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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch]

Die Art, und wie man die Sebesten
aufbehält, ist derjenigen allerdings
gleich, von der ich bey den Brustbeeren
gehandelt habe, es kommen auch ihre
Eigenschaften dermassen mit einander
überein, daß schier niemahls eine ohne
die andere gebrauchet werden. Die
Egyptier ziehen einen Leim aus diesen
Alexandrini-
scher Vogel-
leim.
Früchten, welcher Alexandrinischer
Vogelleim
genennet wird: doch weil
er nicht bis zu uns kommt, dannenhero
bedienen wir uns dessen, der in Franck-
reich gemacht, und also bereitet wird.
Gemeiner
Vogelleim.
Man legt die mittlere, zarte grüne Rin-
de der Stechpalmen in Tonnen, und
läßt sie im Keller verfaulen; drauf stößt
[Spaltenumbruch] man sie so lange im Mörsel, bis alles zu
Mues worden: wenn es nun wohl un-
tereinander gerühret und mit Wasser
ausgewaschen ist, dann thun sie es in
Fässer, und versenden es hin und her.

Die Wahl des Vogelleims betref-
fend, die ist diese: er soll grünlicht se-
hen, nicht gar zu sehre stincken; so soll
auch so wenig Wasser dabey seyn, als
nur möglich.

Dieser Leim, wenn er mit Oele wohl
durchwircket worden, wird gebrauchet,
Vogel und dergleichen Thiere zu fangen.
Man kan ihn lange Zeit im Keller gut
erhalten; es muß aber stets Wasser
oben drauf seyn.

[Ende Spaltensatz]
Das zwey und zwantzigste Capitel.
Von Datteln.
[Spaltenumbruch] Siehe Fig. 207.

DJe Datteln sind Früchte, deren
wir dreyerley Sorten verkauffen.
Die besten wachsen und kommen aus
dem Königreiche Tunis. Es kommen
zwar ihrer auch von Salee/ allein sie
sind dürre und mager, und von den Tu-
netanischen, welche fett und fleischicht
sind, gar sehr unterschieden. Man
bringt uns ihrer auch aus Provence/
welche sehr wohl zu verkauffen, massen
sie dicke und fleischicht sind, sehen von
aussen gelblicht, inwendig weiß. Wenn
sie aber nicht recht in Acht genommen
werden, gerathen die Würme drein,
sie schrumpfen zusammen, und werden
dürre, daß sie hernachmahls gar nicht
dienen, daß sie ein Mensch zu sich neh-
me, welches alsdann denen, die sich da-
mit überleget, ein grosser Schaden ist.

Der Baum, der sie trägt, ist der
Palmbaum/ der in der gantzen Welt
also bekannt, daß es nicht noth mich da-
bey aufzuhalten, wie nicht weniger bey
der Fabel, da man erzehlet, des Palm-
baums Weiblein trage nichts, dafern
nicht das Männlein ihm gegenüber ste-
[Spaltenumbruch] he, und die Blätter einander berühre-
ten. Es ist nicht wahr: denn es giebt
die Menge Palmbäume, welche allein
im Felde stehen, und dennoch mit Früch-
ten gantz beladen sind.

Man erwehle aber die Datteln, wel-
che frisch, fein völlig und fleischicht sind,
von aussen goldgelb, inwendig weiß se-
hen, und einen süssen, zuckerhaften, gantz
angenehmen Geschmack haben. Die
Tunetanischen Datteln sind, wie ge-
dacht, weit besser und eher zu erhalten,
weder die, so von Salee und aus Pro-
vence
kommen.

Die Datteln oder die Früchte des
Palmbaums sind so gemeine, daß sie
mehr denn zwey Millionen Seelen zur
Nahrung dienen. Bey uns aber wer-
den sie nur, nebst den Brustbeeren und
Sebesten, zu Brustträncken gebrauchet.
Einige essen sie, als wie andere Früchte:
sie werden auch etlicher massen zur Artz-
ney und ein und andern Galenischen
compositionen genommen, z. E. zum
diaphoenix, und andern.

[Ende Spaltensatz]
Das drey und zwantzigste Capitel.
Vom Palmöl.
[Spaltenumbruch]

DAs Palmöl/ Oel von Senega,
oder auch Pumicin, ist ein schmierich-
ter dicker Saft, wie Butter, von Farbe
blaßgelb, und riecht wie Veilgen, oder
Veilwurtz, absonderlich, wenn es frisch
und aufrichtig ist.

Siehe Fig. 208.
und 209.

Dieses Oel wird aus den Kernen ei-
ner Frucht, die so groß als ein Ey ist, und
[Spaltenumbruch] in langen Büscheln wächst, entweder ge-
sotten oder gepresset. Dergleichen
Büschel tragen unterweilen bis zu 100.
Stück.

Der Baum, der sie trägt, ist ein Ge-
schlecht des Palmbaums, welcher insge-
mein in Africa wächst, bevoraus zu
Senega; ingleichen in Brasilien.

Die
Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch]

Die Art, und wie man die Sebeſten
aufbehaͤlt, iſt derjenigen allerdings
gleich, von der ich bey den Bruſtbeeren
gehandelt habe, es kommen auch ihre
Eigenſchaften dermaſſen mit einander
uͤberein, daß ſchier niemahls eine ohne
die andere gebrauchet werden. Die
Egyptier ziehen einen Leim aus dieſen
Alexandrini-
ſcher Vogel-
leim.
Fruͤchten, welcher Alexandriniſcher
Vogelleim
genennet wird: doch weil
er nicht bis zu uns kommt, dannenhero
bedienen wir uns deſſen, der in Franck-
reich gemacht, und alſo bereitet wird.
Gemeiner
Vogelleim.
Man legt die mittlere, zarte gruͤne Rin-
de der Stechpalmen in Tonnen, und
laͤßt ſie im Keller verfaulen; drauf ſtoͤßt
[Spaltenumbruch] man ſie ſo lange im Moͤrſel, bis alles zu
Mues worden: wenn es nun wohl un-
tereinander geruͤhret und mit Waſſer
ausgewaſchen iſt, dann thun ſie es in
Faͤſſer, und verſenden es hin und her.

Die Wahl des Vogelleims betref-
fend, die iſt dieſe: er ſoll gruͤnlicht ſe-
hen, nicht gar zu ſehre ſtincken; ſo ſoll
auch ſo wenig Waſſer dabey ſeyn, als
nur moͤglich.

Dieſer Leim, wenn er mit Oele wohl
durchwircket worden, wird gebrauchet,
Vogel und dergleichen Thiere zu fangen.
Man kan ihn lange Zeit im Keller gut
erhalten; es muß aber ſtets Waſſer
oben drauf ſeyn.

[Ende Spaltensatz]
Das zwey und zwantzigſte Capitel.
Von Datteln.
[Spaltenumbruch] Siehe Fig. 207.

DJe Datteln ſind Fruͤchte, deren
wir dreyerley Sorten verkauffen.
Die beſten wachſen und kommen aus
dem Koͤnigreiche Tunis. Es kommen
zwar ihrer auch von Salee/ allein ſie
ſind duͤrre und mager, und von den Tu-
netaniſchen, welche fett und fleiſchicht
ſind, gar ſehr unterſchieden. Man
bringt uns ihrer auch aus Provence/
welche ſehr wohl zu verkauffen, maſſen
ſie dicke und fleiſchicht ſind, ſehen von
auſſen gelblicht, inwendig weiß. Wenn
ſie aber nicht recht in Acht genommen
werden, gerathen die Wuͤrme drein,
ſie ſchrumpfen zuſammen, und werden
duͤrre, daß ſie hernachmahls gar nicht
dienen, daß ſie ein Menſch zu ſich neh-
me, welches alsdann denen, die ſich da-
mit uͤberleget, ein groſſer Schaden iſt.

Der Baum, der ſie traͤgt, iſt der
Palmbaum/ der in der gantzen Welt
alſo bekannt, daß es nicht noth mich da-
bey aufzuhalten, wie nicht weniger bey
der Fabel, da man erzehlet, des Palm-
baums Weiblein trage nichts, dafern
nicht das Maͤnnlein ihm gegenuͤber ſte-
[Spaltenumbruch] he, und die Blaͤtter einander beruͤhre-
ten. Es iſt nicht wahr: denn es giebt
die Menge Palmbaͤume, welche allein
im Felde ſtehen, und dennoch mit Fruͤch-
ten gantz beladen ſind.

Man erwehle aber die Datteln, wel-
che friſch, fein voͤllig und fleiſchicht ſind,
von auſſen goldgelb, inwendig weiß ſe-
hen, und einen ſuͤſſen, zuckerhaften, gantz
angenehmen Geſchmack haben. Die
Tunetaniſchen Datteln ſind, wie ge-
dacht, weit beſſer und eher zu erhalten,
weder die, ſo von Salee und aus Pro-
vence
kommen.

Die Datteln oder die Fruͤchte des
Palmbaums ſind ſo gemeine, daß ſie
mehr denn zwey Millionen Seelen zur
Nahrung dienen. Bey uns aber wer-
den ſie nur, nebſt den Bruſtbeeren und
Sebeſten, zu Bruſttraͤncken gebrauchet.
Einige eſſen ſie, als wie andere Fruͤchte:
ſie werden auch etlicher maſſen zur Artz-
ney und ein und andern Galeniſchen
compoſitionen genommen, z. E. zum
diaphœnix, und andern.

[Ende Spaltensatz]
Das drey und zwantzigſte Capitel.
Vom Palmoͤl.
[Spaltenumbruch]

DAs Palmoͤl/ Oel von Senega,
oder auch Pumicin, iſt ein ſchmierich-
ter dicker Saft, wie Butter, von Farbe
blaßgelb, und riecht wie Veilgen, oder
Veilwurtz, abſonderlich, wenn es friſch
und aufrichtig iſt.

Siehe Fig. 208.
und 209.

Dieſes Oel wird aus den Kernen ei-
ner Frucht, die ſo groß als ein Ey iſt, und
[Spaltenumbruch] in langen Buͤſcheln waͤchſt, entweder ge-
ſotten oder gepreſſet. Dergleichen
Buͤſchel tragen unterweilen bis zu 100.
Stuͤck.

Der Baum, der ſie traͤgt, iſt ein Ge-
ſchlecht des Palmbaums, welcher insge-
mein in Africa waͤchſt, bevoraus zu
Senega; ingleichen in Braſilien.

Die
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[0236] Der Spezereyen und Materialien Die Art, und wie man die Sebeſten aufbehaͤlt, iſt derjenigen allerdings gleich, von der ich bey den Bruſtbeeren gehandelt habe, es kommen auch ihre Eigenſchaften dermaſſen mit einander uͤberein, daß ſchier niemahls eine ohne die andere gebrauchet werden. Die Egyptier ziehen einen Leim aus dieſen Fruͤchten, welcher Alexandriniſcher Vogelleim genennet wird: doch weil er nicht bis zu uns kommt, dannenhero bedienen wir uns deſſen, der in Franck- reich gemacht, und alſo bereitet wird. Man legt die mittlere, zarte gruͤne Rin- de der Stechpalmen in Tonnen, und laͤßt ſie im Keller verfaulen; drauf ſtoͤßt man ſie ſo lange im Moͤrſel, bis alles zu Mues worden: wenn es nun wohl un- tereinander geruͤhret und mit Waſſer ausgewaſchen iſt, dann thun ſie es in Faͤſſer, und verſenden es hin und her. Alexandrini- ſcher Vogel- leim. Gemeiner Vogelleim. Die Wahl des Vogelleims betref- fend, die iſt dieſe: er ſoll gruͤnlicht ſe- hen, nicht gar zu ſehre ſtincken; ſo ſoll auch ſo wenig Waſſer dabey ſeyn, als nur moͤglich. Dieſer Leim, wenn er mit Oele wohl durchwircket worden, wird gebrauchet, Vogel und dergleichen Thiere zu fangen. Man kan ihn lange Zeit im Keller gut erhalten; es muß aber ſtets Waſſer oben drauf ſeyn. Das zwey und zwantzigſte Capitel. Von Datteln. DJe Datteln ſind Fruͤchte, deren wir dreyerley Sorten verkauffen. Die beſten wachſen und kommen aus dem Koͤnigreiche Tunis. Es kommen zwar ihrer auch von Salee/ allein ſie ſind duͤrre und mager, und von den Tu- netaniſchen, welche fett und fleiſchicht ſind, gar ſehr unterſchieden. Man bringt uns ihrer auch aus Provence/ welche ſehr wohl zu verkauffen, maſſen ſie dicke und fleiſchicht ſind, ſehen von auſſen gelblicht, inwendig weiß. Wenn ſie aber nicht recht in Acht genommen werden, gerathen die Wuͤrme drein, ſie ſchrumpfen zuſammen, und werden duͤrre, daß ſie hernachmahls gar nicht dienen, daß ſie ein Menſch zu ſich neh- me, welches alsdann denen, die ſich da- mit uͤberleget, ein groſſer Schaden iſt. Der Baum, der ſie traͤgt, iſt der Palmbaum/ der in der gantzen Welt alſo bekannt, daß es nicht noth mich da- bey aufzuhalten, wie nicht weniger bey der Fabel, da man erzehlet, des Palm- baums Weiblein trage nichts, dafern nicht das Maͤnnlein ihm gegenuͤber ſte- he, und die Blaͤtter einander beruͤhre- ten. Es iſt nicht wahr: denn es giebt die Menge Palmbaͤume, welche allein im Felde ſtehen, und dennoch mit Fruͤch- ten gantz beladen ſind. Man erwehle aber die Datteln, wel- che friſch, fein voͤllig und fleiſchicht ſind, von auſſen goldgelb, inwendig weiß ſe- hen, und einen ſuͤſſen, zuckerhaften, gantz angenehmen Geſchmack haben. Die Tunetaniſchen Datteln ſind, wie ge- dacht, weit beſſer und eher zu erhalten, weder die, ſo von Salee und aus Pro- vence kommen. Die Datteln oder die Fruͤchte des Palmbaums ſind ſo gemeine, daß ſie mehr denn zwey Millionen Seelen zur Nahrung dienen. Bey uns aber wer- den ſie nur, nebſt den Bruſtbeeren und Sebeſten, zu Bruſttraͤncken gebrauchet. Einige eſſen ſie, als wie andere Fruͤchte: ſie werden auch etlicher maſſen zur Artz- ney und ein und andern Galeniſchen compoſitionen genommen, z. E. zum diaphœnix, und andern. Das drey und zwantzigſte Capitel. Vom Palmoͤl. DAs Palmoͤl/ Oel von Senega, oder auch Pumicin, iſt ein ſchmierich- ter dicker Saft, wie Butter, von Farbe blaßgelb, und riecht wie Veilgen, oder Veilwurtz, abſonderlich, wenn es friſch und aufrichtig iſt. Dieſes Oel wird aus den Kernen ei- ner Frucht, die ſo groß als ein Ey iſt, und in langen Buͤſcheln waͤchſt, entweder ge- ſotten oder gepreſſet. Dergleichen Buͤſchel tragen unterweilen bis zu 100. Stuͤck. Der Baum, der ſie traͤgt, iſt ein Ge- ſchlecht des Palmbaums, welcher insge- mein in Africa waͤchſt, bevoraus zu Senega; ingleichen in Braſilien. Die

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/236>, abgerufen am 21.12.2024.