Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Hauptbeschreibung ersten Theils siebendes Buch. [Spaltenumbruch]
für sie zu geringe: weil aber der Königwill, und verlanget, daß dem gemeinen Besten auf alle Weise gedienet werde, dannenhero ist schlechter dings nöthig, daß die Spezereyhändler dieselben füh- ren und zu verkauffen haben, damit die- [Spaltenumbruch] jenigen, die ihrer benöthiget sind, sie alle- zeit bey ihnen finden können, im Fall sie die Apothecker nicht machen und selbst verkauffen wollen, denn einmahl ists vonnöthen, daß sie jemand bereite und verkauffe. Das neun und viertzigste Capitel. [Spaltenumbruch]
Siehe Fig. 251.Von der Frucht Ananas. DJe Ananas kan man, gleichwie der Diese Frucht wächst auf einem run- Zu anfangs ist diese Frucht nicht di- Unsere Leute theilen sie in drey Ge- Die erste Art hält bisweilen acht bis Die zweyte führet ihren Namen Die dritte Art ist die kleinste, aber Diß ist also, was sie eignes haben. Alle wohl U
Hauptbeſchreibung erſten Theils ſiebendes Buch. [Spaltenumbruch]
fuͤr ſie zu geringe: weil aber der Koͤnigwill, und verlanget, daß dem gemeinen Beſten auf alle Weiſe gedienet werde, dannenhero iſt ſchlechter dings noͤthig, daß die Spezereyhaͤndler dieſelben fuͤh- ren und zu verkauffen haben, damit die- [Spaltenumbruch] jenigen, die ihrer benoͤthiget ſind, ſie alle- zeit bey ihnen finden koͤnnen, im Fall ſie die Apothecker nicht machen und ſelbſt verkauffen wollen, denn einmahl iſts vonnoͤthen, daß ſie jemand bereite und verkauffe. Das neun und viertzigſte Capitel. [Spaltenumbruch]
Siehe Fig. 251.Von der Frucht Ananas. DJe Ananas kan man, gleichwie der Dieſe Frucht waͤchſt auf einem run- Zu anfangs iſt dieſe Frucht nicht di- Unſere Leute theilen ſie in drey Ge- Die erſte Art haͤlt bisweilen acht bis Die zweyte fuͤhret ihren Namen Die dritte Art iſt die kleinſte, aber Diß iſt alſo, was ſie eignes haben. Alle wohl U
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Hauptbeſchreibung erſten Theils ſiebendes Buch.
fuͤr ſie zu geringe: weil aber der Koͤnig
will, und verlanget, daß dem gemeinen
Beſten auf alle Weiſe gedienet werde,
dannenhero iſt ſchlechter dings noͤthig,
daß die Spezereyhaͤndler dieſelben fuͤh-
ren und zu verkauffen haben, damit die-
jenigen, die ihrer benoͤthiget ſind, ſie alle-
zeit bey ihnen finden koͤnnen, im Fall
ſie die Apothecker nicht machen und
ſelbſt verkauffen wollen, denn einmahl
iſts vonnoͤthen, daß ſie jemand bereite
und verkauffe.
Das neun und viertzigſte Capitel.
Von der Frucht Ananas.
DJe Ananas kan man, gleichwie der
P. Tertre gethan, mit allem Rech-
te die Koͤnigin der Fruͤchte nennen, maſ-
ſen ſie die ſchoͤnſte und beſte unter allen
auf dem Erdboden iſt. Denn eben da-
rum hat ihr, ohne allen Zweiffel, der
Koͤnig aller Koͤnige eine Krone zum ei-
gentlichen Kennzeichen ihrer koͤniglichen
Hoheit aufs Haupt geſetzt, welche nach
dem Hinfall der Mutter eine junge Koͤ-
nigin erzeuget, die derſelben in allen ih-
ren unvergleichlichen qualitæten und Be-
ſchaffenheiten nachartet. Zwar finden
ſich noch andere junge Sproͤßlinge un-
ten an der Frucht, wie auch zu unterſt
an dem Stengel, welche gleichfalls und
in wenigerer Zeit, auch viel geſchwinder
als diejenigen, die ihr an ſtatt der Krone
dienen, Ananaſſen bringen, allein es
iſt auch gewiß, daß die Fruͤchte von die-
ſen (den Kronpuͤſchen) unvergleichlich
ſchoͤner ſind, als der andern ihre.
Dieſe Frucht waͤchſt auf einem run-
den Stengel, welcher zwey Zoll dicke,
und anderthalb Schuh hoch iſt, und mit-
ten aus dem Gewaͤchſe, eben als wie die
Artiſchocken mitten aus ihren Blaͤttern,
hervorſteiget. Die Blaͤtter, die ohnge-
fehr drey Fuß lang, und vier Finger
breit, ſehen als ob ſie aus eitel kleinen
Roͤhrlein beſtuͤnden, ſind am Rande mit
lauter ſtechenden Spitzlein beſetzet, und
endigen ſich mit einer Spitze, die als wie
eine Nadel ſticht.
Zu anfangs iſt dieſe Frucht nicht di-
cker als eine Fauſt, und der Buſch, oder
die Krone, die ſie auf dem Haupte traͤgt,
feuerroth. Aus ieder Schuppe der
Frucht, welche wohl an Geſtalt, aber
nicht dem Weſen nach, einem Fichten-
apfel gleichet, entſtehet eine kleine pur-
purfarbichte Blume, welche vergeher
und abfaͤllt, wenn die Frucht zunimmt.
Unſere Leute theilen ſie in drey Ge-
ſchlechter ab, zu denen alle die andern
koͤnnen gerechnet werden; denn da iſt
die weiſſe Ananas/ das Zuckerbrod
oder der Zuckerhut, und der Reinet-
tenapfel.
Die erſte Art haͤlt bisweilen acht bis
zehen Zoll im Durchſchnitt, und 15. bis
16. in der Hoͤhe. Das Fleiſch iſt weiß
und faſicht, die Schale aber wird recht
goldgelb. Wenn ſie zeitig, dunſtet ſie
einen uͤberaus angenehmen Geruch von
ſich, der ſchier wie unſre Quitten riecht,
doch aber viel lieblicher iſt. Allein, ob
ſie ſchon weit dicker und ſchwerer iſt denn
die andern, dennoch iſt ihr Geſchmack
bey weiten nicht ſo herrlich, ſie ſelbſt
auch deshalben nicht ſo hoch geachtet,
weil ſie die Zaͤhne ſtumpf, und das Zahn-
fleiſch viel eher, denn die andern, bluten
macht.
Die zweyte fuͤhret ihren Namen
wegen der Geſtalt, indem ſie gerade wie
ein Zuckerhut ausſiehet. Sie hat et-
was laͤngere und ſchmaͤlere Blaͤtter,
denn die vorhergehende, wird aber nicht
ſo gelb. Jhr Geſchmack iſt zwar beſſer,
iedennoch machet ſie ebenfalls das
Zahnfleiſch dererjenigen, die zu viel da-
von genieſſen, bluten. Jn dieſer habe
ich eine Art Samen gefunden, dem
Kreſſenſamen gleich: wiewohl es eine ge-
meine Sage, die Ananaſſen truͤgen nie-
mahls keinen Samen.
Die dritte Art iſt die kleinſte, aber
auch die koͤſtlichſte, und deswegen Pomme
de Reinette genennet worden, weil ſie
dieſes als eigen hat, daß ſie ſchier wie die-
ſer Apfel ſchmeckt und riecht. Sie
macht auch die Zaͤhne nicht ſtumpf, noch
das Zahnfleiſch bluten, man muͤſte dann
gar zu unmaͤßig viel davon genieſſen.
Diß iſt alſo, was ſie eignes haben. Alle
zuſammen aber wachſen auf einerley
Art, tragen alle mit einander einen
Buſch, Blaͤtter oder Krone auf der
Spitze oder dem Haupte, und haben ei-
ne Schale, die wie ein Fichtenapfel ſie-
het, iedoch ſich aufheben und abſchaͤlen
laͤßt, als wie die Schale der Melonen.
Und obgleich das Fleiſch, der einen ſo
wohl
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