Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.Der Spezereyen und Materialien [Spaltenumbruch]
ses Gewächs anietzo so gemein, daß eswenig Gärten giebt, in denen es nicht sol- te zu finden seyn: dienet desgleichen zum Putz der Kramläden. Die Eßigbrauer brauchen ihn zum Einige machen diesen Pfeffer mit Zu- Das zehende Capitel. [Spaltenumbruch]
Von Würtznäglein. DAs Näglein ist eigentlich zu reden, Was das Laub des Baumes, der die Wenn das Näglein beginnet sich se- Man hat beobachtet, daß an dem Or- Die Näglein soll man erwehlen, den
Der Spezereyen und Materialien [Spaltenumbruch]
ſes Gewaͤchs anietzo ſo gemein, daß eswenig Gaͤrten giebt, in denen es nicht ſol- te zu finden ſeyn: dienet desgleichen zum Putz der Kramlaͤden. Die Eßigbrauer brauchen ihn zum Einige machen dieſen Pfeffer mit Zu- Das zehende Capitel. [Spaltenumbruch]
Von Wuͤrtznaͤglein. DAs Naͤglein iſt eigentlich zu reden, Was das Laub des Baumes, der die Wenn das Naͤglein beginnet ſich ſe- Man hat beobachtet, daß an dem Or- Die Naͤglein ſoll man erwehlen, den
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0222"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der Spezereyen und Materialien</hi></fw><lb/><cb n="255"/> ſes Gewaͤchs anietzo ſo gemein, daß es<lb/> wenig Gaͤrten giebt, in denen es nicht ſol-<lb/> te zu finden ſeyn: dienet desgleichen zum<lb/> Putz der Kramlaͤden.</p><lb/> <p>Die Eßigbrauer brauchen ihn zum<lb/> Eßigmachen, und dazu muß er fein friſch<lb/><cb n="256"/> ſeyn, huͤbſche gantze, truckne und ſchoͤne<lb/> Schoten haben.</p><lb/> <p>Einige machen dieſen Pfeffer mit Zu-<lb/> cker ein, und verfuͤhren ihn uͤber die See.<lb/> Die <hi rendition="#fr">Siammer</hi> eſſen ihn rohe, als wie<lb/> wir die Ruͤben.</p> <cb type="end"/> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Das zehende Capitel.<lb/> Von Wuͤrtznaͤglein.</hi> </head><lb/> <cb n="255"/> <p><hi rendition="#in">D</hi>As <hi rendition="#fr">Naͤglein</hi> iſt eigentlich zu reden,<lb/> eine ausgehaͤrtete Blume gewiſſer<lb/> Baͤume, welche ehemahls in den <hi rendition="#fr">Mo-<lb/> lucciſchen Jnſeln</hi> gar gemeine waren.<lb/> Allein fuͤr etlichen Jahren beſchloſſen<lb/> die <hi rendition="#fr">Hollaͤnder/</hi> weil ſie unmoͤglich ver-<lb/> wehren kunten, daß nicht auch die <hi rendition="#fr">Eng-<lb/> laͤnder, Portugiſen,</hi> und <hi rendition="#fr">Wir</hi> (die<lb/> Frantzoſen) gleichfalls dahin zogen, und<lb/> Naͤglein hohleten, alle Baͤume auszu-<lb/> rotten, und in die Jnſel <hi rendition="#fr">Ternate</hi> zu ver-<lb/> ſetzen: daß alſo nunmehr alle Voͤl-<lb/> cker die Naͤglein von ihnen kauffen muͤſ-<lb/> ſen, dieweil ſie nirgend anderswo zu ha-<lb/> ben ſind.</p><lb/> <p>Was das Laub des Baumes, der die<lb/><hi rendition="#fr">Naͤglein</hi> traͤgt, betrifft, ſo iſt die hierbey<lb/><note place="left">Siehe <hi rendition="#aq">Fig.</hi> 188.</note>geſetzet Figur nach dem Original, welches<lb/> der Hr. <hi rendition="#fr">Tournefort</hi> beſitzet, gezeichnet<lb/> worden. Die Wurtzel, Stengel und<lb/> Blaͤtter, deren Abriß mit dem Buchſta-<lb/> ben <hi rendition="#aq">A.</hi> bemercket, ſind von zweyen geſaͤe-<lb/> ten Naͤglein erzielet worden, denn ſie<lb/> dieſe allhier abgebildete Wurtzel, Sten-<lb/> gel und Blaͤtter in kurtzer Zeit hervor<lb/> gebracht.</p><lb/> <p>Wenn das <hi rendition="#fr">Naͤglein</hi> beginnet ſich ſe-<lb/> hen zu laſſen, denn iſt es lichtgruͤn, her-<lb/> nachmahls wird es braunroth, und end-<lb/> lich immer braͤuner, ie mehr es zeitiget;<lb/> daß alſo die Farbe, nicht, wie etliche<lb/> Scribenten meinen, von dem Seewaſ-<lb/> ſer, darein die Naͤglein gelegt, und dar-<lb/> auf wieder beym Feuer getrocknet wer-<lb/> den, entſtehet. Denn die <hi rendition="#fr">Hollaͤnder</hi><lb/> und die Einwohner der Jnſel thun ſonſt<lb/> nichts an den Naͤglein, als daß ſie dieſel-<lb/> ben mit Stangen von den Baͤumen her-<lb/> abſchlagen, und ſie nach dieſem auf dem<lb/> freyen Felde an der Sonne treugen laſ-<lb/> ſen, alsdann einſchlieſſen und verwah-<lb/> ren. Weil nun unmoͤglich iſt, daß nicht<lb/> etliche auf den Baͤumen ſolten ſtehen<lb/> bleiben, wenn die Leſe vorbey, daher<lb/> werden dieſelbigen als ein Daumen di-<lb/> cke, und findet ſich in ihnen ein hart und<lb/> ſchwartzes Gummi, welches einen an-<lb/><cb n="256"/> genehmen Geruch und ſtarcken aroma-<lb/> tiſchen Geſchmack hat: wiewohl ich nie-<lb/> mahls keine geſehen, welche dicker, als<lb/> ein kleiner Finger geweſen waͤren. 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Auch hat<lb/> man in Acht genommen, daß in der gan-<lb/> tzen Welt kein eintziger Baum einen<lb/> dermaſſen lieblichen Geruch von ſich<lb/> ſtreue, als wie die Naͤgleinbaͤume, wenn<lb/> die Naͤglein anheben hervor zu brechen.</p><lb/> <p>Die <hi rendition="#fr">Naͤglein</hi> ſoll man erwehlen,<lb/> welche fein vollkommen, trucken und<lb/> leicht zu zerbrechen ſind, einen auch in<lb/> die Finger beiſſen, wer ſie zerreibet: an-<lb/> bey muͤſſen ſie braunroth ſehen. So<lb/> muß auch der <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Fuſt,</hi></hi> welcher von einigen,<lb/> wiewohl gantz ungereimt, den Namen<lb/><hi rendition="#aq">Antophyllus</hi> bekommen, annoch dran<lb/> ſeyn. 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Der Spezereyen und Materialien
ſes Gewaͤchs anietzo ſo gemein, daß es
wenig Gaͤrten giebt, in denen es nicht ſol-
te zu finden ſeyn: dienet desgleichen zum
Putz der Kramlaͤden.
Die Eßigbrauer brauchen ihn zum
Eßigmachen, und dazu muß er fein friſch
ſeyn, huͤbſche gantze, truckne und ſchoͤne
Schoten haben.
Einige machen dieſen Pfeffer mit Zu-
cker ein, und verfuͤhren ihn uͤber die See.
Die Siammer eſſen ihn rohe, als wie
wir die Ruͤben.
Das zehende Capitel.
Von Wuͤrtznaͤglein.
DAs Naͤglein iſt eigentlich zu reden,
eine ausgehaͤrtete Blume gewiſſer
Baͤume, welche ehemahls in den Mo-
lucciſchen Jnſeln gar gemeine waren.
Allein fuͤr etlichen Jahren beſchloſſen
die Hollaͤnder/ weil ſie unmoͤglich ver-
wehren kunten, daß nicht auch die Eng-
laͤnder, Portugiſen, und Wir (die
Frantzoſen) gleichfalls dahin zogen, und
Naͤglein hohleten, alle Baͤume auszu-
rotten, und in die Jnſel Ternate zu ver-
ſetzen: daß alſo nunmehr alle Voͤl-
cker die Naͤglein von ihnen kauffen muͤſ-
ſen, dieweil ſie nirgend anderswo zu ha-
ben ſind.
Was das Laub des Baumes, der die
Naͤglein traͤgt, betrifft, ſo iſt die hierbey
geſetzet Figur nach dem Original, welches
der Hr. Tournefort beſitzet, gezeichnet
worden. Die Wurtzel, Stengel und
Blaͤtter, deren Abriß mit dem Buchſta-
ben A. bemercket, ſind von zweyen geſaͤe-
ten Naͤglein erzielet worden, denn ſie
dieſe allhier abgebildete Wurtzel, Sten-
gel und Blaͤtter in kurtzer Zeit hervor
gebracht.
Siehe Fig. 188.
Wenn das Naͤglein beginnet ſich ſe-
hen zu laſſen, denn iſt es lichtgruͤn, her-
nachmahls wird es braunroth, und end-
lich immer braͤuner, ie mehr es zeitiget;
daß alſo die Farbe, nicht, wie etliche
Scribenten meinen, von dem Seewaſ-
ſer, darein die Naͤglein gelegt, und dar-
auf wieder beym Feuer getrocknet wer-
den, entſtehet. Denn die Hollaͤnder
und die Einwohner der Jnſel thun ſonſt
nichts an den Naͤglein, als daß ſie dieſel-
ben mit Stangen von den Baͤumen her-
abſchlagen, und ſie nach dieſem auf dem
freyen Felde an der Sonne treugen laſ-
ſen, alsdann einſchlieſſen und verwah-
ren. Weil nun unmoͤglich iſt, daß nicht
etliche auf den Baͤumen ſolten ſtehen
bleiben, wenn die Leſe vorbey, daher
werden dieſelbigen als ein Daumen di-
cke, und findet ſich in ihnen ein hart und
ſchwartzes Gummi, welches einen an-
genehmen Geruch und ſtarcken aroma-
tiſchen Geſchmack hat: wiewohl ich nie-
mahls keine geſehen, welche dicker, als
ein kleiner Finger geweſen waͤren. Zu-
weilen findet man einige unter den an-
dern Naͤglein, iedoch ſehr ſelten; denn
die Hollaͤnder ſie unter dem Namen
Olou matrix oder Mere de Girofle, Mut-
ternaͤglein, abſonderlich verkauffen.
Und dieſe Naͤglein ſind in der Medicin
unter dem Titel Anthophylli bekannt:
ihr geringer Gebrauch aber verurſa-
chet, daß die Apothecker in Franckreich
kein Werck machen, die andern gemei-
nen Naͤglein dafuͤr zu nehmen und zu
ſubſtituiren; ob es gleich beſſer waͤre,
wenn ſie jene an der andern ſtatt dazu
gebrauchten, wozu ſie erfordert werden,
weil ſie voll uͤberaus ſtarck riechend- und
aromatiſches Gummi ſind, anch uͤber-
diß mit gar beſondern Eigenſchaften be-
gabet, die an den gemeinen Naͤglein
nicht befindlich.
Mutternaͤg-
lein.
Man hat beobachtet, daß an dem Or-
te, wo die Naͤgleinbaͤume wachſen, kei-
ne anderen Baͤume oder Gewaͤchſe fort-
kommen; daran die uͤbergroſſe Hitze die-
ſer Baͤume Schuld, welche alle Feuch-
tigkeit der Erde verzehret. Auch hat
man in Acht genommen, daß in der gan-
tzen Welt kein eintziger Baum einen
dermaſſen lieblichen Geruch von ſich
ſtreue, als wie die Naͤgleinbaͤume, wenn
die Naͤglein anheben hervor zu brechen.
Die Naͤglein ſoll man erwehlen,
welche fein vollkommen, trucken und
leicht zu zerbrechen ſind, einen auch in
die Finger beiſſen, wer ſie zerreibet: an-
bey muͤſſen ſie braunroth ſehen. So
muß auch der Fuſt, welcher von einigen,
wiewohl gantz ungereimt, den Namen
Antophyllus bekommen, annoch dran
ſeyn. Durch das Wort Fuſt aber ver-
ſtehe ich den kleinen Knopf der oben an
den Naͤglein befindlich und ſehr zarte iſt,
einen heiſſen, beiſſenden und aromati-
ſchen Geſchmack hat, wenn man ihn in
den
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