra-
glio nennen, da sie dann durch ihr Ge-
[Spaltenumbruch] wichte dermassen veste zusammen fal-
len, daß sie die Eigenthumsherren mit
eisernen Jnstrumenten von einander
zerren müssen. Drauf schlagen sie die-
selben in Tonnen oder Ballen, von un-
terschiedenem Gewichte, und lassen sie
von hierzu bestellten Leuten mit Füssen,
die sie deshalben mit Oele bestreichen,
eintreten, so werden sie dermassen veste,
wie wir sehen.

Bisweilen werden solche Rosinen
von Cephalonia uns überbracht, in-
gleichen von Natoligo oder Anatoli-
go, Messalonga, Patrasso, Lepan-
to
und Corinthen, davon sie ihren Zu-
namen bekommen.

Zu Zanten haben die Englischen
ein Kauffhaus oder Comptoir, wel-
ches durch einen Consul und sechs Kauff-
leute, der Handlung wegen, bestellet
wird, welches ihnen kein geringes ein-
trägt, massen sie in einem Jahr mehr
Corinthen verthun, als das übrige gan-
tze Europa.

Die Holländer halten allda einen
Consul und zwey Kauffleute: die Fran-
tzosen
aber haben nur einen Commissa-

rium,
X 2
Hauptbeſchreibung erſten Theils ſiebendes Buch.
Das acht und funfftzigſte Capitel.
Von den Damaſceniſchen Roſinen oder Zibeben.
[Spaltenumbruch] Siehe Fig. 259.

DJe Zibeben, welche auch Damaſce-
niſche Roſinen
genennet werden,
ſind platte Roſinen, ſo lang und dicke als
die Spitze des Daumens, und werden
von Damaſco, der Hauptſtadt in Sy-
rien, in halbrunden Schachteln, Buſtes
genannt, zu uns gebracht.

Man ſoll dieſe Roſinen erwehlen,
welche friſch, fein dicke und vollkommen;
und dabey Acht haben, daß es nicht Ca-
labriſche, oder breitgequetſchte Jubis-
roſinen ſeyn, die mit Fleiß in ſolche Ro-
ſinſchachteln geleget worden, welches
von gar vielen Spezereykramern und
Apotheckern geſchicht, die ihnen keine
groſſe Schwierigkeit machen, wenn ſie
eine Sache an ſtatt der andern verkauf-
fen koͤnnen. Dieſes aber kan einer gar
leichtlich mercken, wer nur ein wenig
weiß, was es iſt; denn die Zibeben ſind
dicke, groß, fett, trucken und veſte, ha-
ben insgemein zwey Kerne, und einen
[Spaltenumbruch] wunderlichen faſt widerlichen Ge-
ſchmack: dagegen ſind die Calabriſchen
fett und weich, ſchmecken zuckricht, als
wie die Jubisroſinen. Uberdiß kan
man auch gar balde ſehen, ob ſie mit
Fleiß darein geleget worden, oder aber
gar nicht geruͤhret und noch ſo ſind, wie
ſie von Damaſco kommen.

Dieſe Roſinen werden oͤfters zu-
ſammt den Bruſtbeeren, Sebeſten und
Datteln zu Bruſttraͤncken gebraucht.

Weil ich nicht habe erfahren koͤnnen,
wie ſie dieſe Roſinen, bevor ſie in die
Schachteln gethan werden, zurichten,
darum kan ich auch nichts weiter davon
vermelden, als daß ich berichtet worden,
es waͤren dieſelben dermaſſen dicke, daß
es Trauben gaͤbe zu 24 Pfunden ſchwer:
welches gar wohl ſeyn kan, denn wir in
Provence gleichfalls Trauben haben,
die bis 12. Pfund wiegen.

[Ende Spaltensatz]
Das neun und funfftzigſte Capitel.
Von den kleinen Roſinen oder Corinthen.
[Spaltenumbruch]

DJe Corinthen ſind kleine Roſinen,
von unterſchiedener Farbe, indem
es ſchwartze, rothe und weiſſe giebet,
welche insgemein ſo dicke ſind, als wie die
Johannsbeeren.

Siehe Fig. 260.

Der Stock, der ſie traͤgt, iſt niedrig,
mit dicken, gar ſehr zerkerbten Blaͤttern
beſetzet, waͤchſt haͤuffig und in Menge
auf einer uͤberaus groſſen und gerau-
men Ebene hinter dem Schloß zu Zan-
ten
in Griechenland. Dieſer Platz iſt
rund umher mit Bergen und Huͤgeln
umgeben, und in zwey Weingaͤrten, da-
rinnen ein Hauffen Cupreſſen, Oliven-
baͤume und Luſthaͤuſer ſtehen, abgethei-
let, welche nebſt der Fortreſſe und dem
Berge Diſcoppo in einer uͤber alle
maſſen angenehmen Gegend liegen.

Wenn dieſe kleine Roſinlein reiff ſind,
welches im Auguſt geſchicht, ſo ſam̃len
ſie die Leute, beeren ſie ab, und machen
hernachmahls Bette in die Erde, damit
ſie dieſelben trocknen koͤnnen. Nach-
dem ſie nun trucken worden, bringen ſie
ſie nach der Stadt, und ſchuͤtten ſie durch
ein Loch in groſſe Haͤuſer, die ſie Serra-
glio nennen, da ſie dann durch ihr Ge-
[Spaltenumbruch] wichte dermaſſen veſte zuſammen fal-
len, daß ſie die Eigenthumsherren mit
eiſernen Jnſtrumenten von einander
zerren muͤſſen. Drauf ſchlagen ſie die-
ſelben in Tonnen oder Ballen, von un-
terſchiedenem Gewichte, und laſſen ſie
von hierzu beſtellten Leuten mit Fuͤſſen,
die ſie deshalben mit Oele beſtreichen,
eintreten, ſo werden ſie dermaſſen veſte,
wie wir ſehen.

Bisweilen werden ſolche Roſinen
von Cephalonia uns uͤberbracht, in-
gleichen von Natoligo oder Anatoli-
go, Meſſalonga, Patraſſo, Lepan-
to
und Corinthen, davon ſie ihren Zu-
namen bekommen.

Zu Zanten haben die Engliſchen
ein Kauffhaus oder Comptoir, wel-
ches durch einen Conſul und ſechs Kauff-
leute, der Handlung wegen, beſtellet
wird, welches ihnen kein geringes ein-
traͤgt, maſſen ſie in einem Jahr mehr
Corinthen verthun, als das uͤbrige gan-
tze Europa.

Die Hollaͤnder halten allda einen
Conſul und zwey Kauffleute: die Fran-
tzoſen
aber haben nur einen Commiſſa-

rium,
X 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0269"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Hauptbe&#x017F;chreibung er&#x017F;ten Theils &#x017F;iebendes Buch.</hi> </fw><lb/>
            <div n="3">
              <head> <hi rendition="#b">Das acht und funfftzig&#x017F;te Capitel.<lb/>
Von den Dama&#x017F;ceni&#x017F;chen Ro&#x017F;inen oder Zibeben.</hi> </head><lb/>
              <cb n="325"/>
              <note place="left">Siehe <hi rendition="#aq">Fig.</hi> 259.</note>
              <p><hi rendition="#in">D</hi>Je Zibeben, welche auch <hi rendition="#fr">Dama&#x017F;ce-<lb/>
ni&#x017F;che Ro&#x017F;inen</hi> genennet werden,<lb/>
&#x017F;ind platte Ro&#x017F;inen, &#x017F;o lang und dicke als<lb/>
die Spitze des Daumens, und werden<lb/>
von <hi rendition="#fr">Dama&#x017F;co,</hi> der Haupt&#x017F;tadt in Sy-<lb/>
rien, in halbrunden Schachteln, <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Bu&#x017F;tes</hi></hi><lb/>
genannt, zu uns gebracht.</p><lb/>
              <p>Man &#x017F;oll die&#x017F;e Ro&#x017F;inen erwehlen,<lb/>
welche fri&#x017F;ch, fein dicke und vollkommen;<lb/>
und dabey Acht haben, daß es nicht Ca-<lb/>
labri&#x017F;che, oder breitgequet&#x017F;chte Jubis-<lb/>
ro&#x017F;inen &#x017F;eyn, die mit Fleiß in &#x017F;olche Ro-<lb/>
&#x017F;in&#x017F;chachteln geleget worden, welches<lb/>
von gar vielen Spezereykramern und<lb/>
Apotheckern ge&#x017F;chicht, die ihnen keine<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e Schwierigkeit machen, wenn &#x017F;ie<lb/>
eine Sache an &#x017F;tatt der andern verkauf-<lb/>
fen ko&#x0364;nnen. Die&#x017F;es aber kan einer gar<lb/>
leichtlich mercken, wer nur ein wenig<lb/>
weiß, was es i&#x017F;t; denn die <hi rendition="#fr">Zibeben</hi> &#x017F;ind<lb/>
dicke, groß, fett, trucken und ve&#x017F;te, ha-<lb/>
ben insgemein zwey Kerne, und einen<lb/><cb n="326"/>
wunderlichen fa&#x017F;t widerlichen Ge-<lb/>
&#x017F;chmack: dagegen &#x017F;ind die Calabri&#x017F;chen<lb/>
fett und weich, &#x017F;chmecken zuckricht, als<lb/>
wie die Jubisro&#x017F;inen. Uberdiß kan<lb/>
man auch gar balde &#x017F;ehen, ob &#x017F;ie mit<lb/>
Fleiß darein geleget worden, oder aber<lb/>
gar nicht geru&#x0364;hret und noch &#x017F;o &#x017F;ind, wie<lb/>
&#x017F;ie von Dama&#x017F;co kommen.</p><lb/>
              <p>Die&#x017F;e Ro&#x017F;inen werden o&#x0364;fters zu-<lb/>
&#x017F;ammt den Bru&#x017F;tbeeren, Sebe&#x017F;ten und<lb/>
Datteln zu Bru&#x017F;ttra&#x0364;ncken gebraucht.</p><lb/>
              <p>Weil ich nicht habe erfahren ko&#x0364;nnen,<lb/>
wie &#x017F;ie die&#x017F;e Ro&#x017F;inen, bevor &#x017F;ie in die<lb/>
Schachteln gethan werden, zurichten,<lb/>
darum kan ich auch nichts weiter davon<lb/>
vermelden, als daß ich berichtet worden,<lb/>
es wa&#x0364;ren die&#x017F;elben derma&#x017F;&#x017F;en dicke, daß<lb/>
es Trauben ga&#x0364;be zu 24 Pfunden &#x017F;chwer:<lb/>
welches gar wohl &#x017F;eyn kan, denn wir in<lb/><hi rendition="#fr">Provence</hi> gleichfalls Trauben haben,<lb/>
die bis 12. Pfund wiegen.</p>
              <cb type="end"/>
            </div><lb/>
            <div n="3">
              <head> <hi rendition="#b">Das neun und funfftzig&#x017F;te Capitel.<lb/>
Von den kleinen Ro&#x017F;inen oder Corinthen.</hi> </head><lb/>
              <cb n="325"/>
              <p><hi rendition="#in">D</hi>Je <hi rendition="#fr">Corinthen</hi> &#x017F;ind kleine Ro&#x017F;inen,<lb/>
von unter&#x017F;chiedener Farbe, indem<lb/>
es &#x017F;chwartze, rothe und wei&#x017F;&#x017F;e giebet,<lb/>
welche insgemein &#x017F;o dicke &#x017F;ind, als wie die<lb/>
Johannsbeeren.</p><lb/>
              <note place="left">Siehe <hi rendition="#aq">Fig.</hi> 260.</note>
              <p>Der Stock, der &#x017F;ie tra&#x0364;gt, i&#x017F;t niedrig,<lb/>
mit dicken, gar &#x017F;ehr zerkerbten Bla&#x0364;ttern<lb/>
be&#x017F;etzet, wa&#x0364;ch&#x017F;t ha&#x0364;uffig und in Menge<lb/>
auf einer u&#x0364;beraus gro&#x017F;&#x017F;en und gerau-<lb/>
men Ebene hinter dem Schloß zu <hi rendition="#fr">Zan-<lb/>
ten</hi> in Griechenland. Die&#x017F;er Platz i&#x017F;t<lb/>
rund umher mit Bergen und Hu&#x0364;geln<lb/>
umgeben, und in zwey Weinga&#x0364;rten, da-<lb/>
rinnen ein Hauffen Cupre&#x017F;&#x017F;en, Oliven-<lb/>
ba&#x0364;ume und Lu&#x017F;tha&#x0364;u&#x017F;er &#x017F;tehen, abgethei-<lb/>
let, welche neb&#x017F;t der Fortre&#x017F;&#x017F;e und dem<lb/>
Berge <hi rendition="#fr">Di&#x017F;coppo</hi> in einer u&#x0364;ber alle<lb/>
ma&#x017F;&#x017F;en angenehmen Gegend liegen.</p><lb/>
              <p>Wenn die&#x017F;e kleine Ro&#x017F;inlein reiff &#x017F;ind,<lb/>
welches im Augu&#x017F;t ge&#x017F;chicht, &#x017F;o &#x017F;am&#x0303;len<lb/>
&#x017F;ie die Leute, beeren &#x017F;ie ab, und machen<lb/>
hernachmahls Bette in die Erde, damit<lb/>
&#x017F;ie die&#x017F;elben trocknen ko&#x0364;nnen. Nach-<lb/>
dem &#x017F;ie nun trucken worden, bringen &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;ie nach der Stadt, und &#x017F;chu&#x0364;tten &#x017F;ie durch<lb/>
ein Loch in gro&#x017F;&#x017F;e Ha&#x0364;u&#x017F;er, die &#x017F;ie Serra-<lb/>
glio nennen, da &#x017F;ie dann durch ihr Ge-<lb/><cb n="326"/>
wichte derma&#x017F;&#x017F;en ve&#x017F;te zu&#x017F;ammen fal-<lb/>
len, daß &#x017F;ie die Eigenthumsherren mit<lb/>
ei&#x017F;ernen Jn&#x017F;trumenten von einander<lb/>
zerren mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Drauf &#x017F;chlagen &#x017F;ie die-<lb/>
&#x017F;elben in Tonnen oder Ballen, von un-<lb/>
ter&#x017F;chiedenem Gewichte, und la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie<lb/>
von hierzu be&#x017F;tellten Leuten mit Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
die &#x017F;ie deshalben mit Oele be&#x017F;treichen,<lb/>
eintreten, &#x017F;o werden &#x017F;ie derma&#x017F;&#x017F;en ve&#x017F;te,<lb/>
wie wir &#x017F;ehen.</p><lb/>
              <p>Bisweilen werden &#x017F;olche Ro&#x017F;inen<lb/>
von <hi rendition="#fr">Cephalonia</hi> uns u&#x0364;berbracht, in-<lb/>
gleichen von <hi rendition="#fr">Natoligo</hi> oder <hi rendition="#fr">Anatoli-<lb/>
go, Me&#x017F;&#x017F;alonga, Patra&#x017F;&#x017F;o, Lepan-<lb/>
to</hi> und <hi rendition="#fr">Corinthen,</hi> davon &#x017F;ie ihren Zu-<lb/>
namen bekommen.</p><lb/>
              <p>Zu <hi rendition="#fr">Zanten</hi> haben die <hi rendition="#fr">Engli&#x017F;chen</hi><lb/>
ein Kauffhaus oder Comptoir, wel-<lb/>
ches durch einen Con&#x017F;ul und &#x017F;echs Kauff-<lb/>
leute, der Handlung wegen, be&#x017F;tellet<lb/>
wird, welches ihnen kein geringes ein-<lb/>
tra&#x0364;gt, ma&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie in einem Jahr mehr<lb/>
Corinthen verthun, als das u&#x0364;brige gan-<lb/>
tze Europa.</p><lb/>
              <p>Die <hi rendition="#fr">Holla&#x0364;nder</hi> halten allda einen<lb/>
Con&#x017F;ul und zwey Kauffleute: die <hi rendition="#fr">Fran-<lb/>
tzo&#x017F;en</hi> aber haben nur einen Commi&#x017F;&#x017F;a-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">X 2</fw><fw place="bottom" type="catch">rium,</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0269] Hauptbeſchreibung erſten Theils ſiebendes Buch. Das acht und funfftzigſte Capitel. Von den Damaſceniſchen Roſinen oder Zibeben. DJe Zibeben, welche auch Damaſce- niſche Roſinen genennet werden, ſind platte Roſinen, ſo lang und dicke als die Spitze des Daumens, und werden von Damaſco, der Hauptſtadt in Sy- rien, in halbrunden Schachteln, Buſtes genannt, zu uns gebracht. Man ſoll dieſe Roſinen erwehlen, welche friſch, fein dicke und vollkommen; und dabey Acht haben, daß es nicht Ca- labriſche, oder breitgequetſchte Jubis- roſinen ſeyn, die mit Fleiß in ſolche Ro- ſinſchachteln geleget worden, welches von gar vielen Spezereykramern und Apotheckern geſchicht, die ihnen keine groſſe Schwierigkeit machen, wenn ſie eine Sache an ſtatt der andern verkauf- fen koͤnnen. Dieſes aber kan einer gar leichtlich mercken, wer nur ein wenig weiß, was es iſt; denn die Zibeben ſind dicke, groß, fett, trucken und veſte, ha- ben insgemein zwey Kerne, und einen wunderlichen faſt widerlichen Ge- ſchmack: dagegen ſind die Calabriſchen fett und weich, ſchmecken zuckricht, als wie die Jubisroſinen. Uberdiß kan man auch gar balde ſehen, ob ſie mit Fleiß darein geleget worden, oder aber gar nicht geruͤhret und noch ſo ſind, wie ſie von Damaſco kommen. Dieſe Roſinen werden oͤfters zu- ſammt den Bruſtbeeren, Sebeſten und Datteln zu Bruſttraͤncken gebraucht. Weil ich nicht habe erfahren koͤnnen, wie ſie dieſe Roſinen, bevor ſie in die Schachteln gethan werden, zurichten, darum kan ich auch nichts weiter davon vermelden, als daß ich berichtet worden, es waͤren dieſelben dermaſſen dicke, daß es Trauben gaͤbe zu 24 Pfunden ſchwer: welches gar wohl ſeyn kan, denn wir in Provence gleichfalls Trauben haben, die bis 12. Pfund wiegen. Das neun und funfftzigſte Capitel. Von den kleinen Roſinen oder Corinthen. DJe Corinthen ſind kleine Roſinen, von unterſchiedener Farbe, indem es ſchwartze, rothe und weiſſe giebet, welche insgemein ſo dicke ſind, als wie die Johannsbeeren. Der Stock, der ſie traͤgt, iſt niedrig, mit dicken, gar ſehr zerkerbten Blaͤttern beſetzet, waͤchſt haͤuffig und in Menge auf einer uͤberaus groſſen und gerau- men Ebene hinter dem Schloß zu Zan- ten in Griechenland. Dieſer Platz iſt rund umher mit Bergen und Huͤgeln umgeben, und in zwey Weingaͤrten, da- rinnen ein Hauffen Cupreſſen, Oliven- baͤume und Luſthaͤuſer ſtehen, abgethei- let, welche nebſt der Fortreſſe und dem Berge Diſcoppo in einer uͤber alle maſſen angenehmen Gegend liegen. Wenn dieſe kleine Roſinlein reiff ſind, welches im Auguſt geſchicht, ſo ſam̃len ſie die Leute, beeren ſie ab, und machen hernachmahls Bette in die Erde, damit ſie dieſelben trocknen koͤnnen. Nach- dem ſie nun trucken worden, bringen ſie ſie nach der Stadt, und ſchuͤtten ſie durch ein Loch in groſſe Haͤuſer, die ſie Serra- glio nennen, da ſie dann durch ihr Ge- wichte dermaſſen veſte zuſammen fal- len, daß ſie die Eigenthumsherren mit eiſernen Jnſtrumenten von einander zerren muͤſſen. Drauf ſchlagen ſie die- ſelben in Tonnen oder Ballen, von un- terſchiedenem Gewichte, und laſſen ſie von hierzu beſtellten Leuten mit Fuͤſſen, die ſie deshalben mit Oele beſtreichen, eintreten, ſo werden ſie dermaſſen veſte, wie wir ſehen. Bisweilen werden ſolche Roſinen von Cephalonia uns uͤberbracht, in- gleichen von Natoligo oder Anatoli- go, Meſſalonga, Patraſſo, Lepan- to und Corinthen, davon ſie ihren Zu- namen bekommen. Zu Zanten haben die Engliſchen ein Kauffhaus oder Comptoir, wel- ches durch einen Conſul und ſechs Kauff- leute, der Handlung wegen, beſtellet wird, welches ihnen kein geringes ein- traͤgt, maſſen ſie in einem Jahr mehr Corinthen verthun, als das uͤbrige gan- tze Europa. Die Hollaͤnder halten allda einen Conſul und zwey Kauffleute: die Fran- tzoſen aber haben nur einen Commiſſa- rium, X 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/269
Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/269>, abgerufen am 21.11.2024.